Mazehare schrieb:Jein, die Videos von Burkes Befragung sind schon "ungewöhnlich", vor allem das erste. Er wirkt nicht gehemmt, zeigt weder Traurigkeit noch Wut oder Angst, kurz nachdem seine Schwester in ihrem gemeinsamen Zuhause getötet wurde. Er spricht "entspannt" darüber, plaudert sogar darüber, wie JB ermordet worden sein könnte. Ist das eine altersgemäße Reaktion auf ein solches Ereignis oder ist es ein Zeichen von Gleichgültigkeit. Dazu das Beschmutzen von JBs Sachen.
Gut, dass ein solches Video ungewöhnlich ist, ist schon in der Sache begründet. Wieviele Kinder werden schon zum Verbrechen an der eigenen Schwester öffentlich interviewt und mit dem Vorwurf der Beteiligung/Täterschaft konfrontiert? Viele Vergleichsmöglichkeiten werden wir nicht finden.
Die Ausgangslage, mit der ich mich gedanklich beschäftigt hatte, war die Aussage von Reißzähnchen, in der P.R. und B.R. abgebrühtes und gefühloses Verhalten sowie locker flockig fröhlich lachendes Verhalten nach der Beerdigung vorgeworfen wurde und damit auch eine Mit-/Schuld von Burke in den Raum geworfen wird.
Auch ich glaube, dass der Täter innerfamiliär zu finden ist und auch ich glaube, dass Burke zumindest eine Mitschuld trägt. Am stimmigsten ist für mich gar das Bild von Burke als Haupttäter, Patsy als Vertuschungsgehilfe sowie John als schweigendem Mitwisser. Dennoch tut man Burke mit der Interpretation seiner Gesichtsausdrücke meiner Ansicht nach Unrecht.
Für mich wirkt er nicht entspannt. Auch nicht gleichgültig. Schaut man sich beispielsweise die Szene an, in der Burke im Interview das letzte Bild von Jonbenet vorgehalten bekommt, betrachtet er es zunächst neutral/interessiert/zugewandt. Dann sagt der Interviewer, dass man kaum glauben kann, dass Jonbenet kurz später sterben wird und Burkes Mimik und Augen ändern sich für Sekundenbruchteile (ist es Trauer, Schmerz, Unwohlsein...?), bevor sein Gesicht reflexartig wieder diesen aufgesetzten Grinse-Ausdruck annimmt. Burke fühlt, aber er hat gelernt, es nicht zu zeigen.
Auch wenn er über seine Kindheit spricht, die Zeit nach Jonbenets Tod, und er berichtet, wie schlimm diese Zeit für ihn war - und ich bin geneigt, ihm zu glauben, denn der Presserummel, die Meinung der Öffentlichkeit und die Anschuldigungen waren mit Sicherheit kein Zuckerschlecken - grinst er weiterhin gleichbleibend.
Aus diesem Grund glaube ich, dass man aus Burkes Mimik keine verlässlichen Rückschlüsse zu seiner emotionalen Lage und schon gar nicht zu einer Beteiligung ziehen kann.
Mazehare schrieb:Den Interviews mit den Eltern nach zu urteilen, waren beide sehr wohl in der Lage, ihre Wut zu äußern. Die Wahrung des äußeren Scheins bedeutet ja nicht, dass hinter verschlossenen Türen auch alles zurückgehalten wurde.
Sicher werden die Kinder ihre Emotionen geäußert haben, die Frage ist für mich nur, ob das im Alltag gewollt war und ob sie das in einer angemessenen Art und Weise taten. Einnässen, Kot-Schmiererei, ggf. körperliche Aggression sind für mich ein Zeichen, dass den Kindern eventuell nicht die Möglichkeit gegeben wurde, sich sachlich verbal äußern zu dürfen.