Allen mal zum Nachdenken und Spekulieren über die Gründe für die Morde auf Hinterkaifeck
(
http://www.frankenpost.de/regional/oberfranken/laenderspiegel/art2388,1122818):
Eltern-Mörder hörte auf eine innere Stimme
Prozess | Angeklagter Landwirt spricht vor Gericht von einer Eingebung, die ihm ein Jahr lang befohlen habe: „Bring’ sie um!“
Von Birgit Klimke
Der 35 Jahre alte Angeklagte (hier mit seinem Rechtsanwalt) wirkte zu Beginn des Mord-Prozesses nervös. Foto: dpa
Augsburg - Es müssen unglaublich brutale Szenen gewesen sein, die sich vor zehn Monaten auf einem Bauernhof im oberbayerischen Penzing abgespielt haben. Ein heute 35 Jahre alter Landwirt tötete dort am späten Abend des 4. Januar zuerst seine 53-jährige Mutter und kurz darauf seinen 70-jährigen Vater.
Mit einer 70 Zentimeter langen Axt soll der Täter gezielt auf die Köpfe seiner Eltern eingeschlagen haben. Nach Angaben seines Verteidigers hat der Mann die Tat gestern vor dem Landgericht Augsburg gestanden. Auf dessen Antrag war die Öffentlichkeit bei der Befragung des Landwirts zum Prozessbeginn ausgeschlossen worden.
"Mein Mandant hat ausgesagt, er habe über ein Jahr lang eine innere Stimme gehört, die ihm gesagt habe: ,Das sind nicht deine Eltern, bring' sie um.' Irgendwann hat er das nicht mehr ausgehalten", schilderte Hartmut Wächtler später die Angaben seines Mandanten.
Der ledige Landwirt, der gemeinsam mit seinen Eltern auf dem Bauernhof lebte und ihn bewirtschaftete, muss sich wegen zweifachen Mordes verantworten. Laut Anklage hat er mit einer Axt, die er im Stall zurechtgelegt hatte, seine wehrlosen Eltern auf dem Hof von hinten niedergeschlagen. Anschließend warf er sie in eine Güllegrube, wo beide erstickten. Als Motiv vermutet die Anklagebehörde Familienstreitigkeiten, bei denen es um die Art der Fortführung des Milchviehbetriebes ging. "Dieser Streit ist sekundär", sagt hingegen der Verteidiger. "Mein Mandant war der festen Annahme, dass es nicht seine Familie ist."
Der Beschuldigte machte zum Prozessbeginn einen angespannten Eindruck. Als der Staatsanwalt die Anklage verlas und der Richter wenig später die Tatwaffe auspackte, blickte der hochgewachsene Mann immer wieder nervös auf seine Hände.
Nach Auffassung des Staatsanwalts soll der Beschuldigte zunächst seine Mutter auf dem Weg vom Stall zum Wohnhaus angegriffen und sie danach in die Güllegrube geworfen haben. Als die Frau dort wieder zu sich gekommen war und geschrien hatte, soll der Angeklagte so lange mit der Axt auf ihren Kopf eingeschlagen haben, bis sie tot war.
Seinen Vater soll der 35-Jährige daraufhin unter dem Vorwand, dass die Mutter gestürzt sei und Hilfe benötige, aus dem Wohnhaus gelockt haben. Auf dem Hof habe der Angeklagte dann auch ihn mit der Axt attackiert und den Schwerverletzten auf der Gabel eines Traktors zur Grube transportiert und dort hineingeworfen. "Der Angeschuldigte erkannte, dass der Geschädigte noch lebte, da er in der Güllegrube Blasen entdeckte. Er vertraute darauf, dass sein Vater ersticken würde, was kurz darauf auch geschah", sagte Staatsanwalt Lars Baumann. Der Ankläger ist davon überzeugt, dass der Angeklagte das Verbrechen von langer Hand geplant hatte.
Der Prozess wird heute fortgesetzt. Die Strafkammer wird an den vier Prozesstagen vor allem die Frage klären müssen, ob der Angeklagte voll oder nur teilweise schuldfähig ist. Auch die Frage nach einer völligen Schuldunfähigkeit steht im Raum. Dabei sollen zwei Gutachter und 29 Zeugen mit ihren Aussagen helfen.