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Mordfall Hinterkaifeck

51.943 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Mord, Bauernhof, Hinterkaifeck ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
Zu diesem Thema gibt es eine von Diskussionsteilnehmern erstellte Zusammenfassung im Themen-Wiki.
Themen-Wiki: Mordfall Hinterkaifeck
zilch ehemaliges Mitglied

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Mordfall Hinterkaifeck

04.06.2017 um 16:14
@DerGreif
Zitat von DerGreifDerGreif schrieb:Nein.
Na, das ist doch mal ein Argument. Genau so überzeugend übrigens, wie der Versuch, unliebsame Quellen zu diskreditieren. An der Aussage des Mayer ist nicht zu zweifeln, sie ist in sich vollkommen schlüssig. Es bleibt Dir natürlich unbenommen, die Dinge witte-witte-witt-ich-mach-mir-die-Welt, wie-es-mir-gefällt - so zu bewerten, dass das gewünschte Ergebnis dabei rauskommt. Wenn Dich das dann überzeugt, ist es doch super für Dich.


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Mordfall Hinterkaifeck

04.06.2017 um 16:26
@zilch
Zitat von zilchzilch schrieb:Na, das ist doch mal ein Argument. Genau so überzeugend übrigens, wie der Versuch, unliebsame Quellen zu diskreditieren. An der Aussage des Mayer ist nicht zu zweifeln, sie ist in sich vollkommen schlüssig. Es bleibt Dir natürlich unbenommen, die Dinge witte-witte-witt-ich-mach-mir-die-Welt, wie-es-mir-gefällt - so zu bewerten, dass das gewünschte Ergebnis dabei rauskommt. Wenn Dich das dann überzeugt, ist es doch super für Dich.
Im Gegenteil mach ich mir gerade die Welt nicht, wie sie mir gefällt. Ich fürchte, Du hast den von mir verlinkten Aufsatz zum Zeugengedächtnis nicht gelesen, oder? Oder die von mir schon andernorts angegebenen Literaturempfehlungen zur Aussagepsychologie oder zur historischen Quellenkritik? Ich bevorzuge auf wissenschaftlicher Basis zu arbeiten. Es bleibt Dir natürlich unbenommen, Aussagen, die 30 Jahre nach der Tat erstmals aufgenommen und auch ihrem Inhalt nach erstmals dokumemtiert sind, ohne kritische Überprüfung als gegeben anzunehmen und alternative wissenschaftlich fundierte Erklärungen für deren Zustandekommen zu ignorieren.

Warum Goldhofers Satz, der wieder mal aus zweiter Hand stammt und keinerlei Aussage zum Alibi des LS enthält, nicht geeignet ist, um dessen Alibi zu beweisen, sollte irgendwie offensichtlich sein.


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zilch ehemaliges Mitglied

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Mordfall Hinterkaifeck

04.06.2017 um 16:53
Ich zitiere aus dem verlinkten Aufsatz:

In der Einleitung:

...auf der anderen Seite kann die Gedächtnisrepräsentation eines Ereignisses aber auch sehr robust gegenüber verschiedenen Einflussfaktoren sein. Dieser Artikel stellt Determinanten verzerrter Gedächtnisurteile vor.

Also: Nicht jede Zeugenaussage ist falsch. Zur Wahrscheinlichkeit liefert der Autor folgende Zahlen:

Konservative Schätzungen vermuten eine Falschidentifikationsrate von 0,6 Prozent, realistischere Schätzungen gehen von
bis zu fünf Prozent aus.


Das heißt, die Wahrscheinlichkeit, dass die Aussage eines Zeugen fehlerhaft aufgrund verzerrter Wahrnehmung ist, liegt bei höchstens 5 %.

Das geschilderte Beispiel zum Fall der Studentin im Fall Ponto ist übrigens sehr schwach. Ein Alibi wird als Beleg angeführt. Wieviele scheinbar sichere Alibis haben sich schon als unwahr erwiesen?

Weiter:

Eine Zeugenaussage kann nur dann als glaubhaft gelten, wenn drei Hypothesen zurückgewiesen werden können: die Hypothese einer Wahrnehmungstäuschung, die Hypothese einer Gedächtnistäuschung und die Hypothese einer Lüge.

