Ja, mit den möglichen Tatmotiven ist es auch so eine Sache.
I.
1. Reingruber ließ HK ja unter „Raubmord“ laufen und das blieb bis zu seiner Pensionierung so – teilweise auch noch weit darüber hinaus.Sein Nachfolger im Amt Riedmayr öffnete aber erstmals das Nähkästchen:
2. ...„Der Eindruck, dass es sich viel eher um einen Racheakt, als um einen Raubmord handelt, war ja wohl immer vorherrschend“....
[So Kriminaloberinspektor Riedmayr, der nach der Pensionierung für den Fall Hinterkaifeck in München zuständig war in seinem Bericht vom 5.2.1931, die Quellen findet man über das Hinterkaifeck-Wiki und was auch all die anderen schon zu dem merkwürdigen Punkt geschrieben haben mit der Suchfunktion.]
3. Ein „Liebesmord“ war das, wußte der Waldbauer (Sohn eines Zeitzeugen) in einem der Hieberfilme und wollte seinen Fernseh gleich ausschalten, wenn sie im ZDF sagen sollten, es sei ein Raubmord gewesen.
II.
Hat jemand von Euch schon einmal mal eine Wohnung gesehen, die auch nur von bloßen Wohnungseinbrechern in Abwesenheit der Familie auf der Suche nach Wertsachen heimgesucht worden ist ?
Der kann ja nur staunen, wenn er [abgesehen vom totgeschlagenen kleinen Josef natürlich] das Schlafzimmer von Viktoria ansieht. Da stimmt doch was nicht. Hätte nur noch gefehlt, daß man die Bettdecke wieder aufgefrischt und die Sächelchen darauf wieder zurückgelegt hätte. Nur, dann hätte es ja nicht gar mehr so gewollt drapiert ausgesehen.
a) Entweder der/die Raubmörder mußten fluchtartig das Haus verlassen haben, bevor noch intensiv nach Einbrecherart alles gründlich aus den Schränken Kästen rausgehauen und durchsucht worden war - weil entweder Entdeckung drohte oder der/die Täter chaosartig in Panik das Haus verließ;
b) Oder, eine mögliche Hauptbeute hatten Raubmörder bereits in einem möglichen [Haupt] -Goldversteck der HKler gezielt gefunden, das vorher ausbaldowert oder ausgeplaudert oder abgepreßt war. Dann ließ sich leicht auf eine weitere Durchsuchungsaktion –oder auf die restlichen Münzen verzichten. Das hatte den Vorteil, daß man so die Ermittler eventuell sogar auf den Pfad eines Rachemotivs lenken konnte;
c) Oder es wurde tatsächlich nicht nach Wertsachen sondern nach Dokumenten gesucht, die man in Viktorias Schlafzimmer sehr schnell gefunden hatte. Aber warum hat man dann um Gotteswillen die Wertsachen samt Gold nicht ebenfalls abgeräumt, damit es nicht gar so nach einem persönlichen Mordmotiv aussieht ? Oder war diese falsche Fährte gar bewußt gelegt ?
III. Wer sagt uns denn, daß es nur entweder Raubmord oder Rachemord oder Liebesmord gewesen sein muß. Der/die Täter könnten sich doch kumulativ oder sukzessive auch gesagt haben – jetzt, wo ich/wir Rächer schon mal da sind und uns gerächt haben, könnte ich/man doch auch mal z.B. im Fehlboden nachschauen. Wenn es schon mal gelungen war, den Bauer und seine Tochter im Heu zu erwischen, könnte ja mal jemand auch gesehen und ausgeplaudert haben, wo der Bauer immer mit seiner Goldkatze hingeht. Gold kann man immer gebrauchen.
Aber das alles noch am gleichen Abend mit einer Petroleumfunzel ?
IV. Dieses Haus hatte vielleicht seine Geheimnisse. Wer verwahrte denn nennenswerte Goldbeträge im Schlafzimmer. Es sei denn, das ist ein dicker Zehrpfennig für Einbrecher oder Räuber, damit die schnell wieder abziehen.
Daß HK abgerissen wurde, weil niemand darin wohnen wollte, ist für mich nicht ganz befriedigend als abschließende Begründung. Dazu war die unmittelbare Nachkriegszeit damals mit zudem galoppierender Inflation nicht der richtige Zeitpunkt für Gefühle.
a) Das Villisca-Haus wurde damals 1912 in USA auch nicht abgerissen und ist heute eine Pension für Paranormale, die sich dort zu den Jubiläen der Mordnacht fast schon selbst entleibt haben.
b) Im Rombachhaus (vgl. allmythread) wurden unmittelbar nach WKII 8 Leute umgebracht, vermutlich von Besatzungssoldaten. Der Förster, dessen Frau dabei auch ermordet wurde lebte damals danach noch lange Jahre mit seinem kleinen Sohn, (der alles in einer Bettdecke eingerollt mitbekommen hatte, aber dem Massaker entgangen war), in der einsamen Försterei. Unvorstellbar heute.
c) [Auf den Roman „Das ermordete Haus“ habe ich schon hingewiesen; nein ich kriege keine Tantiemen und er setzt geduldige Leser voraus. Ich glaubte an manchen Stellen, der Verfasser Magnan müßte den Fall HK gekannt haben, das Buch brachte mich aber nur stimmungsmäßig weiter.]
