Kriminalfälle
Menschen Wissenschaft Politik Mystery Kriminalfälle Spiritualität Verschwörungen Technologie Ufologie Natur Umfragen Unterhaltung
weitere Rubriken
PhilosophieTräumeOrteEsoterikLiteraturAstronomieHelpdeskGruppenGamingFilmeMusikClashVerbesserungenAllmysteryEnglish
Diskussions-Übersichten
BesuchtTeilgenommenAlleNeueGeschlossenLesenswertSchlüsselwörter
Schiebe oft benutzte Tabs in die Navigationsleiste (zurücksetzen).

Mord an Andrea Weltzer in Köln-Lindenthal (1992)

660 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Mord, Köln, Messer ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Mord an Andrea Weltzer in Köln-Lindenthal (1992)

25.01.2025 um 23:35
Zitat von brigittschebrigittsche schrieb:Daher verstehe ich nicht so recht, warum jetzt aus der Tatsache, dass die Vermieterin die Telefonnummer der Eltern hatte, gleich ein großes Thema gemacht wird.
Es passt einfach nicht dazu, dass Frau W. sich zunehmend aus der Lebens- und Erwartungswelt ihrer Herkunftsfamile entfernt zu haben scheint. Sie wohnte nicht mehr in Leverkusen, sondern im großen Köln, und hätte dort als erwachsene Frau eigentlich tun und lassen können, was ihr beliebte.

Man sollte auch erwarten, dass die Eltern zu der Vermieterin ihrer erwachsenen Tochter sagen: "Damit haben wir nichts zu tun, klären sie das bitte mit unserer Tochter."

Ich sehe das als Zeichen eines ausgesprochen erschwerten Loslöseprozesses vom Elternhaus, und hatte dazu auch schon entsprechende Vermutungen artikuliert.

Natürlich kann es nachvollziehbare Gründe geben, warum sich Eltern und Vermieterin kannten, bzw. miteinander in Kontakt standen. Im Rahmen des Gesamtbildes, das ich von dem Fall inzwischen habe, fühle ich mich aber in meiner Vermutung bestätigt, dass Frau W. es auch in Köln schwer hatte, sich von den Einstellungen und Erwartungen ihrer Herkunftsfamilie zu lösen.

Vielleicht fühlte sich Frau W. auch verfolgt. Fühlte sich in ihrer eigenen Wohnung nicht mehr sicher und unbehelligt. Das Gefühl, dass jede Lebensäußerung dorthin getragen wird, wo man aus gutem Grund weggegangen ist, belastete sie vielleicht.

Vielleicht machte auch das die besetzten Häuser für sie anziehend - dort war nicht mit dem Erscheinen der Eltern zu rechnen. Dort schien man frei zu sein. Dort würde niemand petzen.


2x zitiertmelden

Mord an Andrea Weltzer in Köln-Lindenthal (1992)

gestern um 00:02
Zitat von brigittschebrigittsche schrieb:Daher verstehe ich nicht so recht, warum jetzt aus der Tatsache, dass die Vermieterin die Telefonnummer der Eltern hatte, gleich ein großes Thema gemacht wird.
Ich finde, das ist ein Thema!

Wir wissen nicht, wie oft die Vermieterin sich bei den Eltern beschwert hat. Das macht etwas mit einem, wenn alles, was man tut, hintertragen wird.

Ich habe davon gehört, dass eine Nachbarin 5 Hauseingänge weiter, gleich beim Einzug der neuen Mieterin, dieser sagte, dass sie das Bett nicht an die Wand stellen sollte, wegen zu lautem Sex, der dann hörbar wird. Das macht sie bei allen neuen Mieterinnen so.

Man mag sich gar nicht vorstellen, wie eine Vermieterin ihrer Mietern auf die Nerven gehen kann; schließlich ist man ja als Mieter abhängig von der Vermieterin.

Im Grunde wissen wir nicht viel über Andrea. Vielleicht hält die Polizei auch einiges zurück.

Was aber sichtbar wird, ist, dass Andrea nachts um 2:30 herumirrt und man sich schon fragt, warum sie nicht nach Hause geht und wen sie da erwartet hat im Dunkeln, statt in Ruhe in ihrer Wohnung zu warten.