Postschaffner Mayer

1. Wahrnehmungstäuschung: Da es weitere Zeugen für das Ereignis gibt, kann sie praktisch ausgeschlossen werden.
2. Gedächtnistäuschung: Da es sich nicht um eine Nebensächlichkeit handelte, sondern aktiv handelnde Personen klar identifizierte, kann sie praktisch ausgeschlossen werden.
3. Lüge: Es besteht kein Anlass zu Annahme, dass es sich um eine Lüge handelt.

Fazit: Die Aussage des Postschaffners Mayer kann man uneingeschränkt so stehen lassen.


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Mordfall Hinterkaifeck

04.06.2017 um 17:10
@DerGreif

Du scheinst das mit den Dachziegeln von der praktischen Seite aus nicht ganz verstanden zu haben. Es handelte sich bei den verschobenen Ziegeln nicht um neue Ziegel. Bei denen darunter auch nicht.
Eine Ziegeldeckung lebt davon, dass sich die Ziegel überlappen. Wiessner beschreibt, wie die unterhalb der verschobenen Ziegel gelegenen da aussehen, wo die verschobenen Ziegel sie bislang vor Wetter und Rauch schützten.
Diese Dachziegeln waren erst vor ganz kurzer Zeit zurück gezogen worden, das konnte man an der Färbung des weiter unten lieg. Ziegels deutlich erkennen. Soweit nämlich der zurückgezogene Ziegel den weiter unten liegenden Ziegel bedeckt gehabt hatte, war der weiter unten liegende Ziegel noch vollständig neu, schön hellrot u.nicht verwittert, während im übrigen die Ziegel die Farbe aufwiesen, wie sie eben ein Jahre hindurch dem Wetter u.dem Rauch ausgesetztes Ziegeldach zeigt.
Der noch vorhandene Unterschied machte die Zeitschätzung möglich.

Wie dem auch sei, wenn die Täter im Rahmen der Tat ( -nachbereitung? ) die Ziegel verschoben, bestand diese Veränderung maximal erst die paar Tage.

MfG

Dew


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Mordfall Hinterkaifeck

04.06.2017 um 18:14
@DerGreif

Deutlicher formulliert, wenn man sieht wie organisiert der Tatort war, d.h. das aufwändige abdecken der Leichen, die Verbringung der Tatwaffe im Fehlboden und mögliche andere Aufräumarbeiten, kann man auch in Betracht ziehen, dass sich der Täter ähnlich viel Gedanken an eine manipulation des Tatorts gemacht haben dürfte.

Eine Fingierung des Tatorts kommt ja öfter vor als man denkt.


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Mordfall Hinterkaifeck

04.06.2017 um 18:21
Übrigens vermute ich dass der Täter möglicherweise Stroh von der Tenne geworfen hat um die Leichen abzudecken. Ich gehe deshalb nicht davon aus, dass dort schon Stroh lag da dies die durchführt für die Wagen war.


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Mordfall Hinterkaifeck

04.06.2017 um 18:51
Zitat von Kurt_EisnerKurt_Eisner schrieb:Übrigens vermute ich dass der Täter möglicherweise Stroh von der Tenne geworfen hat um die Leichen abzudecken. Ich gehe deshalb nicht davon aus, dass dort schon Stroh lag da dies die durchführt für die Wagen war.
@Kurt_Eisner
Dort stand doch die Gsodmaschine.
Eine Luke befand sich über dem Futtergang.

Durchfahrt geht auch nicht

http://www.hinterkaifeck.net/wiki/images/Skizze_HK_Schwaiger_Grundriss_1952.jpg


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04.06.2017 um 19:07
Ich denke die Tenne war ein Aufbau in der Mitte des Stadls wo man mit dem Wagen reinfahren konnte und das Heu an einem Heuseil aufladen konnte in den Heuspeicher raufziehen.


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Mordfall Hinterkaifeck

04.06.2017 um 19:14
@zilch

1. Der Aufsatz ist als Einstieg in die Problematik gedacht, ersetzt aber nicht das Studium weiterführender Literatur, nicht nur zur Aussagepsychologie, sondern auch zur historischen Quellenkritik.

