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Mordfall Hinterkaifeck

51.979 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Mord, Bauernhof, Hinterkaifeck ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
Zu diesem Thema gibt es eine von Diskussionsteilnehmern erstellte Zusammenfassung im Themen-Wiki.
Themen-Wiki: Mordfall Hinterkaifeck

Mordfall Hinterkaifeck

20.07.2022 um 20:33
@Tron42
Ah der Tron
waren es nicht zwei Wochen? Ich dachte es waren zwei.

Spass beiseite, schön dass du wieder dabei bist.
Zitat von Tron42Tron42 schrieb:Da es keines gab, scheint es mehr als gewöhnlich gewesen zu sein oder etwa nicht ?
Dass so ein Motor 1922 mehr als gewöhnlich war schliesst sich schon aus dem Umstand aus, dass es kein Service-Netz gab. Ein (!) Fachmann weit und breit, auf den man wartete, bis er und das Wetter irgendwann bereit waren zum Reparaturtermin heranzuradeln, ist doch kaum vereinbar mit einem Landwirtschaftsbetrieb, bei dem Saison und Viehbestand einen klaren Rhythmus vorgeben.

Es geht hier um eine nennenswerte Investition und deren wirtschaftlichen Nutzen.

Wozu das Ersparte in eine bis dato unbekannte Technik stecken, zu der es in Hinterkaifeck keine Erfahrung bezüglich Zuverlässigkeit, Wartung und Handhabung gab?
Selbst der simpelste Viertaktmotor besteht aus einer Menge Einzelteile, jedes davon erfüllt einen erforderlichen Zweck und wenn eine Kleinigkeit bricht, steht der Apparat.

Bei einem Ochsen und vermutlich auch bei einem Pferd wussten sich die Gruber/Gabriels mit Sicherheit zu helfen. Warum also kauften sie etwas, mit dem sie in jeglicher Hinsicht überfordert waren?


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Mordfall Hinterkaifeck

20.07.2022 um 20:54
Zitat von DonislDonisl schrieb:Das ist keine Behauptung, sondern eine Tatsache, die man bei einer x-beliebigen Fahrt durchs Schrobenhausener Land (nicht Gewerbegebiet, Stadt, Dorf, Hobby-Lamazüchter etc sondern aktiver Landwirtschaftsbetrieb) bestätigt bekommt.
Wie die Höfe heute aussehen, hat keinerlei Aussagekraft für das Jahr 1922 und wäre unabhängig davon immer noch zu belegen.
Zitat von DonislDonisl schrieb:Über den Motor, dessen Verhältnismäßigkeit an jenem Hof und den technischen Fortschritt in der Landwirtschaft in den 1920ern habe ich schon mal einige Informationen zusammengetragen und vor kurzem in mehreren Beiträgen gepostet. U.a.:
Aus dem Beitrag ergibt sich nichts zur Exklusivität dieses Motors.

