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Mordfall Hinterkaifeck

51.943 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Mord, Bauernhof, Hinterkaifeck ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
Zu diesem Thema gibt es eine von Diskussionsteilnehmern erstellte Zusammenfassung im Themen-Wiki.
Themen-Wiki: Mordfall Hinterkaifeck

Mordfall Hinterkaifeck

20.02.2018 um 14:24
Zitat von DewDew schrieb:Sorry, da scheinst Du was nicht verstanden zu haben. Zwischen Gröbern und HK ist ein Hügelrücken. Von der ehemaligen Hofstelle HK aus kann man gerade die oberen Viertel einiger Dächer von Gröbern sehen.
Möglich. Vielleicht habe ich da bei meinen Besuchen was falsch gesehen. Ich fahren nochmal hin und überprüfe. Ist für mich als Münchnerin kein Ding


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Mordfall Hinterkaifeck

20.02.2018 um 15:58
Zitat von DewDew schrieb:Das wird nun mal geglaubt. Wenn das Wort "Einödhof" fällt, kriegt jeder solche Bilder in den Kopf, wie auch von @frauZimt weitergesponnen.
"Einödhof" ist übertrieben. Eine Einöde ist etwas deutlich Anderes. Hab ich in der Schweiz, in den Bergen erlebt. Da wurden die Nahrungsmittel mit der Seilbahn gebracht. Und es gab Null Kontakt zu den Leuten im Dorf.

Als "Einöde" bezeichne ich meine Wohnsituation auch nicht.
In unserer Region heissen solche allein stehenden Höfe "Ausbau".

Ausbauten sind Bauernhäuser mit direkt angrenzenden Ställen, die ausserhalb der Ortschaften errichtet wurden, damit die Leute in den Dörfern nicht zu sehr gestört werden.
Es gibt hier bei uns reih um einige Ausbauten.

Und ich hab auch nicht "weitergesponnen".
Aber wie schon geschrieben: jeder macht sich seinen eigenen Film.


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Mordfall Hinterkaifeck

20.02.2018 um 16:44
@frauZimt

Hier würde man "Aussiedlerhof" sagen.

Das mit dem "weiterspinnen" war nicht irgendwie besetzt, Du musst sehr schön wohnen.
Bei "Einödhof" denkt man sofort an den Öhi, der alle halbe Jahre mal ins Tal steigt. Und nach dem Motto:
Zitat von frauZimtfrauZimt schrieb:jeder macht sich seinen eigenen Film.
setzt man die Story in seine eigene Landschaft um. Vielleicht noch mit ein bisschen Alpenpanorama im Hintergrund...

Bei jeder Entfernung, die man liest, legt man die gewohnten Maßstäbe an, was Zeit und Anstrengung angeht usw.

Wenn man die HK-Situation nur aus den zeitgenössischen Berichten kennt, dann ist man geradezu enttäuscht, wie wenig "wildromantisch" die Ecke wirkt. Da hab´ ich auf den 100m vom Haus bis an die Scheune mehr Höhenmeter, als zwischen Gröbern und HK zu überwinden waren und sind.

MfG

Dew


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Mordfall Hinterkaifeck

20.02.2018 um 22:00
Hallo Dew,
Zitat von DewDew schrieb:Bei "Einödhof" denkt man sofort an den Öhi, der alle halbe Jahre mal ins Tal steigt.
Bei mir ist der Begriff völlig anders besetzt. Genau so, wie Hinterkaifeck lag: ohne direkte Nachbarn, nicht in Seh- und Hörweite. Dass tagsüber viel Umtrieb auf der Straße war ändert an der abgelegenen Lage nichts. Ja, auch die Felder um den Hof rum wurden bestellt und selbst nachts kam der ein oder andere dort vorbei. Dennoch seh ich den Hof durchaus als abgelegen.
Da teile ich @frauZimt 's Einschätzung und denke, dass nachts und im Winter keine wie auch immer geartete Kontrolle durch die nächsten Nachbarn passierte.
Ich geb auch noch zu bedenken, dass sich die Häusergrenze von Gröbern in den letzten 100 Jahren um ca. 100m zum ehemaligen Hofstandort hin verschob. Und es war mal die Rede davon, dass auch der "Hügel" durch die Feldarbeit ein wenig abgetragen wurde. Das, was man aktuell vom Standort aus war damals anders.


