@jaska @EdgarH @olli14 @Kailahki @margaretha @jerrylee @frauZimt Danke Jaska für die ausführliche Beantwortung meiner Ausgangsfrage, ob nämlich bei der Annahme eines Raubmordes nicht ein mögliches einstweiliges Verbleiben des/der Täter auf dem Hof deliktsuntypisch sei.
Daß Du eine interessante Diskussion angestoßen hast, sieht man bereits an der regen Beteiligung mit teilweise kontroversen Beiträgen von Mitforenten, die schon länger dabei sind und solchen mit neuerem Eintrittsdatum. Letzteres freut mich besonders.
Vorweg: Ich halte das Vorliegen - unter Berücksichtigung aller bereits seit Jahren diskutierten Pros und Kontras - auch eines Raubmordes mit vielen grundsätzlich für nicht ausschließbar.
Die Beiträge von
@jerrylee,
@margaretha und
@Kailahki aus den letzten Tagen haben mir gezeigt, daß man die Bandbreite dessen was "typisch" ist für einen Raubmord in damaligen Zeiten vielleicht doch etwas weiter ziehen muß.
Dennoch habe ich doch im wesentlichen folgende Bedenken gegen das Vorliegen eines Raubmordes in HK, die sich hauptsächlich aus dem Zustandsbild des Tatortes ergeben. Danach scheint mir das Schwergewicht auf den Morden und nicht auf Raub gelegen zu haben. Ich habe sie bereits früher vorgetragen und hoffe auf Verständnis, dass ich zusammenfassend teilweise wiederhole. Wer sich das Ganze antun möchte:
Beitrag von pensionär (Seite 2.129)A.
Hat jemand von Euch schon einmal mal eine Wohnung gesehen, die auch nur von bloßen Wohnungseinbrechern in Abwesenheit der Familie auf der Suche nach Wertsachen heimgesucht worden ist ?
Der kann ja nur staunen, wenn er [abgesehen vom totgeschlagenen kleinen Josef natürlich] das Schlafzimmer von Viktoria ansieht. Da stimmt doch was nicht. Hätte nur noch gefehlt, daß man die Bettdecke wieder aufgefrischt und die Sächelchen darauf wieder zurückgelegt hätte. Nur, dann hätte es ja nicht gar mehr so gewollt drapiert ausgesehen.
a) Entweder der/die Raubmörder mußten fluchtartig das Haus verlassen haben, bevor noch intensiv nach Einbrecherart alles gründlich aus den Schränken Kästen rausgehauen und durchsucht worden war - weil entweder Entdeckung drohte oder der/die Täter chaosartig in Panik das Haus verließen;
b) Oder, eine mögliche Hauptbeute hatten Raubmörder bereits in einem möglichen [Haupt] -Versteck der HKler gezielt gefunden, weil das vorher ausbaldowert oder ausgeplaudert oder abgepreßt war. Dann ließ sich leicht auf eine weitere Durchsuchungsaktion –oder auf die restlichen Münzen verzichten. Das hatte den Vorteil, daß man so die Ermittler eventuell sogar auf den Pfad eines Rachemotivs lenken konnte.
c) Oder es ging im Schlafzimmer um die Aneignung von ggf. Briefen und Dokumenten und nicht um Geld.
B.
@frauZimt hatte mal geschrieben:
„Die Zeitlücke von Ermordung bis Auffindung macht den Mythos HK aus.“
Ein wenig, denke ich schon.
1.) Liest man den Tatortbericht von Oberamtsrichter Wiesner, so kommt dem einen oder anderen vielleicht schnell der Gedanke, daß der Tatort nach der Tat noch gesäubert, nachbearbeitet, verändert und ggf. gezielt frisiert worden sein könnte.
Oder: Andreas Schwaiger: „Der Gang war sauber zusammengekehrt gewesen. Alles ganz sauber. Die anderen haben gesagt, dass das Vieh gefüttert worden ist. Da war kein Heu gestreut gewesen im Gang drinnen und gar nichts…“
-----Jetzt muß ja auch noch die Reuthaue zwei Treppen hoch in den Fehlboden.
Arbeiten so Raubmörder, die früher oder später sowieso aus dem Haus verschwinden müßten ? Erst ein Massaker anrichten, vorsichtig im Schlafzimmer etwas nach Beute rumsuchen und danach möglicherweise als "homicide cleaning team" nacharbeiten ?
Eine Nacht auf dem Speicher würde ich wegen der Kälte und der Neuausrichtung der Bekleidung ja vorläufig mal konzedieren. Die Flucht wird dadurch aber m. E. kaum einfacher. Je später sie fliehen, desto größer das Risiko, daß die Tat noch während des Heimwegs entdeckt wird. Übrigens: auch eine Goldmünzenbeute kann man erstmal in einem Zwischenlager im Wald vergraben und peu a peu abholen. Aber machen Raubmörder bevor sie flüchten den Tatort "besenrein" und verstecken die Tatwaffe ? Räuber denken doch vielleicht auch an Handschuhe oder Lappen. Fingerabdrücke haben sie doch wohl schon zu Hauf hinterlassen - zumindest an den Sächelchen auf dem Bett.
C.
Reingruber ließ HK ja unter „Raubmord“ laufen und das blieb bis zu seiner Pensionierung so – teilweise auch noch weit darüber hinaus.
Sein Nachfolger im Amt Riedmayr [als er m. E. noch zupackend vorging und diesen Paradigmenwechsel vornahm] öffnete aber erstmals das Nähkästchen:
„Der Eindruck, dass es sich viel eher um einen Racheakt, als um einen Raubmord handelt, war ja wohl immer vorherrschend“....
[So Kriminaloberinspektor Riedmayr, der nach der Pensionierung für den Fall Hinterkaifeck in München zuständig war in seinem Bericht vom 5.2.1931, die Quellen findet man über das Hinterkaifeck-Wiki und was auch all die anderen schon zu dem merkwürdigen Punkt geschrieben haben mit der Suchfunktion.]
@jaska, das sind meine wesentlichen Bedenken gegen Deine Theorie
neben de pros und kontras Raubmord aus den Foren, die Du ja besser kennst als ich.