Ich verweise nochmals auf den Bauer Lebmeier in Vorderkaifeck, der auch über einen Motor verfügte.
Zitat von DonislDonisl schrieb:Im Vermögensverzeichnes ist eine Gsottmaschine Kraft gelistet, offensichtlich das einzige eindeutig durch den Motor zu betreibende Gerät.
Was aber nicht heißt, dass es das einzige Gerät war, dass man mit dem Motor betreiben konnte. Außerdem bestand immer die Möglichkeit, den Motor auch zu vermieten.
Zitat von DonislDonisl schrieb:Wie lässt sich darstellen, dass der Motor seine Investitionskosten 'hereinfahren' hätte können? Wir sprechen hier nicht von einer Fabrik sondern von einem Bauernhof.
Die Maschine konnte nicht mehr als billige menschliche Arbeitskraft ersetzen, zum Preis ihrer Anschaffung und ihrer Unterhaltskosten.
Und er konnte sicherlich auch die Arbeit beschleunigen oder nicht? Irgendeinen Grund wird es ja dafür gegeben haben, dass die Bauern solche Motoren verwendeten. Ob die Arbeitskraft so billig war, wage ich auch zu bezweifeln.
Zitat von DonislDonisl schrieb:Reingruber bzw seine Ermittler hätten durch wenige gezielte Fragen an die Personen, die sie sowieso vernahmen, einen Zusammenhang mit möglichen Waffenschiebereien und damit ein Motiv ausschliessen können.
Polizeiarbeit, nicht mehr und nicht weniger.
So funktioniert Polizeiarbeit nicht.
Zitat von BlaubeerenBlaubeeren schrieb:Alles in allem setzt das von Dir angenommene Täterverhalten Gelassenheit und ein gewisses Maß an Selbstvertrauen eines Täters voraus
Nicht zwangsläufig. Es ist denkbar, dass der Täter irgendwann wieder angefangen hat nachzudenken. Das sagt aber nichts über seinen emotionalen Zustand vorher aus. Diese Zustände können sich während und nach der Tatbegehung ändern. Schließlich gebe ich noch zu bedenken: Mglw. waren es auch zwei Täter: Einer handelte zunächst emotional, der andere übernahm dann die rationalen Schritte, nachdem der erste den Schaden angerichtet hatte.
Zitat von BlaubeerenBlaubeeren schrieb:Nur interpretiere ich den Raub nicht als primäres Motiv (zumindest noch nicht).
Das tue ich auch nicht. Ich halte es aber für möglich, dass es das primäre Motiv war. wenn ich allerdings von Raubmord ausgehe, dann eher von einer ungeplanten Tat von einer Person oder Personen, die mglw. gar nicht das große Vermögen rauben wollten, sondern nur einen Platz zum Schlafen und ggf. was zum Essen suchten. Dabei wurden sie überrascht und die Situation eskalierte. Den Raub geschah dann mehr angelegentlich der tat, als dass er tatsächlich Zweck gewesen wäre. Aber auch ein geplanter Raubmord ist denkbar, wenn auch etwas weniger wahrscheinlich.

Grundsätzlich halte ich alle Theorien, die sich primär auf subjektive Entscheidungsprozesse der unbekannten Täter stützen, für problematisch. Menschen handeln nicht immer rational. Rationalität ist auch etwas sehr Subjektives. Was dem einen rational erscheint, sieht der andere als irrational an. Außerdem machen auch Menschen ständig Fehler. All das kann verschiedene Handlungen erklären. Es können gleichzeitig mehrere Faktoren zusammenkommen. Darum halte ich es für schwierig, Aussagen zu treffen wie "das würde ein Raubmörder nie tun" oder "der muss kaltblütig gewesen sein" oder "der könnte das nicht tun, weil er so liebenswürdig ist" oder "der Motor ist für den Betrieb unverhältnismäßig" usw.
Zitat von BlaubeerenBlaubeeren schrieb:Ich überlege im Übrigen seit geraumer Zeit , ob die Ermittler damals nicht doch eine Persönlichkeitsanalyse in Betracht kommender Täterprofile gemacht hatten und so auf den Schluss kamen, LS könne augrund seines Charakters für diese Taten nicht in Betracht kommen.
Völlig ausgeschlossen. Profiling ist ein sehr moderner Ansatz. Das Problem war, dass die Polizei im relevanten Zeitraum der Fehlannahme unterlag, dass es so etwas wie eine Verbrecherpersönlichkeit gäbe. Umgekehrt gab es auch Personen, denen man eine Tat nicht zutraute. Aussagen wurden damals immer noch nach der Glaubwürdigkeit der Person bewertet, anstatt einzelnen Aussagen einer Glaubhaftigkeitskontrolle zu unterziehen, usw. Das war ein systemisches Problem, das sehr dominant war und im 3. Reich seinen traurigen Höhepunkt erreichte.