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Mordfall Hinterkaifeck

20.02.2018 um 22:20
Zitat von jaskajaska schrieb:Ich geb auch noch zu bedenken, dass sich die Häusergrenze von Gröbern in den letzten 100 Jahren um ca. 100m zum ehemaligen Hofstandort hin verschob.
Ich habe nachgemessen:
Von der Kapelle - die ja zum Schlittenbauerhof gehörte, der als nächster Nachbar genannt ist -in Richtung Hinterkaifeck sind das sogar um die 170 Meter, dann kommt ja erst nach einigen Metern der "Hügel" und dan ja nochmal etwa 200 m bis zum Hof. Sichtweite war da m. E. nicht gegeben.


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Mordfall Hinterkaifeck

20.02.2018 um 22:36
Hier mal ein Bild im Winter 2006, das etwa 200m vor Hinterkaifeck (also etwa 200m näher bei Gröbern) zum Dorf aufgenommen wurde.

groebern hienterkaifeckOriginal anzeigen (1,6 MB)


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Mordfall Hinterkaifeck

20.02.2018 um 22:59
@arschimedes

quasi nur die Dächer der neueren Häuser sichtbar.


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20.02.2018 um 23:08
Richtig, genau das wollte ich damit zeigen!


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21.02.2018 um 15:17
@arschimedes

Danke für das Bild zur Erläuterung.
Zitat von arschimedesarschimedes schrieb:200m vor Hinterkaifeck (also etwa 200m näher bei Gröbern) zum Dorf aufgenommen wurde.
Auf diesen 200 m geht es, wenn ich mich recht erinnere, leicht, aber stetig, bergauf. Im rechten Teil des Bildes sieht man die neueren Häuser, die Giebel links dürften, wiederum, wenn ich mich recht erinnere, den eher alten Teil des Ortes repräsentieren. Eins davon könnte sogar das Schlittenbauer´sche Anwesen sein.

In etwa diesen optischen Eindruck, also wie von den ganz linken Giebeln, dürfte jemand gehabt haben, wenn er 1922 von Gröbern Richtung HK schaute.

Aus dem ersten Stock oder gar von einem hochgelegenen Giebelfenster aus ( oder durch einen in Giebelnähe verschobenen Dachziegel ) sah man etwas mehr.

@jaska:
Zitat von jaskajaska schrieb:Bei mir ist der Begriff völlig anders besetzt. Genau so, wie Hinterkaifeck lag: ohne direkte Nachbarn, nicht in Seh- und Hörweite.
Wie ich das auch schon bei und mit @frauZimt erörterte:
Zitat von frauZimtfrauZimt schrieb:frauzimt schrieb:jeder macht sich seinen eigenen Film.
Was aber davon ist objektiv und wie wurde es damals empfunden? Du rückst es jetzt etwas weiter weg.

In der Sehweite war es übrigens schon, nur durch den Hügel größtenteils verdeckt.
Von den Dachgiebelfenstern auf jeden Fall zu sehen.
Kaminrauch war bei einigermaßen wenig Wind auch zu sehen.

Ähnliches dürfte für Geräusche gegolten haben. Sicher haben die Entfernung und der Hügel einiges geschluckt, aber dafür war es allgemein stiller, sodass man bestimmte Geräusche sicher gehört hat.
Normale ländliche Geräusche: Kirchenglocken, Hundegebell, Rindergebrüll, einzelne laufende Maschinen...
Schreie oder Schüsse im Freien sowieso.
Zitat von jaskajaska schrieb:denke, dass nachts und im Winter keine wie auch immer geartete Kontrolle durch die nächsten Nachbarn passierte.
Keine Kontrolle? Gar keine?
Das sehe ich nun etwas anders. Ich glaube z. B. nicht, dass die HKer ihr Anwesen ungestört als Versicherungsfall abfackeln hätten können, ohne innerhalb kurzer Zeit Gesellschaft zu kriegen. Überspitzt formuliert.

