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Mordfall Hinterkaifeck

51.827 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Mord, Bauernhof, Hinterkaifeck ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
Zu diesem Thema gibt es eine von Diskussionsteilnehmern erstellte Zusammenfassung im Themen-Wiki.
Themen-Wiki: Mordfall Hinterkaifeck
zilch ehemaliges Mitglied

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Mordfall Hinterkaifeck

04.06.2017 um 01:22
Zitat von margarethamargaretha schrieb:Nein, jetzt im Ernst: Wenn man mal die Spuren ausklammert die auf Einbrecher hinweisen und stattdessen einen Schlittenbauer oder anderen Bekannten der Familie einsetzen, wie läuft das dann ab? Ich hab da echt ein Problem
Er geht durch eine offene Stalltür und ruft "Hallo, ich bin's, der Lenz" oder so ähnlich. Wie kann ich helfen?

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04.06.2017 um 01:54
Zitat von margarethamargaretha schrieb:Nein, jetzt im Ernst: Wenn man mal die Spuren ausklammert die auf Einbrecher hinweisen und stattdessen einen Schlittenbauer oder anderen Bekannten der Familie einsetzen, wie läuft das dann ab? Ich hab da echt ein Problem
Vlt. wurde er von den HKern zum (Abend)Essen eingeladen? 😋


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Mordfall Hinterkaifeck

04.06.2017 um 09:46
@DerGreif
Zitat von DerGreifDerGreif schrieb:Dew schrieb:Wieder zwei Personen und wieder zwei Eindrücke, die an zwei Heukuhlen erinnern.Das ist leider auch so ein "Fakt", der sich hartnäckig hält, aber in dieser Form unzutreffend ist. Wiessner hat diesen Sachverhalt so beschrieben (Hervorhebung von mir): "Auf diesem Boden liegt verstreut ein Haufen Stroh u.in diesem Stroh fanden sich Eindrücke, wie wenn dort eine oder mehrere Personen längere Zeit gelegen wären." Ob das jetzt genau zwei Heukuhlen waren und wie die genau aussahen ist mehr als fraglich.An dieser Stelle auch noch ein Hinweis: Menschliche Exkremente und Essensreste werden von Wiessner auch nicht erwähnt. Die tauchen erst sehr, sehr spät in Zeugenaussagen auf.
Danke für die Präzisierung. Man kann es passagenweise auswendig und trotzdem...
eine oder mehrere Personen längere Zeit
Gehen wir´s mal andersrum an:
Also mindestens eine bis wie viele sind "mehrere"? Eine Person brauchte man ja rein technisch, um Spuren zu verursachen. Aber was meint der Jurist mit "mehrere"?
Im allgemeinen Sprachgebrauch komme ich damit schon bis in die Größenordnung von vier oder fünf Personen. Damit kann ich leben, Platz war genug.
Und der Wiessnersche Augenschein war nicht vom L.S. beeinflusst, da Greger den Fremdenführer gab.

Auch hier in Pielmayers Zusammenstellung von 1926 stoßen wir auf unbestimmte Mehrzahl.
Nach den Erhebungen hat der Austrägler Andreas Gruber am 30.März 1922, ein Donnerstag, vormittags noch mit dem in der Nähe ackernden Landwirt Lorenz Schlittenbauer von Gröbern und später mit Landwirt Kaspar Stegmeier von Gröbern gesprochen und ihnen mitgeteilt, dass bei ihm in der Nacht nach den in dem leichten über Nacht gefallenen Schnee ersichtlichen Spuren ein Einbruch versucht worden sein soll, wobei die Diebe in die Motorhütte eingedrungen sein sollen, da sich in dieser noch Schneespuren fanden. Da aber die Motorhütte nur einen Zugang von aussen und keinen Zugang zu den übrigen Räumen des Anwesens hat, konnten die Diebe von da aus nicht in das Anwesen gelangen und sollen ihr Heil dann an der ausseren Futterkammertüre, das ist an der äusseren Türe zu dem Raum, der an die Motorhütte und den Stadel stösst, versucht haben! Auch soll Gruber nach den Angaben dieser Zeugen angegeben haben, dass ihm ein Hausschlüssel abgehe.
Hervorhebungen von mir.

Mindestens zwei Diebe bzw. Einbrecher. Was zu Wiessners Beobachtungen vor Ort passen könnte oder passt.

