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Mordfall Hinterkaifeck

51.931 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Mord, Bauernhof, Hinterkaifeck ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
Zu diesem Thema gibt es eine von Diskussionsteilnehmern erstellte Zusammenfassung im Themen-Wiki.
Themen-Wiki: Mordfall Hinterkaifeck

Mordfall Hinterkaifeck

12.04.2022 um 18:02
Der Gruber hatte doch 2 Waffen. Einmal ein deutsches Armee Infanteriegewehr 88, sowie eine Schrotflinte.
Ob letztere ein- oder zweiläufig war, ist nicht bekannt.

Keine der 2 Waffen wurde nach der grausigen Mordtat mehr im Hinterkaifeckerhof vorgefunden

Andreas Gruber war zudem Kriegsteilnehmer im Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71.


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Mordfall Hinterkaifeck

12.04.2022 um 21:31
@Mr.Brain

Das ist nur die Meinung der Webseite, von der Du sie hast. Aus den Zeugenaussagen geht es nämlich nicht eindeutig hervor. Und wer das Fleisch und den Speck angeschnitten hätte, lässt sich halt auch nicht sagen.


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Mordfall Hinterkaifeck

12.04.2022 um 21:58
Zitat von off-peakoff-peak schrieb:Die könnten die Täter mitgenommen haben.
Die lassen die Tatwaffe am Tatort zurück und nehmen dafür ein altes Gewehr mit? Das kann ich mir jetzt schwer vorstellen.


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Mordfall Hinterkaifeck

12.04.2022 um 23:58
Zitat von WintertimeWintertime schrieb:Ich hätte mal eine Frage an diejenigen, die das oft empfohlene Buch "Der Mordfall Hinterkaifeck" von Peter Leuschner gelesen haben. Gibt einem das Buch nochmal einen tieferen Einblick in die ganze Geschichte? Oder wurden die wesentlichen Inhalte daraus bereits online zusammengetragen und veröffentlicht, z.B. auf Hinterkaifeck.net?
Zu der Frage : Oder wurden die wesentlichen Inhalte daraus bereits online zusammengetragen und veröffentlicht, z.B. auf Hinterkaifeck.net?

M. E. eindeutig ja. Für Forumszwecke (und nicht nur für die - sondern ggf. auch sogar für einen wissenschaftlichen Einstieg) ist das Wiki von HK.net mehr als ausreichend und natürlich als work in progress zwangsläufig aktueller. Die Basis für viele Diskussionen bei allmy sind für mich eben insbesondere das transkribierte Aktenmaterial mit den unerschöpflichen Querverweisen sowie die Presseberichte beim HK.net Wiki. Es besteht im WiKi auch die wichtige Möglichkeit, bei Zweifelsfällen in große Teile des kopierten Aktenmaterials zum Abgleich mit den Verschriftungen Einblick zu nehmen. Diese Möglichkeiten kann ich (jeder) ohne bei HK.net Mitglied zu sein nutzen. Die Suchfunktion in unserem Allmy - thread mit den vielen Beiträgen möchte ich Dir natürlich auch empfehlen.

Diese Arbeit mit belegten Zitaten hat Herr Leuschner in Buchform nicht so durchgeführt, weil er vermutlich auf die bessere Lesbarkeit achten mußte und mit einer rein wissenschaftlichen Darstellung nicht den großen Erfolg hätte erzielen können.

Teile sind auch in schriftstellerisch freierer Einfühlung ausgeführt, wo aber jedem klar ist, dass er nicht danebengestanden oder mitgehört haben kann. Frau Dr. Kastner im Podcast "Dunkle Heimat" meinte trocken dazu, "das brauche ich nicht".

Der Leuschner ist für mich ein/das Standardwerk zum Thema und zugleich ein Buch zum Lesen - aber Zitate hole ich mir aus dem WiKi. Meine 1. Auflage von 1997 von Der Mordfall Hinterkaifeck - Spuren eines mysteriösen Verbrechens - enthält auch eine Vertiefung zu Person und beruflichem Wirken von Oberinspektor Reingruber, eine Darstellung der sog. Fememorde und zu Polizeidirektion München.