Feuerschein und Rauch wären in jedem Fall gesehen worden. Und man hätte reagiert.

Ähnlich sehe ich das für Schreie und/oder Schüsse.

Eine "soziale Kontrolle" durch Nachbarn hingegen, da stimme ich Dir eher zu, war sicher nur in geringem Maße vorhanden, nämlich in dem Maße, wie diese Nachbarn dort vorbeikamen oder um den Hof zu tun hatten.

Das hier:
Zitat von jaskajaska schrieb:Und es war mal die Rede davon, dass auch der "Hügel" durch die Feldarbeit ein wenig abgetragen wurde. Das, was man aktuell vom Standort aus war damals anders.
...habe ich im Zusammenhang anders in Erinnerung, lasse mich aber von einer Quelle gerne überzeugen.

Meine Version:
Im Rahmen der Feldarbeiten nach dem Abriss von HK wurden die Höhenunterschiede um den ehemaligen Hofbereich geringer.

Die z. B. rechts auf dem Binder Aquarell sichtbare Böschung ist schon auf den Luftbildern der USAAF von 1945 nicht mehr zu sehen. Diese Nivellierung war der landwirtschaftlichen Bearbeitungsfähigkeit geschuldet.
Binder-Aquarell:
http://www.hinterkaifeck.net/wiki/index.php?title=Datei:Aqu_binder_b.jpg
Das 1945er Luftbild finde ich gerade nicht, aber wen man Google Earth nimmt, sieht man auch keine Böschung mehr.

Dass der ohnehin sanfte Hügel zwischen Gröbern und HK durch landwirtschaftliche Bearbeitung niedriger geworden sein soll, halte ich für wenig wahrscheinlich. Die Bauern gehen allgemein sehr sorgsam mit dem Ackerboden um und sehen zu, dass der eben genau auf dem Acker bleibt.

MfG

Dew


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Mordfall Hinterkaifeck

21.02.2018 um 19:45
Zitat von DewDew schrieb:Keine Kontrolle? Gar keine?
Das sehe ich nun etwas anders. Ich glaube z. B. nicht, dass die HKer ihr Anwesen ungestört als Versicherungsfall abfackeln hätten können, ohne innerhalb kurzer Zeit Gesellschaft zu kriegen. Überspitzt formuliert.

Feuerschein und Rauch wären in jedem Fall gesehen worden. Und man hätte reagiert.

Ähnlich sehe ich das für Schreie und/oder Schüsse.

Eine "soziale Kontrolle" durch Nachbarn hingegen, da stimme ich Dir eher zu, war sicher nur in geringem Maße vorhanden, nämlich in dem Maße, wie diese Nachbarn dort vorbeikamen oder um den Hof zu tun hatten.
Das mit der sozialen Kontrolle sehe ich wiederum ein bisschen anders. Ich bin in einem kleinen Dorf mit damals 800 Einwohnern in Oberbayern aufgewachsen und weiß auch, dass damals die soziale Kontrolle sehr hoch war. Im Jahre 1977, ich war 20 Jahre alt, kam ich sonntags gegen 3 Uhr in der Früh' von der Disco nach Hause und fuhr das Auto nicht in die Garage, um Niemanden zu wecken, sondern parkte auf der Strasse.
Die Reaktion meiner Mutter am Sonntag, als ich aufgestanden war, bestand darin zu schimpfen und zu sagen: "Was sollen denn da die Leute sagen!"

Was ich damit sagen will, ist, dass die Ortschaft - zumindest bis in die 70er Jahre des letzten Jahrhunderts - gar nicht so klein sein konnte, dass nicht "totale" soziale Kontrolle ausgeübt wurde. Die "anderen" Leute haben eigentlich immer mehr erfahren, als zu wünschen war!
Ich denke, deswegen tun sich auch heutzutage Leute so schwer, dieses Verhalten zu verstehen, weil sehr Viele eben nur die "Anonymität" der vielen Leute kennen.


