off-peak schrieb:Woher willst Du das wissen?
Er wurde nicht verorgt und er war offensichtlich nicht gerade froh und dankbar über/für seine Begleiter und deren aufopferungsvolle Hilfe. Nein. Sie packten in nackt in sein Auto, organisierten trotz guter Möglichkeit keinen Zentimeter Hilfe und ließen ihn dann auf der BAB hängen. Und weil diese edlen Retter so einen sauberen Charakter haben, melden sie sich bis heute nicht. Bevor ich es vergesse: GS hatte keine bekannten, psychischen Vorerkrankungen und war nüchtern. Daher weiß ich das.
Ich erlaube mir mal die Gegenfrage: Woher willst Du eigentlich wissen, dass ihm (GS) die Begleiter helfen wollten ? Gibt es darauf irgendeinen Hinweis außer dem, dass sie ihn lebend zurückließen ?
off-peak schrieb:Vielleicht wollte er nicht abgedeckt werden? Vielleicht hatten sie keine Ahnung (mehr) von Erster Hilfe? Oder wussten angesichts der Situation nicht, wo anfangen?
Er wollte vlt. nicht abgedeckt werden ? Bei den LKW-Fahrern wirkte er weder psychotisch noch desorientiert. Er reagierte im Hinblick auf sein Verletzungsmuster im Rahmen seiner Möglichkeiten, also "normal". Im Bezug auf seine Begleiter stark emotional. Sogar flüchten wollte er, weil er sich nicht sicher fühlte. Im Rahmen der unterstellten Psychose wäre so ein bemerkenswertes Verhalten des nackt bleiben wollens ja vlt. noch vorstellbar. Aber als er gefunden wurde, war das Abdecken und kommunizieren offensichtlich kein Problem mehr. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass er erst in Gegenwart der LKW-Fahrer seine Psychose überwunden und "normal" geworden sein könnte.
Keine Ahnung von erster Hilfe ? Schon möglich. Aber sie versuchten ja nichteinmal die grundsätzlichsten Dinge, für die man keine medizinischen Grundkenntnisse benötigt. Nämlich wärmen/bedecken/Versuch der Blutungsstillung durch Abdecken der Wunde, nächstmögliche Hilfe organisieren usw.
Wo anfangen ? Man hat angefangen. Mit einem Transport ohne Versorgung, vorbei an allen Möglichkeiten Hilfe zu finden. Ist doch merkwürdig. Klar, wenn Menschen in Panik sind, machen sie nicht alles richtig. Aber sie versuchen schnellstmöglich Hilfe zu finden, weil sie selbst überfordert sind. Spätestens mit der Fahrt über die BAB wird diese Sache dann aber doch sehr unplausibel. Sie lebten nicht im Zeitalter des Mobilfunks. Aber sie nahmen die damaligen Kommunikationsmöglichkeiten (Notrufsäulen -Der Name sagt schon alles-) trotzdem nicht in Anspruch. Warum ?
Meine Antwort darauf: Weil sie ihm mutmaßlich keine professionelle Hilfe durch Rettungsdienst/Polizei/KH organisieren wollten. Weil es nicht darum ging, GS zu retten. Ich halte es für sehr naheliegend, dass sie GS mitsamt seinem Fahrzeug an einen ganz anderen Ort verbringen wollten, um damit von tatsächlichen Tatort und letztlich von sich abzulenken und Spuren zu verwischen.
off-peak schrieb:Wie würdest Du denn vorgehen? Wie bindet man als Laie einen fast abgerissenen Arm ein? Wie viele Meter Verbandszeugs braucht man dafür? Hat man diese Menge gerade dabei?
Wie ich reagieren würde ? Ganz sicher nicht mit dem Transport eines völlig unversorgten Opfers über die nächtliche BAB. Soviel steht fest. Wie hätte ich es also gemacht ? Zunächst wäre ich ja nicht allein gewesen. Also hätte ich die Kräfte aufgeteilt. Ein Teil der Personen verbleibt beim Opfer und kümmert sich im Rahmen der Möglichkeiten bestmöglich darum. Ein anderer Teil organisiert die Hilfe, indem am nächsten Ort ein Telefon für den Notruf gesucht wird oder nach anderen Möglichkeiten, einen RTW/Polizei vor Ort zu bringen.