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Mordfall Hinterkaifeck

20.07.2022 um 21:05
@DerGreif
@Donisl

Ich könnte mir sogar vorstellen, dass bei der Anschaffung des Motors die Rendite nicht entscheidend war.
Es ist für mich naheliegend, dass jede Unterstützung der „Kernfamilie“ willkommen war. Die beiden Alten konnten nicht damit rechnen, auf Dauer Viktoria im Alltag viel helfen zu können. Knechte und Mägde waren auch nicht durchgängig da. Wenn man also kraftsparend und autarke das Vieh füttern konnte war das schon viel wert.
Geld war genug vorhanden.


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Mordfall Hinterkaifeck

20.07.2022 um 21:26
Zitat von DerGreifDerGreif schrieb:Aus dem Beitrag ergibt sich nichts zur Exklusivität dieses Motors.
Es ging nicht um einen sondern um mehrere Beiträge. Wenn du daraus keine Unstimmigkeit bezüglich der Hinterkaifecker Situation sehen magst, ist es eben so.
Zitat von DerGreifDerGreif schrieb:Ich verweise nochmals auf den Bauer Lebmeier in Vorderkaifeck, der auch über einen Motor verfügte.
Und was sagt das? Wenn ein Dorf zwei bekannte Säufer hat, sind dann alle Alkoholiker?
Zitat von DerGreifDerGreif schrieb:Außerdem bestand immer die Möglichkeit, den Motor auch zu vermieten.
Wie genau hätte man einen ein Tonnen (1000kg) schweren fest installierten Stationärmotor vermieten können?
Entschuldige, aber deine Argumentation driftet ins technisch Unreale. In physikalisch unmögliche Phantastereien abzuschweifen ist für mich keine Gesprächsbasis. Jedenfalls nicht in diesem Mordfall, der ja doch real geschah.

Danke für deine Aufmerksamkeit und nix für ungut ;)


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Mordfall Hinterkaifeck

20.07.2022 um 21:45
@Donisl
@DerGreif hat doch recht. Nichts spricht dafür, dass das alles so außergewöhnlich war. Hofner hatte sich mit Greger "befreundet", kam da wohl öfters vorbei. Und Hinterkaifeck und Kaifeck liegen wenige 100m auseinander. Allein dass hier der Nachbarhof so einen Motor hatte sagt doch, dass es weitere vergleichbare Höfe in der Gegend mit Motoren gab.
Wir hatten damals viel über diese Motoren gefunden, auch Werbeanzeigen. Dieser Aufwand wurde sicher nicht betrieben für ein zahlenmäßig seltenes Klientel.


Nochmal zu dem Zaun: der war auf der Nordseite wohl nur aus Holzstangen zusammengemacht. Eine Quelle spricht sogar von einer großen Lücke. Eine hermetische Abriegelung war da nicht beabsichtigt.
Am ehesten verhinderte man damit, dass Rinder auf dem Weg zur Weide sich auf das Hofgelände verirrten oder aber der Zaun sollte nur signalisieren "Stopp, ab hier Privatgelände".
Einen wirklichen Zweck hätten die Ermittler bei so einem Zaun nicht hinterfragen brauchen.
Hier die wenigen Aussagen zum Zaun: https://www.hinterkaifeck.net/wiki/index.php?title=Sachverhalte:_Der_Zaun


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Mordfall Hinterkaifeck

20.07.2022 um 22:28
Zitat von jaskajaska schrieb:. Eine hermetische Abriegelung war da nicht beabsichtigt.
Nein?

Auf der Nordseite befand sich schliesslich der Gebäudetrakt. Wiessner beschreibt nicht ungenau die verwehrte Begehbarkeit aus den restlichen Himmelsrichtungen wegen dem Drahtzaun.

"Der Hof ist ringsherum mit einem Drahtgitter eingezäunt, er ist aber trotzdem von außen her frei zugänglich, weil an der Stelle, wo der Backofen steht, in dem Drahtgitter (eine) einige Meter breite Lücke ist."