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Mordfall Hinterkaifeck

21.02.2018 um 20:27
Zitat von DewDew schrieb:Eine "soziale Kontrolle" durch Nachbarn hingegen, da stimme ich Dir eher zu, war sicher nur in geringem Maße vorhanden, nämlich in dem Maße, wie diese Nachbarn dort vorbeikamen oder um den Hof zu tun hatten.
Das glaube ich nun wieder nicht. Dafür waren sie zu dicht am Ort.
Es wird nur so gewesen sein, dass sie nicht jeden Tratsch über die eigene Familie mitbekommen haben.
Viktoria besuchte die Kirche, war im Chor. Ihre Mutter und Cilli werden die Messe auch besucht haben.

Cilli ging in die Schule. Ihre Müdigkeit war dort aufgefallen. Da hast doch die soziale Kontrolle.
Man hat sich Gedanken gemacht. Was ist bei den HKlern los, dass das Mädchen so müde ist?
Die Kleidung ist ein Thema. An Kleidung lässt sich viel ableiten.

Auf dem Land wird darauf geachtet, in welchem Zustand das Vieh des Nachbarn ist.
Abgearbeitet, mager, runtergekommen?
Gut im Futter stehend, gesund, gepflegt?

Die Nachbarn redeten über den Zustand des Hofes. (Ist heut noch so)
Außen? Aufgeräumt, unordentlich?
Innen, sauber? Verdreckt?

Der geplante Anbau wird mit Sicherheit ein Gesprächsthema gewesen sein.

Was hatten die damals groß zu reden? Freizeitvergnügen? Urlaubsreisen?
Keine Olympiade im Fernsehen, keine Popstar-Skandale...
Da hat man noch die kleinste Bewegung des Nachbarn durchgekaut.


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Mordfall Hinterkaifeck

21.02.2018 um 20:27
@Dew
Zitat von DewDew schrieb:Ähnliches dürfte für Geräusche gegolten haben. Sicher haben die Entfernung und der Hügel einiges geschluckt, aber dafür war es allgemein stiller, sodass man bestimmte Geräusche sicher gehört hat.
Normale ländliche Geräusche: Kirchenglocken, Hundegebell, Rindergebrüll, einzelne laufende Maschinen...
Schreie oder Schüsse im Freien sowieso.
Jetzt möchte ich mich wieder mal zu Wort melden.
In anderen Foren wurde wieder und wieder mit Nachdruck behauptet, dass man Schreie aus der Futterkammer nicht bis in die Küche gehört haben könne. Dabei berief man sich wohl auf den Schreitest, der von den Ermittlern damals vorgenommen wurde.
Futterkammer und Küche liegen, wenns hochkommt 20 Meter auseinander. Klar, es sind Mauern dazwischen (2 um genau zu sein), die wenig Geräusche durchlassen. Aber ich habe nie diesem Schreitest getraut, denn ich behaupte, dass die Bauern nachts sehr wohl hören wollten, wenn im Stall etwas vor sich ging (Rind losgerissen, Kuh kalbt oder ein Tier schreit vor Schmerzen durch Verletzung, Unruhe wegen fremder Person im Stall usw.) Geräusche, so meine ich, drangen bestimmt durch die Holztüren.
Doch zurück zum Thema:
Geräusche waren also von der Futterkammer bis in den Wohnbereich nicht zu hören, aber vom Anwesen bis in das Dorf schon?
Dann erschließt sich mir nicht, warum die Gröbener nicht das Vieh hörten, das angeblich vor lauter Durst und Hunger schrie. Vielleicht hat auch Viktoria geschrien oder ihre Mutter, als sie angegriffen wurden. Das hätte man dann auch im Dorf hören können?


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Mordfall Hinterkaifeck

21.02.2018 um 20:36
@frauZimt
Da hast Du vollkommen recht!
Und das Wirtshaus war das Zentrum für die Männer, die Kirche für die Frauen.
Das waren damals tatsächlich die Zentren für Klatsch und Tratsch, für Geschäfte machen und Kuppeleien, für Kartenspiel und Kräftemessen. Und es ist ja auch bekannt, dass über die Hinterkaifecker genügend getratscht wurde. Ich erinnere an das schlechte Essenoder gar keins, das es dort Mittags angeblich gab und an die Viehschreie, die dort normal waren, weil der Gruber nicht jeden Mittag vom Feld heim eilte zum Füttern usw.
Erinnerung an meine Jugend: Mein Vater wußte immer erst über eine Untat von mir Bescheid, wenn er vom Frühschoppen heimkam.