2. Bitte lies den Aufsatz bis zum Schluss.

3. Zu den einzelnen Punkten nur ein paar kurze Anmerkungen:
Zitat von zilchzilch schrieb:Also: Nicht jede Zeugenaussage ist falsch. Zur Wahrscheinlichkeit liefert der Autor folgende Zahlen:

Konservative Schätzungen vermuten eine Falschidentifikationsrate von 0,6 Prozent, realistischere Schätzungen gehen von
bis zu fünf Prozent aus.


Das heißt, die Wahrscheinlichkeit, dass die Aussage eines Zeugen fehlerhaft aufgrund verzerrter Wahrnehmung ist, liegt bei höchstens 5 %.
Da ging es um Falschidentifikation von Tätern, nicht generell um die Frage, wie hoch die Quote von Falschaussagen ist. Bei der Suggestion von Scheinerinnerungen konnten sich 25 % der Probanden an das fiktive Ereignis erinnern.
Zitat von zilchzilch schrieb:Das geschilderte Beispiel zum Fall der Studentin im Fall Ponto ist übrigens sehr schwach. Ein Alibi wird als Beleg angeführt. Wieviele scheinbar sichere Alibis haben sich schon als unwahr erwiesen?
Ja, das würde mich auch mal interessieren. Wenn Du wissenschaftlich fundierte Quellen zu der Thematik hättest, bitte hier einstellen. Mir genügt der Verweis auf die Quelle.
Zitat von zilchzilch schrieb:Postschaffner Mayer

1. Wahrnehmungstäuschung: Da es weitere Zeugen für das Ereignis gibt, kann sie praktisch ausgeschlossen werden.
Zutreffend.
Zitat von zilchzilch schrieb:3. Lüge: Es besteht kein Anlass zu Annahme, dass es sich um eine Lüge handelt.
Zutreffend.
Zitat von zilchzilch schrieb:2. Gedächtnistäuschung: Da es sich nicht um eine Nebensächlichkeit handelte, sondern aktiv handelnde Personen klar identifizierte, kann sie praktisch ausgeschlossen werden.
Falsch. Die Aussage wurde 30 Jahre nach dem konkreten Ereignis getätigt. Ein Ereignis, das innerhalb dieser 30 Jahre intensiven Besprechungen ausgesetzt gewesen ist, angefangen mit den auf der Aussage von LS fußenden Zeitungsberichten über LS selber bis hin zu etwaigen direkten suggestiven Nachfragen seitens der Ermittler. Die Kontamination des Gedächtnisses bezüglich dieses Ereignisses liegt damit absolut im Bereich des möglichen.

Generell ist dieser Sachverhalt erst dann als vollkommen gesichert anzunehmen, wenn es eine weitere zeitnahe Aussage gibt, die diesen bestätigt. Leider ist da keine überliefert. Die von Stegmeier käme in Betracht, wenn man wenigstens das genaue Datum wüsste, wann sie aufgenommen wurde. Aber nichtmal das ist gegeben.

Auf der anderen Seite hat Sigl dieses angeblich ihm von Stegmeier selbst überlieferte Ereignis am 5.4. selber trotz der enormen Wichtigkeit im Tatkontext nicht erwähnt. Und Mayer wird (ebensowenig wie Ritzl oder Schwaiger, dessen Aussage auch nur aus zweiter Hand kommt) von Pielmayer als Zeuge genannt, obwohl zumindest Mayer laut eigener Aussage von Goldhofer bereits zeitnah vernommen wurde und damit dem leitenden Ermittler Pielmayer auch vorliegen musste. Im Gegenteil, Pielmayer bezieht sich ausschließlich und explizit nur auf zwei Zeugen, LS und Stegmeier. Auch bei Riedmayer gibt es noch keine Hinweise auf weitere Zeugen.

Das alles schließt natürlich nicht aus, dass diese Aussagen der Wahrheit entsprechen. Aber die Möglichkeit, dass dem eben nicht so ist, muss hier in Betracht gezogen werden. Daher kann man die Aussage des Mayer eben nicht uneingeschränkt stehen lassen.

Sobald eine weitere zeitnahe Aussage auftaucht, die die Geschichte unabhängig stützt, bspw. die von Stegmeier so sie denn tatsächlich zeitnah erfolgte, werden die späten Aussagen auch glaubhaft. Bis dahin bleiben sie mit Zweifeln behaftet.