Was meint der Jurist im vorliegenden Zusammenhang mit "längere Zeit" als Zeitbegriff? Da er den Schluss nicht begründet, wir also nicht wissen, was ihn zu dem Gesamteindruck brachte, versuchen wir doch mal den Zeitraum, den er gemeint habe könnte, einzugrenzen.
Stunden?
Tage?
Wochen?
Monate?

Auch an anderen Stellen macht Wiessner unbestimmte Zeitangaben:
Durchwühlt war eigentlich in der Wohnung nichts, mit Ausnahme vom Schlafzimmer, wo der oder die Täter einige Zeit herumgesucht haben müssen.
"einige Zeit"
Minuten?
Stunden?
Als die Kommission am 4.4. nachts den Stall betrat, war das Vieh noch sehr unruhig u.brüllte durcheinander.
Bei der nochmaligen Besichtigung am 5.IV. ergab sich, daß auf dem Dache an 2 verschied. Stellen einmal auf dem Scheunendach u. das anderemal auf dem Hausdach je ein Dachziegel zurück gezogen worden war, so daß man von da aus den Hof übersehen konnte, bes. leicht war dies von der Stelle des Scheunendaches aus möglich. Diese Dachziegeln waren erst vor ganz kurzer Zeit zurück gezogen worden, das konnte man an der Färbung des weiter unten lieg. Ziegels deutlich erkennen. Soweit nämlich der zurückgezogene Ziegel den weiter unten liegenden Ziegel bedeckt gehabt hatte, war der weiter unten liegende Ziegel noch vollständig neu, schön hellrot u.nicht verwittert, während im übrigen die Ziegel die Farbe aufwiesen, wie sie eben ein Jahre hindurch dem Wetter u.dem Rauch ausgesetztes Ziegeldach zeigt.
"vor ganz kurzer Zeit"
Stunden?
Tage?
Wochen?

"Jahre hindurch"
mindestens zwei bis....?

Davon ausgehend, dass Wiessner Beobachtungen protokollierte, die er im Tatzusammenhang sah ( können wir das? ), wie lange hätte ein einzelner gebraucht, um diese Eindrücke ( auch die wörtlich zu nehmenden ) so zusammenzustellen?

@zilch

Tolles Szenario!

MfG

Dew


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Mordfall Hinterkaifeck

04.06.2017 um 09:57
Zitat von margarethamargaretha schrieb:Nein, jetzt im Ernst: Wenn man mal die Spuren ausklammert die auf Einbrecher hinweisen und stattdessen einen Schlittenbauer oder anderen Bekannten der Familie einsetzen, wie läuft das dann ab?
Die Spuren, die in den Akten erwähnt wurden, müssen nicht ausgeklammert werden. Sie sind vielmehr dahingehend zu untersuchen, ob sie logisch, realistisch und eindeutig mit der „Tat“ in Verbindung zu bringen sind, ob die Spuren aus dem Alltagsgeschehen entstanden sein könnten, oder ob die Spuren von jemanden zu bestimmten Zwecken (fremde Täter) instrumentalisiert wurden.

Der Spitz hilft dabei...............


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Mordfall Hinterkaifeck

04.06.2017 um 11:36
Zitat von tottototto schrieb: Sie sind vielmehr dahingehend zu untersuchen, ob sie logisch, realistisch und eindeutig mit der „Tat“ in Verbindung zu bringen sind, ob die Spuren aus dem Alltagsgeschehen
Das kannst dann ja schonmal gestrost ausschließen
Zitat von tottototto schrieb:oder ob die Spuren von jemanden zu bestimmten Zwecken (fremde Täter) instrumentalisiert wurden.
das hat der @zilch ja eigentlich recht anschaulich thematisiert wie viel an Vorbereitungen und „ums Eck denken“ da drin steckt, das man bei dieser Planung dann ohne eigene Tatwaffe sich zur Ausübung des Vorhabens aufmacht halte ich dann neben der sagenhaften Vorbereitung(en) schon für kaum denkbar.
Zitat von tottototto schrieb:Der Spitz hilft dabei...............
Stimmt, der kann auch angeschlagen, dazwischen gegangen und, im Gerangel eins drüber bekommen haben.