Bei mir verschwindet das Buch bei jeder meiner HK - Abstinenzzeiten in der Bibliothek zweite Reihe - immer dann wenn ich wieder mitmache liegt es als Standardwerk, mit dem ich damals angefangen habe, neben dem Schreibtisch.
Leuschner gibt sich gerne als Agnostiker bei der Täterfrage (zuletzt habe ich das von ihm im o.a. Podcasr gehört.

Da das Buch nicht billig ist, könntest Du es ja mal in einer größeren Bibliothek ausleihen. Wenn Hinterkaifeck ein dauerhaftes Thema für Dich bleiben sollte, empfehle ich es Dir wärmstens - auch weil es haptisch eben ein gebundenes Buch zum Lesen ist.

Das ist alles meine subjektive Meinung. Aber Deine Frage sollte taggleich wenigsten eine Antwort bekommen.

LG.


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Mordfall Hinterkaifeck

13.04.2022 um 09:29
@EchoM1
Zitat von EchoM1EchoM1 schrieb:Der Gruber hatte doch 2 Waffen. Einmal ein deutsches Armee Infanteriegewehr 88, sowie eine Schrotflinte.
Die Waffe, die er durch seine Mitgliedschaft in der Einwohnerwehr hatte, wurde wahrscheinlich im Zuge der allgemeinen Entwaffnung der Einwohnerwehren bereits 1920 wieder eingezogen.


@pensionär
Schöne Zusammenfassung zum Leuschner-Buch. Es kommt eben auch immer darauf an, wie man selbst gerne arbeitet. Manchmal ist es gut, ein Buch zur Hand zu haben, in dem man stöbern oder etwas nachschlagen kann.


@Dew
Ich habe grad keine Zeit, das Ganze zusammenzutragen. Mache ich aber sicher noch.
Im Prinzip gab es eine ganze Reihe an Gesetzen und Vorschriften, die regelten, wer sich wann womit aufhalten durfte, wer wem was verkaufen durfte, wer was von wem kaufen durfte. Da spielten jeweils Legitimationspapiere, Aufenthaltsgenehmigungen, Arbeitsnachweise, Wandergewerbescheine etc. eine Rolle. Kontrolliert wurde überall, Schwerpunkt waren Verkehrsknotenpunkte (Bahnhöfe, Stadtzentren). Einen konkreten Anlass für eine Überprüfung musste es meines Wissens nach nicht geben, die Legitimationspflicht lag bei den Kontrollierten selbst. Auch für Wagen, Fahrräder etc. gab es Vorschriften zur Verkehrssicherheit. Selbst ob ein Händler bei den Kunden klingeln durfte oder nicht war geregelt.
Da ich gerade keine konkreten Quellen liefern kann betrachte das bitte als nicht gesagt. Alle konnten sich völlig frei bewegen...


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Mordfall Hinterkaifeck

13.04.2022 um 11:04
@pensionär
@Wintertime
Na ja, so teuer ist das Buch auch wieder nicht.

22 € bei Amazon.

https://www.amazon.de/Mordfall-Hinterkaifeck-Spuren-mysteri%C3%B6sen-Verbrechens/dp/3980559106