Man könnte es auch mal anders formulieren: vielleicht war Andrea sogar froh, dass sie so weit weg immer zu Klaus nach Heidelberg fahren konnte, weil es in ihrer Wohnung einfach nicht ging, dass sie Herrenbesuch bekam und dann womöglich die Vermieterin mit Lauscheohren hörte, ob sie ein Geräusch aus der Wohnung vernehmen konnte.

Ich erinnere daran, dass die Vermieterin Männerstimmen als so wichtig empfand, dass sie sogar das Datum erinnert! So kann man das auch mal sehen.


2x zitiertmelden

Mord an Andrea Weltzer in Köln-Lindenthal (1992)

gestern um 01:52
Zitat von sallomaeandersallomaeander schrieb:Ich sehe das als Zeichen eines ausgesprochen erschwerten Loslöseprozesses vom Elternhaus, und hatte dazu auch schon entsprechende Vermutungen artikuliert.
Das ist doch aber Quäse (sorry). Ich bin Mitte 40, und meine Vermieter haben auch die Telefonnummer meiner Eltern, die 120 km entfernt leben. Einfach weil immer mal was sein kann. Einmal gingen die Rauchmelder los, als ich 14 Tage im Urlaub war. Ist mein Vater halt hergefahren und hat die Dinger ausgemacht. Ein andermal kam ich mit dem Rettungswagen ins Krankenhaus und meine Vermieter haben meine Eltern verständigt, weil ich nicht mehr in der Lage war, mein Handy mitzunehmen. Das sind diese typischen "falls mal was ist"-Fälle. Auch falls meine Eltern mich mal nicht erreichen können, weil ich....keine Ahnung....hilflos in der Wohnung liege...dann können sie meine Vermieter anrufen und sie bitten, runterzugehen und nachzuschauen.

Ich sehe da jetzt überhaupt kein Riesendrama, dass das bei Andrea auch so war. Ob der Vater wirklich so streng war wie im Film, wissen wir ja nicht.


2x zitiertmelden

Mord an Andrea Weltzer in Köln-Lindenthal (1992)

gestern um 02:59
Zitat von FüchschenFüchschen schrieb:Ich erinnere daran, dass die Vermieterin Männerstimmen als so wichtig empfand, dass sie sogar das Datum erinnert! So kann man das auch mal sehen.
Worauf beziehst Du dich? Nach den Informationen bei XY hat die Nachbarin diese Stimme gehört und dies der Polizei mitgeteilt. Aus dem Podcast geht hervor, dass dies vermutlich in der Tatnacht stattfand; aber eben auch nicht gesichert.


1x zitiertmelden

Mord an Andrea Weltzer in Köln-Lindenthal (1992)

gestern um 08:28
Zitat von Juris019Juris019 schrieb:Nach den Informationen bei XY hat die Nachbarin diese Stimme gehört und dies der Polizei mitgeteilt. Aus dem Podcast geht hervor, dass dies vermutlich in der Tatnacht stattfand; aber eben auch nicht gesichert.
Aber wer, wenn nicht einer der beiden, bislang nicht identifizierten, Freunde, kann sich in der Wohnung aufgehalten haben?

Es wäre von höchstem Interesse, zu wissen, wer, außer Frau W selbst, einen Schlüssel zu der Wohnung besaß. Woher wusste die Vermieterin z.B. von der angeblich verwahrlosten Wohnung, einer Behauptung, der ja wiederum der Bruder wiederspricht, man habe eine aufgeräumte Dachwohnung vorgefunden?

Sogleich, oder nach Öffnung durch die Polizei?

Also nochmals, wer hatte alles Zugang zu der Wohnung? Vor was floh Frau W. sich in nächtliche Stadtgänge?

Wer verschaffte sich womöglich erst durch die tödliche Verletzung der Frau (mit einem Küchenmesser) Zugang zu der Wohnung, indem er ihr vielleicht den Schlüssel abnahm? War sie nicht bereit, den Schlüssel herauszugeben, und für wen war der Zutritt zur Wohnung so wichtig?

