Mordfall Hinterkaifeck
18.03.2017 um 20:48
Ich wollte schreiben: es ist völlig müßig, DAS hier zu diskutieren!
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Mordfall Hinterkaifeck
20.03.2017 um 14:27
Der Haustürschlüssel
Die Angelegenheit mit dem Haustürschlüssel, und das aus einem Erklärungsnotstand hervorgegange und von Schlittenbauer nachgereichte Heuseil, ist aus meiner Sicht ein wichtiger, wenn auch nicht der einzige Punkt, weshalb Leopold Schlittenbauer bereits 1922 als Täter zu entlarven gewesen wäre.
Die Vorgänge um den Haustürschlüssel einfach zu bagatellisieren, so wie es bereits damals die Gendarmen, die Münchner Kriminaler und allen voran der leitende Staatsanwalt machten, kann man als sträflichen Leichtsinn oder auch als blankes Unvermögen bezeichnen.
Hier nun die Schlüssel Problematik im Einzelnen:
Aus gegebenem Anlass begaben sich am 04.04.1922 um ca. 16:00 drei Personen, unter Federführung des Gröbener Ortsvorstehers L. Schlittenbauer nach Hinterkaifeck.
Dort fanden sie das Anwesen „komplett verschlossen und verriegelt“ vor, sodass man sich einen gewaltsamen Zugang verschaffen musste, um in das Hausinnere zu gelangen. Anschließend begab sich der Ortsvorsteher alleine durch das Haus zur südlichen Haustüre und sperrte diese mit dem in der Türe steckenden Haustürschlüssel auf; so die Angaben Schlittenbauers.
Bereits hier drängt sich beim aufmerksamen Betrachter die Frage auf:
Wie hat der Täter das Haus verlassen? wenn, wie man unmittelbar vorher festgestellt hatte, das Anwesen rund herum hermetisch abgeschlossen war. Die einzige Möglichkeit schien dafür die südliche Haustüre zu bieten. Diese bot im Gegensatz zu den anderen Ausgängen die Option, dass sie auch von außen verschlossen werden konnte.
Hatte also der Täter das Haus durch die besagte Haustüre verlassen, denn alle anderen relevanten Aus/Eingänge waren von innen verschlossen oder verriegelt, dann konnte er zwar die Haustüre von außen wieder versperren, den Schlüssel jedoch musste er irgendwie entsorgen, oder wie von mir vermutet, für weitere Zwecke irgendwo verstecken.
Der Schlüssel konnte also in dem Fall unmöglich an der Innenseite der Haustüre stecken!
Bei den beiden an der Hofseite wartendenden Begleitern kam von daher der berechtigte Verdacht auf, dass Schlittenbauer den Schlüssel mitgebracht haben musste, wie sonst hätte er unter den gegebenen Umständen die Haustüre aufsperren können. Zu diesem Zeitpunkt gab es keine andere plausible Erklärung für die augenblicklichen Geschehnisse an der Haustüre. Der Behelfsausgang mit dem Heuseil wurde von Schlittenbauer erst tags darauf nachgereicht.
Lorenz Schlittenbauer war sicher kein ausgefuchster, vorausplanender Taktiker, nein, er reagierte intuitiv, man könnte auch sagen er reagierte auf bedrohliche Umstände mit einer gewissen Bauernschläue. Sein Vorteil war dabei, dass er kausale Zusammenhänge schnell erfassen und neu koordinieren konnte.
So war es auch, als er seinen schwerwiegenden Fehler an der Haustüre bemerkte bzw. von den beiden anderen Begleitern darauf aufmerksam gemacht wurde, und er bereits am Tag darauf das Heuseil nachreichte; quasi als Notausgang für den Täter und damit auch als Ausweg aus seiner misslichen Lage.
Hier ist ihm ein schwerwiegender und bei entsprechenden Nachfragen seitens der Ermittler, nicht wieder gutzumachender Fehler unterlaufen.
Das im Stadel platzierte Heuseil machte überhaupt keinen Sinn, denn welcher Raubmörder oder auch welcher Beziehungstäter nimmt eine abenteuerliche Abseilvorrichtung in Anspruch, wenn ihm eine Vielzahl von Ausgängen, insbesondere der an der Haustüre, auf ebener Erde zur Verfügung steht.
Der vollkommene Verschluss des Anwesens kann m.E. nur darin begründet werden, dass der Täter die Aufdeckung der Tat verzögern wollte, was ja auch einige Zeit gelungen ist.