@Dew
Zitat von DewDew schrieb:Du scheinst das mit den Dachziegeln von der praktischen Seite aus nicht ganz verstanden zu haben. Es handelte sich bei den verschobenen Ziegeln nicht um neue Ziegel. Bei denen darunter auch nicht.
Eine Ziegeldeckung lebt davon, dass sich die Ziegel überlappen. Wiessner beschreibt, wie die unterhalb der verschobenen Ziegel gelegenen da aussehen, wo die verschobenen Ziegel sie bislang vor Wetter und Rauch schützten.
Ich gebe ja gerne zu, dass ich handwerklich nicht der begabteste bin, aber wie das mit den Ziegeln funktioniert, weiß ich schon. Ich habe selber auch mal eine alte Scheune mitgeholfen abzudecken.
Zitat von DewDew schrieb:Wie dem auch sei, wenn die Täter im Rahmen der Tat ( -nachbereitung? ) die Ziegel verschoben, bestand diese Veränderung maximal erst die paar Tage.
Ja, davon ist auszugehen. Aber das ergibt sich aus anderen Umständen, nicht aus der Färbung, es sei denn, Du glaubst, so ein Teilstück des Ziegels verfärbt sich innerhalb von ein paar Tagen genauso wie der Rest vom Ziegel. Aber ich glaub, wir schreiben hier schon seit zwei, drei Beiträgen aneinander vorbei, und der Sinn Deiner Fragen erschließt sich mir hier auch nicht weiter.

Fakt ist:
Die Ziegel auf dem Dach sind verschoben worden. Dass das geschehen ist, lässt sich aus der Verfärbung bzw. teilweise fehlenden Verfärbung dieser Ziegel erkennen. Das muss sich auch in einem bestimmten zeitlichen Rahmen ereignet haben, denn würden diese Löcher im Dach schon lange bestehen, wären die Ziegel ja überall so verwittert oder der Unterschied zumindest nicht mehr so deutlich. Da ich nicht weiß, wie schnell sich Ziegel verfärben, kann ich auch nicht genau sagen, wann die Ziegel frühestens verschoben worden sein können. Allein von der Verfärbung her würde ich aber vermuten, dass ein Ziegel innerhalb von ein paar Wochen noch nicht so stark verwittert, dass man den Unterschied nicht mehr deutlich erkennen würde, lasse mich hier aber gern eines besseren belehren. Jedenfalls aber ist es äußerst unwahrscheinlich dass die HKler aus den offensichtlichen von Dir benannten Gründen diese Ziegel verschoben haben. Daher ist diese Verschiebung der Ziegel höchst wahrscheinlich von dem oder den Tätern vorgenommen worden. Ob das schon vor der Tat (aber sicherlich nicht Wochen vorher) zur Tatvorbereitung geschah oder erst der Tatnachbereitung diente, ist so ohne weiteres nicht feststellbar. Ich persönlich tendiere mittlerweile dazu, hierin lediglich die Vorbereitung der Flucht vom Anwesen zu sehen, mithin also die Verschiebung der Ziegel erst nach der Tat stattfand. Aber natürlich ist weiterhin beides möglich.

@Kurt_Eisner
Zitat von Kurt_EisnerKurt_Eisner schrieb:Deutlicher formulliert, wenn man sieht wie organisiert der Tatort war, d.h. das aufwändige abdecken der Leichen, die Verbringung der Tatwaffe im Fehlboden und mögliche andere Aufräumarbeiten, kann man auch in Betracht ziehen, dass sich der Täter ähnlich viel Gedanken an eine manipulation des Tatorts gemacht haben dürfte.
Erstens sehe ich da nicht so viel Aufwand, zweitens ließe sich daraus auch nicht schließen, dass der oder die Täter den Tatort noch "manipuliert" hätten.


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04.06.2017 um 19:25
Zitat von Kurt_EisnerKurt_Eisner schrieb:Ich denke die Tenne war ein Aufbau in der Mitte des Stadls wo man mit dem Wagen reinfahren konnte und das Heu an einem Heuseil aufladen konnte in den Heuspeicher raufziehen.
Die Tenne ist in einer Scheune der Platz, wo man früher das Getreide gedroschen hat.