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Mordfall Hinterkaifeck

13.04.2022 um 11:23
Zum Leuschner:
Tolles Buch, ich hab es mir 2017 bei der Ausstellung in Ingolstadt gekauft. Mit den bis dahin mir bekannten Quellen, insb. auch Dokus aus dem Fernsehen etc., die ja auf youtube alle verfügbar sind, hatte ich eine sehr klare Vorstellung, dass mit großer Whs. nur der Nachbar der Täter gewesen sein konnte. Die kriminalistische Untersuchung der Polizeischüler FFB hat dies weiter bestätigt. "Der Leuschner" sowie auch die Aspekte der Ausstellung haben mir aber gezeigt, dass der Themenkomplex viel breiter ist. Übrigens, auch das will ich nicht verhehlen, der Austausch hier im Forum, auch wenn ich mehr lese als schreibe hier. Auch der Austausch über PN mit dem ein oder anderen Experten hier haben mir geholfen die Dinge einzuordnen. Es ist einiges eben nicht so "fix" / beweissicher, wie man es denken mag, so manch ggf. seltsam anmutendes Verhallten ist ggf. nur heute in der Retro seltsam, hat aber damals in die Zeit gepasst etc. Mir hat all das geholfen, weil es eben auch was anderes ist, einen historischen Kriminalfall zu analysieren, als einen brandaktuellen.

Für mich ist der Nachbar in vielerlei Hinsicht nach wie vor aus bestimmten Gründen jemand, den man - wenn man denn heute 100 Jahre danach noch ernsthaft Tätersuche betreiben will (ich halte es nahezu für ausgeschlossen, dass das noch beweissicher gelingen kann)- dabei schon genauer beleuchten müsste, aber ich bin mittlerweile (weit) davon weg, den Nachbarn als DEN Hauptverdächtigen zu sehen. Es sprechen einige Indizien für die These, aber eben auch einige dagegen. Ich denke dennoch aber völlig unabhängig davon, dass es eher eine Beziehungstat war, als ein anderes Verbrechen aus Habgier oder politischen Gründen. Die Betonung liegt hier dabei auf "eher". Gewissheit hat man hier natürlich keine, aber für mich spricht die Tatsauführung eben eher dafür.

Kurzum: Leuschner ist top, um einen Überblick zu bekommen und ein Gespür für den Fall, der eben komplexer ist als man es gemeinhin denkt, wenn man die klassische z.B. ZDF Doku dazu gesehen hat und weil er sehr gut "Atmosphäre" rund um den Themenkomplex transportiert.


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Mordfall Hinterkaifeck

13.04.2022 um 12:56
Zitat von EdgarHEdgarH schrieb:aber ich bin mittlerweile (weit) davon weg, den Nachbarn als DEN Hauptverdächtigen zu sehen. Es sprechen einige Indizien für die These, aber eben auch einige dagegen
Entschuldigung ich hab dich bisher nicht so verfolgt, wer war es nach deiner Meinung ?
Welche der THeorien ist die Pplausibelste aus deiner Sicht ?


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Mordfall Hinterkaifeck

13.04.2022 um 13:29
Zitat von AhmoseAhmose schrieb:Das kann ich mir jetzt schwer vorstellen.
Ich schon. Man kann ein Gewehr gebrauchen, selbst ein altes ist besser als gar keines, und es ist etwas schwieriger aufzutreiben als ein Werkzeug, das jeder Baumarkt (symbolisch gesehen) führt.
Wenn es außerdem nicht als Grubers Besitz gekennzeichnet war, dann ist es weniger verräterisch als die als Tatwaffe leicht zu identifizierende Reuthaue.

So muss es natürlich nicht gewesen sein, aber diese Möglichkeit ist genau so gegeben wie die, dass es von Leuten vor Ort gestohlen wurde.


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Mordfall Hinterkaifeck

13.04.2022 um 13:31
@jaska :