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Mordfall Hinterkaifeck

21.02.2018 um 20:39
Zitat von HathoraHathora schrieb:In anderen Foren wurde wieder und wieder mit Nachdruck behauptet, dass man Schreie aus der Futterkammer nicht bis in die Küche gehört haben könne. Dabei berief man sich wohl auf den Schreitest, der von den Ermittlern damals vorgenommen wurde.
Futterkammer und Küche liegen, wenns hochkommt 20 Meter auseinander. Klar, es sind Mauern dazwischen (2 um genau zu sein), die wenig Geräusche durchlassen. Aber ich habe nie diesem Schreitest getraut, denn ich behaupte, dass die Bauern nachts sehr wohl hören wollten, wenn im Stall etwas vor sich ging (Rind losgerissen, Kuh kalbt oder ein Tier schreit vor Schmerzen durch Verletzung, Unruhe wegen fremder Person im Stall usw.) Geräusche, so meine ich, drangen bestimmt durch die Holztüren.
Für mich ist der "Schreitest" einer der wenigen Kostanten in diesem Fall.

@Hathora

Aus unserer Erfahrung

Man hört nicht, was nachts im Stall vor sich geht.
Die Mauer sind zu dick, die Türen zu, die Fensterluken klein.

Darum macht ein Familienmitglied gegen 22:00 einen Rundgang durch alle Ställe. und das Außengebiet wird auch gecheckt. Es wurde eine Lampe mitgenommen.
Es wurde sorgfältig geguckt, ob alles in Ordnung ist.
Und früh morgens wurde wieder nachgesehen.
Ich hab als Kind mitbekommen, wie der Bauer seinen Sohn genau gefragt hat, ob alles gut und alles sicher ist-und in welchem Zustand die Tiere sind.
Und wenn der Bauer mit den Antworten nicht zufrieden war, hat er eine eigene Runde gedreht.
Das sind längere Wanderungen, weil jede Türklinke angefasst wird.
Die Tiere waren danach für wenige Stunden sich selbst überlassen.

Das ist nicht, wie bei Eltern, die bei jedem Mucks ihres Kindes aufwachen und nachsehen, ob es noch im Bettchen liegt.

edit:
Außerdem glaube ich nicht, dass der Überfall sehr viel Lärmverursacht hat.

Vorstellbar für mich höchstens, dass dem Angriff auf Viktoria eine lautstarke Auseinandersetzung vorausging.
Fraglich aber, ob Viktoria das eigentliche Ziel gewesen ist.
(Ich denke ja, das war ein Raubüberfall)


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Mordfall Hinterkaifeck

21.02.2018 um 20:50
@frauZimt
Bei uns war der Stall in einem anderen Gebäude, nicht in das Wohnhaus integriert. Ich weiß nicht, wie das bei uns gehandhabt wurde. Aber im Fall Hinterkaifeck denke ich schon, dass man nachts hörte, wenn im Stall "etwas los war". Nicht das Gewohnte Kettenklirren oder Muhen, sondern etwas Außergewöhnliches, das die Tiere alle unruhig gemacht hätte. Ich denke, dass dieser Radau dann schon im Wohntrakt gehört worden wäre und dass dies auch so gewollt war. Ganz früher war es ja gang und gebe, dass man die Tiere direkt neben seinem Wohnraum unterbrachte aus folgenden Gründen: 1.dass sie nicht gestohlen wurden, 2.dass man hörte, wenn sie Hilfe brauchten, 3.dass sie vor Einbrechen warnen konnten und 3.wegen der Wärme, die sie abgaben.
Schließlich hat man ja sogar angenommen, dass das Jungrind von den Tätern losgemacht wurde, um die Bewohner in den Stall zu locken. Und es gab eine Verbrecherbande, die genau diesen Trick bei ihren Raubzügen anwandte. Also musste es doch bekannt sein, dass die Bauern damals hören konnten, wenn in ihrem Stall etwas Außergewöhnliches passierte.