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04.06.2017 um 11:43
@Dew
Zitat von DewDew schrieb:Im allgemeinen Sprachgebrauch komme ich damit schon bis in die Größenordnung von vier oder fünf Personen. Damit kann ich leben, Platz war genug.
Ja, das kommt schon hin.
Zitat von DewDew schrieb:Mindestens zwei Diebe bzw. Einbrecher. Was zu Wiessners Beobachtungen vor Ort passen könnte oder passt.
Das ist aber eine Zusammenfassug von mindestens drei Aussagen, unter anderem der Aussage von LS vom 5.4.1922, in der eben diese Spurengeschichte erstmals erwähnt wird. Da LS in dieser ersten Aussage den abgehenden Hausschlüssel nicht erwähnt, laut Pielmayer aber auch dazu ausgesagt hat, muss es mindestens noch eine weitere Aussage von LS dazu gegeben habe und mindestens eine Aussage von Stegmeier (wobei letztere eben grundsätzlich auch wiedder auf die ursprüngliche oder auch erst die spätere LS-Aussage zurückgehen könnte). Hier nochmal zur Vergegenwärtigung die ursprüngliche Aussage von LS: "Bemerken möchte ich noch, dass mir der verlebte Gruber am Donnerstag den 30. März 22 vorm. gegen 11 Uhr auf dem Felde zugerufen hat, dass er in der vergangenen Nacht von Einbrechern heimgesucht worden sei. Er habe die Spuren im Neuschnee bemerkt und verfolgt, habe aber dabei keine Spur die vom Haus wegführt, gefunden. Dabei habe er bemerkt, dass an der Tür des Motorhauses der Verschluß aufgerissen sein. Die Einbrecher (2) wären auch im Motorhaus gewesen, hätten aber nichts mitgenommen. Ferner sagte Gruber, dass an der Türe zur Futterkammer Eindrücke von Brechwerkzeugen ersichtlich sind." Wie man sieht, wird hier erstmals die Zahl zwei in Zusammenhang mit den auch erstmals erwähnten Spuren gebracht, allerdings ohne nähere Begründung.
Zitat von DewDew schrieb:Was meint der Jurist im vorliegenden Zusammenhang mit "längere Zeit" als Zeitbegriff?
Ich persönlich würde hier Kontext bezogen von Stunden ausgehen.
Zitat von DewDew schrieb:"einige Zeit"
Minuten?
Stunden?
Hier würde ich wieder Kontext bezogen von bis zu maximal einer Stunde ausgehen, eher weniger.
Zitat von DewDew schrieb:"vor ganz kurzer Zeit"
Stunden?
Tage?
Wochen?
Sehr schwer zu sagen, wenn man den Kontext berücksichtigt, aber ich würde meinen, Wochen ist durchaus im Ra
Zitat von DewDew schrieb:"Jahre hindurch"
mindestens zwei bis....?
Keine Ahnung wie viele Jahre, ich glaube es gibt gute Gründe, warum Wiessner in all den Punkten nicht konkreter wird: weil er da spekuliert und es an handfesten Anhaltspunkten für konkretere Aussagen fehlt. Das sind auch alles nur Wertungen von ihm. Entscheidend ist und damit für mich Fakt:

* Zwei Ziegel an unterschiedlichen Stellen wurden frühestens ein paar Wochen vor der Tat verschoben. Selbstverständlich ist auch ein Verschieben erst nach der Tat möglich.
* Im Heu gab es "Eindrücke". Wie die verursacht wurden ist völlig unklar, aber eine Verursachung durch eine oder mehrere liegende Personen ist möglich.

@margaretha
Zitat von margarethamargaretha schrieb:Danke, der wichtige Bericht des Erkennungsdienstes fehlt ja leider, da stünde das vielleicht drin. G. Reingruber verweist in seinem Bericht jedenfalls auf einen Solchen.
Ja, sehr gut möglich, dass da nochmal genauer drauf eingegangen worden ist. Uns fehlt halt einfach zuviel Material.
Zitat von margarethamargaretha schrieb:Stimmt, der kann auch angeschlagen, dazwischen gegangen und, im Gerangel eins drüber bekommen haben.
Ich glaube gemeint war hier, dass der Spitz auf jeden Fall Personen, die sich vor der Tat ins Gebäude eingeschlichen hätten, bemerkt und entsprechend angezeigt hätte. Zumindest ein längeres untentdecktes Aufhalten auf dem Hof vor der Tat erscheint unter diesem Gesichtspunkt tatsächlich eher unwahrscheinlich.

LG
G.


