DerGreif schrieb:Das ist nicht zwingend so. Da die Tat in der Nacht geschah, musste der Täter zunächst nicht mit sofortiger Entdeckung rechnen. Für eine möglichst erfolgreiche Flucht hätte es sich also angeboten, die Entdeckung der Tat heraus zu zögern, mithin die Leichen vor einer leichten Entdeckung von außen zu verbergen. Das muss auch nicht so viel Zeit in Anspruch genommen haben.
Okay. Eine Verzögerungsabsicht des Täters oder der Täter ist nachvollziehbar.
Hätte man die Verzögerung doch genutzt um das Haus zu durchsuchen. Schlau genug, um die Reuthaue im Fehlboden zu verstecken, aber auf andere mögliche Verstecke für Wertgegenstände ist man nicht gekommen.
Alles in allem setzt das von Dir angenommene Täterverhalten Gelassenheit und ein gewisses Maß an Selbstvertrauen eines Täters voraus, dh. nicht sofort fluchtartig, Hals über Kopf, den Tatort zu verlassen ebenso Selbstgewissheit, sich jederzeit von dem Tatgeschehen unentdeckt entfernen zu können. Das Seil, das irgendwo in der Tenne gehangen haben soll, die Dachluken zwecks Ausschau und Kontrolle sprechen für diese Annahme.
Gelassenheit und Selbstsicherheit in der Persönlichkeit des Täters bilden sich meiner Meinung nach auch in der zielgerichteten, klar strukturiert wirkenden Tatausführung (nach Herleitung Reingrubers) ab, in der ich eine der Tatbegehung zugrunde liegende Emotionalität der Morde nicht erkennen kann. Das schließt auch das Fehlen von Angst ein. Schlicht gesagt - Kaltblütigkeit.
DerGreif schrieb:Baumgartner und Josef waren nur zugedeckt, das waren ein paar Handgriffe. Bei den Leichen im Stadel wurde wohl auch nur AGr wirklich bewegt.
Ja. Ich vermute, dass die oder der Täter es vermied, die Leichen anzufassen. Ich vermute, dass AGr in die Bauchlage getreten oder mit den Füßen geschoben wurde, ebenso, dass Maria B vom Täter ein Stück unter das Bett getreten/ mit dem Fuß geschoben wurde. Möglicherweise um den Kopf des Opfers zu verbergen und zeitgleich nicht die Leichen zu berühren.
Nähe zu den Leichen zu vermeiden, könnte auch der Grund sein, warum der Täter nicht schnurstracks aus der Hauseingangstür hinaus geschreiten musste.
Er hätte über den Leichenstapel hinweg schreiten müssen. Wiessner erkannte diesen Umstand/ Hürde und schlussfolgerte, dass deshalb das Türblatt auf die Leichen gelegt worden sein könnte.
Von Wiedergutmachung für mich nicht die geringste Spur erkennbar. Unwürdiger geht es kaum (kreuz und quer, tw gestapelt, liegengelassen und bis zur Unkenntlichkeit am Kopfe verunstaltet). Die Art der Leichenablage deutet für mich auf das Fehlen jeglicher Reue des Täters nach der Tat hin. Möglich, dass er den Opfern mental auch nach den Taten noch verachtend gegenüberstand oder er sich durch dieses Nachtatverhalten noch selbst darin bestärken wollte, nicht in Gewissenskonflikte zu geraten. Das wäre bei einer Depersonalisierung der Opfer naheliegend. S.
Beitrag von @pensionär.
DerGreif schrieb:Das stimmt, es sei denn, man will eben die Flucht möglichst erfolgreich gestalten, also die Entdeckung der Tat möglichst lange hinauszögern. Dazu war es vorliegend schon erforderlich, die Leichen vor allzu einfacher Entdeckung durch Fenster oder das Scheunentor zu verbergen.
Will man die Flucht erfolgreich gestalten, impliziert das rationales Handeln. S.o.
DerGreif schrieb:Das Verbergen der Leiche war aber wichtig, um die Flucht abzusichern. Es sind darüber hinaus auch noch andere Gründe für eine Verzögerung der Flucht denkbar: Schlechtes Wetter und die Angst ggf. im Schnee Spuren zu hinterlassen, mglw. auch die Dunkelheit, oder gar eine Verletzung. Alles Gründe noch bis zum Morgengrauen zu warten, evtl. sogar bis dahin zu schlafen, um einigermaßen ausgeruht zu sein, wenn man dann verschwindet.
Super gelassene(r) Täter. S.o.
Die Tat an sich weist aber auch Symptome einer Beziehungstat durch die Leichenabdeckung auf. Zur Zeit halte ich es für möglich, dass der Täter seine persönlichen Beziehungskonflikte aus der Vergangenheit auf die Opfer projizierte. Ob der oder die Täter tatsächlich in Beziehung zu den Opfern stand(en), ist mir nach wie vor nicht klar.
Die zugrunde liegenden Motive werden ein Mischkonstrukt sein, das den Raub einer unbekannten Summe Papiergeld nicht ausschließt. Als primäres Motiv dringt es nicht stark genug durch. Kürzlich getätigte Verkäufe waren zudem lt Reingruber niemandem bekannt, auch sonst keine besonderen Einnahmen.
Ich möchte mit all dem sagen, dass ich Deinem Beitrag inhaltlich nicht gänzlich widerspreche. Nur interpretiere ich den Raub nicht als primäres Motiv (zumindest noch nicht).