schluesselbund schrieb:Also ihr sind sich die Ermittler sicher, dass Stoll es nicht aus eigener Kraft geschafft hätte sich in seinen eigen wagen zu setzten.
schluesselbund schrieb:Dass Stoll selbst gefahren sein könnte wird nicht zu 100% ausgeschlossen.
Wäre es tatsächlich denkbar, dass Stoll zwar nicht mehr in der Lage gewesen ist, sich in den Golf zu setzen, aber dann noch gefahren ist? Oder anders gefragt: wie können sich die Ermittler sicher sein, dass Stoll nicht in der Lage gewesen wäre, sich in den Wagen zu setzen, aber nicht ausschließen, dass er hätte noch fahren können? Das könnte ich bei einer massiven Beinverletzung, bei der ein Fortbewegen nicht mehr möglich ist noch nachvollziehen, nicht jedoch bei einer Armverletzung. Im ganzen Kontext der Aussagen der Ermittler gehe ich davon aus, dass diese "sicher" davon ausgehen, dass Stoll nicht gefahren ist. Anders kann man doch die Aussagen der Ermittler nicht interpretieren, oder? Eine andere Frage ist, ob die Ansicht der Ermittler zutreffend ist.
Dazu kommt aber doch folgendes: Stoll hat logischerweise erheblich geblutet. Daher war doch klar erkennbar, ob er in dem Zustand auf dem Fahrersitz gesessen hat. Wenn dort kein Blut ist, ist Stoll nicht gefahren. Und das dürften die Ermittler mE festgestellt haben.
schluesselbund schrieb:Und da er aus eigener Kraft nicht mehr in sein Fahrzeug einsteigen konnt, zusammen mit den Zeugenaussagen liegt die Wahrscheinlichkeit nahe, dass eben einer der nicht Freunde das Auto in die Botanik gelenkt hat. Weiter spricht dafür, dass Stoll auf dem Beifahrersitz aufgefunden wurde. Hat er sich schon nicht aus eigener Kraft in sein Fahrzeug setzen können, wird er auch nicht aus eigener Kraft ums Fahrzeug gelaufen sein.
Das ist die logische Konsequenz. Richtig.
Zu den 4 Nichtfreunden:
1.
Wir dürften uns überwiegend einig sein, dass hier nicht 4 Leute und Stoll im Golf saßen, als dieser abflog. Diese Besetzung würde in keinem Szenario Sinn machen, wäre von den Platzverhältnissen abwegig und auch mit der nach hinten gekurbelten Lehne des Beifahrersitz praktisch kaum möglich.
2.
Ich meine Stoll bezieht sich daher bei seiner Angabe darauf, dass am Überrollort 4 Nichtfreunde anwesend waren. Wenn, wie
@schluesselbund meint (und dafür spricht m.E. einiges), der Überrollort in der nähere Umgebung war, ist auch nachvollziehbar, dass Stoll (zumal erheblich angeschlagen) hier nicht differenziert.
3.
So, jetzt haben wir also 4 Nichtfreunde am Überrollort. Klar ist, dass diese (wenn man jetzt mal ein vorsätzliches Überrollen, das ich weiter ganz und gar nicht ausschließe, außer Betracht lässt) zumindest ausgestiegen sein müssen, weil Stoll sonst nicht wissen konnte, dass eben 4 waren. Jetzt gibt es für mich zwei denkbare Alternativen:
a)
Die Burschen wollten keinesfalls erkannt werden, haben sich aber doch dazu entschieden, Stoll zu helfen. Es kommt zur Aufteilung der Gruppe, wahrscheinlich im Verhältnis 3:1. Drei Nichtfreunde fahren im Überrollfahrzeug weiter, einer fährt im Golf mit Stoll. Weiter ist davon auszugehen, dass sich die 4 abgesprochen haben und nicht einer "ausscherte" und alleine die Rettungsaktion startete. Man wird diesen Mann nicht im Regen stehen haben lassen. Also wurde vereinbart, dass man ihn an einem bestimmten Ort wieder aufnimmt (evtl. Krankenhaus). Nachdem der Fahrer des Golfs an der Unfallstelle wohl zumindest eine nicht unerhebliche Zeit auf sich alleine gestellt war, ist man offenbar nicht direkt hintereinander hergefahren, zumindest hat man den Unfall nicht bemerkt. Nummer 4 kommt also nicht an. Was tun? Suchen? Wäre am sinnvollsten und ist wohl auch so geschehen. Ich gehe davon aus, dass Nummer 4 letztlich wieder von Nummer 1, 2 und 3 aufgegabelt wurde, was erklärt, dass dieser eben nicht weiter irgendwo nach dem Umfall gesehen wurde (hier wurde bestimmt sehr umfangreich ermittelt).