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04.06.2017 um 11:51
Zitat von DerGreifDerGreif schrieb:Ich glaube gemeint war hier, dass der Spitz auf jeden Fall Personen, die sich vor der Tat ins Gebäude eingeschlichen hätten, bemerkt und entsprechend angezeigt hätte. Zumindest ein längeres untentdecktes Aufhalten auf dem Hof vor der Tat erscheint unter diesem Gesichtspunkt tatsächlich eher unwahrscheinlich.
War mir auch völlig klar, aber wie das Tier letztlich tickte wissen wir ja nicht und irgendwelche Methoden die Hunde zahm zu bekommen etwa auch bei Besitzerwechsel musste es ja gegeben haben. Wie einer der Bichlers ja wusste und erfragt haben soll (ich weiß, der hat ein sicheres Alibi).


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Mordfall Hinterkaifeck

04.06.2017 um 12:09
@margaretha
Zitat von margarethamargaretha schrieb:War mir auch völlig klar, aber wie das Tier letztlich tickte wissen wir ja nicht und irgendwelche Methoden die Hunde zahm zu bekommen etwa auch bei Besitzerwechsel musste es ja gegeben haben. Wie einer der Bichlers ja wusste und erfragt haben soll (ich weiß, der hat ein sicheres Alibi).
Sicher möglich, aber eben ohne Besitzerwechsel und entsprechenden Zeitaufwand für mich nur schwer vorstellbar. Im konkreten Fall spricht mE auch die Verletzung des Hunds dagegen.

lg


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04.06.2017 um 12:10
Zitat von margarethamargaretha schrieb:das hat der @zilch ja eigentlich recht anschaulich thematisiert wie viel an Vorbereitungen und „ums Eck denken“ da drin steckt, das man bei dieser Planung dann ohne eigene Tatwaffe sich zur Ausübung des Vorhabens aufmacht halte ich dann neben der sagenhaften Vorbereitung(en) schon für kaum denkbar.
Ich verstehe die Logik dieser Thematisierung nicht.
Angenommen, der Täter wollte nach der Tat auf fremde Täter hinweisen, dann er brauchte dazu nicht ums Eck denken, sondern lediglich auf Spuren und sonstige Merkwürdigkeiten hinweisen, die zumindest den Schluss auf fremde „….“ Zulassen würden.
Ob diese Schlüsse dann mit der Tat etwas zu tun hätten, müsste dann noch geklärt werden.


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Mordfall Hinterkaifeck

04.06.2017 um 12:15
Schuhwerk der Opfer…

So wie es aussieht, hatten V. Gabriel und A. Gruber zum Tatzeitpunkt ihre schweren Feld/Wald Arbeitsschuhe bereits ausgezogen, was für einen Tatzeitpunkt nach der Fütterung spricht. (siehe meine Theorie zum Tathergang)
Für A. Gruber war der offizielle Tag gelaufen, er entledigte sich der Oberkleider bis zu den Socken.
V. Gabriel, die ja noch mit der neuen Magd sprechen wollte, hatte wahrscheinlich ersatzweise loses Schuhwerk (Pantoffeln/Holzschuhe) angezogen; und die könnten sich dann im Stadel beim Todeskampf selbstständig gemacht haben.
C. Gruber war nicht auf dem Feld/Wald, sie hatte zur Tatzeit noch ihre Alltagsschuhe an.


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04.06.2017 um 12:38
Zitat von tottototto schrieb:Ich verstehe die Logik dieser Thematisierung nicht.
Angenommen, der Täter wollte nach der Tat auf fremde Täter hinweisen, dann er brauchte dazu nicht ums Eck denken, sondern lediglich auf Spuren und sonstige Merkwürdigkeiten hinweisen, die zumindest den Schluss auf fremde „….“ Zulassen würden.
Ob diese Schlüsse dann mit der Tat etwas zu tun hätten, müsste dann noch geklärt werden.
@totto, was verstehst Du nicht?
Andreas Gruber hat vor der Tat mindestens drei völlig wertneutralen Zeugen gegenüber von den Spuren im Schnee zur Motorenhütte berichtet und dadurch einen Einbruchsversuch kolportiert.

Alleine deshalb hätte der Täter bereits vor seiner Tat Spuren legen müssen
=>hoffen das der Gruber das merkt
=>und dann darauf hoffen das es die Ermittler auch noch von anderer Seite erfahren
Lorenz "the brain", das paßt nicht


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Mordfall Hinterkaifeck

04.06.2017 um 13:08
Zitat von margarethamargaretha schrieb:Alleine deshalb hätte der Täter bereits vor seiner Tat Spuren legen müssen
Der Täter musste doch vor der Tat keine Spuren legen, um dann nach der Tat auf diese Spuren hinzuweisen zu können.
Egal vom wem und wodurch Spuren (vor der Tat) verursacht wurden; der Täter konnte sie nach der Tat zu seinem Gunsten instrumentalisieren; in dem er damit auf „Fremde“.... hinwies und damit den Tatverdacht von seiner eigenen Person abwendete.


