JestersTear schrieb am 11.11.2024:Heute mag dieser Stadtteil teilweise schon als Hip gelten, damals aber noch ziemlich runtergekommen. Wahrscheinlich hat sie deshalb aus Angst vor Einbrüchen das Licht immer angelassen...
Vielleicht kann ich ein bisschen erzählen. Ich war zu dem Zeitpunkt fast im gleichen Alter und lebe seit 1985 in Köln und schon lange in Ehrenfeld. Von dem Fall habe ich nie was gehört bis jetzt.
Ehrenfeld gehört heute zu den angesagtesten Vierteln in Köln, hip, Künstlerszene, Multikulti etc etc. Damals war es zwar noch nicht so hip aber man kann und konnte hier gut leben. Ich bin oft nachts alleine von den Ringen, wo sich die meisten Locations befanden zu Fuß hierhin gegangen und habe mich relativ sicher gefühlt. Hier lebten damals schon viele ausländische Mitbürger:innen, die aber bis heute zum Multikultibild des Viertels beitragen n und u.a. den besonderen Charme ausmachen. Man darf auch nicht vergessen, dass das Leben in den Veedeln ein ganz eigenes ist. Man kennt sich und gibt aufeinander acht. Natürlich gibt es in jeder Stadt Ecken und Gegenden, die man vor allen Dingen nachts meidet, aber dazu gehört Ehrenfeld sicher nicht. Kalk, Chorweiler waren so die Viertel oder eben der besagte Ebertplatz, leider bis heute.
Rechte Szene trat besonders im Zülpicher Viertel (Studentenviertel) damals auf und wollte sich breitmachen, wurde aber von der linken Szene und Anwohnern regelrecht vertrieben.
Jetzt zum Thema Cutermesser: Ich bin bevor ich nach Köln zog viel getrampt und habe diverse Erfahrungen gemacht. dadurch oder deswegen hatte ich damals auch meistens ein Messer dabei um mich im Falle eines Falles damit verteidigen zu können,das gehörte einfach immer in meine Jackentasche. Später kam dann Reizgas, aber in dieser Zeit war das nicht so unüblich als Frau sowas dabei zu haben. Das war auch die Zeit, wo nicht wenig passierte auf dem Nachhauseweg in bestimmten Gegenden. Meine Arbeit beim Notdienst für vergewaltigte Frauen hat sicher auch nochmal zu einem anderen Verhalten geführt.Wie gesagt in bestimmten Teilen der Stadt, aber Ehrenfeld eher nicht.
Licht anlassen nachts, kann auch auf ein Trauma hinweisen, was sie als Kind erlebt hat und daher nicht auf Angst im Viertel bezogen sein muss zwingend sondern von früheren Zeiten her rührte.
Die Hausbesetzerszene war zum größten Teil alternativ aber stark vertreten in dieser Zeit. Es gab die Möglichkeit dort regelmäßig essen zu gehen oder sich zu treffen zum Austausch, wie man abends in eine Kneipe geht und Leute trifft. Natürlich gab es damals auch den Häuserkampf und viele Demos auf die ich manchmal auch gegangen bin, weil ich noch auf der Suche war nach alternativen Lebensweisen. Veranstaltungen fanden nicht selten statt und jeder konnte kommen.Es war auch völlig ok, wenn man selbst Wohnraum hatte und dort aktiv war,wie hier schon bemerkt wurde..Dusche etc.Die Leute dort habe ich nicht als eingeschworene Gemeinschaft empfunden, wenn ich mal da war. Aus dieser Zeit stammen auch noch die heutigen, wenigen Bauwagenplätze, wo die Leute aber eher friedlich und alternativ zusammenleben und man auch jederzeit vorbeischauen kann, wenn man denn will.
Hoffe ich kann ein bisschen Licht ins Dunkle bringen, was so die damalige Zeit betrifft. Mir kommt es daher auch überhaupt nicht ungewöhnlich vor, dass sie was zur Verteidigung in der Tasche hatte.Der Melatenfriedhof in dessen Nähe sie gefunden wurde, korrigiert mich gerne, hab noch nicht alles gelesen, ist auch nicht gerade die sicherste Gegend, auch heute nicht. Mag an der Nähe zum Aachener Weiher liegen, der, je nachdem, wo man ist, sich nicht weit entfernt davon befindet und damals trieben sich schon merkwürdige Gestalten im Grüngürtel um den Aachener Weiher rum..