Gab es Streit, weil Frau W. die Herausgabe des Schlüssels verweigerte?


melden

Mord an Andrea Weltzer in Köln-Lindenthal (1992)

gestern um 11:05
Was ich auffällig finde und bisher nicht zur Sprache kam( zumindest habe ich davon nichts gehört oder gelesen) ist:
Wie kam Andrea W. zur Hausbesetzer Szene? Selbst wenn der allen unbekannte Tommi sie dort hin einlud bzw. mitnahm, finde ich, dass ihre Charakterbeschreibung überhaupt nicht dazu passt.
Sie war auch nicht 18 sondern 28 und dann ein erstes Abenteuer in dieser Szene? Ich weiß nicht.

Wer die Szene kennt, weiss wie chaotisch, laut und mitunter rau es dort zu geht. Das ist kein Ort für jemanden, der eher zurück gezogen lebt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Andrea sich dort wohl fühlte.
Und ich möchte die Szene nicht verurteilen. Das ist mir hier ganz wichtig.

Dann kennt die Polizei ihre Pappenheimer. Hatte gerade noch zu der Zeit ein Auge auf solche Häuser und ihre Besucher. Da waren Ausweiskontrollen vor der Tür nicht ungewöhnlich. Von ungefähr kommt ja auch nicht die Abneigung der Szene ggü der Polizei. Das ist kein Vorwurf an die Polizei, sondern eine Beschreibung. Aber der Tommi war nicht identifizierbar?

Und Hausbesetzer mögen die Polizei meist nicht. Aber bei vielen von ihnen würde ein Mord doch eine Zusammenarbeit ermöglichen. Das lässt auch diese Szene nicht kalt. Aber es gab ja keinerlei Aussage aus der Szene, wenn ich das richtig verstanden habe. War sie den Bewohnern vllt gar nicht bekannt?

VG


3x zitiertmelden

Mord an Andrea Weltzer in Köln-Lindenthal (1992)

gestern um 11:38
Zitat von SkyLSkyL schrieb:Wer die Szene kennt, weiss wie chaotisch, laut und mitunter rau es dort zu geht.
Rau, nicht wirklich geschlossen und deshalb auch relativ anonym – dadurch, dass sie sich so unterschiedlich zusammensetzt(e) und man oftmals nur Spitznamen kannte.
Die Szene der Besetzer:innen war keineswegs geschlossen, und auch die Ziele, die Methoden und der Stil der verschiedenen Gruppen waren häufig von Unterschieden geprägt. Besetzte Orte wurden vermehrt zu Rückzugsräumen für Menschen, die außerhalb des Systems standen und die sich dort zusätzlich radikalisierten. Die Räumung des Autonomen Zentrums (AZ) in der Weißhausstraße 1990, das dort 1986 in einem besetzten Haus gegründet wurde, hatte zur Folge, dass sich die autonomen Gruppen nun auch außerhalb der besetzten Räume stärker organisierten. Seitdem wurden aus den Reihen des AZs in Köln immer wieder leerstehende Gebäude besetzt.

Andernorts fanden Besetzungen im Stillen statt. In der Regel waren sie nicht mit politischen Forderungen verknüpft, sondern erfolgten individuell und hatten meist nur so lange Erfolg, wie sie nicht entdeckt wurden oder keinerlei größere Aufmerksamkeit erregten. Stets bestanden auch hier die Angst und die Unsicherheit, den Ort, der für eine Zeit ein Zuhause geworden war, wieder verlassen zu müssen. Oft agierten die stillen Besetzer:innen aus finanzieller Not heraus, nach Verlust der bisherigen Wohnung oder wenn die Alternative Obdachlosigkeit gewesen wäre. Für andere war die Besetzung eine Möglichkeit, dem Elternhaus zu entfliehen und die eigene Freiheit zu erproben.
https://greven-archiv-digital.de/themenwelt/hausbesetzungen-in-koln

Und ja, vielleicht hieß "Tommi" gar nicht Tom oder Thomas und niemand wusste, woher er kam und wohin er ging.
Zitat von SkyLSkyL schrieb:War sie den Bewohnern vllt gar nicht bekannt?
Oder zumindest in der Szene weniger bekannt, als sie es anscheinen ließ?