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Mordfall Hinterkaifeck

04.06.2017 um 13:11
@DerGreif

Du siehst also ( auch ) die von Wiessner wahrgenommenen und protokollierten Auffälligkeiten im Zusammenhang mit der Tat oder nimmst zumindest ( auch ) an, dass Wiessner das tat?

Mit Deinen Zahlenangaben bzw. -Einschätzungen komme ich zurecht, bis auf die Sache mit den Dachziegeln. Bei stabilem, trockenem Sommerwetter liesse sich ein Verschieben der Dachziegel zwecks Belüftung durch die HKer selbst sicher nachvollziehen.
Beim um die Tatzeit vorliegenden, nassen und stürmischen Winterwetter keinesfalls. Weder der Bau noch die eingelagerten Güter vertrugen Wasser und die Unterbrechung einer geschlossenen Dachdeckung gibt dem Wind einen Ansatzpunkt, die Ziegel reihenweise davonfliegen zu lassen. Wen oder was hätten die HKer sehen wollen oder sollen? Die hätten aus dem Fenster gucken können. Und selbst wenn, niemals wären die Ziegel offen geblieben. Dieses Risiko wären die HKer nicht eingegangen, das ist ein Punkt, über den zu diskutieren an der Realität vorbeigeht.

Wiessner gab spekulativ aber immerhin angesichts der Eindrücke eine bis "mehrere" Personen an, da hatte er den Schlittenbauer noch nicht gesprochen oder gesehen.
L.S. berichtet am nächsten Tag und völlig unabhängig Reingruber von zwei vom A. Gr. angenommenen Einbrechern und der Stegmaier bestätigt das ebenfalls zeitnah.
Wenig Zeit und keine X Personen dazwischen.
A.Gr.>L.S.>Polizei;
A.Gr.>K.St.>Polizei.
Das ist für den Fall HK schon "sehr wasserdicht".

MfG

Dew


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Mordfall Hinterkaifeck

04.06.2017 um 13:49
@Dew
Zitat von DewDew schrieb:Du siehst also ( auch ) die von Wiessner wahrgenommenen und protokollierten Auffälligkeiten im Zusammenhang mit der Tat oder nimmst zumindest ( auch ) an, dass Wiessner das tat?
Ich gehe davon aus, dass Wiessner hier einen Tatbezug zumindest in Betracht zog.

Für die Eindrücke im Heu ist mE ein Tatbezug möglich, aber nicht zwingend gegeben, bei den verschobenen Dachziegeln hingegen sehr wahrscheinlich.
Zitat von DewDew schrieb:bis auf die Sache mit den Dachziegeln. Bei stabilem, trockenem Sommerwetter liesse sich ein Verschieben der Dachziegel zwecks Belüftung durch die HKer selbst sicher nachvollziehen.
Beim um die Tatzeit vorliegenden, nassen und stürmischen Winterwetter keinesfalls.
Ich weiß nicht, wie Du darauf kommst, dass ich so etwas annehme. Kannst Du da mal die Stelle zitieren, wo ich so etwas behaupte? Die Dachziegel wurden mE mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit von dem oder den Tätern verschoben.
Zitat von DewDew schrieb:Wiessner gab spekulativ aber immerhin angesichts der Eindrücke eine bis "mehrere" Personen an, da hatte er den Schlittenbauer noch nicht gesprochen oder gesehen.
Ja, Wiessner machte diese Angaben ohne Gespräch mit LS. Ein Beweis dafür, dass hier mindestens zwei Personen im Heu lagen, ergibt sich daraus aber für mich nicht.
Zitat von DewDew schrieb:L.S. berichtet am nächsten Tag und völlig unabhängig Reingruber von zwei vom A. Gr. angenommenen Einbrechern und der Stegmaier bestätigt das ebenfalls zeitnah.
Wenn aber LS eh der Verursacher dieser Spuren ist, weiß er das schon lange vor allen anderen. Unabhängig davon ist LS mit Reingruber und Greger am Tatort erschienen. Dann hat Reingruber mit anderen Personen ("wir"), die LS mit einschließen könnten oder auch nicht, erst eine Tatortbesichtigung vorgenommen. Nachdem Greger auch schon nachts zuvor mit der Gerichtskommission vor Ort war, ist es überhaupt nicht auszuschließen, dass LS vor seiner Vernehmung bereits von den Eindrücken im Heu und der Einschätzung der Gerichtskommission diesbezüglich erfahren hat.