IV.
@frauZimt hat geschrieben:
„Die Zeitlücke von Ermordung bis Auffindung macht den Mythos HK aus.“
Das haben Sie sehr schön gesagt FrauZimt.
„
@frauZimt hat geschrieben: „Ich denke, dass diese Lücke kein Zufall war, sondern bewusst geschaffen wurde, um etwas zu erledigen. Nur was - das wissen wir nicht.“
Ein wenig, denke ich schon.
1.) Liest man den Tatortbericht von Oberamtsrichter Wiesner, so kommt dem einen oder anderen vielleicht schnell der Gedanke, daß der Tatort nach der Tat noch nachbearbeitet, verändert und ggf. gezielt frisiert worden sein könnte – zumindest dann, wenn man man die Alleintätertheorie nicht aufgeben möchte.
Es hing da kein Ganzkörperoverall der Polizei, den der Täter nach dem Massaker an 4 Personen im Stall sich hätte schnell überstreifen können. Es standen auch bestenfalls die Stallschuhe von Gruber zum Überziehen bereit. Schlagdistanz mit der Haue war ca. 1m und sie mußten sich alle verbluten. Was glaubt man denn, wie der Täter hinterher ausgesehen hat.
Und dann schlurft er durch den Stall, weiter den Stallgang entlang, an der Küche und Viktorias Schlafzimmer, dem Elternschlafzimmer vorbei. Zum Magdzimmer, da nimmt er wieder ein anderes Instrument und schlägt die Maria tot. Distanz knapp 1 m – ausholen wegen der niedrigen Deckenhöhe kaum möglich, deshalb kreuzweise
Dann geht er zu Viktorias Schlafzimmer, nachdem ein weiterer Ganzkörperoverall der Polizei darübergezogen und noch ein Paar neue Stallschuhe nötig waren. Dort schlägt er dem Josef im Kinderwagen den Schädel ein und ist froh, daß Blut und Hirn nur ans Kinderwagendach spritzen – weil kein weiterer Polizeiganzkörperoverall da gewesen wäre.
Erleichtert atmet der Täter auf und setzt sich jetzt vorsichtig auf das Bett von Viktoria, stellt die Petroleumlampe hin macht ihr Kastl auf und findet gleich in der Korrespondenz was er sucht.
Zum Zurückräumen ist er jetzt zu müde, denn jetzt muß ja auch noch die Reuthaue zwei Treppen hoch in den Fehlboden. Mit der Petroleumlampe tapert er hoch und öffnet den Fehlboden und legt sie rein.
Beim Zurückkommen merkt er, daß er doch das Oberbett der Viktoria etwas versaut hat und wechselt die Bettwäsche. Dann setzt er sich wieder drauf, damit keiner merkt, daß die Bettwäsche gewechselt wurde.
Dann geht er rüber in die Küche, verliert dort aus Unachtsamkeit ein paar Tropfen Blut, trinkt ein Glas Wasser und will jetzt nur noch schlafen.
- Den Abreißkalender denkt er noch - und die Toten abdecken - aber da ist er fast schon im Stehen eingeschlafen, mach ich morgen….
Kann es so gewesen sein ? Never ever. Der reinste Splatter war es nämlich.
Ich denke, wer jedenfalls an die Alleintätertheorie glaubt, kommt ohne Nachbereitung des Tatorts so wie er von Wiesner vorgefunden und protokolliert wurde, nicht aus. Und selbst dann knirscht es noch gewaltig.
V. Unabhängig davon, war jeder Tag an dem bis zur Entdeckung die Zeit verstrichen ist, bereits ohne menschliches Zutun durch Witterungseinflüsse spurenvernichtend, also von Vorteil für den/die Täter.
VI. Distanz bis zur Aufdeckung bewußt und vorsätzlich geschaffen, herbeigeführt oder auch nur ausgenutzt.
Wenn man davon ausgeht, daß diese zeitlich nur ausgenutzt wurde, sollte man auch da nicht eindimensional denken.
Cui bono – wem sollte ggf. eine Entdeckungsverzögerung nützen ?
Nur dem möglichen Tatortnachbereiter selbst oder mußte in der gewonnenen Zeit (auch) ein anderer etwas im eigenen Interesse erledigen? Oder beides ?
Ja, ich weiß, alles Spekulatius. Knabberfutter halt, oder so - für die dunkle Jahreszeit.