Der Backofen wie auch der Brunnen befanden sich an der Nordseite, wo laut Wiessners Bericht der Zugang war.
Mal so dahingedacht musste Herr Gruber mit den Ochsen samt Pflug, wenn er auf den südlich liegenden Acker wollte, links um Haus und Garten zum eben jenem nördlich liegenden Ausgang beim Backhaus und anschliessend wieder um das halbe Anwesen herum.
Er verbaute sich den direkten Weg mit einem Zaun, um einen unnötigen Umweg zu machen. Warum hat sich der Gruber das aufgebürdet?


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20.07.2022 um 22:40
@Donisl
Welchen südlichen Acker meinst Du?


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Mordfall Hinterkaifeck

20.07.2022 um 23:15
Gemäss dieser Karte befindet sich ein nennenswertes Gebiet süd/südöstlich um den Hof herum. Wenn der Gruber zum Ackern, Eggen, Säen und Ernten dorthin wollte, er musste immer zum beschriebenen Exit raus und rein .. es sein denn, er hatte woanders ein 'Tor' angelegt.


nm9tyuvlbmkd 8D096A77-0A9F-4E3E-AD18-CF1Original anzeigen (0,4 MB)

Da bleibt doch nach wie vor die unbeantwortete Frage, warum behinderte der Gruber sich selbst. Die Meter, die er seine Ochsen ums Arreal trieb, konnten sie letztlich nicht auf dem Feld arbeiten. Worin begründet sich die Logik?


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Mordfall Hinterkaifeck

21.07.2022 um 00:04
Zitat von DonislDonisl schrieb:Wie genau hätte man einen ein Tonnen (1000kg) schweren fest installierten Stationärmotor vermieten können?
Na ganz einfach: Wenn der Berg nicht zum Propheten kommt, muss der Prophet eben zum Berg kommen.
Zitat von DonislDonisl schrieb:Entschuldige, aber deine Argumentation driftet ins technisch Unreale. In physikalisch unmögliche Phantastereien abzuschweifen ist für mich keine Gesprächsbasis.
Dem stimme ich allerdings zu. Angesichts der Tatsache, dass Du keine Belege für Deine aus sowohl geschichtswissenschaftlicher als auch kriminalistischer Sicht abwegigen Behauptungen lieferst, haben wir wohl tatsächlich keine Diskussionsbasis.


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Mordfall Hinterkaifeck

21.07.2022 um 06:45
@Donisl
Und Du meinst, aus Wiesners Worten zu entnehmen, dass es rund um den Hof in dem eh löchrigen, teils einfachen Zaun, keine Tore/Lücken gab, die ein Fuhrwerk nutzen konnte? Ich verstehe schon, wie Du drauf kommst. Aber das ist dann doch eine zu unrealistische Annahme, wohingegen Wiesner einige Dinge vereinfacht dargestellt hat. Er sagte ja auch nichts von dem Stangenzaun an der Nordseite, der für keinen Menschen ein Hindernis darstellte.

Südlich des Hofes war das Hexenholz, ein Wald. Du meinst sicher die westlichen Felder?

Im Übrigen wäre schön, wenn Du als Quelle des Bildes hinterkaifeck.net angeben könntest.


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Mordfall Hinterkaifeck

21.07.2022 um 11:56
@Donisl
@DerGreif
@jaska
Unabhängig von der Frage wie gewöhnlich eine solche Umzäunung nun ist oder nicht: die Frage, die sich mir aufdrängt ist, wie relevant ist dieser Umstand für das Tatgeschehen? Ein solcher Zaun hält niemanden vom Eindringen in den Hof ab, wie ja viele Beispiele zeigen. Jeder konnte das Anwesen erreichen: die Kaffeehändler, der Postboote etc. Auch hatte AG selbst offensichtlich keinen Grund zur Annahme, dass die Umzäunung Schutz vor Unbefugten schaffen sollte, der er selbst war ja in Sorge ob der Fußspuren. Von daher messe ich der Frage für das Tatgeschehen keinerlei Bedeutung zu.