Ob Stegmeier das zeitnah bestätigt, wissen wir nicht. Die erste Erwähnung der Stegmeier-Aussage findet sich bei Pielmayer 1926, vier Jahre nach der Tat. Dh diese Aussage wurde irgendwann zwischen dem 5.4.1922 und Pielmayers Bericht 1926 getätigt. Ob das "zeitnah" geschah, wissen wir leider nicht. Ich hatte gehofft, diese Aussage wäre mittlerweile entdeckt worden, da sie für mich zu den äußerst wichtigen aber leider fehlenden Dokumenten gehört.
Zitat von DewDew schrieb:Wenig Zeit und keine X Personen dazwischen.
A.Gr.>L.S.>Polizei;
A.Gr.>K.St.>Polizei.
Das ist für den Fall HK schon "sehr wasserdicht".
Das sehe ich anders. Eine mögliche Genese dieser Geschichte ist:
LS ist Verursacher der Spuren auf dem Dachboden, daher weiß er von diesen -> LS erfindet die passenden Spuren im Schnee dazu -> Polizei macht diese Schneespuren aktenkundig -> Zeitungen + ein Leserbriefschreiber verbreiten Spurengeschichte -> LS selber verbreitet Spurengeschichte im Dorf "Gell, das hat Dir AGr auch damals erzählt?" -> Stegmeier nimmt das irgendwann auf und verbreitet es - wahrscheinlich unbewusst - als selbst erlebtes Ereignis weiter -> Sigl erfährt die Geschichte + Polizei erfährt die Geschichte -> Stegmeiers Aussage landet in den Akten und damit bei Pielmayer -> 30 Jahre später gehört die Geschichte derart zum Kern des immer wieder sich gegenseitig und anderen erzählten HK-Mythos, dass mehrere Personen, die AGr mal auf dem Weg zum Markt getroffen haben, diese nun als selbst Erlebtes weitergeben

Grüße,
G.


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Mordfall Hinterkaifeck

04.06.2017 um 14:16
@Der Greif

In Verbindung mit der Möglichkeit der Fingierung des Tatorts durch Schlittenbauer finde ich die Organisiertheit Tatorts interessant. Wie bewertest Du diese?


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zilch ehemaliges Mitglied

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Mordfall Hinterkaifeck

04.06.2017 um 14:33
Zitat von DerGreifDerGreif schrieb:LS erfindet die passenden Spuren im Schnee dazu
Und die Zeugen (z.B. Mayer) halluzinierten?


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Mordfall Hinterkaifeck

04.06.2017 um 14:59
Zitat von tottototto schrieb:Der Täter musste doch vor der Tat keine Spuren legen, um dann nach der Tat auf diese Spuren hinzuweisen zu können.
Nun, es gab aber vor der Tat Spuren und das ist mehrfach belegt.

August RitzlWenige Tage vor der Tat - ich glaube es war der letzte Donnerstag vor dem Mordgeschehen - sagte mir der alte Gruber, daß im Schnee eine Spur zu seinem Stadel führe; aber nicht mehr zurück. Ob es sich dabei um eine oder um zwei Spuren gehandelt hat, kann ich heute nicht mehr sagen.
Josef MayerGlaublich im Monat März 1922 wurde ich sowohl von Gruber als auch von Frau Gabriel wiederholt gefragt, ob ich jemand gesehen hatte, weil sie glauben, dass immer jemand im Anwesen sei. Um diese Zeit wurde beim Anwesen Hinterkaifeck entweder von Gruber selbst oder von Frau Gabriel ein Exemplar „Münchner Zeitung“ gefunden. Sie fragten mich, ob ich diese verloren hätte bezw. wer in der Umgebung Bezieher der Münchner Zeitung sei. Um diese Zeit hatte es einmal einen Schneematsch. Als ich am Anwesen Hinterkaifeck vorbei kam, waren Gruber Andreas und Viktoria Gabriel bei den Spuren, die von dem Weg zum Motorenhaus hinführten. Damals sagten sie mir, dass im Schnee eine Spur in den Stadel führte und sie aber bei der Suche nichts gefunden haben.
R. PielmayerNach den Erhebungen hat der Austrägler Andreas Gruber am 30.März 1922, ein Donnerstag, vormittags noch mit dem in der Nähe ackernden Landwirt Lorenz Schlittenbauer von Gröbern und später mit Landwirt Kaspar Stegmeier von Gröbern gesprochen und ihnen mitgeteilt, dass bei ihm in der Nacht nach den in dem leichten über Nacht gefallenen Schnee ersichtlichen Spuren ein Einbruch versucht worden sein soll, wobei die Diebe in die Motorhütte eingedrungen sein sollen, da sich in dieser noch Schneespuren fanden.
Zitat von tottototto schrieb:Egal vom wem und wodurch Spuren (vor der Tat) verursacht wurden; der Täter konnte sie nach der Tat zu seinem Gunsten instrumentalisieren; in dem er damit auf „Fremde“.... hinwies und damit den Tatverdacht von seiner eigenen Person abwendete.
Wenn es nur diese eine Quelle gäbe könnte man sicherlich in diese Richtung denken.