melden

Mord an Andrea Weltzer in Köln-Lindenthal (1992)

gestern um 12:17
Zur Arbeit von Andrea

- da stehe ich etwas auf dem "Schlauch". Sie wollte sich beurlauben lassen um ihr Fachabi nachzuholen und dann anschließend Psychologie zu studieren. Das hat doch mit ihrer eigentlichen Arbeit bei der Telekom nix zu tun, d.h. der Arbeitgeber hat doch gar nix davon. Wofür sollte der Arbeitgeber das alles bezahlen und ihr die Arbeitsstelle freihalten ?

Zur Wohnung:

Der Vermieter hat in einem Notfall das Recht die Wohnung zu betreten um Schäden von der Mietsache abzuwenden.
Zu diesem Zweck muss der Mieter einen Notfallschlüssel / Ersatzschlüssel hinterlegen und dem Vermieter mitteilen wo der zu finden ist.
Denn die einzige Situation, in der der Vermieter die Wohnung ohne Absprache mit dem Mieter betreten darf, ist ein Notfall: Der Vermieter hat ein Recht darauf, die Wohnung zu betreten, um Schäden von der Mietsache abzuwenden. Wenn beispielsweise ein Wasserrohr oder eine Gasleitung gebrochen ist, um große Schäden verhindern zu können.

Deswegen sollten Mieter ihren Vermieter durchaus wissen lassen, wo sich dieser Notfallschlüssel befindet. „Der Vermieter kann die Informationen abfragen oder einfordern, wo der Mieter für Notfälle den Ersatzschlüssel hinterlegt hat“, erklärt Ulrike Kirchhoff, Vorstand von Haus & Grund Bayern. Sonst darf der Vermieter die Wohnungsschlüssel erst beim Auszug des Mieters einfordern.

Stellt der Mieter fest, dass der Vermieter – ohne dass ein Notfall vorliegt – die Wohnung mit einem Ersatzschlüssel betritt, um sie beispielsweise zu kontrollieren, kann der Mieter Anzeige wegen Hausfriedensbruch gegen den Vermieter erstatten. Zudem berechtigt der Hausfriedensbruch des Vermieters den Mieter das Mietverhältnis fristlos zu kündigen.
Quelle: https://www.immowelt.de/ratgeber/vermieten/zweitschluessel#c171224

Da Andrea ja keine Verwandten in der Nähe hatte und wohl auch kaum Kontakte zu den Nachbarn könnte der "Ersatzschlüssel" beim Vermieter gelegen haben. Einen Vermieter wegen Hausfriedensbruch anzuzeigen würde ja nur endlosen Ärger bzw. die Kündigung des Mietverhältnisses bedeuten. Ein gewagter Schritt - bestimmt zu der Zeit in Köln.

Zur Kleidung:

offenbar hatte Andrea ja keine Tasche dabei (Sichtung der Zeitungsfrau). Bei dem was sie trug , hätte sie einen Schlüssel, eine Geldbörse und das Cuttermesser nur in den Hosentaschen der Jeans dabei haben können.

Jemand der sie wegen Geldes überfallen wollte und das Geld mitgenommen hätte, warum hätte der den Haustürschlüssel mitnehmen sollen ? Der kann doch gar nicht wissen wohin dieser Schlüssel gehört.
Es sei denn es stand die Adresse mit am Schlüssel oder Schlüsselbund (Anhänger) und derjenige / diejenige wollte dann die Wohnung noch aufsuchen. Großes Risiko.

Vielleicht ist die Fremd-DNA ja auch von einer Frau ?