Vielen Dank für die Antwort.
Zitat von jaskajaska schrieb:Ich habe grad keine Zeit, das Ganze zusammenzutragen. Mache ich aber sicher noch.
Kein Stress. Ich bin gespannt.
Zitat von jaskajaska schrieb:Im Prinzip gab es eine ganze Reihe an Gesetzen und Vorschriften, die regelten, wer sich wann womit aufhalten durfte, wer wem was verkaufen durfte, wer was von wem kaufen durfte. Da spielten jeweils Legitimationspapiere, Aufenthaltsgenehmigungen, Arbeitsnachweise, Wandergewerbescheine etc. eine Rolle.
Also wie heute.
Zitat von jaskajaska schrieb:Kontrolliert wurde überall, Schwerpunkt waren Verkehrsknotenpunkte (Bahnhöfe, Stadtzentren).
Da widersprichst Du Dir innerhalb eines Satzes.
Also überall oder schwerpunktmäßig? Hier wäre eine Entscheidung hilfreich.
Zitat von jaskajaska schrieb:Einen konkreten Anlass für eine Überprüfung musste es meines Wissens nach nicht geben,
Überprüfung?
Vergleichbar also einer allgemeinen Verkehrskontrolle? Dabei wird aber das Auto und seine Insassen nicht "gefilzt".
Zitat von jaskajaska schrieb:die Legitimationspflicht lag bei den Kontrollierten selbst.
Hier wird´s interessant. Analog zur allgemeinen Verkehrskontrolle, wo Führerschein und Fahrzeugpapiere vorgelegt werden müssen?

Ich sehe hier noch immer keinen Grund dafür, dass Personen durchsucht werden oder wurden.

Genau wie der Führerschein seinen Inhaber dem Polizisten gegenüber legitimiert das Fahrzeug, in dem er gerade unterwegs ist, zu führen oder der Wandergewerbeschein dazu berechtigt z. B. Körbe zu reparieren.

Erst in dem Moment, wenn damit irgendwas nicht stimmt oder diese Legitimation nicht vorgelegt werden kann, folgen abgestuft weitere Maßnahmen.
Zitat von jaskajaska schrieb:Auch für Wagen, Fahrräder etc. gab es Vorschriften zur Verkehrssicherheit.
Geschenkt. Bekannt. Gibt´s heute auch noch. Was hat das mit der Fragestellung zu tun?

Abgesehen davon: ein fehlendes Schutzblech oder ausgefallenes Rücklicht löste und löst keine Leibesvisitation oder Durchsuchung sämtlichen mitgeführten Gepäcks aus.
Zitat von jaskajaska schrieb:Selbst ob ein Händler bei den Kunden klingeln durfte oder nicht war geregelt.
Das ist es heute auch noch. Wissen die meisten Leute nur nicht. Hat aber mit der Fragestellung auch nichts zu tun.



Ich halte das mit den allgegenwärtigen Kontrollen ( wie gesagt, so kommt das rüber ) weiterhin für überbewertet als Argument gegen Gold- und Silbergelddiebstahl. Jedenfalls bis zur Tatentdeckung. Dass danach mit erhöhter Polizeiaktivität zu rechnen war, wussten die Täter auch. Sonst hätten sie sich mit der Tarnung nicht so Mühe gegeben.
Zitat von jaskajaska schrieb:Da ich gerade keine konkreten Quellen liefern kann betrachte das bitte als nicht gesagt.
Nein, tue ich nicht. Weil Du es schon gefühlte 1000 Mal gebracht hast und es eben nicht belegen kannst.
Zitat von jaskajaska schrieb:Alle konnten sich völlig frei bewegen...
Alle? Auch das stimmt nicht. Ich weiß, das nervt. Nach dem Bärtl wurde z. B. gesucht. Und den hätte man auch durchsucht. Nur hätte der wohl kaum Bedenken gegen Gold gehabt.

Aber ansonsten galt Artikel 111 der Verfassung. Hatte die Weimarer Republik tatsächlich. Halt´ Dich fest:
Alle Deutschen genießen Freizügigkeit im ganzen Reiche. Jeder hat das Recht, sich an beliebigem Orte des Reiches aufzuhalten und niederzulassen, Grundstücke zu erwerben und jeden Nahrungszweig zu betreiben. Einschränkungen bedürfen eines Reichsgesetzes.