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Mordfall Hinterkaifeck

21.07.2022 um 20:25
@EdgarH
@jaska
@Donisl
Auf den vorhandenen Fotos von Hinterkaifeck sieht man einen Drahtzaun um den Gemüsegarten herum, der sich westlich vom Haus befindet. Vom Innenhof aus führt ein Weg entlang dieses Zaunes Richtung Westen weg. Dieser Weg wird höchstwahrscheinlich in den Weg südlich des Anwesens münden. Die westlichen, bzw südwestlichen Felder sind also leicht zu erreichen gewesen. Dort ist auch der Obstgarten mit einem Holzzaun eingegrenzt, der eine breite Lücke (genug für ein Fuhrwerk) hat. Diese Lücke (beim Backhaus) wurde wahrscheinlich von südlichen Stadeltor aus zum südlichen Weg genutzt. Vom östlichen Tor, dem Gröbener Tor her ist dieser Weg ebenfalls zu nutzen.
Man sieht also, der Hof war keineswegs hermetisch abgeschlossen. Lediglich die Gärten waren eingezäunt, um sie vor dem Wild aus dem nahen Wald zu schützen.


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Mordfall Hinterkaifeck

21.07.2022 um 21:24
Zitat von jaskajaska schrieb:Und Du meinst, aus Wiesners Worten zu entnehmen, dass es rund um den Hof in dem eh löchrigen, teils einfachen Zaun, keine Tore/Lücken gab, die ein Fuhrwerk nutzen konnte? Ich verstehe schon, wie Du drauf kommst. Aber das ist dann doch eine zu unrealistische Annahme, wohingegen Wiesner einige Dinge vereinfacht dargestellt hat. Er sagte ja auch nichts von dem Stangenzaun an der Nordseite, der für keinen Menschen ein Hindernis darstellte.

Südlich des Hofes war das Hexenholz, ein Wald. Du meinst sicher die westlichen Felder?

Im Übrigen wäre schön, wenn Du als Quelle des Bildes hinterkaifeck.net angeben könntest.
Der Wiessner formuliert deutlich was eingezäunt ist, nämlich der Hof ringsrum, und dass sich ein freier Zugang beim Backhäusl befindet. Den Zaun betreffend bestätigt ihn der Postbote, also kann man das wohl so voraussetzen.

Wenn nicht das, was dann überhaupt?

Worum es mir beim Zaun prinzipiell ging habe ich ja dargestellt, ein praktisch denkender Bauer legt sich keine Steine in den Weg, ganz im Gegenteil, er räumt sie aus dem Weg. Also muss es für die Drahtgitter-Einfriedung einen Grund gegeben haben, der den jeweiligen Umweg (oder auch ein Aushängen des Zauns, öffnen eines nicht erwähnten Tors) rechtfertigte.

Südlich wie westlich an den Hof grenzt der Acker Flurnummer 564b, auf jener Seite benannt als Grünleiten. In div. Erbverträgen wird die Nr. als Egernacker benannt. In Natura und auf der Flurkarte grenzte der Hof jedenfalls nicht an den Wald.
Sorry dass ich nicht die Quelle für's Nutzen der Karte benannt habe, wird nicht wieder vorkommen.

Ich sehe ohnehin, dass es hier am allerwenigsten um Hinterkaifeck geht. Egal ob es das Hexenholz, überlieferte Dokumente und Aussagen, die technische Entwicklung in den 1920ern oder generell das Leben am Bauernhof geht, alles wird nach Belieben verschoben und besonders von denen, die ständig Belege einfordern.


