Der Yogtze-Fall
22.08.2018 um 10:50Solaar schrieb:Die von @mattschwarz aufgebrachte Vorstellung, dass GS etwas vor dem Zugriff der Yogtze-Buben verstecken wollte und dass sich das Aufschlagen bei "Erna Hellfritz", die wie so häufig beim abendlichen Fernsehen vor dem Gerät eingeschlafen war, aus dieser Motivation erklärt, finde ich vielversprechend.Danke. Vielleicht sollten wir uns tatsächlich mit der Idee anfreunden, dass Stoll nicht etwa nicht in der Lage war etwas zu liefern, sondern er etwas auf gar keinen Fall herausgeben wollte.
Spielen wir das gedanklich doch mal durch:
Versetzen wir uns doch mal einen Moment in Stoll an jenem Abend in der Wohnstube. Seine Gedanken kreisen, schweifen ab. Er kann sich kaum konzentrieren. Die letzten Tage waren kaum zu ertragen. Das versemmelte Studium - abgehakt. Aber er hat gemerkt, dass die Yogtze-Buben Druck machen. Großen Druck. Sie scheinen ihn jetzt förmlich ins Visier zu nehmen. Er sieht sie immer wieder, was kein Zufall sein kann. Neulich war so gar ein Yogtze-Wagen in der Nähe des Hauses abgestellt. Wegen seines Zustandes aber auch deshalb, weil seine Frau gemerkt hat, dass hier tatsächlich etwas nicht stimmt, kam es zu einem fürchterlichen Streit. Dabei ist Stoll sogar die Hand ausgerutscht, was er bedauert. Er ist an sich kein Typ der Frauen schlägt. Nur diese ständigen Vorwürfe und das ewige Nachgefrage haben seinen Kragen platzen lassen.
Es wäre ihm zwar möglich, das was er hat an die Yogtze-Jungs herauszugeben. Um ehrlich zu sein wäre das Stoll schon fast egal, wenn das dann endlich alles aufhören würde. Stoll denkt aber auch daran, dass es mit der Herausgabe nicht unbedingt vorbei wäre. Schließlich weiß Stoll ja auch allerhand, was ihn gefährlich macht.
"Alle sind gegen ihn", er hat "furchtbare Angst, dass sie ihn umbringen", was selbst, oder gerade dann gilt, wenn er den Drohungen nachkommt und "es" herausgibt. Nein, solange er im Besitz der Sache ist, fühlt er sich sogar relativ sicher, weil sein Tod nur dazu führen würde, dass "es" für die Yogtze-Buben unerreichbar würde. Tja, dies gilt aber nur solange bis sie es nicht doch finden. Stoll hat lange nachgedacht, wo er "es" sicher deponieren könnte, ohne, dass die Yogtze-Leute es finden. Er hat es nicht gewagt, "es" ins Haus mitzunehmen, darauf könnten die Jungs kommen und alles auf den Kopf stellen. Auch bei seinen Eltern und Brüdern wäre "es" nicht sicher. Bislang hat er "es" an einem Ort, der hier keine Rolle spielen soll, verwahrt, was aber auf Dauer auch kein sicheres Versteck ist.
Stoll grübelt nach. Plötzlich "geht ihm ein Licht auf". Erna Helfritz! Genau! Die alte Dame war eigentlich immer für ihn da, wenn er Probleme hatte. Schon als Kind. Und das gute daran ist, dass die Yogtze-Buben überall suchen können, doch auf Frau Helfritz kommen sie garantiert nicht. Stoll ist zum ersten mal seit langer Zeit wieder optimistischer. Das muss gleich erledigt werden. Seiner Frau kann er nicht sagen, was er vorhat. Zum einen würde sie es nicht verstehen. Zum anderen hat er Angst, dass man sie so unter Druck setzen könnte, dass sie das Versteck verrät. Was sie nicht weiß, kann sie nicht verraten. Daher teilt er mit, dass er noch auf ein Bier ins Papillon geht.
Stoll fährt tatsächlich ins Papillon. Und zwar deshalb, weil er befürchtet, dass seine Frau ansonsten mitbekommen könnte, dass er gelogen hätte, wenn er nicht dort gewesen ist. Wie leicht kann sowas herauskommen, damit kennt er sich aus. Nur lange wird er dort nicht bleiben. Was dann passiert erscheint unklar. Stürzt sich Stoll vom Hocker, um den Wirt und den paar Gästen einzuprägen, dass er da war? Oder bekommt er eine verpasst?
Jedenfalls geht Stoll wie geplant gleich wieder. Er muss "es" erst holen. So dumm es vor dem Papillon abzuholen, war er natürlich nicht. Dann hätten die Yogtze-Buben leichtes Spiel, wenn einer in der Kneipe gewesen wäre. Stoll schaut sich gründlich um, ob ihm jemand folgt. Er achtet auf Scheinwerfer, die ihm folgen, fährt sogar den ein oder anderen Umweg. Die Luft ist aber rein. Leider erweist sich Frau Helfritz wider Erwarten völlig unkooperativ. Sie lässt ihn unmissverständlich abblitzen. Stoll beschließt, wie von Frau Helfritz empfohlen, nach Hause zu fahren.
Kurz vor seinem Haus gehen plötzlich Scheinwerfer eines anderen Wagens an. Er wird von dem Fernlicht geblendet. Stoll hält an. Da wird auch seine Fahrertüre von außen geöffnet. Es kommt zum Zugriff. Die Örtlichkeit wird mit zwei Fahrzeugen schnell verlassen. Eines trägt das Kennzeichen SI-CM 521, das andere ein hagener Nummernschild.
Stoll hat verloren. "Es" ohnehin. Aber die Yogtze-Buben machen jetzt ernst. Dabei ist ihnen völlig egal, ob er es überlebt oder er "nur" einen Denkzettel erhält, der ihn davon abhält irgendetwas zu sagen. Zumal er weiß, dass dann auch seine Familie dran wäre, wie ihm versichert wird. Man schaukelt sich gegenseitig hoch, was man mit ihm machen könnte. Es kommt der Gedanke auf, Stoll zu demütigen, er muss ich ausziehen. Darüber hinaus würde die Sache evtl. auch später als "irgendwie sexuell" angesehen, was ok ist, Hauptsache es wird nicht mit ihnen in Verbindung gebracht. Später kommt einer auf die Idee, einen Unfall zu simulieren. Auch gut!
Denkbares Szenario?
Natürlich hängt stets die Frage in der Luft, was "es" sein könnte. Ich gehe jetzt mal weg von Drogen oder Geld und werfe etwas anderes ein: Fotos oder Dokumente, die eine bestimmten Person oder Gruppe so schwer belasten könnten, dass ihr oder ihnen alles Recht ist, um diese an sich zu bringen. Sie stellen eine erhebliche Gefahr und ein extremes Erpressungspotential dar.