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Mordfall Hinterkaifeck

51.930 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Mord, Bauernhof, Hinterkaifeck ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
Zu diesem Thema gibt es eine von Diskussionsteilnehmern erstellte Zusammenfassung im Themen-Wiki.
Themen-Wiki: Mordfall Hinterkaifeck

Mordfall Hinterkaifeck

20.10.2008 um 10:35
@Sabine123

Ich kann mich nur anschließen und behaupte ebenfalls, dass der Inzest nicht so öffentlich vollzogen wurde, wie es die Dorfgemeinschaft vielleicht gerne gesehen hätte.


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Mordfall Hinterkaifeck

20.10.2008 um 10:44
@hauinolo
@Sabine123

Ja, das wurde im Nachhinein möglicherweise aufgebauscht, um die Opfer zu diffamieren. An einen regelmäßigen Inzest nach 1910 glaube ich ohnehin nicht. Da fehlen einfach die Kinder. @Badesalz hatte ja schon früher beschrieben, dass es aufgrund der fehlenden Verhütung einige Kinder gegeben haben müsste, hat es aber nicht. Erst 1918 wurde Victoria wieder schwanger, als sie die Beziehung mit L.S. hatte.


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Mordfall Hinterkaifeck

20.10.2008 um 11:21
@alle,
zu den Aussagen von Kreszenz R.(S.), sollte man bei Prüfung des Wahrheitsgehalts auch berücksichtigen, dass diese Frau Grund gehabt hätte, ANGST zu haben, denn der/die Täter waren nicht gefasst, und viele vermuteten den/die Täter eher im nahen Umfeld des ehemaligen HK !
Demnach nicht soo aus der "Welt", dass Augsburg nicht für ihn/sie (Täter) erreichbar gewesen wäre, um einer "geschwätzigen" Zeugin für immer "das MAUL zu stopfen" !

Kreszenz mag etwas ausgeplaudert haben, leutselig, auch geschmeichelt ob der Aufmerksamkeit die ihr nun zu Teil wurde, ein gewisser Ruhm, die HK'ler gekannt und überlebt zu haben. Später dann auf ihre Aussagen angesprochen, wird ihr doch etwas die "Muffe gegangen" sein, wurden ihr gewisse Konsequenzen bewusst, und sie bezog sich explizit auf angebliche Gedächtnisschwächen, obwohl dies in ihrem Alter wohl noch kaum anzunehmen war.

Da sehe ich schon eher eine Schutzbehauptung, um sich aus der Geschichte wieder herauszuwinden, denn, wie gesagt, der/die Mörder waren noch im Lande.

Und man musste ihn/sie als absolut brutal und rücksichtslos einstufen !!
*****
Bernie


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Mordfall Hinterkaifeck

20.10.2008 um 11:40
@Bernstein

Einerseits ist dies sicherlich zu berücksichtigen, andererseits beinhalten die Aussagen von K.R. auch teilweise einen gewissen Hang zur Selbstdarstellung, aber bitte, meine subjektive Einschätzung.

Ich kann mich des Eindrucks irgendwie nicht erwehren, dass hier ein wenig mit möglichen Insider-Informationen kokettiert wurde. Hätte es damals schon die Bild gegeben und wären ein paar Euronen geflossen, wäre vielleicht auch die Erinnerung wieder zurückgekehrt..... Who knows?


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Mordfall Hinterkaifeck

20.10.2008 um 12:06
@hauinolo,
da gebe ich Dir ja durchaus recht, was eine gewisse Selbstdarstellung von Kreszenz R.(.S.) betrifft, denn nun stand sie als einfache Magd etwas im Schein des öffentlichen Interesses, im Kontext eines geheimnisvollen Mordfalls, über die Grenzen Bayerns hinaus bekannt, und Sie, die "kleine" Magd, der man sogar das Kind weggenomen hatte, war nun eine der ganz wenigen Personen, die etwas über die Hk'ler erzählen konnte, aus eigener Erfahrung ! Ja, sie erwähnte sogar einmal, dass sie den Eindruck gehabt habe, " Die Vic eifere mit ihr".
Na, das ist schon was, dass die berühmt-berüchtigte fesche und allseits begehrte Viktoria auf Sie, die einfache Magd, eifersüchtig gewesen sei :-)

Deshalb müssen die Aussagen von Kreszenz sicherlich etwas relativiert werden, was sich aber nicht auf alle Aussagen beziehen muss.