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Mordfall Hinterkaifeck

22.07.2022 um 07:14
@Donisl
Zitat von DonislDonisl schrieb:Egal ob es das Hexenholz, überlieferte Dokumente und Aussagen, die technische Entwicklung in den 1920ern oder generell das Leben am Bauernhof geht, alles wird nach Belieben verschoben und besonders von denen, die ständig Belege einfordern.
Ich finde ja, dass man bei solchen Anschuldigungen so mutig sein sollte, die kritisierten User konkret anzusprechen. Nur dann kommt das auch an und wirkt nicht wie trotziges Aufstampfen.
Zitat von DonislDonisl schrieb:Der Wiessner formuliert deutlich was eingezäunt ist, nämlich der Hof ringsrum, und dass sich ein freier Zugang beim Backhäusl befindet. Den Zaun betreffend bestätigt ihn der Postbote, also kann man das wohl so voraussetzen.
Das kannst Du voraussetzen. Dabei ignorierst Du dann aber ergänzende Informationen. Diese sind (sorry, ich kann aufgrund technischer Probleme gerade die Quellen nicht sauber raussuchen und zitieren):

* Angabe in den Akten, dass es sich auch teilweise um einen einfachen Lattenzaun handelt
* bestätigende Zeichnungen und Tatortskizzen, die für die Nordseite ebenfalls den Lattenzaun zeigen

Diesen einfachen Zaun hat Wiesner nicht erwähnt. Er spricht lediglich von einem Drahtzaun.

Nun kann man diese Informationen ja unterschiedlich bewerten. Strikt an Wiesner zu hängen und dabei den Rest vergessen mag ein Ansatz sein.
Für mich ist viel logischer, dass es eben durchaus eine Optimierung gegeben hat für die Hinterkaifecker in dem Sinn, dass alltägliche Tätigkeiten nicht unnötig kompliziert gemacht wurden. Das heisst, die haben sich keine direkten Fahrtwege versperrt wegen eines Zaunes, der seinen Zweck gar nicht erfüllen konnte, wenn der Zweck im Abhalten von Eindringlingen war.
Nun kann man argumentieren, dass die Grubers tatsächlich eine Haustüre geopfert haben. Also auch etwas sehr Wichtiges geopfert und sich dadurch definitiv massive Nachteile eingehandelt haben. Der Knackpunkt ist für mich hier, dass sie durch das Versperren der Haustür einen großen Vorteil erwarben: Wasser direkt am Stall zu haben und nicht mehrmals täglich auf anstrengende (und zunehmend unmögliche?) Art und Weise von Hand in den Stall schaffen zu müssen. Und wenn ich bös bin würd ich sogar sagen, dass es gar nicht unrecht war, Personen direkt an der verbauten Haustür abwimmeln zu können. Aber das ist natürlich spekulativ.

Ich jedenfalls sehe Wiesners Aussage nicht als vollständig an und ziehe es durchaus in Betracht, dass ihm nicht nur der Lattenzaun auf der Nordseite entging sondern eben auch der Durchfahrtsweg, wo immer der war. Der kann ja im Westen und im Osten gewesen sein.


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22.07.2022 um 08:15
@Donisl
Bzgl. Umzäunung meine Frage nochmal von gestern: unabhängig von der Diskussion, was nun umzäunt war bzw. ob das üblich war für die damalige Zeit:
Ich sehe in dieser Frage keinen Tatbezug wie gestern dargelegt:
Zitat von EdgarHEdgarH schrieb:Ein solcher Zaun hält niemanden vom Eindringen in den Hof ab, wie ja viele Beispiele zeigen. Jeder konnte das Anwesen erreichen: die Kaffeehändler, der Postboote etc. Auch hatte AG selbst offensichtlich keinen Grund zur Annahme, dass die Umzäunung Schutz vor Unbefugten schaffen sollte, der er selbst war ja in Sorge ob der Fußspuren.
Ich messe der Frage daher keine Bedeutung zu, was die Tat an sich betrifft.


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22.07.2022 um 10:52
-@ Donisil:

Du scheinst vergessen zu haben dass Gruber ca 1900 das Maschinenhaus mit Göppel errichten ließ. Das war schon fortschrittlich.
Um 1920 waren schon viele Gemeinden in Bayern elektrifiziert. Die Leute auf HK wollten halt wenigstens für schwere Arbeiten auch so einen Komfort.
HK hatte 17 ha. Damit waren sie schon die größeren Bauern in Gröbern. Schlittenbauer war etwa gleichgroß, Schwaiger größer. Pöll und Sigl hatten zusammen gerade mal soviel.
Von Selbstversorger kann keine Rede sein. Der Hof lief wegen Personalmangel halt nicht auf Vollgas.