1x zitiertmelden

Mord an Andrea Weltzer in Köln-Lindenthal (1992)

gestern um 12:38
Zitat von JuanitoJuanito schrieb:Das ist doch aber Quäse (sorry). Ich bin Mitte 40, und meine Vermieter haben auch die Telefonnummer meiner Eltern, die 120 km entfernt leben. Einfach weil immer mal was sein kann. Einmal gingen die Rauchmelder los, als ich 14 Tage im Urlaub war. Ist mein Vater halt hergefahren und hat die Dinger ausgemacht. Ein andermal kam ich mit dem Rettungswagen ins Krankenhaus und meine Vermieter haben meine Eltern verständigt, weil ich nicht mehr in der Lage war, mein Handy mitzunehmen. Das sind diese typischen "falls mal was ist"-Fälle.
Ja, genau so meinte ich das. Es kann einfach ganz banale Gründe gehabt haben und muss nicht zwangsläufig dazu geeignet sein, ein Küchen-Psychogramm von Andrea und ihren Eltern zu entwickeln. Außer der Tatsache, dass die Vermieterin die Nummer hatte wurde doch gar nichts dazu gesagt.

Wenn jetzt, nur mal als Beispiel, im XY-Film eine Szene vorgekommen wäre, in der "Andrea" sagt: "Och nee, hat die Vermieterin schon wieder bei meinen Eltern angerufen, es ist echt ätzend dass mein Vater ihr damals die Nummer gegeben hat, obwohl ich das nicht wollte..." Ja, dann könnte man darüber reden. Aber so kann es eben auch ganz banale Gründe gehabt haben.


1x zitiertmelden

Mord an Andrea Weltzer in Köln-Lindenthal (1992)

gestern um 13:11
Die Frage ist aber grundsätzlich ob die Wohnsituation Andreas in einem unmittelbaren Zusammenhang mit der Tat steht. Angenommen Andrea hätte ihre Wohnung in der Tatnacht gestresst ohne Mitnahme von Wohnungsschlüssel und Jacke verlassen dann könnte der Täter ihr aus der Wohnung gefolgt sein, sie könnte aber auch Zufallsopfer beim Trampen an der Aachener Strasse geworden sein.


melden

Mord an Andrea Weltzer in Köln-Lindenthal (1992)

gestern um 13:21
Es geht um die Telefonnummer:
Zitat von brigittschebrigittsche schrieb:Es kann einfach ganz banale Gründe gehabt haben und muss nicht zwangsläufig dazu geeignet sein, ein Küchen-Psychogramm von Andrea und ihren Eltern zu entwickeln
Wer hat ein Küchen-Psychogramm von Andrea entwickelt?

Die Polizei fand es wichtig, den Vater von Andrea als Poltergeist darzustellen, der sofort lospolterte, als Andrea sagte, dass sie in einem Abbruchhaus Silvester feiern wollte.

Er hätte fragen können: „Mit wem willst Du da denn feiern? Ist es gemütlich im Abbruchhaus? Wird da überhaupt geheizt? Seid ihr da zu zehn Leuten mit einem Heizstrahler!? Ist der Strom nicht abgestellt? Macht ihr ein Lagerfeuer vor dem Haus, um es warm zu haben? Woher bekommt ihr das Wasser? Ist es nicht gruselig da? Kennst Du die 10 oder 20 Leute denn genau? Könnte es sein, dass sich da kriminelle Elemente ganz anderer Art einzecken in diese Politik-Rebellenschaft? Hast Du Dir die Personalausweise zeigen lassen?? Wer sind die überhaupt, die in einem Abbruchhaus feiern wollen? Was ist, wenn Dich jemand verschleppen will von diesen Männern?“

Statt dessen poltert der Vater los und vergibt die Chance, mit Andrea ins Gespräch zu kommen. Es fand kein Gespräch statt zwischen beiden.

Vielleicht hat der Vater nie gepoltert. Vielleicht sprach er ganz leise mit unterschwelligen Vorwürfen. Damit auch alle Zuschauer sofort verstehen, ohne eine Viertelstunde das Verhältnis Vater-Tochter aufdröseln zu müssen, wurde eine Polterszene beschrieben, die es so vielleicht nie gab.

Das ist keine Küchen-Psychologie.

Der Vater kommt absolut unsympathisch herüber in AZxy. Und das ist so gewollt von den Filmemachern und der Polizei.

Bei so einem Vater kann ich es mir vorstellen, dass er Andrea das Leben schwermacht und seinen Einfluss auf Andrea nicht so schnell preisgibt. Und somit schließt sich der Kreis und wir sind bei der Telefonnummer von Andrea, über die es möglich gewesen wäre, dass sie missbraucht wurde.