Was läuft bei dieser These nicht richtig rund? Zum einen ist ja schon merkwürdig, dass man irgendwie zwiegespalten ist: Unerkanntbleiben scheint überragend wichtig, gleichzeitig will man aber doch helfen. Irgendwie hakt es mMn auch bei dem Verbleib von Nummer 4 am Golf. Warum hat das so lange gedauert, bis man ihn wieder aufgabelt? Würde man in so einer Situation nicht doch im Konvoi fahren? Selbst, wenn der andere Wagen dann vorausgefahren wäre, hätte man doch schnell bemerkt, wenn Nummer 4 plötzlich fehlt. Klar hätte man bis zur nächsten Ausfahrt fahren müssen, zurück und wieder die Strecke. Das dauert aber nicht so lange. Und dann gibt s immer noch das "Übergabeproblem" beim Krankenhaus. Klar ist es möglich, aber doch schwierig, einen Schwerverletzten "diskret" zu übergeben, ohne erkannt zu werden. Hier lässt sich gar nicht vermeiden, dass man irgendwie gesehen wird. Fazit: denkbar, aber mit gewissen Ungereimtheiten.
b)
Ich finde die von
@dreizehner vorgestellte Variante stimmiger:
Die vier nieten Stoll um. Es wird angehalten, um zu sehen was los ist. Man entscheidet sich dafür weiterzufahren und Stoll liegen zu lassen. Vielleicht glaubt man sogar Stoll sei tot. Also weg!
Stoll liegt also weiter schwerverletzt an oder auf einer (sagen wir mal Ortsverbindung-) Straße, die um die Uhrzeit kaum frequentiert ist. Genau diese Straße fährt der Mike nach einer feuchtfröhlichen Party mit seinem Fahrrad (zugegebener Weise in leichten Schlangenlinien) entlang, weil er nach Hause in sein Bett will. Jetzt sieht er den schwerstverletzten Stoll. Er weiß hier geht es um Leben und Tod. Die nächste Ortschaft ist ein paar Kilometer weg. Das dauert zu lange, um Hilfe zu holen. Er will Autos anhalten, um Hilfe zu holen. Aber hier fährt niemand entlang. Stoll fordert in seinen Schmerzen auf, dass Mike ihn mit seinem Auto ins Krankenhaus fahren soll. Mike macht das. Natürlich ist ihm egal, dass er getrunken hat, Not kennt kein Gebot. Er hat kein Auto und kaum Fahrerfahrung. Golf ist er noch nie gefahren. Egal. Er verfrachtet Stoll auf den Beifahrersitz und fährt unsicher los. Zudem ist er aufgeregt, zugleich müde. Alles keine guten Voraussetzungen. Es kommt dann tatsächlich so, wie es fast kommen musste. Mike kommt von der Straße ab.
Abermals ist Mike auf sich alleine gestellt und hat sich zudem sogar noch wehgetan, war vielleicht bewusstlos. Ihn plagen jetzt Selbstvorwürfe. Er redet vor sich hin: "Ich hätte niemals Fahren dürfen! Niemals! Vielleicht habe ich den armen Mann jetzt sogar umgebracht. Wäre ich doch bloß in die nächste Ortschaft geradelt und hätte versucht Hilfe zu holen oder ich hätte doch gewartet, bis ein Auto gekommen ist. Wenn das rauskommt, komme ich bestimmt ins Gefängnis. Ich Idiot. Geschieht mir ganz recht". In dem Moment hat sich Mike damit abgefunden, dass alles rauskommt. Es geht um den verletzten Stoll. Er will ihm weiter helfen. Er schaut im Kofferraum nach, ob hier eine Decke oder ein Verbandskasten ist. Da sieht er Lichter von anhaltenden LKWs. Er schaut so lange, bis er sich sicher ist, dass sie wirklich zu dem Golf kommen. Er weiß, dass er nichts mehr für Stoll tun kann. Hilfe ist jetzt da. Zwar hat er wenig Hoffnung, aber vielleicht kann er alledem was da rechtlich auf ihn zukommen könnte, doch umgehen. Er läuft weg. Wieder erwarten schafft er das. Er hadert dann lange Jahre mit sich, ob er nicht alles doch melden soll. Er fühlt sich aber so schlecht, dass er - aus seiner Sicht - feige weggelaufen ist. Es geht ihm nicht um juristische schuld. Er fühlt sich moralisch schuldig, was für ihn noch schwerer wiegt. Er schweigt.
Dazu gibt es noch andere Leute die Schweigen. Auf der Party von der Mike nachhause radelte, waren nämlich auch vier andere Leute. Die haben sogar noch weit mehr als Mike getrunken. Waren komplett "dicht" und haben auch ordentlich was weggeraucht. Sie befuhren mit einem Auto vor Mike dieselbe Straße …