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zilch ehemaliges Mitglied

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04.06.2017 um 19:29
Zitat von DerGreifDerGreif schrieb:Aber die Möglichkeit, dass dem eben nicht so ist, muss hier in Betracht gezogen werden.
Wie hoch wäre die Wahrscheinlichkeit? Eine Suggestivbefragung findet ja überhaupt nicht statt. Da verbleiben dann doch höchstens Spurenelemente von Wahrscheinlichkeit. Damit ist aber die Aussage als solche sicher nicht gefährdet, noch irgendeine der anderen Aussagen.

Hingegen ist die Befragung von Lorenz Schlittenbauer 1931 eine solche, wo ihm unterstellt wird, er habe sich zu der Schlüsselsituation geäußert, obwohl dazu null Akteninhalt bestanden hat. Es besteht sogar eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass er sich dazu niemals zuvor gegenüber der Polizei geäußert hat. Insofern kann man hier verstehen, dass die Erinnerung aussetzt. Bei allen anderen Aussagen sehe ich hier keine Probleme. Gerade bei J. Sigl nicht, der ja nun nicht gerade im Verdacht steht, dem LS mit einer für diesen günstigen Aussage weiterhelfen zu wollen.


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Mordfall Hinterkaifeck

04.06.2017 um 20:11
Zitat von zilchzilch schrieb:Wie hoch wäre die Wahrscheinlichkeit? Eine Suggestivbefragung findet ja überhaupt nicht statt. Da verbleiben dann doch höchstens Spurenelemente von Wahrscheinlichkeit. Damit ist aber die Aussage als solche sicher nicht gefährdet, noch irgendeine der anderen Aussagen.
Die Wahrscheinlichkeit ist allein aufgrund der langen Zeitspanne entsprechend hoch. Ich habe eine ganze Liste an Indizien angeführt, deren Zusammenspiel zu beachten ist.
Zitat von zilchzilch schrieb:Hingegen ist die Befragung von Lorenz Schlittenbauer 1931 eine solche, wo ihm unterstellt wird, er habe sich zu der Schlüsselsituation geäußert, obwohl dazu null Akteninhalt bestanden hat.
Das ist falsch. Pielmayer gibt an, dass LS sich dazu gäußert hat: "Nach den Erhebungen hat der Austrägler Andreas Gruber am 30.März 1922, ein Donnerstag, vormittags noch mit dem in der Nähe ackernden Landwirt Lorenz Schlittenbauer von Gröbern und später mit Landwirt Kaspar Stegmeier von Gröbern gesprochen und ihnen mitgeteilt, dass bei ihm in der Nacht nach den in dem leichten über Nacht gefallenen Schnee ersichtlichen Spuren ein Einbruch versucht worden sein soll, wobei die Diebe in die Motorhütte eingedrungen sein sollen, da sich in dieser noch Schneespuren fanden. Da aber die Motorhütte nur einen Zugang von aussen und keinen Zugang zu den übrigen Räumen des Anwesens hat, konnten die Diebe von da aus nicht in das Anwesen gelangen und sollen ihr Heil dann an der ausseren Futterkammertüre, das ist an der äusseren Türe zu dem Raum, der an die Motorhütte und den Stadel stösst, versucht haben! Auch soll Gruber nach den Angaben dieser Zeugen angegeben haben, dass ihm ein Hausschlüssel abgehe." Pielmayer bezieht sich hier ausschließlich auf Stegmeier und LS und zwar beide (Plural).

LS wurde zB nochmal am 25.9.1926 zur Hofskizze befragt, auch das geht aus Pielmayers Zusammenfassung hervor: "Nach dem Augenscheinsprotokoll und den diesen beigegebenen Skizzen, ergänzt durch die unterm 25.September 26 von Lorenz Schlittenbauer gegebenen Erläuterungen stand das Anwesen vollkommen isoliert auf einer freien Fläche, die im weiteren Umkreis fast völlig von Wald umgrenzt ist." Leider ist diese Aussage nicht überliefert. Mglw. ging LS in dieser Aussage auf den Hausschlüssel ein. Möglich ist aber auch eine noch früher gemacht Aussage hierzu. Jedenfalls lag diese Pielmayer vor.


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zilch ehemaliges Mitglied

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04.06.2017 um 20:36
Zitat von DerGreifDerGreif schrieb:Pielmayer bezieht sich hier ausschließlich auf Stegmeier und LS und zwar beide (Plural).
Was nicht ausschließt, dass es weitere ähnlich lautende Aussagen gab. Diese beiden mögen ihm bei der Niederschrift gegenwärtig gewesen, und in diesem Moment auch ausreichend gewesen sein.