Darin besteht auch die Gefahr, dass sich ein Analyst und Ermittler ein bestimmtes Bild der Kreszenz zusammenbaut, aus den wenigen Puzzleteilchen die uns erhalten sind, und diese so arrangiert, dass wiederum nur Aussagen toleriert werden, die einem bestimmtes Täterszenario zuträglich sind. Andere "störende" Komponenten in den Aussagen von Kreszenz R. werden dann als "unglaubwürdig" etc. abqualifiziert.

Wie immer, ein sehr schwieriges Unterfangen, ein Balanceakt auf dem analytischen und argumentativen Drahtseil.
*******
Bernie


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Mordfall Hinterkaifeck

20.10.2008 um 13:05
@Bernie

Genau das ist es! Absolut treffend....


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Mordfall Hinterkaifeck

20.10.2008 um 13:10
@Bernie

Zusatz: Und genau das ist doch sinnbildlich für das Thema "Hinterkaifeck". "Das Stochern mit der Reuthaue im Nebel" und nebenbei noch Vorsicht walten lassen, um nicht versehentlich verwertbare Einzelheiten zu erschlagen....


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Mordfall Hinterkaifeck

21.10.2008 um 08:34
Ich kann mir schon vorstellen, dass ein sechsfacher Mord die Bevölkerung in Angst und Schrecken versetzt hat. Das war 1922 so und es ist eigentlich auch noch heute so. Wenn nun tatsächlich von vielen jemand aus dem Umkreis verdächtigt wurde, dann müssen viele wegen der Nähe zum Verdächtigen eigentlich immer in Angst gelebt haben. Das Zusammenleben im Dorf muss schon belastet gewesen sein.

Es würde mich in diesem Zusammenhang besonders interessieren, wie lange nach der Tat der Hauptverdächtige noch Ortsführer war. Hat dieses schon jemand herausfinden können? Gibt es darüber Erkenntnisse im Stadtarchiv von Schrobenhausen oder hat jemand eine Idee, wo man derartiges erfahren könnte?


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Mordfall Hinterkaifeck

21.10.2008 um 11:04
@AngRa
Eine Möglichkeit wäre, den heutigen Ortsobmann von Gröbern zu fragen. Früher gab es den Ortsführer und heute ist es der Ortsobmann. Das kann man beim Bayerischen Bauernverband erfahren. Vielleicht kann man es auch gleich beim BBV erfahren, wie lange L.S. Ortsführer war.
Ich werde mich mal darum kümmern.


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Mordfall Hinterkaifeck

21.10.2008 um 11:09
@elfeee,
Ja ! ein guter Ansatz ! Hoffentlich sind diese BBV-Unterlagen online, sind nicht in Papierform irgendwo in staubigen Archivordnern abgelegt. Dann wirds schwierig !
*****
Bernie


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Mordfall Hinterkaifeck

21.10.2008 um 11:16
@elfeee
@AngRa

Ich habe mich über einen Kollegen, dessen Großvater "Ortsvorsteher" in Schmiechen bei Augsburg war, mal kurz informiert. Für mich waren bisher die in diesem Zusammenhang erhaltenen Kompetenzen eines Ortsvorstehers nicht verifizierbar.

Lt. dieser Aussage vertrat ein Ortsführer die Belange des Ortsbezirks gegenüber den Organen der Gemeinde (hatte bisweilen auch einen Sitz im Gemeinderat) und hatte daneben die Befugnis zur Ausstellung von diversen Bescheinigungen, die er auf Grund seiner Orts- und Personenkenntnis alleine und ohne Rücksprache erstellen konnte. Somit war L.S. durchaus eine Person mit einem gewissen "Machtpotenzial".

