@Goggo Immer zur Stelle, wenn inhaltlich diskutiert werden sollte, gell?
:)@Kurt_Eisner Ich kenne diese Bilder echt sehr genau und hatte sogar schon mal eine ganze Aufstellung gemacht zu all den (Trug-)Mustern, die da so rumgeistern. Und ich muss sagen, ich sehe da nichts auffälliges.
Was man vielleicht wissen sollte: ein Monitor kann heutzutage normalerweise noch immer nur eine Auflösung von 72 - 120 dpi anzeigen. Und oft wird das Bild automatisch geglättet. Auch das trägt dazu bei, dass man schnell mal reinzoomt und schwups was erkennt, was vielleicht nicht da ist.
Zwar bin ich keine Fotograf und kein Experte, was digitale Bildbearbeitung angeht. Dennoch habe ich im Studium mit Bilddaten zu tun, speziell was Mustererkennung und Bildfehler betrifft. Insofern traue ich mir zu, das für mich persönlich einzuschätzen. Wenn andere anderer Meinung sind ist das ok.
Bei der Fragestellung, ob manipuliert wurde oder nicht, muss man zunächst einmal überhaupt klären, zu welcher Zeit welche technischen Möglichkeiten bestanden und welche Fotos (von wann) uns vorliegen. Dann die Frage nach der Motivation. Und nach der Wahrscheinlichkeit.
Mal in aller Kürze:
Originale oder Nachbearbeitungen?Die Tatortfotos, die uns vorliegen, sind aus den Polizeiakten. Sie liegen in den Staatsarchiven und in der Ermittlungsakte vor, die das Bayerische Armeemuseum besitzt. In allen drei Fällen sind die Aufnahmen soweit ich das sehe identisch, gehen auf dieselbe Quelle zurück. Die Einordnung, Beschriftung etc. lässt darauf schliessen, dass diese Abzüge aus der Zeit unmittelbar nach dem Ermittlungsstart stammen. Nichts spricht dafür, dass es nicht die Originale sind.
Zusätzliche, bearbeitete Fotos wie sie immer wieder ins Spiel gebracht wurden, sehe ich nicht: Es gibt keine Hinweise auf Manipulationen seitens der Akten: keine beschreibende Dokumentation seitens der Polizei hierzu, keine erhaltenen Kommunikationen mit Zeitschriften etc., die eine Entschärfung evtl. nötig gemacht hätten. Keine erhaltenen Zeitungsartikel mit Tatortbilden vor den 50er Jahren. Und dass sich in den verschiedenen Quellen gar keine Originale sondern nur manipulierte Bilder erhalten haben ist sehr unwahrscheinlich.
Woran erkennt man Manipulationen? - abrupte Farbwechsel
- scharfe Linien mit Motivwechsel
- wiederkehrende Muster (Stempel)
- Wischspuren
- punktuelle Unschärfen/Schärfen, die von der Umgebung abweichen
- Objekte mit abweichenden Eigenschaften (Farbgebung, Körnung, Beleuchtung, Perspektive)
Motivation für Bildbearbeitung durch die Polizei(hier fallen für mich sämtliche moralischen Dinge raus, ebenso Dienstleistungen für die Presse)
- Vergrößerungen von Teilausschnitten
- Schärfung
- Entfernen von Bildfehlern und Verschmutzungen
- dunkler/heller machen
Realistische Möglichkeiten und Methoden der Polizei(hier orientiere ich mich an dem, was ich aus den öffentlich zugänglichen Archiven zur Polizeiarbeit habe, künstlerische Möglichkeiten sind explizit ausgenommen)
(wichtig ist hierbei zu wissen, dass die Polizisten damals keine ausgebildeten Fotografen waren. Biegleder war Polizist im Erkennungsdienst. Die zeitgenössische Schulungsliteratur zieht nachweislich jeden Hobbyfotografen den Ermittlern vor; einfach weil diese neben der Technik ein besseres Gespür für Motive haben)
- Vergrößerungen
- Teilausschnitte
- Vervielfältigungen
- dunkler/heller machen
Wenn ich vor diesem Hintergrund die Tatortbilder analysiere, so finde ich keine offensichtlichen Manipulationen. Ich erkenne verschiedene Objektive, eine lichtschwache Szenerie, viele Schattenbereiche, perspektivische Verzerrungen, Bildfehler, Verschmutzungen, Spiegelungen. Alles zusammen ist das aber stimmig. Im Stadel steht der Fotograf erhöht, wechselt das Objektiv und verschiebt die Kamera gewollt oder ungewollt ein wenig. Es gibt keine scharf umrandeten ersetzte Gegenstände, wie man das von plumpen Beklebungen zur Bildmanipulation her kennt. Der Hintergrund verschwimmt gleichmäßig. Die Bildzentren sind geschärft. Die Beleuchtung konzentriert sich ebenfalls in der Bildmitte.
Das ist für mich so stimmig, dass sich die Frage nach der Motivation einer Manipulation ausschliesst: das würde dem damals schon hehren Grundsatz der Ermittler widersprechen, den Tatort so zu erfassen, wie er sich ihnen bot.
Nun kann man noch das Motiv als solches diskutieren, warum keine Köpfe zu sehen sind. Das mag einfach an der Perspektive liegen. Auch der Eindruck, dass hinter Grubers Oberkörper kein Platz mehr wäre für den Kopf.
Der Größenvergleich zwischen Gruber und der Frauenleiche auf dem auseinandergezogenen Stapel hinkt immer dann, wenn man unberücksichtigt lässt, dass wir bei dieser Aufnahme eine starke Verzerrung durch das Objektiv haben.
Und ich bilde mir ein, dass man sehr wohl 1 Kopf sieht, allerdings nur von unten und vorne, so dass praktisch nur das Kinn und die Nase sichtbar sind: bei der Frau auf genau diesem Bild.
Ich bin mittlerweile davon überzeugt, dass es wirklich nur diese 5 Aufnahmen gab und dass der Ermittler schlicht nicht mehr machen konnte. Vor diesem Hintergrund erklären sich für mich einige Fragen: die Details wurde geopfert zugunsten von Überblickszenen; die fünf Bilder geben genau den Umblick, den man als Minimum benötigt, um ein Bild von der Tat zu bekommen. An der Stelle, wo man gerne reinzoomen möchte kommt nichts mehr. Das ist schade und ärgerlich. War aber vielleicht schlicht nicht anders möglich.
Deshalb für Jeden mal die Frage zum selber nachdenken: wenn man 5 Fotos machen kann von Hinterkaifeck - welche 5 wären das?
P.S.