Zur Ergänzung und weil´s mir gerade so Spaß macht noch Artikel 114:
Die Freiheit der Person ist unverletzlich. Eine Beeinträchtigung oder Entziehung der persönlichen Freiheit durch die öffentliche Gewalt ist nur auf Grund von Gesetzen zulässig.
Personen, denen die Freiheit entzogen wird, sind spätestens am folgenden Tage davon in Kenntnis zu setzen, von welcher Behörde und aus welchen Gründen die Entziehung der Freiheit angeordnet worden ist; unverzüglich soll ihnen Gelegenheit gegeben werden, Einwendungen gegen ihre Freiheitsentziehung vorzubringen.
Nicht schuldig bleiben möchte ich da die Quelle:
https://www.jura.uni-wuerzburg.de/fileadmin/02160100/Elektronische_Texte/Verfassungstexte/Die_Weimarer_Reichsverfassung_2017ge.pdf

Übrigens insgesamt ein lesenswertes Dokument für den geschichtlich Interessierten.

MfG

Dew


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Mordfall Hinterkaifeck

13.04.2022 um 14:34
Zitat von EdgarHEdgarH schrieb:Die kriminalistische Untersuchung der Polizeischüler FFB hat dies weiter bestätigt
So nach langem Suchen habe ich es endlich gefunden :
Hier mal ein Video. Interviewt wird die damalige FFB Ermittlerin.
https://www.youtube.com/watch?v=LUX-8N7QKFo&lc=Ugzoj-Tz--Juimeg1vB4AaABAg.98MRU1fvxYA9_iPhi5-RWp
Sie sieht das Heute anders ;) LS ist in ihren Augen nicht meht der Favorit.


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Mordfall Hinterkaifeck

13.04.2022 um 14:41
Zitat von AhmoseAhmose schrieb:off-peak schrieb:
Die könnten die Täter mitgenommen haben.
@Ahmose antwortete:
Die lassen die Tatwaffe am Tatort zurück und nehmen dafür ein altes Gewehr mit? Das kann ich mir jetzt schwer vorstellen.
@off-peak antwortete:
Zitat von off-peakoff-peak schrieb:Ich schon. Man kann ein Gewehr gebrauchen, selbst ein altes ist besser als gar keines, und es ist etwas schwieriger aufzutreiben als ein Werkzeug, das jeder Baumarkt (symbolisch gesehen) führt.
Wenn es außerdem nicht als Grubers Besitz gekennzeichnet war, dann ist es weniger verräterisch als die als Tatwaffe leicht zu identifizierende Reuthaue.

So muss es natürlich nicht gewesen sein, aber diese Möglichkeit ist genau so gegeben wie die, dass es von Leuten vor Ort gestohlen wurde.
Möglich ist viel aber ist es auch wahrscheinlich? Und aus welchen Gründen?

Ein bisschen komplizierter ist das m. E. schon zu betrachten.

Man? Wer sollte denn eine solche alte und veraltete Flinte gebrauchen können und wozu? Also ich kenne mehr Leute, die weder ein altes, noch ein modernes Gewehr gebrauchen können und das war damals kaum anders. Vom damit-umgehen-können mal gar nicht zu reden.

Eine Perkussionsflinte mit selbst herzustellenden, papierumwickelten Ladungen, möglicherweise sogar als Vorderlader in einer Zeit, in der gebrauchsfertige Munition in Patronenform für Hinterlader üblich war?

Für des A.Gr.´s Zwecke, also gelegentlich dem Fuchs, den Hühnerhabicht oder den Thalerbuben mal eine Verwarnung zu erteilen, mag das angegangen sein, aber sonst?

Kriminelle hatten im Nachkriegsdeutschland eine breite Auswahl an aus dem Krieg mitgebrachten modernen Waffen für alle Gelegenheiten, da hätte niemand zugegriffen. Zudem ist so ein Ding sperrig und wäre auf dem Transport aufgefallen, bzw. hätte umständlich versteckt werden müssen. Nicht mal die Zerlegbarkeit einer Kipplaufflinte muss gegeben gewesen sein.

Inwieweit des A.Gr.´s Flinte in der Umgegend bekannt war, konnte bislang nicht in Erfahrung gebracht werden. Trotzdem wäre allein durch das Alter schon eine gewisse Wiedererkennbarkeit möglich gewesen, auch ohne Initialen oder sonstige Kennzeichnung.