Und da kommt mir die Kripo in den Sinn. Weshalb soll sie das Thema Vater vertiefen, selbst wenn er seine Tochter über die Vermieterin aushorchen ließ, wenn die Vermieterin alt und krank ist, zum Beispiel.

Das Thema Vater ist für mich wichtig, um zu verstehen, warum sich Andrea so verhielt wie es von AZxy präsentiert wurde.

Die offenen Fragen der Kripo sind: Wer ist Klaus und wer ist Tom oder Thomas?

Zu gerne würde die Kripo mit beiden reden, um mehr zu erfahren. Und KHK Weber im Podcast ist zuversichtlich, dass er den Fall lösen wird.


melden

Mord an Andrea Weltzer in Köln-Lindenthal (1992)

gestern um 13:59
Zitat von sallomaeandersallomaeander schrieb: Ich habe früher für keine meiner auf meinen Namen angemieteten Wohnungen jemals eine Bankaufkunft, eine Bürgschaft oder ähnliches benötigt. Es gab übrigens damals für Studenten noch vielen unsanierten, einfachen Wohnraum mit geringer Miete. Man benötigt als Student keine Einbauküche oder ein Vollbad.
Ich lebte ab 1995 in einer deutschen Großstadt - damals mit einer Freundin in einer 2er-WG. Es war damals schon Wohnungsnot (Wohnung war auch unsaniert) und wir haben sie damals nur bekommen, weil der Vater als Bürge eintrat. So ungewöhnlich war das damals nicht. Meine Eltern mussten für meine Studibude in einer anderen Großstadt dann auch bürgen. Die "Elternbürgschaft" bei privat vermietetem Wohnraum an junge Leute ohne Einkommen war damals üblich und ist heute auch noch üblich. Dabei geht es nicht um die Ausstattung der Wohnung, sondern darum, dass der Vermieter ohne Aufwand sein Geld bekommen möchte, auch wenn der Student nicht bezahlt.
Zitat von sallomaeandersallomaeander schrieb:In den 1990ern musste man noch nicht überall beweisen, dass man keine Miete säumig bleiben wird. Faireweise muss man sagen, dass es damals so etwas wie "Mietnomaden" u.ä. auch noch nicht gab, man bezahlte natürlich das, was man schuldig war.
Wie gesagt - meine persönlichen Erfahrungen ab 1995 sind andere, gerade in einer Großstadt, wo man die Familie nicht kennt. Vermutlich gibt es da ein Stadt-Land-Gefälle. Bei uns auf dem Kaff wurden damals noch Dinge per Handschlag vermietet und verkauft.
Zitat von sallomaeandersallomaeander schrieb:Für mich deutet die Tatsache, dass Vermieterin und Eltern der Frau W. in Kontakt standen, darauf hin, dass die Eltern oder der Vater proaktiv danach strebten, auch nach dem Auszug ihrer Tochter eine gewisse Kontrolle über sie zu behalten. Das ist nur eine Vermutung, die ich nicht beweisen kann, aber dieser rebellische Auftritt daheim im Filmfall lässt einen ja in diese Richtung denken.
Zu Zeiten ohne Handy? Da wurden oft - in verschiedensten Kontexten - Telefonnummern ausgetauscht, gerade, weil es noch kein Handy gab und man Leute daher nicht erreichen konnte, wenn man sie dringend gebraucht hat. Da gab es in jedem Schulplaner einen "Notfallkontakt", den man eingetragen hat, viele Leute hatten im Geldbeutel die Nummer von engen Angehörigen, dass man im Notfall jemanden erreicht.
Zitat von brigittschebrigittsche schrieb:Kann natürlich sein, kann aber eben auch anders sein: Z. B. dass sich die Vermieterin und die Eltern aus einem ganz anderen Zusammenhang kannten. Oder dass die Vermieterin eben doch ihrerseits eine Adresse der Eltern haben wollte, und sei es, um sich ggf. dort beschweren zu können: "Also, ihre Tochter, so geht das aber nicht weiter! Sie ist ja ein nettes und anständiges Mädchen, aber jeden Nacht bis spät um 1 Musik hören, nein, das geht nicht! Bitte sagen Sie ihr das mal mit Nachdruck, auch mich hört sie nicht..." - oder was auch immer man sich da für Lustspielszenen vorstellen mag.
