@AngRaAngRa schrieb:Es gibt zum Inzest auch zu viele Aussagen, als dass man eine solche Beziehung verneinen könnte. Die Nachbarn Pöll, Schwaiger und auch Sophie Fuchs erwähnen ihn, wobei Sophie Fuchs in einer späteren Befragung sogar angegeben hat, dass Viktoria manchmal Thomas Schwaiger davon berichtet hat:
Dennoch sollte man bedenken, dass all diese Aussagen vom Wortlaut her dergestalt formuliert sind, dass es "im Ort allgemein bekannt war", dass es diesen Inzest gab. Das glaub ich auch gerne, immerhin waren die beiden 1915 ja verurteilt worden. Konkrete Aussagen, dass tatsächlich jemand etwas mitbekommen hat, sind mir nur drei bekannt:
Die Kreszenz Rieger will Vik und AG direkt beim GV beobachtet haben.
Der LS hat ausgesagt, die Vik hätte es seiner Frau erzählt.
Und die Sophie Fuchs gibt in ihrer letzten Aussage im Jahr 1984 (1951 und 1980 wurde sie schonmal befragt) zu Protokoll, die Vik hätte zuweilen zerrupft ausgeschaut und dem Wirt in Gröbern dann mitgeteilt, er wüsste eh was der Vater mit ihr macht.
Eine Aussage, die über 60 Jahre nach den Begebenheiten gemacht wurde und auch noch Interpretationsspielraum lässt.
Je nach Standpunkt ist der LS auch mal mehr, mal weniger Glaubwürdigkeit. Aber die Fr. Schlittenbauer wäre sicher eine Person gewesen, die als Zeugin aufgrund guten Leumunds ein entsprechendes Gewicht gehabt hätte. Unabhängig davon, ob sie tatsächlich die Wahrheit sagt.
Die Glaubwürdigkeit der Kreszenz kann man durchaus auch anzweifeln, muss man natürlich nicht zwingend.
Wie gesagt, ich halte es letztlich auch für wahrscheinlich, dass es den Inzest gab. Aber ganz von der Hand weisen kann ich die andere Alternative nicht, weil die meisten Aussagen nur das Gerücht wiedergeben, dass es auch sicher gegeben hat nach 1915. Aber konkrete Aussagen sind doch eher Mangelware. Was mich letztlich doch überzeugt, ist eben die Verurteilung. Es ist ein wirklich schmerzhafter Verlust, dass diese Akte nicht mehr existiert. Die hätte ich gern gelesen. Sowohl um zu wissen, wer die Anzeige erstattet hat als auch um zu sehen, wie es zu der Verurteilung kam.
Was die Verhütung usw. angeht, stimme ich Dir wieder voll umfänglich zu.
@canalescanales schrieb:ich denke es wäre sinnvoll zu einem infragekommenden Vater des kleinen Josef eine kleine Zeittafel zu erstellen:
Geburt: 07.09.1919
Zeugung daher zwischen Dez. 1918 und Januar 1919
Tod V. Schl. 1. Ehefrau von L.S.: 14.07.1918
L.S. gibt an, dass es bereits ca. 2 Wochen nach dem Tode seiner Frau zu einem ersten Geschlechtsverkehr kam.
K. Rieger berichtet dass L.S. (vermutlich) beim Gänserupfen geholfen hat. Martini ist am 10.11. dort wird traditionell Gans gegessen.
Interessant, bereits vor der eigentlichen Zeugung hat V.G. dem Nachbarn Avancen gemacht (laut Aussage L.S.).
Meines Erachtens kommt er daher auch für die Vaterschaft in Frage.
Dazu hatte ich schon in einem früheren Beitrag etwas geschrieben. Den Zeugungszeitraum sehe ich aber etwas anders.
Eine normale Schwangerschaft dauert 260 bis 294 Tage (37 bis 42 Wochen), im Durchschnitt 267 Tage. Vor der 37. Woche bezeichnet man das gemeinhin als Frühgeburt, nach der 42. Woche ist das Kind dann schon deutlich überfällig.
Nach dieser Berechnung liegt der Zeitpunkt der Zeugung zwischen 17. November und 21. Dezember 1918. Bei durchschnittlicher Schwangerschaftsdauer wäre es der 14. Dezember 1918. Januar scheidet daher als Zeugungsmonat sehr wahrscheinlich aus.
Neben Martini kommt im Übrigen auch das Schlachten der Gänse für Weihnachten in Betracht. Fraglich ist noch, wann die Affäre begann. LS gibt zwei Fakten an, die sich widersprechen. Nach dessen eigener Aussage begann die Affäre zwischen ihm und Vik etwa 14 Tage nach dem Tod seiner Frau, den er mit dem 15.10.1918 angibt (ein falsches Datum, denn das war der Geburtstag seiner verstorbenen Frau). Geht man aber davon aus, dass das Datum stimmt und das zugeordnete Ereignis nicht richtig ist, begann die Affäre erst Anfang November. War es umgekehrt, musste die natürlich 3 Monate länger andauern, damit er als Vater in Frage kommt, denn seine Frau war ja bereits Mitte Juli gestorben. Ich geh aber davon aus, dass das letztlich unproblematisch ist. Rechnen konnte der gute Mann dich bestimmt. Wäre er rein rechnerisch schon nicht in Frage gekommen, hätte er sich darauf gestützt und nicht sich damit verteidigt, dass ja auch AG der Vater sein könnte.
Beste Grüße,
G.