Aber vielleicht hat sich der Täter bereits unmittelbar nach der Tat mit dem Gedanken befasst, dorthin noch einmal zurückzukehren und wollte von daher einen zufälligen Zugang zur Mordstätte verhindern. In beiden Fällen kommt nur ein Nachbar in Frage und kein Täter von irgendwo her. Für den Nachbarn war es aus diesem Grunde naheliegend, den Haustürschlüssel mit nach Hause zu nehmen, bzw. irgendwo außerhalb, aber griffbereit zu verstecken.
Wäre dann aber dennoch unverhofft die Tat früher aufgeflogen und die Polizei hätte sich eigenständig gewaltsam Zugang zum Anwesen verschafft, dann hätte zu dem Zeitpunkt der Schlüssel tatsächlich nicht in der Haustüre gesteckt und die Geschichte mit den abhanden gekommenen Haustürschlüssel hätte auf einmal einen Sinn bekommen. Außerdem wäre das andere Argument, den Schlüssel habe ein fremder Täter mitgenommen, bzw. entsorgt, auch nicht von der Hand zu weisen gewesen.
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Mordfall Hinterkaifeck
20.03.2017 um 22:50
Auszug aus dem Augenscheinprotokoll des M. Wiessner:
Auf der Planskizze ist im Stadel, nahe beim nördlichen Scheunentor ein rotes Kreuz eingezeichnet. Dort hing vom Dachboden herunter bis auf den Fußboden ein etwa fingerdickes Seil, das oben so fest angeknüpft war, daß sich eine erwachsene männliche Person an ihm herunter lassen konnte.
Das Seil hing dort bereits, als der Oberamtsrat eintraf. Im Prinzip müsste L.S. das Seil unmittelbar nach dem Leichenfund aufgehängt haben, doch den Zeugen nach beschäftigte er sich umgehend mit der Fütterung des Viehs.
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Mordfall Hinterkaifeck
20.03.2017 um 23:00
Zum Schlüssel:
Sehr wahrscheinlich war ein solcher für die Türöffnung nicht mehr notwendig, da A. Gruber einen Rigel am Haustürinneren angebracht hatte. Wer die Erstaussagen der Auffinder vergleicht, wird feststellen, dass keiner von "aufschließen" im Sinne eines herumgedrehten Schlüssels spricht. Es geht nur um das "Aufsperren", was im Süddeutschen schlicht mit "Öffnen" übersetzt werden kann. L. S.hat also die Tür geöffnet und es sprechen zumindest zwei Quellen (drei, wenn man W. Bleys Sammlung akzeptiert) dafür, dass er das ohne einen Schlüssel tat.
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Mordfall Hinterkaifeck
20.03.2017 um 23:08
Was mich interessieren würde wie die alte gruberin so zu der blutschande gestanden ist! Ob sie keine freunde hatte - war ja wie die tochter im kirchenchor.
Und was mich noch intressieren würde - wo ham de alle geschlafen? War ja nur ein schlafzimmer oder täusxh ich mich da?
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Mordfall Hinterkaifeck
20.03.2017 um 23:35
@ totto:
Der Auszug findet sich unterhalb der Angaben
Als die Kommission am 4.4. nachts den Stall betrat, war das Vieh noch sehr unruhig u.brüllte durcheinander...usw.
Am 4.IV. nachts fand die Gerichtskommission am Südende des Futterbarrens im Stall eine schwere Kreuzhacke mit einem etwa meterlangen Stiel... usw.
ohne, dass hier das Datum geändert wurde. Wie kommst Du zu Deiner Annahme?
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Mordfall Hinterkaifeck
20.03.2017 um 23:46
Ergänzung (Pielmayer 1926):
Bei der Augenscheinseinnahme wurde auch noch am 4.April 1922 im Futterbarren eine schwere Kreuzhacke gefunden, die aber keine Blutspuren trug, zumal sie vom Vieh beleckt worden ist. Ihre spätere Untersuchung ergab keine nachweisbaren Blutspuren. Auf dem Boden über dem Maschinenhaus lagerte Stroh, in welchem Vertiefungen ersichtlich waren, als wenn jemand im Stroh gelegen hätte. Von diesem Boden hing ein am Dachboden festgeknüpftes fingerdickes Seil in das Maschinenhaus herunter; diese sollte offenbar dazu dienen, daß man sich von dem oberen Boden in den unteren Raum des Stadels herablassen konnte.
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