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Mordfall Hinterkaifeck

04.06.2017 um 21:47
Dachziegel…
Die Dachziegel wurden m.E. in der Zeit nach der Tat und vor der Auffindung verschoben, u.z. vom Täter. Denn wären die Dachziegel schon Wochen oder einige Zeit vor der Tat verschoben worden, dann hätte dies Gruber/Gabriel mit Sicherheit bemerkt und sie hätten die Ziegel wieder zurückgeschoben. Ein undichtes Dach , wo Heu und Stroh lagerte, hätte großen Schaden anrichten können.
Zumal es zu dieser Zeit viel Niederschlag gab, wäre das sofort sofort aufgefallen. Man war ja fast täglich dort oben, um Heu und Stroh hinunter zu werfen.

Die Sache mit den Dachziegeln ist ähnlich gelagert wie das losgelassene Rind, welches auch im Zeitraum zwischen Tat und Auffindung abgebunden worden sein musste.


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04.06.2017 um 23:31
Zitat von zilchzilch schrieb:Was nicht ausschließt, dass es weitere ähnlich lautende Aussagen gab. Diese beiden mögen ihm bei der Niederschrift gegenwärtig gewesen, und in diesem Moment auch ausreichend gewesen sein.
Absolut möglich, habe ich auch nie bestritten. Mir ging es hier darum, dass Du behauptet hattest, dass "null Akteninhalt" dazu besteht, dass LS sich zur Schlüsselsituation geäußert habe. Nachdem Pielmayer aber explizit LS und Stegmeier für die Schlüsselsituation als (einzige) Zeugen erwähnt, scheint er sich wohl doch dazu geäußert haben. Jedenfalls gibt es dazu "Akteninhalt".


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zilch ehemaliges Mitglied

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05.06.2017 um 00:09
Ich glaube, das ist missverständlich. Es gibt ja den Aspekt "Schlüsselverlust" und den Aspekt "Öffnen der Haustür mit jenem Schlüssel".

Ich bezog mich auf die Frage:

Frage: Sie haben erklärt, sie hätten die vordere Haustür dann von innen geöffnet und zwar mit dem Schlüssel, der innen gesteckt habe. Wie erklären sie sich das, nachdem der alte Gruber erzählt hatte, daß ihm der Hausschlüssel weggekommen sei und daß er nun nur noch mit dem Riegel absperren könne?
Antwort: Das ist mir selbst ein Rätsel, denn ich weiß bestimmt, daß nur ein Schlüssel da war.


"Sie haben erklärt"...was heißt das? Ist es das allgemeine Gerede (also kein Akteneintrag) oder gab es zuvor Notizen, z.B. aus der Güteverhandlung gegen J. Sigl? Oder hat er das in seiner Schilderung der Abläufe erwähnt, die aber aufgrund völliger Gleichheit mit der Aussage von 1922 (Bei neun Jahren Verzug und keine Abweichung ! - Ist das nicht sensationell ?) nicht noch einmal aufgeschrieben wurde? Jedenfalls scheint das -ohne Aktenbezug - suggestiv zu sein.


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05.06.2017 um 10:33
Einbruchspuren…

Auch diese Spuren sind Optional.
Die Einbruchspuren am Motorenhäuschen und an der daneben liegenden Futterkammertüre wären von „Fremden“ verursacht worden. Möglich, aber für meine Begriffe eher unwahrscheinlich. Nachts war der Hund im Stall, der hätte in jedem Fall Radau gemacht und am Tag war an der Nordseite des Hofes Publikumsverkehr. Nachdem ja angeblich schon tagelang der Hof beobachtet worden sein sollte, hätten sich die „Fremden“ sicher einen günstigeren Zugang zum Gebäude ausgesucht, z.B. den in der Durchfahrt.

