@hauinoloDu bist doch gar nicht einsam und allein. Deinen Weg bezüglich der Aussagen V.B. und K.R. gehe ich doch mit.
Auch weiß ich, dass der ideale Zeuge ein Zeuge ist, der emotional nicht verstrickt ist, der keine Beziehung zum Tatverdächtigen (Strafprozess) oder zu einer Partei (im Zivilprozess) hat, der kein eigenes Tatinteresse und der sehr gute eigene Wahrnehmungen ( nicht blind, nicht taub) hat.
Es ist aber auch manchmal so, dass solch ein idealer Zeuge getürkt ist und man muss höllisch aufpassen, ob er wirklich so neutral ist, wie vielleicht von ihm behauptet.
Die Aussagen der K.R. sehe ich auch eher kritisch und zwar insgesamt. Ob sie wirklich den Schuss eines Infanteriegewehrs gehört hat? Ich bin mir nicht sicher. Ob sie wirklich die Arbeitgeber im Heu erwischt hat ? Ich weiß es nicht. Sie hat sehr viel von ihren Liebhabern erzählt, von den verflossenen und von den aktuellen und dass Victoria eifersüchtig war und wie begehrt sie bei den Herren aus dem Dorf war, die versucht haben bei ihr einzusteigen.
Dann gibt es die Geschichte, wo sie in der Wirtschaft erzählt haben soll, dass sie nachts von zwei Männern, einen habe sie als L.S. erkannt, aufgefordert worden sei den Kaifecker Hof zu verlassen.
Dazu hat der Zeuge Friedrich Hammer am 12.7.1929 vor der Polizeidirektion in Augsburg folgendes ausgesagt:
" Im Juni oder Juli 1923 befand ich mich mie einem gewissen Friedl, wohnhaft in Augsburg in der Gastwirtschaft zum Gambrinus. Dort war die früher bei der Anwesensbesitzerin Viktoria Gabriel in Hinterkaifeck bedienstet gewesene Magd Kreszenz Rieger..... Diese hat folgendes erzählt: Als sie noch bei Gabriel in Stellung war, kam ein Mann an ihr Kammerfenster, habe geklopft und gerufen, sie die Rieger-Schmid solle machen, dass sie fort kommt, in 8 Tagen werden alle getötet. In der Sprache will sie den Bauern Schlittenbauer in Gröbern erkannt haben."
K. R. wurde danach vernommen, sie sagte aus:
" Ich wurde in der Mordangelegenheit Hinterkaifeck schon mehrmals vernommen, das erste Mal bald nach der Tat. Bei meinem schwachen Erinnerungsvermögen und der vielen Jahre, die seit der Tat zurückliegen, muss ich mich auf meine frührern Angaben berufen. Mein Austritt aus dem Hinterkaifecker Hof erfolgte im August oder Oktober 1921. Im Jahre 1923 war ich als Dienstmagd beim Bauern Walter in Koppenbach. Von dem Mord in Hinterkaifeck wurde öfters gesprochen, da bekannt war, dass ich auf dem Hofe beschäftigt war.Die Namen derjenigen Personen mit denen ich gesprochen habe, sind mir nicht bekannt."
Frau Rieger/Schmid wurde Hammer gegenüber gestellt, und ihr in dessen Anwesenheit nochmals Vorhalt gemacht.
Sie erklärte: "Hammer ist mir nicht bekannt. Und ich kann mich auch nicht erinnern, dass dieser in Begleitung eines gewissen Friedl, mit denen ich über den Mord gesprochen haben soll, war.Ich erinnere mich jetzt, dass in der Zeit, als ich in Hinterkaifeck war, einmal um Mitternacht herum an mein Kammerfenster geklopft wurde. Der Stimme nach war es ein Mann, der Einlass begehrte und bei mir schlafen wollte. Ich schenkte dem Mann kein Gehör. Als dieser sich entfernte, sah ich beim Küchenfenster hinaus und bemerkte zwei Männer, einen großen und einen kleinen vom Hause weggehen. Erkannt habe ich keinen. Nicht richtig ist, dass der Mann gesagt hat, ich solle aus dem Haus kommen, in acht Tagen werde alles ermordet."
Hierauf erklärte Hammer, dass sich alles so zugetragen habe, wie er es erzählt habe.
Alsdann wurde Franz Friedl vernommen. Er sagte aus: " ...Damals haben wir in Koppenbach genächtigt.Die Magd in der betr. Wirtschaft erzählte uns, dass sie kurz vor dem Morde auf dem Hof beschäftigt gewesen sei.Sie sei auch von zwei Männern, die bei Nacht zu ihr gekommen seien, gewarnt worden. Ich kann mich nicht mehr erinnern, dass die Magd Rieger gesagt hat, dass einer der Männer gesagt hat, sie solle machen, dass sie fortkomme, in acht Tagen werden alle ermordet."
K. R., verehelichte Schmid wurde dann nochmals gehört, sie sagte, dass sie heute nicht mehr genau wisse, was alles gesprochen worden sei, aber sicherlich seien ihre erstgemachten Angaben richtig.
Soviel zur Glaubwürdigkeit der Zeugin R. Sie hat auch nach dem Mord im Wirtshaus viel erzählt. Die Aussage des Zeugen Hammer wird vom Zeugen Friedl zwar nur teilweise bestätigt. Im Kern sagen aber beide, dass die Magd angegeben habe, sie sei vor dem Mord gewarnt worden.
Nur K.R. kann sich dann nicht mehr genau erinnern.