Auch wenn die Verletzungen kompliziert waren und man kein oder nur rudimentäres, medizinisches Wissen unterstellt, war jeder Versuch der Versorgung besser, als die Unterlassung. Selbst wenn ein professionelles Abbinden nicht möglich war, hätte man etwas draufdrücken können oder versuchen können, es irgendwie zu umwickeln. Das ist ja auch logisch, weil man bei einem undichten, spritzenden Rohr am heimischen Waschbecken ebenso versuchen würde, dass herausspritzende Wasser irgendwie zu stoppen. Das ist doch kein Hexenwerk. Nicht umsonst traut der Gesetzgeber JEDEM erwachsenen Mitbürger zu, einen Erste-Hilfe-Kurs zu absolvieren, zu verstehen und mit Hilfe des Verbandkoffers auch entspr. Hilfe zu leisten. Sonst wäre der Kurs auch keine Vorschrift zum Erwerb des Führerscheins, wenn der Inhalt des Kurses alle Teilnehmer restlos überfordern würde und nur Sanitäter und Ärzte dazu in der Lage wären. Überigens kann man auch Kleidung zum Abbinden verwenden, wenn gerade kein Mull zur Hand ist. GS war nackt, die Klamotten boten sich dafür ja quasi an.
off-peak schrieb:Das ist wieder eine Aussage, die Stoll so nicht getätigt hat. Er sagte lediglich, dass sie nicht seine Freunde waren, nicht, dass sie unfreundlich gesinnt gewesen wären.
Ok, möglicherweise habe ich mich da tatsächlich etwas missverständlich ausgedrückt. Sorry about. Aber im Grundsatz schwang bei Stolls Aussage nicht das Gefühl mit, die Begleiter hätten ihn angemessen behandelt. Er hatte -so mein Eindruck- Angst. Und das er gleich emotional wurde und berichtigte, dass es sich bei den Begleitern NICHT um Freunde handelt, wäre angesichts seines Zustandes nicht nötig gewesen, hätten er das Gefühl gehabt, sie hätten ihm bestmöglich geholfen. Aber das ist tatsächlich meine Interpretation. Kann ja jeder sehen wie er möchte.
off-peak schrieb:Und Du fragst dann auch noch, warum Deine Aussagen tendenziös wären.
Das sind nämlich zwei Paar Schuhe, aber für so feine Unterscheidungen scheint Dir offensichtlich der Sinn zu fehlen.
Etwas mehr Contenance bitte. Meine Frage war berechtigt, ich hatte nicht mit einem Missverstehen meiner Ausführungen gerechnet. Und was die feinen Unterscheidungen und meine Sensibilität angeht, ist eine Diskussion darüber hier wohl unpassend.
off-peak schrieb:Ist möglicherweise nur ein Sprachproblem oder aber doch die tendenziöse Absicht aus wertneutralen Aussagen mit aller Gewalt ein Verbrechen konstruieren zu wollen.
Wer hier was angeblich konstruiert liegt freilig im Auge des Betrachters. So wie ich das sehe, kann man unterschiedlicher Meinung sein und die fraglichen Punkte miteinander diskutieren. Immerhin bin ich bemüht, auf sämtliche Argumente einzugehen, wärend ich vielfach den Eindruck habe, die Gegenposition reagiert nur auf einzelne, weniger prägnante Argumente und zieht einzelne Formulierungen und/oder Nebenschauplätze vor, was einer zielführenden Diskussion mMn nicht zuträglich ist. Kann man so machen, macht aber keinen Spaß. Ist nur meine persönliche Ansicht.
Nightrider64 schrieb:Nicht, wenn die Beteiligten Skrupel hatten den Mann der mutmaßlich lebensgefählich verletzt war einfach seinem Schicksal, zu überlassen. Vor allem, wenn damit zu rechnen war, das er an dem Ort erst nach Stunden und somit zu spät um ihn noch zu helfen, gefunden worden wäre.
Aber spätestens auf der BAB überließen sie ihm seinem Schicksal und zuvor hatten sie wertvolle Zeit für eine Rettung damit vergeudet, ihn unversorgt durch die Gegend zu fahren. Skrupel oder nicht, ihr Handeln war nicht minder irrational und unverständlich als die Annahme, GS habe sich im Zuge einer Suizidabsicht nackt zum Zwecke überfahren zu werden, auf eine einsame Straße gelegt, an der -wie Du gerade schreibst- nur alle paar Stunden mal ein Fahrzeug zu erwarten gewesen wäre, doch ausgerechnet in dem Moment eines vorbeikommt und ihn auch überfährt, als er höchstens kurze Zeit gelegen hat (hätte er länger gelegen, wäre er nackt und unbewegt mutmaßlich unterkühlt, das war aber wohl nicht der Fall).
Nightrider64 schrieb:Doch, Donnerstag nachts um 3:00 war das die auffälligste Strecke im menschenleeren Siegerland. Da kann man nichts schön reden.
