Kurt_Eisner schrieb:Astma ist kein Grund Schlittenbauer als Täter auszuschliessen.
Wenn man davon ausgeht dass er als Landwirt schwer gearbeitet hat und Wurzeln mit der Stockhaue aus dem Boden geschlagen hat, ist es ein vergleichsweise geringer Aufwand Köpfe einzuschlagen.
Ich schließe ihn nicht aus.
Es gibt keine Theorie, die mich 100%ig überzeugt.
Ich halte nur seine Täterschaft für unwahrscheinlich.
Ein Dummkopf wird Schlittenbauer nicht gewesen sein.
Einen Dummkopf macht man nicht zum Ortsvorsteher.
Wer sein Recht vor Gericht sucht, nimmt von Selbstjustiz Abstand.
Schlittenbauer hatte keinen finanziellen Verlust, in dem er die Vaterschaft für Josef anerkannte. Viktoria gab ihm das Geld, das er ihr gab.
An allen bäuerlichen Tischen, die ich kennengelernt habe, ist immer wieder das Thema Erbschaft die Rede.
Und zwar so:
"Wie ist das bei dem Nachbarn X? wer erbt denn da mal den Hof?"
"Haben die schon den Erbteil ausbezahlt? Wie will der das machen?"
"Da wird er wohl Wald verkaufen müssen" usw.
Wer von wem was erbt, welches Feld, welches Waldstück ist von großem Interesse. Nicht nur, weil man auf dem Land gerne tratscht. Man will einfach wissen, wer der spätere Feldnachbar ist. Ob das einer ist, mit dem man klar kommt- oder ob der über seine Grenzen pflügt z.B..
Und damals hat man durchaus seine Kinder strategisch verheiratet. (Das muss nicht immer geklappt haben, aber zumindest haben sich die Alten ausgemalt, "was am allerbesten wäre"....usw.)
Warum sollte also Schlittenbauer das Kleinkind erschlagen haben?
Er als anerkannter Vater hätte von dem Kind nur profitiert, wenn er es am Leben lässt.
Er könnte das Erbe des kleinen Josef mit bewirtschaften. Noch nicht einmal Pacht hätte er ihm bezahlt, denn er hätte die Felder und den Wald für Josef mit bewirtschaftet.
Und das alles hätte sich der Schlittenbauer überlegt, bevor er zur Tat schreitet.
Das Motiv ist deiner Ansicht nach grenzenlose Wut auf die Familie, weil sie ihn mit ihrem "Du heiratest Viktoria- nein du kriegst sie nicht", fertig gemacht haben. Und der Inzest zwischen seiner Braut und deren Vater war ihm ein Dorn im Auge.
Dazu passt das Zitat vom Herrgott, nach der Tat.
Andererseits hat er sich schon vor Gericht abreagiert. Der Inzest ist aktenkundig geworden, was wollte er mehr?
Und selbst wenn er an diesem Tag total ausgerastet wäre und alle nacheinander erschlagen hätte...Warum auch das Kleinkind?
Es wäre doch viel geschickter von ihm gewesen, das Kind am Leben zu lassen.
Ein Bauer, das kann ich dir garantieren, sieht im letzten männlichen Überlebenden einer Familie den Hoferben.
Das ist nicht anders, als bei Königs.
Evtl. Erbstreitigkeiten werden vor den Gerichten entschieden.
Kurt_Eisner schrieb:Zweitens, eine Affekttat ist rein irrationaler Natur. Du versuchst diesen Blackout zu rational zu erklären. Es ist deshalb auch möglich dass sich die Wut neben den Erwachsenen, dem Kind als Wurzel allen Übels gegolten haben.
Ja, das tu ich zum Teil.
Das kleine Kind hat ihn ja nicht geärgert, sondern die Mutter/der Schwiegervater in spé und höchstwahrscheinlich dann auch die alte Frau Gruber.
Sagt nicht ein Zeuge aus, der Schlittenbauer hätte sich mit Josef freundlich befasst?
Kurt_Eisner schrieb:Du sagst, die Mehrzahl der Morde sind zwischenmenschlich motiviert. Das stimmt.
Wie erklärst Du Dir aber, wenn Du Raubmord favourisierst, folgende Tatsachen:
Wie kamen die Täter ins Haus und wieder heraus? Es gibt keine Hinweise für Eindringen. Dach ist auch nicht machbar, es müsste eine Dachlatte abgesägt werden. Es gibt auch keine Hinweise wie der Täter wieder herausgekommen ist ausser mit einem Schlüssel.
Ganz einfach: Durch den Futtergang, der die Wohnräume mit dem Stall verband.
Durch den Futtergang sind die Familienmitglieder in den Stall gelaufen. Also führte der Weg vom Stall auch wieder zurück ins Haus.