Ich tendiere mehr zu der These, dass der Monteur Hofner der Verursacher beider Einbruchspuren war. Der „Einbruch“ in das Motorenhäuschen war für Hofner unumgänglich, um die Reparatur des Benzinmotors durchführen zu können. Als die Reparatur abgeschlossen war, wollte er noch die Belastungsfähigkeit des Motors überprüfen. Dazu musste Hofner in den Stadel um dort den Keilriemen an der Häckselmaschine anzubringen.
Der direkte Zugang vom Motorenhäuschen zum Stadel war nicht möglich, deshalb versuchte er durch die danebenliegende Futterkammer Türe in den Stadel zu gelangen. Die Futterkammer Türe war aber im Gegensatz zum Verschlag an dem Motorenhäuschen nicht ohne größere Beschädigung der Türe zu öffnen, worauf Hofner von einer gewaltsamen Öffnung derselben absah und die Reparatur des Motors ohne Belastungstest abschloß.

Schlittenbauers Angaben zu Einbruchspuren an dem Motorenhäuschen und an der Futterkammertüre konnte aus seiner Sicht durchaus korrekt gewesen sein; vielleicht wusste er zu dem Zeitpunkt, als er diese Angaben bei der Polizei machte, noch nichts von den Manipulationen Hofners.


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05.06.2017 um 10:45
@totto
Die Einbruchspuren wurden doch von Gruber schon am Donnerstag ganz früh entdeckt, der Monteur kam am Dienstag.


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05.06.2017 um 11:46
Zitat von jaskajaska schrieb:Die Einbruchspuren wurden doch von Gruber schon am Donnerstag ganz früh entdeckt, der Monteur kam am Dienstag.
"G. Reingruber, Kriminal Oberinspektor, Bericht vom 06.04.1922
Weiter ist zu erwähnen, dass in der Nacht am Donnerstag den 30.3.22 im Anwesen der Verlebten von 2 Männern ein Einbruch verübt worden ist. Es ist nach Angabe des Andreas Gruber das Motorenhäuschen erbrochen, jedoch nichts entwendet worden. Im Neuschnee waren Fußspuren von 2 Männern ersichtlich, die zum Anwesen führten, es war aber angeblich keine Spur vorhanden, welche vom Anwesen weggeführt hätte. (Angaben des Schlittenbauer)."

.....................

Ich glaube eben nicht, dass sich A. Gruber und L. Schlittenbauer über solche Dinge belanglos und im vertraulichen Einvernehmen unterhalten hätten. Abgesehen davon, wann hätte denn dieser Erfahrungsaustausch stattfinden sollen?
Am Donnerstagnacht sollte der Einbruch stattgefunden haben und am Freitag war der Gruber mit seiner Tochter den ganzen Tag im Wald/Feld.


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Mordfall Hinterkaifeck

05.06.2017 um 11:52
Zitat von zilchzilch schrieb:"Sie haben erklärt"...was heißt das? Ist es das allgemeine Gerede (also kein Akteneintrag) oder gab es zuvor Notizen, z.B. aus der Güteverhandlung gegen J. Sigl? Oder hat er das in seiner Schilderung der Abläufe erwähnt, die aber aufgrund völliger Gleichheit mit der Aussage von 1922 (Bei neun Jahren Verzug und keine Abweichung ! - Ist das nicht sensationell ?) nicht noch einmal aufgeschrieben wurde?
LS ist mindestens noch einmal vernommen worden, und zwar am 25.9.1926, wie ich bereits oben schrieb. Siehe dazu ebenfalls Pielmayer: "Nach dem Augenscheinsprotokoll und den diesen beigegebenen Skizzen, ergänzt durch die unterm 25.September 26 von Lorenz Schlittenbauer gegebenen Erläuterungen stand das Anwesen vollkommen isoliert auf einer freien Fläche, die im weiteren Umkreis fast völlig von Wald umgrenzt ist." Ich gehe davon aus, dass diese Aussage, er habe mit dem Schlüssel geöffnet, in diesem Zusammenhang entstanden ist. Leider ist seine Aussage vom 25.9.1926 nicht überliefert.
Zitat von tottototto schrieb:Abgesehen davon, wann hätte denn dieser Erfahrungsaustausch stattfinden sollen?
Am Donnerstagnacht sollte der Einbruch stattgefunden haben und am Freitag war der Gruber mit seiner Tochter den ganzen Tag im Wald/Feld.
Nein, der Einbruch soll in der Nacht von Mittwoch, dem 29.3., auf Donnerstag, den 30.3., erfolgt sein. Berichtet soll AGr davon am 30.3. haben.


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