@HathoraHathora schrieb am 11.01.2016:Als diese Theorie fast schon wieder eingeschlafen ist, taucht plötzlich - welch ein Zufall - dieses Schlittenbauer-Tagebuch auf. Und darin ist auch erwähnt, dass man Lastwagen zum Gruber-Anwesen hin und wegfahren sah, dass Uniformierte sich dort in der Mordzeit herumtrieben.
Das war VOR der Olt-Theorie bereits bekannt.
@troadputzer Am 20.Nov. 2014 wurde im Donaukurier ein Beitrag über Hinterkaifeck mit dem Titel „Spielte Erpressung eine Rolle“ veröffentlicht. Nach Ansicht des Pfaffenhofener Heimatpflegers sollen die Mordopfer in zweifelhafte Kriegswaffengeschäfte verwickelt gewesen sein. Dazu gab es einen Leserbrief... Hinterkaifeck ist das „Loch Ness“ der bayerischen Kriminalgeschichte. Immer wieder werden neue schlagzeilenträchtige Theorien aufgetischt, die aber wenig mit der Wirklichkeit zu tun haben.
So: Wer von den beiden Herrschaften hat nur recht?
Der Heimatforscher, der übrigens der gleichen Meinung ist wie andere Historiker zum Thema und ein solches "Szenario" in welcher Form auch immer als möglich einstuft oder der Leserbriefschreiber, der dieses Szenario als " hat wenig mit der Wirklichkeit zu tun" betitelt?
Kucken wir mal, was der Leserbriefschreiber zu sagen hat:
troadputzer schrieb:Nach dem Krieg gab es Handfeuerwaffen wie Sand am Meer in Deutschland, damit konnte man keine Geschäfte mehr machen. Zahlreiche Schnüffelkommissionen der Siegermächte überwachten außerdem Deutschland und kontrollierten streng die Bestimmungen des Versailler Diktats über schwere Waffen und Flugzeuge.
Gleich beim ersten Satz erkennt man, dass die Person überhaupt nicht kapiert, um was es hier geht.
Wer wollte denn mit den Handfeuerwaffen Geschäfte machen? Niemand!
Ja, es gab diese Waffen "wie Sand am Meer"... sie brachten nur nix, weil sie an die Siegermächte ausgeliefert werden mussten (Bestimmungen im Versailer-Vertrag, Stichwort Demobiliesierung). Und die Deutschen wollten die Waffen nicht abgeben.
Also wurden sie/ein Teil davon versteckt, um eine Abgabe der Selben zu verhindern... und zwar unter den "ach so strengen Augen" der Siegermächte. Diese Waffen wurden dann in illegale Verstecke verbracht.
So, wie es der Leserbriefschreiber darstellt, hätte es ja nie Waffenlager geben können, weil die Entente sooo streng war und Schnüffelkommissionen einsetzte...
Hm - es gab sie aber und das ist hinreichend belegt.
Da es hier schon mehrfach besprochen wurde und damit bekannt sein dürfte, möchte ich den Fememord an dem Dienstmädchen Maria Sandmeyer als Beispiel nennen. Ihre Dienstherrin unterhielt auf dem Dachboden ihres Schlosses ein illegelas Waffenlager. Maria meldete es und wurde deshalb getötet. Der Polizeipräsidenten Ernst Pöhner deckte ihren Täter.
troadputzer schrieb:Die Spekulation über Unterlagen zur Synchronisierung eines Maschinengewehres mit dem
Flugzeugpropeller ist ein alter Hut, da die Alliierten solche Synchronisationsgetriebe ebenfalls kannten und diese seit 1917 in ihren Jagdflugzeugen einsetzten. Die Deutschen waren allerdings damit zwei Jahre früher dran. 1922 war das daher kein Geheimnis mehr, sondern alter Schrott – überholt, absolut wertlos - für den man keinen einzigen Sou mehr bekommen hätte. Die Hinterkaifecker hätten außerdem gar nicht das technische Wissen gehabt, um zu erkennen, an welche Unterlagen sie da gekommen waren, wenn sie daran gekommen wären.
Auch diese Aussage ist "unterirdisch" und beweist ebenfalls, dass der Schreiber voll am Thema vorbeihaut.
Es spielt nämlich überhaupt keine Rolle, ob die Papiere an sich wertvoll waren und von den Einlagerern "unbedingt" benötigt wurden... oder sie völlig wertlos waren und es ist völlig unwichtig, ob Gruber verstand, was er da gemopst hatte oder eben nicht. Der Hintergrund ist ein komplett anderer:
Gruber entnahm vorm Abtransport des Kriegsmaterial eben diese Papiere... Er wusste, dass der Inhalt dieser Kisten illegal war und die damit verbundenen Unterlagen aus eben diesen Kisten ein Teil dieser illegalen Ware war...
Er versuchte mit den Papieren die Einlagerer zu erpressen. Nicht, weil die Papiere wertvoll waren, sondern weil sie den Nachweis erbrachten, dass er illegal eingelagert hatte... Rennt er nun damit zur Entente, können die Einlagerer mächtig Schwierigkeiten bekommen, wenn er vom Lager erzählt und die entwendeten Papiere als Beweis vorlegt... Jeder kann für sich entscheiden, ob Gruber damit tatsächlich zur Entente gelaufen wäre oder nicht. Fakt war aber, dass er diese Papiere hatte und keiner konnte es sich leisten, solch brisante Papiere in der Gegend "rumschwirre" zu lassen.
Zu dieser Zeit war der Entente längst bekannt, dass es diese Lager gab und Deutschland stand aufgrund dieser Verstöße auch ohne diesen Vorfall kurz davor, besetzt zu werden... Und das wollte man schlicht und ergreifend nicht riskieren - auch sollte die Entente nicht mitkriegen, dass diese illegalen Machenschaften "von oben" (siehe Pöhner) gedeckt wurden.