Insofern sind @Ahmose ´s Einwände sicher berechtigt.

Andererseits hätte aus den genannten Gründen auch ein Schaulustiger mit diesem Souvenir Probleme kriegen können. Bis hin zum Tatverdacht. Diese Gruppe, die sicher den einen oder anderen Kleingegenstand mitgehen ließ, scheidet daher in Bezug auf die Flinte für mich aus.

Bleiben also nur die Täter.

Ich kann mir eigentlich nur zwei Szenarien vorstellen, innerhalb derer die Flinte von Täterseite mitgenommen wurde.

Persönliche Gründe. Der A.Gr. hatte mal mit der Flinte auf den Betreffenden geschossen. Der nahm sie voller Genugtuung mit, nachdem er ( geradezu biblisch ) den A.Gr. mit dessen eigener Reuthaue niedergemacht hatte. Zu Hause versteckt. Nur zu bestimmten Gelegenheiten heimlich vorgeholt.

Übertriebene Gründlichkeit. Nach der Tat wurde einfach alles weggeräumt und abtransportiert, was auf dem Anwesen auf Waffen schließen ließ. Scheppachs Lohntüte wurde dabei übersehen.

MfG

Dew


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Mordfall Hinterkaifeck

13.04.2022 um 15:12
Zum Gewehrthema. Darf ich mal einhaken. Es ist nicht sicher, dass der Gruber 1922 noch ein Gewehr hatte.

Letzemalig tauchte das Gewehr 1920 durch eine Zeugenaussage auf. Danach gibt es eigentlich nichts mehr hierrüber.

Zudem wurde folgendes ermittelt .
Etwa 8 Tage vor dem Mord ersuchte Gruber den Ortsführer Schlittenbauer von Gröbern (das Verhältnis hatte sich inzwischen etwas gebessert) um eine Waffe, mit der Begründung, in seinem Hause sei seit einigen Tagen etwas nicht mehr in Ordnung, er vermute fremde Leute in seinem Anwesen. Schlittenbauer soll ihm darauf gesagt haben, er habe zwar einen alten Trommelrevolver, der aber nicht mehr zuverlässig sei, er (Gruber) solle sich doch an die Gendarmerie in Hohenwart wenden und diese in seinem Hause doch mal nachsehen lassen. Dies soll Gruber jedoch abgelehnt haben mit dem Hinweis, er wolle keinen Gendarm in seinem Hause sehen, er werde schon ohne Gendarmerie fertig werden. Er werde sich eine passende Waffe bereitlegen, um sich gegebenenfalls entsprechend verteidigen zu können. Von diesem Zeitpunkt an soll Schlittenbauer mit Gruber oder einem seiner Angehörigen, nicht mehr in Berührung gekommen
Quelle: https://www.hinterkaifeck.net/wiki/index.php?title=Berichte:_1948-08-12_Meiendres

Wo das nun Xaver Meiendres her hatte weiss ich auch nicht. 1948 war der LS schon tot.

Also wenn ihr mich fragt, hatte der Gruber gar kein Gewehr mehr. 🤷‍♂️
Zudem verstehe ich nicht warum das ein wichtiges Detail ist bzw in welche Richtung das führen soll ?


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Mordfall Hinterkaifeck

13.04.2022 um 15:41
@Tron42

Klar auch ich gehe von einer Beziehungstat aus. Was im Klartext heisst, der / die Täter kommen aus dem näheren Umfeld der Familie Gruber Gabriel. Nur verstehe ich beim besten willen nicht, warum man den LS als Tatverdächtig erachten kann. Ich finde es eine einfache Logik hinzugehen, ja der Schlittenbauer hat doch eine Beziehung zu Viktoria. Und die Vaterschaft anerkannte er für den im Dezember 18 gezeugten Josef auch. Über 3 Jahre später soll er dann die ganze Familie ausgelöscht haben. Mit dieser Meinung schliesst man zum vornherein aus, dass Viktoria weitere Beziehungen gehabt haben könnte. Wovon LS zur Tatzeit fast schon wieder ein Jahr verheiratet war.