Ein Schelm, der böses dabei denkt....


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Mordfall Hinterkaifeck

21.10.2008 um 11:36
@hauinolo,
diese Tätigkeit als "Ortsvorsteher" bzw. "Ortsführer" oder Obmann, wie auch immer, gibts ja auch heute noch, und findet seinen Niederschlag rechtlich in der jeweiligen Gemeindeordnung.
Der Ortsvorsteher soll in gewisserr Weise die rechte Hand eines Bürgermeisters darstellen, bei vielen kleinen Ortschaften, wo deren Bürgermeister meist in einer grösseren Ortschaft "residiert", oft einige km weit ENTFERNT, was FRÜHER ja ein wichtiges Kriterium war !! ( Kein Auto / Kein Telefon / usw. ) Man brauchte also einen "kleinen Stellvertreter" direkt vor Ort, eine Vertrauensperson, die ihrerseits den Umgang mit dem Bürgermeister und Behörden wahrnahm.

Rechtlich nicht zu verwechseln mit der Funktion des 2. Bürgermeister !

Da hat sich gegenüber früher nicht so viel geändert !

Allerdings ist die "Macht" des "Ortsvorstehers" de fakto heutzutage dadurch reduziert, weil die Leute selbst alle Möglichkeiten haben, mit den amtlichen Stellen jederzeit (Bürgermeister usw.) in Kontakt zu treten. ( Auto/Telefon/Internet/..)

Wichtig auf jeden Fall, dass der "Ortsvorsteher" keine Dokumente ausstellen darf, die in Standesamtliche Belange eingreifen !

Zu dem Thema etwas aus Hessen ( in Bayern ists ähnlich festegelegt ) :
***************************************************
http://www.altenstaedt.de/Offentliche_Einrichtungen/Ortsvorsteher/Aufgaben/aufgaben.html (Archiv-Version vom 16.01.2007)

*****
Bernie


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Mordfall Hinterkaifeck

21.10.2008 um 11:58
@Bernie

Standesamtliche Belange "nein", das ist korrekt. Aber immerhin konnte der Ortsvorsteher diverse andere Bescheinigungen wie Genehmigungen zum Bau von Stallungen etc. ausstellen, um nur eine zu nennen.

Schon ganz beachtlich wie ich finde! Das klingt zudem nach einem Job, der nicht nur etwas "Machtpotenzial" mit sich bringt, sondern auch dem "Selbstbewusstsein" ganz gut tun könnte und auch ein gewisses "Image" mit sich bringt. Eigentlich doch die richtige Funktion für L.S., oder?

Der Ortsvorsteher wurde zudem "offiziell" durch den Gemeinderat gewählt! Meines Wissens auf 6 Jahre...


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Mordfall Hinterkaifeck

21.10.2008 um 12:14
@Bernie

Danke für Deinen Link! Die Aufgaben, die hier aufgeführt sind, spiegeln die Gemeindeordnung des Jahres 2000 wieder. Wie weitreichend die Aufgaben anno 1922 definiert waren?

Ich kann leider nur das wiedergeben, was ich von meinem Kollegen erfahren habe, dessen Großvater in den 30er Jahren Ortsvorsteher in Schmiechen war.


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Mordfall Hinterkaifeck

21.10.2008 um 13:35
@hauinolo,
diese Gemeindeordnungen sind vermutlich so um 1850-1870 herum in den deutschen Ländern angepasst bzw. angeglichen worden, so dass die Funktion des Ortsvorstehers in etwa "überall gleich" definiert worden war.