Du setzt mir da aber zuviel voraus: entweder die Planung mit dem Mega-Vorlauf der fingierten Einbruchsspuren und dann die Durchführung ohne eigene mitgebrachte Waffe oder das schnelle Schalten und die günstige Gelegenheit nutzend weil grad irgendwer in der Gegend sein Unwesen trieb.


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Mordfall Hinterkaifeck

04.06.2017 um 15:02
@DerGreif
Zitat von DerGreifDerGreif schrieb:Dew schrieb:bis auf die Sache mit den Dachziegeln. Bei stabilem, trockenem Sommerwetter liesse sich ein Verschieben der Dachziegel zwecks Belüftung durch die HKer selbst sicher nachvollziehen.Beim um die Tatzeit vorliegenden, nassen und stürmischen Winterwetter keinesfalls.
DerGreif schrieb:
Ich weiß nicht, wie Du darauf kommst, dass ich so etwas annehme. Kannst Du da mal die Stelle zitieren, wo ich so etwas behaupte? Die Dachziegel wurden mE mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit von dem oder den Tätern verschoben.
Meine Frage:
Zitat von DewDew schrieb:Als die Kommission am 4.4. nachts den Stall betrat, war das Vieh noch sehr unruhig u.brüllte durcheinander.Bei der nochmaligen Besichtigung am 5.IV. ergab sich, daß auf dem Dache an 2 verschied. Stellen einmal auf dem Scheunendach u. das anderemal auf dem Hausdach je ein Dachziegel zurück gezogen worden war, so daß man von da aus den Hof übersehen konnte, bes. leicht war dies von der Stelle des Scheunendaches aus möglich. Diese Dachziegeln waren erst vor ganz kurzer Zeit zurück gezogen worden, das konnte man an der Färbung des weiter unten lieg. Ziegels deutlich erkennen. Soweit nämlich der zurückgezogene Ziegel den weiter unten liegenden Ziegel bedeckt gehabt hatte, war der weiter unten liegende Ziegel noch vollständig neu, schön hellrot u.nicht verwittert, während im übrigen die Ziegel die Farbe aufwiesen, wie sie eben ein Jahre hindurch dem Wetter u.dem Rauch ausgesetztes Ziegeldach zeigt.
"vor ganz kurzer Zeit"
Stunden?
Tage?
Wochen?
Deine Antwort:
Zitat von DerGreifDerGreif schrieb:Dew schrieb:
"vor ganz kurzer Zeit"
Stunden?
Tage?
Wochen?
DerGreif schrieb:
Sehr schwer zu sagen, wenn man den Kontext berücksichtigt, aber ich würde meinen, Wochen ist durchaus im Ra
Hervorhebung von mir.
So kam ich drauf.
Wenn die Dachziegel wochenlang verschoben gewesen wären...
Wenn ein Nachtatzusammenhang besteht ( sehe ich ja auch so ), kommen höchstens Tage in Frage. Ein Tippfehler?


MfG

Dew


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zilch ehemaliges Mitglied

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Mordfall Hinterkaifeck

04.06.2017 um 15:06
Gerade beim Stöbern entdeckt:

Auch der prakt. Arzt Dr. Pointer in Hohenwart äußerte sich in Gesellschaft öfters, daß er es fast behaupten möchte, daß Schlittenbauer der Täter ist. Einmal weiß ich, daß er seine Vermutung in Gegenwart von Kom. Goldhofer in Hohenwart zum Ausdruck brachte. Gend. Kom. Goldhofer sagte aber darauf, daß dies unmöglich sei.

Wenn Goldhofer diese Aussage macht, dann würde das doch sehr für eine entspr. Alibi-Überprüfung sprechen, oder?