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Mordfall Hinterkaifeck

21.02.2018 um 21:46
Zitat von HathoraHathora schrieb:Schließlich hat man ja sogar angenommen, dass das Jungrind von den Tätern losgemacht wurde, um die Bewohner in den Stall zu locken.
Du zweifelst den Schreitest der Ermittler an, aber du glaubst, dass ein losgerissenes/gebundenes Rind die Bewohner des Hauses alarmiert hat.
Warum sollte der einzige Test vor Ort, der damals möglich war, nicht sorgfältig ausgeführt worden sein?

Ich kenne sogar Erinnerungen von Kindern aus ärmlichen bäuerlichen Familien, da hat die Kuh mit den Menschen im Haus "gewohnt". (Aber das führt zu weit...)

Hier kann man den HK-Grundriss ganz gut sehen:
http://www.hinterkaifeck.net/wiki/index.php?title=Datei:Wege_Tatort.png

Mir kommt die Geschichte von dem losgebundenen Rind schwer nach Legende vor.
Ich stelle es mir auch bildlich vor, wie du. Mir ist das aber zu mythisch, rätselhaft....

Der einzige Lärm, den ich mir vorstellen könnte, wäre das Gebell des Spitzes. Dass der Radau gemacht hätte, wenn Viktoria-oder ein anderes Familienmitglied angegriffen worden wäre.
Aber auch nur im Haus hörbar (denke ich), wenn der Hund auf dem Hof gewesen wäre. Weil so ein aufgeregter Hund keine Ruhe lässt-und sich nach einer Weile auch der Tonfall ändert.
Aber der Hund war ebenfalls verletzt worden-und hatte sicher nicht lange Gelegenheit Lärm zu machen.

Für mich ist der natürlichste Ablauf (weil die Rundgänge durch die Ställe den bäuerlichen Tag abschließen), dass Viktoria mit Lampe in den Stall ging und im Stadel ermordet wurde.
Viel Lärm wird wahrscheinlich nicht entstanden sein, weil sie überrascht wurde.

Im Bericht ist von Würgemalen die Rede (wenn ich mich recht erinnere steht nicht zweifelsfrei fest, ob Viktoria oder ihre Mutter gewürgt wurden.)
Von "Beziehungstat" will ich nicht beginnen.
Ich denke dass das Oper das gewürgt wurde, den Täter gesehen hat, bzw den Täter gestört hat.

Nach dem Viktoria nicht zurück kam, machte sich der Bauer auf den Weg in den Stall. Wahrscheinlich leicht beunruhigt: Ist etwas mit den Tieren?
Oder auch verärgert: Hat sie ein Stelldichein?
Nachdem der Bauer und Viktoria nicht zurückkamen, ging die Bäuerin nachsehen.

Es musste kein Lockvogel losgebunden werden, um die Leute in den Stall zu locken.

Der abendliche Rundgang war obligatorisch.
Wenn die entdeckten Spuren zur Tat passten (die Familie belauscht u. beobachtet wurde), wussten die Täter, wann der Rundgang beginnt.
Aber die Lauschaktion könnte auch ein Mythos sein.


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Mordfall Hinterkaifeck

21.02.2018 um 21:47
@frauZimt
Meinst Du, es war ein geplanter Überfall von Räubern, die wußten oder ahnten, dass bei Grubers etwas zu holen war? Oder eher zufällig, weil Hinterkaifeck grad in "Reichweite" war? Warum war dann soviel an Wertsachen noch da? Ich meine, wenn es eine Räuberbande war, die sechs Menschen erschlug, weil sie sich bereichern wollten, dann hätten sie sich doch auch bereichert. Und zwar von allem, das sie erwischen konnten. Denn für einen Räuber war doch Hinterkaifeck ein Glücksgriff. Neben Geld und Gold war das auch Nahrung im Überfluss. Das stellte damals einen sehr hohen Wert dar! Die hätten sich die Taschen vollgestopft, dass sie nicht mehr aufrecht gehen konnten, denke ich. Von daher glaube ich nicht so recht an einen Raubüberfall. Ich lass mich aber auch gerne überzeugen. Ich halte nicht starr an meinen Verdächtigen fest. Wie ich schon mal schrieb, in meiner Liste ist mal der eine , mal der andere Verdächtige an der Spitze.