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Mordfall Hinterkaifeck

13.04.2022 um 16:03
Zitat von schluesselbundschluesselbund schrieb:Nur verstehe ich beim besten willen nicht, warum man den LS als Tatverdächtig erachten kann.
Für mich bleibt er als Einziger übrig wenn es der AG nicht war. 🤷‍♂️
Und das ist ganz einfach zu erklären: Er ist der Einzige der nicht hinuter in die Durchfahrt springen hätte müssen.
Und dabei interesseiert mich sein Motiv nur sekundär.

Wie erklärst du das mit einem anderen Beziehungstäter ? Warum sind die alle über den Dachboden vom Hof geflüchtet ?


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Mordfall Hinterkaifeck

13.04.2022 um 16:09
@Tron42
Zitat von Tron42Tron42 schrieb:Also wenn ihr mich fragt, hatte der Gruber gar kein Gewehr mehr.
Warum sollte man Dich danach fragen?

Wenzeslaus Bley war etwas näher am Geschehen.
Bezüglich des Gesprächs des alten Gruber in der Eisenhandlung in Schrobenhausen: In der Wirtschaft wurde erzählt, daß Gruber am Tage vor dem Mord in Schrobenhausen in einer Eisenhandlung – es sind zwei dort – aber vermutlich bei Vogel war. Dort sagte er, er müsse schauen, daß er wieder heimkomme, denn er fürchte, daß in seinem Hause etwas nicht in Ordnung sei. Weiter sagte er: Während der vergangenen Nacht ist keine Ruhe gewesen, die ganze Nacht habe ich im Boden droben etwas gehört, wie wenn jemand herumgehe. Ich bin auch hinaufgegangen mit Licht, habe aber nichts gesehen. Fürchten tue ich mich nicht. Ich habe mein Gewehr schon hergerichtet. In der Früh habe ich sogar eine Spur im Neuschnee gesehen, die in das Haus führte, Aber eine Spur, die vom Hause wegführte, habe ich nicht gesehen“. Er meinte dann, der werde schon wieder hinaus sein. Er machte dann seine Einkäufe, ich glaube es wurde von Schienen gesprochen.
Quelle:

https://www.hinterkaifeck.net/wiki/index.php?title=Aussagen:_1930-08-08_Bley_Wenzeslaus

Zusammen mit dem noch aufgefundenen Schrot in Scheppach´s Lohntüte halte ich es für recht wahrscheinlich, dass sich der A.Gr. nicht von der Flinte getrennt hatte.

MfG

Dew


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Mordfall Hinterkaifeck

13.04.2022 um 16:12
Zitat von DewDew schrieb:Warum sollte man Dich danach fragen?
Sagt man doch nur so ;) Ich weiss mich fragt niemand *heul* :D
Zitat von DewDew schrieb:Wenzeslaus Bley war etwas näher am Geschehen.
Was du so als Nähe bezeichnest :
Zitat von DewDew schrieb:In der Wirtschaft wurde erzählt,
;)
In der Wirschaft wurde einiges erzählt ;)


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13.04.2022 um 17:55
@Tron42

Dann begründe mir doch mal, warum jemand, der 1920 ein Gewehr besitzt, es reparieren lässt und sich Munitionsbestandteile dafür beschafft, es 1922 nicht mehr besitzen sollte. Nachdem er Ende ´20/Anfang ´21 noch damit geschossen hat.

Alleine die Feststellung, dass die Flinte nicht mehr funktionierte, bedingt doch, dass der A.Gr. sie in Gebrauch hatte und weiter haben wollte. Hätte die als Deko irgendwo rumgehangen und friedlich vor sich hingerostet, hätte doch der A.Gr. das gar nicht mitgekriegt. Geschweige denn Geld oder Naturalien dafür gegeben, sie richten zu lassen.