Die Umzäunung war nur im Gemüsegarten "massiv" und aus Metall. Der übrige Zaun war eher ein loser Stangenzaun (siehe Skizzen).


https://www.hinterkaifeck.net/wiki/index.php?title=Datei:Skizze_HK_Schwaiger_19520423.jpg


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22.07.2022 um 15:11
@Markus1985
Danke Markus, dass Du das bestätigst:
Zitat von Markus1985Markus1985 schrieb:Die Umzäunung war nur im Gemüsegarten "massiv" und aus Metall. Der übrige Zaun war eher ein loser Stangenzaun (siehe Skizzen).
Ich möchte noch vervollständigen, dass man auf Fotos und Skizzen an den Fahrspuren sieht, wie es mit der Bewegungsfreiheit der Hinterkaifecker aussah. Und ja, ein Stangenzaun ist kein Hindernis für Eindringlinge.


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Mordfall Hinterkaifeck

22.07.2022 um 22:34
Zitat von jaskajaska schrieb:Ich finde ja, dass man bei solchen Anschuldigungen so mutig sein sollte, die kritisierten User konkret anzusprechen. Nur dann kommt das auch an und wirkt nicht wie trotziges Aufstampfen.
Ich habe mich bisher stets im Dialog versucht, trotz dem Umstand, dass nur 'ankommt', was Akzeptanz findet und hier viele von der Technisierung der Landwirtschaft im bayerischen Outback keinen blassen Schimmer haben.

Und völlig albernes Geschwätz muss niemand kommentieren, oder?

Mir jetzt trotziges Aufstampfen zu bescheinigen kannst du gerne machen, es bescheinigt nur, dass du dich ad hominem bedienst um der Flurnummer 564b und deren geografischer Lage aus dem Weg zu gehen.


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22.07.2022 um 22:42
@Donisl
Zitat von DonislDonisl schrieb:es bescheinigt nur, dass du dich ad hominem bedienst um der Flurnummer 564b und deren geografischer Lage aus dem Weg zu gehen.
Was heisst das denn konkret?


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22.07.2022 um 22:58
Zitat von Markus1985Markus1985 schrieb:Du scheinst vergessen zu haben dass Gruber ca 1900 das Maschinenhaus mit Göppel errichten ließ. Das war schon fortschrittlich.
Nein das habe ich nicht vergessen. Wenn du aber gerade dabei bist, den fortschrittlichen Göpel zu ins Feld zu führen, ergänze doch deine Information mit geschichtlichem Hintergrund.

"Göpel kamen in Mitteleuropa seit dem ausgehenden 14. Jahrhundert vor allem im historischen Bergbau als Förderanlagen zum Einsatz.[5] Später wurden sie auch in der Landwirtschaft zum Antrieb von Maschinen eingesetzt."

Wikipedia: Göpel
Zitat von Markus1985Markus1985 schrieb:Die Umzäunung war nur im Gemüsegarten "massiv" und aus Metall. Der übrige Zaun war eher ein loser Stangenzaun (siehe Skizzen).
Hast du für diese Behauptung eine glaubwürdige Quelle? Im Protokoll des Oberamtsrichters ist von einem Drahtgitter die Rede, dass den Hof ringsrum einzäunt. Daneben beschrieb derselbe OA, dass der Hof trotzdem frei zugänglich war, weil beim Backhaus (im Norden) eine einige Meter breite Lücke ist.

Aus dieser Angabe ist sowohl das Material des Zauns (Draht), dessen Ausführung (Gitter), sowie seine Funktion (einziger Zugang beim Backhaus) völlig eindeutig herauszulesen.

Wiessners Bericht wurde zeitnah erstellt, die meisten Skizzen stammen aus Jahrzehnte alten (menschlichen) Erinnerungen.


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