Welche Aufgaben somit ein Ortsvorsteher in den 20/30-ziger Jahre hatte, mag dieser Artikel aus Baden-Württemberg näherbringen, zur Gemeindeordnung von 1930 :

http://www.verfassungen.de/de/bw/wuerttemberg/wuerttemberg-gemeindeordnung30.htm

*****
Bernie


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Mordfall Hinterkaifeck

21.10.2008 um 14:41
@Bernie

Danke für den für mich interessanten Link! Ob diese Ausführungen in kleinen Orten/Gemeinden ebenso restriktiv gehandhabt worden sind, weiß ich nicht. Es liest sich aber durchaus nicht "unerheblich" im Bezug auf Position, Art und Umfang der Kompetenzen.


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Mordfall Hinterkaifeck

21.10.2008 um 14:50
@Bernie
@AngRa
Das mit dem Bayerischen Bauernverband war wohl nix !
Dieser Verband wurde erst 1945 gegründet. Und ein Ortsführer oder Vorsteher hat damit nichts zu tun.
Bernie, Du liegst wohl richtig mit Deinem Link.

@AngRa
Da könnte man jetzt wirklich nur noch den Bürgermeister von Waidhofen befragen....


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Mordfall Hinterkaifeck

21.10.2008 um 15:07
@hauinolo,
@alle,
war aber offensichtlich ein Ehrenamt, also ohne feste Bezüge. Entstandene Unkosten oder Aufwendungen wurden mit dem Bügermeister abgerechnet, von der Gemeinde (teilweise) ersetzt.

"Vermögenswirksame Vorteile" des Amtes werden sich daher eher indirekt ergeben haben, wenn überhaupt ! Zumindest nicht in einer wirklich beachtenswerten Grössenordnung.

Daher darf man dem Mann diesbezüglich nichts unterstellen, nicht ohne Beweise oder Indizien, und die liegen meineserachtens nicht vor.

Bereichern im eigentlichen Sinne wird sich Lorenz S. mit diesem Amt wohl kaum haben können, nicht in dieser KLEINEN Ortschaft ! Ich kann schon verstehen, dass nach dieser Geschichte mit HK und den entstanden bösen Gerüchten um seine Person ihm das Amt als Ortsvorsteher zunehmend schwerer wurde, und sicherlich weit weniger Spass machte, als zuvor.
Seinem Ego schmeichelte da wohl nach 1922 nichts mehr !

Lorenz S. mag sich gefragt haben, sollte er sich weiterhin mit einem Ehrenamt belasten, sich der Belange von Mitbürgern annehmen, damit Zeit "verschwenden", seine Gesundheit weiter belasten, wenn ihm das nicht honoriert würde, am wenigsten in barer Münze, im Gegenteil, er sich öfters mit gewissen harnäckigen Anwürfen konfrontiert sah, von Mitmenschen, denen seine Aufgabe als Ortsvorsteher galt !

Wie schon @AngRa andeutete, wäre es interessant zu erfahren, wann Lorenz S. das Amt des Ortsvorstehers verlor, oder möglicherweise selbst niederlegte, evtl. sogar während der offiz. Amtszeit.

*****
Bernie


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Mordfall Hinterkaifeck

21.10.2008 um 15:18
@alle,
im Moment liegt Uns hier das 1923-HK-Aquarell von Max Binder nur in Schwarz/Weiss vor ! Mich würden schon die Originalfarben interessieren, wenn auch die Jahreszeit eher ein S/W-Szenario begünstigt.

Weiss daher Jemand, WO das Original des Bildes zu finden ist, kann Jemand hier einen Schnappschuss davon anfertigen, mittels Handy-Photo oder Digitalkamera !??

@arschimedes, kannst Du da etwas in Gang bringen ??
*****
Bernie


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Mordfall Hinterkaifeck

21.10.2008 um 15:18
@elfeee,

Ansatzpunkt um das herauszufinden, wären u.U. die Amtsblätter der jeweiligen Gemeinden. Ich gehe doch davon aus, daß es diese auch damals schon gegeben hat.

Wichtig wäre auch zu wissen, wann denn zu dieser Zeit auch Kommunalwahlen stattfanden.


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