Scheppachs Aussage. Nicht aus dem Wirtshaus.
https://www.hinterkaifeck.net/wiki/index.php?title=Dokumente:_1931-03-28_Notiz_%C3%BCber_Lohnt%C3%BCte


Dass der A.Gr. auch wirklich Feuer gab, wissen wir von Kreszenz Rieger.
Die Bäuerin wollte aber von meinem Weggehen nichts wissen. Bekannt wurde mir, daß die Thalerbuben schon ein Jahr zuvor in dem Wagenschupfen nachts von Gruber angetroffen wurden. Damals soll ihnen der alte Gruber mit einem Infanteriegewehr nachgeschossen haben. Ich habe seinerzeit den Schuß gehört. Mir sagte man aber nicht, was die Ursache des Schusses war, damit ich in meinem schwangeren Zustand nicht mehr Schrecken habe.
Quelle: https://www.hinterkaifeck.net/wiki/index.php?title=Aussagen:_1952-07-09_Rieger_Kreszenz_I


Die Aussage von Bley würde ohne die Vorgeschichten als teilweise Sammlung von Wirtshausgeschwätz sicher dünn sein. Aber eben vorhanden. Und sogar die Wendung
Ich habe mein Gewehr schon hergerichtet.
klingt nach einer etwas umständlich zu ladenden Perkussionswaffe.

Mit den Vorgeschichten passt sie in ein Bild:

Vor der Mordnacht besaß der A.Gr. eine Flinte die er benutzte und in Ordnung halten ließ.
Die Zeiten waren weiterhin unsicher, was gegen eine Waffenabgabe spricht.
Es gibt keine Aussage darüber, dass er sie irgendwann weggegeben hätte.
Nach der Mordnacht war sie weg, es fanden sich aber noch Munitionsbestandteile.

Warum hätten die da noch sein sollen, wenn sie keiner mehr gebraucht hätte?
Warum wurden sie nicht mit der Flinte weggegeben?



MfG

Dew


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Mordfall Hinterkaifeck

13.04.2022 um 19:04
Zitat von DewDew schrieb:Nach der Mordnacht war sie weg, es fanden sich aber noch Munitionsbestandteile.

Warum hätten die da noch sein sollen, wenn sie keiner mehr gebraucht hätte?
Warum wurden sie nicht mit der Flinte weggegeben?
Aber warum hat der Täter die Munitionsbestandteile dann nicht auch mitgenommen? Das eine funktioniert schlecht ohne das andere.
Ich denke es ist schlicht und einfach nicht logisch nachvollziehbar, ob AG nun das Gewehr noch hatte oder nicht.

Man könnte ja auch vermuten, dass die Gewehre einfach wieder zurückgegeben werden mussten und ein großer Teil dies auch machte. Ich kann mir vorstellen, dass es auch punktuelle Razzien gab, die Vorsicht auslösten oder die Menschen dazu veranlassten, die Waffen doch lieber zurückzugeben, bevor da jemand vor der Tür steht und alles durchsucht.
Dann gibt man das Gewehr vorsorglich zurück, und die Munition hat man dann angeblich schon verbraucht, könnte man dann zumindest so angeben. Gibt man die Waffe freiwillig zurück, besteht kein Anlass mehr zur Razzia. Munition kann man dann später schon irgendwie gebrauchen, so vielleicht der Gedanke.

Trotz aller aufgeführten Belege bleibt der Verbleib der Waffe leider nicht logisch erklärbar.


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13.04.2022 um 19:47
@Blaubeeren
Ich kann mir nicht vorstellen, dass eine Schrotflinte von der Einwohnerwehr war. Dere Karabiner '88 Ja, aber doch keine Schrotflinte. Wenn ich Johnny Noaack richtig verstanden habe, dann haben die Soldaten die Flinte mitgenommen und in der Paar entsorrgt.

Gleichzeitig auch noch dazu, warum die reuthaue im haus blieb: Ein Soldat mit einem gewehr umgehängt ist weniger auffällig, als ein Soldat, der eine Reuthaue mit sich führt.


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