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Mordfall Hinterkaifeck

04.06.2017 um 16:09
@Kurt_Eisner
Zitat von Kurt_EisnerKurt_Eisner schrieb:In Verbindung mit der Möglichkeit der Fingierung des Tatorts durch Schlittenbauer finde ich die Organisiertheit Tatorts interessant. Wie bewertest Du diese?
Ich muss ehrlich gestehen, dass ich nicht ganz verstehe, was Du meinst. Was genau soll LS am Tatort fingiert haben? was genau war am Tatort organisiert?

ME lassen sich alle Spuren am Tatort auch bei einer unterstellten Tatbegehung durch LS erklären, ohne dass da irgendwer irgendwas fingiert haben muss.

@zilch
Zitat von zilchzilch schrieb:Und die Zeugen (z.B. Mayer) halluzinierten?
Das menschliche Gehirn ist kein Computer. Wenn man etwas hört oder sieht, wird das nicht genauso abgespeichert, und ist auch nicht genauso abrufbar. Umgekehrt gibt das Gehirn bei einer Lücke im Gedächtnis nicht wie ein Computer ein Suchergebnis ohne Treffer wieder, sondern produziert statt dessen eine falsche Erinnerung. Ich zitiere mal wieder Erdfelder, in report psychologie 07/08 2003, S. 436: "Alfred Binet (1900) sah in suggestiven Einflüssen die Hauptursache von Gedächtnisfehlern. Seine Studien mit Schulkindern zeigten, dass fehlerhafte Gedächtnisurteile durch suggestive Frageformulierungen und Konformitätsdruck in Gruppensituationen drastisch erhöht werden können." Ein die anderen Dörfler entsprechend suggestiv informierender LS und die entsprechenden Zeitungsberichte könnten hier unproblematisch innerhalb von 30 Jahren auch bei drei Personen, die eventuell tatsächlich an diesem Makrttag mit AGr sprachen, solche fehlerhaften Erinnerungen ausgelöst haben, eben dahingehend, dass sie die Erzählung des LS als selbst Erlebtes erinnerten und in ihre Erinnerung an das Gespräch mit AGr integrierten. Generell empfehle ich dringend die Lektüre mit Basisliteratur zum menschlichen Gedächtnis, zur Aussagepsychologie und zur historischen Quellenkritik.
Zitat von zilchzilch schrieb:Wenn Goldhofer diese Aussage macht, dann würde das doch sehr für eine entspr. Alibi-Überprüfung sprechen, oder?
Nein.

@Dew
Zitat von DewDew schrieb:So kam ich drauf.
Wenn die Dachziegel wochenlang verschoben gewesen wären...
Wenn ein Nachtatzusammenhang besteht ( sehe ich ja auch so ), kommen höchstens Tage in Frage. Ein Tippfehler?
Naja, da musst Du schon den Kontext berücksichtigen, bitte, und nicht irgendetwas hineininterpretieren. Deine Frage war ja, was Wiessner mit dem Zeitraum meint, nicht wer die Ziegel verschoben hat. Wiessner begründet den kurzen Zeitraum explizit - mE zu Recht - mit der unterschiedlichen Farbe der Ziegel. Ziegel, die auf dem Dach für Jahre dem Wetter und Rauch ausgesetzt sind, verfärben sich eben entsprechend. Bei den zwei verschobenen Ziegeln war diese Verfärbung nicht eingetreten. Daraus schlussfolgert Wiessner den Zeitraum, wie lange sie dem Wetter und Rauch ausgesetzt sein konnten. Laut Wiessners Einschätzung eben nur ganz kurze Zeit. Ich habe jetzt mal spekuliert, dass ein solcher Ziegel sich nicht innerhalb von ein paar Tagen schon verfärbt, sondern dass das doch mindestens ein paar Wochen dauern kann, weswegen rein theoretisch ein Verschieben ein paar Wochen vor der Tat möglich ist. Das heißt aber nicht, dass dieses Verschieben Wochen vor der Tat oder gar von den HKlern selber vorgenommen wurde. Das habe ich schon immer für unwahrscheinlich gehalten. Dafür gibt es einfach überhaupt keinen Grund, dafür viele Gründe die dagegen sprechen. Prinzipiell gehe ich mittlerweile von einem Verschieben der Ziegel nach der Tat durch den oder die Täter aus, um sicherzustellen, dass man den Stadl über das Hoftor ungesehen verlassen kann, bevor man sich da abseilt und ein zurück schwierig wird.

Grüße,
G.


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