Ich rede nichts schön. Warum war das die auffälligste Strecke ? Nur weil alle Nebenstraßen noch leerer waren ? Wenn auf der BAB ein paar wenige Autos/Brummis unterwegs sind, ist das in dunkler Umgebung kein Problem. Die BAB ist ja nicht (wie in Belgien) durch Laternen beleuchtet. Da kann niemand im Vorbeifahren mal eben das Fahrzeuginnere wahrnehmen. Die Frage ist ja, wo die Begleiter mit GS hin wollten. Vlt. war die BAB zwischen dem Geschehnisort und dem Fahrziel die schnellste/kürzeste Verbindung. Ich sehe die BAB Nutzung jetzt nicht wirklich als Pro Helfer Argument. In der Helfertheorie wollten die Begleiter ja angeblich auch nicht auffallen. Sonst wären sie ja nicht geflohen und/oder hätten sich irgendwann vlt. doch gemeldet und ihr Handeln erklärt. Vor allem dann, wenn man Skrupel unterstellt und weiß, dass schon Stunden später nicht mehr festgestellt werden kann, ob Alkohol im Spiel war. Auch BTM sind irgendwann nicht mehr Gegenstand. Es muß also mehr dahinter gesteckt haben, als ein misslungener Rettungsversuch.
Nightrider64 schrieb:Bisher konnte noch niemand eine wirlklich logische Erklärung liefern, warum man den sterbenden denn nun über die Autobahn transportierte, wenn man dem Mann die Verletzungen absichtlich beigebracht hat.
Umgekehrt erscheinen mir die Erklärungen, warum genau das die Helfer getan haben sollten, ebenso unlogisch. Ich schreibe schon sehr ausführlich und habe auch viele Erklärungsversuche diesbezüglich unternommen, die einige andere User hier auch teilen. Wenn es hier um eine Gleubensfrage geht, kann man natürlich nichts machen. Dann bleibt jeder bei "seiner" Version.
Nightrider64 schrieb:Wenn man ihn hätte verschwinden lassen wollen, hätte es dutzende bessere Möglichkeiten gegeben.
Für einen Suizidversuch im unterstellt paranoiden Zustand gilt das genauso. Da erregt es aber offensichtlich keine Verwunderung. Nichts desto trotz kennen wir das Ziel nicht. Ggf. gab es ja einen bestimmten Ort, den man als besonders geeignet ansah oder man brauchte GS noch irgendwoanders im lebendigen Zustand. Da gibt es viele denkbare Erklärungen. Für einen Suizidversuch mittels Überfahren in nacktem Zustand auf einsamer Landstraße fällt mir zugegebernermaßen die Phantasie, auch nur eine plausible Erklärung zu finden.
Nightrider64 schrieb:Das müssen sehr dumme Verbrecher gewesen sein, wenn man eine Tat der organisierten Kriminalität annimmt. Die haben ja so gut wie immer die falsche Alternative zum handeln gewählt
Genau dieser Satz könnte von mir sein. Nur das ich "Verbrecher" gegen "Helfer" und "der organisierten Kriminalität" gegen "edlen Ansinnens" austauschen würde.
Nightrider64 schrieb:Selbst wenn man ihn zugedeckt hätte, wäre er es mit an Sicherheit grenzender wahrscheinlichkeit nach dem Unfall die Böschung hoch nicht mehr gewesen.
Wie meinst Du das jetzt ? Das die Decke beim Unfall auf der BAB von GS gerutscht wäre ? Willst Du damit ausdrücken, die Helfer hätten den Unfall womöglich vorausgesehen und ihn deshalb schon bei Fahrtantritt erst garnicht abgedeckt ? Denn andernfalles hätte man die abgerutschte Abdeckung ja noch im Fußraum oder zumindest in der Nähe Stolls im Fahrzeug finden müssen. Hat man aber nicht. Da war nichts bei Stoll, mit dem man ihn hätte abdecken können. Ergo war er nie abgedeckt.
Nightrider64 schrieb:Vielleicht war er aber auch bewusst nicht abgedeckt, weil keiner wusste womit bzw gar nicht wusste, ob man dann die Verletzungen nicht verschlimmert mit all den Blättern und der Erde am blutverschmierten Körper.
Womit ? Im Zweifel nimmt man Stolls Kleidung. War doch kein Problem. Und verschlimmern ? Warum sollte man auf so eine abstruse Idee kommen ? Jede Art der Versorgung ist besser als gar keine Versorgung. Bei einer Herzmassage interessiert es nicht, ob ein paar Rippen brechen. Völlig logisch warum. Das gilt auch für Blutungen. Egal ob man sie tatsächlich nicht gänzlich stoppen oder professionell versorgen kann. Sie nicht zu versorgen, ist viel schlimmer. Auch logisch warum.
Nightrider64 schrieb:Auf jeden Fall ist das, daß er nicht zugedeckt gefunden wurde kein Argument um daraus auf irgend eine Theorie zu schließen oder eine Andere auszuschließen.
Ich schließe nichts gänzlich aus. Und die Decke an sich ist auch kein Hauptargument. Sie verdeutlicht nur, dass hier nichts, nicht einmal das Geringste an Versorgung getan wurde.