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Mordfall Hinterkaifeck

21.02.2018 um 22:01
@Hathora
Ich finde auch, dass ist ein wichtiger Punkt.

Wenn der Hof total geplündert worden wäre, könnte man ein klares Motiv benennen: Raub!

Natürlich würde dennoch gerätselt werden,- aber der Raub wäre klar.
Ich hab mich bis heute nicht klar festlegen können.

Dass die Familie bestohlen wurde, steht ja fest.
Es wurde nur sehr vieles an Wertsachen/Münzen nicht gefunden.

Das spricht für hastig agierende Täter. (Oder einen hastigen Täter)
Könnte es sein, dass das was als Überfall geplant war, in einem Gewaltexzess endete und der Täter dann, nach flüchtiger Durchsuchung und Rucksack vollstopfen geflüchtet ist?


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Mordfall Hinterkaifeck

21.02.2018 um 22:04
@frauZimt
@Hathora

Dazu passt aber nicht, dass wohl noch tagelang das Vieh gefüttert wurde. Und der Mechaniker stellte ja auch Merkwürdigkeiten fest, WÄHREND er auf dem Hof war und den Motor reparierte. Das kann kein Räuber sein, der mal eben die Bewohner erschlägt und die Bude ausraubt. Der sieht doch zu, dass er Land gewinnt.


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Mordfall Hinterkaifeck

21.02.2018 um 22:08
@frauZimt
Zitat von frauZimtfrauZimt schrieb:Du zweifelst den Schreitest der Ermittler an, aber du glaubst, dass ein losgerissenes/gebundenes Rind die Bewohner des Hauses alarmiert hat.
Nein, das glaube ich nicht. Ich glaube, das Jungrind hat sich später losgerissen, weil es Hunger hatte oder die Täter haben es nach ihrer Tat losgekettet, weil sie auf die Schmaderer-Bande hinweisen wollten.
Zitat von frauZimtfrauZimt schrieb:Wenn die entdeckten Spuren zur Tat passten (die Familie belauscht u. beobachtet wurde), wussten die Täter, wann der Rundgang beginnt.
Ich denke, der Rundgang war nach dem Abendessen durch Gruber bereits getätigt. Er war schon in der Unterbuxe, bereit fürs Bett und die Tatsache, dass bereits rundum alle Türen und Fenster verschlossen waren bei der Auffindung. Daraus schließe ich, dass 1. die Täter bereits im Haus, bzw Scheune waren, 2. der Gruber schon alles dicht gemacht hat oder 3. die Täter einen ganz anderen Ein- und Ausgang benutzt haben.
Zu 1 und 2 gibt es wiederum mehrere Möglichkeiten.
Zu 1. kamen die Täter tagsüber unbemerkt ins Gebäude und die Spuren, Aufbruchmerkmale stammen tatsächlich von Räubern, die Hinterkaifeck ausspioniert haben oder aber jemand im Haus hat sie reingelassen zu einer Aussprache oder Treffen usw. Da käme zuvorderst die Viktoria in Frage. Zu 2. denke ich an das Spitzbodenfensterl, das auf das Scheunendach rausgeht. Über das Dach der Motorenhütte ist man schnell unten (oder oben). Eine Möglichkeit sehe ich auch in der Scheunendurchfahrt, sofern sie eine Öffnung in der Wand zur Scheune hat, um das Heu raufgabeln zu können. Ich kenne sowas aus dem Bayrischen Wald. Da konnte mein Verwandter in diese Scheunendurchfahrt reinfahren und seine Frau gabelte das Heu vom Wagen aus direkt durch eine große Fensteröffnung in den Heuschober.
@SomertonMan
Ja, das sehe ich auch so. Aber es steht ja gar nicht fest, ob jemand noch tagelang auf dem Hof war und die Tiere gefüttert hat. Das ist meiner Meinung nach eine Legende, die erst sehr viel später entstand.


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