Das glaube ich nun allerdings weniger. Lebten die Vermieter denn mit im Haus? So große Häuser werden ja auch oft von Hausverwaltungen verwaltet, da tritt dann die Hausverwaltung mit Abmahnungen etc. auf. Die werden schon damals professionell genug gewesen sein, das nicht über "ihr Kindeskind singt zu laut unter der Dusche" geregelt zu haben.
Zitat von sallomaeandersallomaeander schrieb:Es passt einfach nicht dazu, dass Frau W. sich zunehmend aus der Lebens- und Erwartungswelt ihrer Herkunftsfamile entfernt zu haben scheint. Sie wohnte nicht mehr in Leverkusen, sondern im großen Köln, und hätte dort als erwachsene Frau eigentlich tun und lassen können, was ihr beliebte.
Hat sie doch auch? Sie hat ja nicht einmal Weihnachten mit ihren Eltern verbracht.
Zitat von FüchschenFüchschen schrieb:Was aber sichtbar wird, ist, dass Andrea nachts um 2:30 herumirrt und man sich schon fragt, warum sie nicht nach Hause geht und wen sie da erwartet hat im Dunkeln, statt in Ruhe in ihrer Wohnung zu warten.
Das ist die eigentliche Frage. Was machte sie? Warum aß sie alleine in dieser Kneipe? Warum ist sie mitten in der Nacht noch unterwegs? Warum bewaffnet sie sich mit einem Cuttermesser? Fühlte sie sich bedroht? War das eine Art "Pfeffersprayersatz" für Notfälle? So ein Cuttermesser muss ich ja auch erst mal rauskramen, Klinge einstellen, zustechen ... das ist ja aufgrund dieses Aufwandes nur bedingt zur Selbstverteidigung geeignet. Die Mordwaffe aber genauso ...
Zitat von JuanitoJuanito schrieb:Das ist doch aber Quäse (sorry). Ich bin Mitte 40, und meine Vermieter haben auch die Telefonnummer meiner Eltern, die 120 km entfernt leben. Einfach weil immer mal was sein kann. Einmal gingen die Rauchmelder los, als ich 14 Tage im Urlaub war.
So sehe ich das auch! Damals waren Notfallnummern viel wichtiger, da es noch keine Handys gab.
Zitat von musikengelmusikengel schrieb:- da stehe ich etwas auf dem "Schlauch". Sie wollte sich beurlauben lassen um ihr Fachabi nachzuholen und dann anschließend Psychologie zu studieren. Das hat doch mit ihrer eigentlichen Arbeit bei der Telekom nix zu tun, d.h. der Arbeitgeber hat doch gar nix davon. Wofür sollte der Arbeitgeber das alles bezahlen und ihr die Arbeitsstelle freihalten ?
Ich glaube, das ging damals. Der Arbeitgeber hat es ja nicht bezahlt. Das war so ein "wir halten dir die Stelle frei, für den Fall ...", ein Entgegenkommen des Betriebs. Die Telekom war ein riesiger Laden, mit Abitur wäre Andrea auch für die Telekom anders verwertbar gewesen, vielleicht hat sie denen gar nicht "auf die Nase gebunden", dass sie Psychologie studieren wollte, sondern sich zwei Jahre beurlauben lassen, dass sie das Abi nachmachen konnte mit der Perspektive, dann wieder ins Unternehmen zurückzukommen.


1x zitiertmelden

Mord an Andrea Weltzer in Köln-Lindenthal (1992)

gestern um 14:35
Zitat von MissMaryMissMary schrieb:Warum bewaffnet sie sich mit einem Cuttermesser? Fühlte sie sich bedroht?
Das ist eine der zentralen Fragen.

Ich sehe das Cuttermesser als eine Art Ritzmesser an, mit der Andrea zudringlichen Männern nur ihre Grenze aufzeigen wollte. Sie dachte, dass damit ein Mann von ihr sofort ablassen würde.

Falls Andrea unerfahren war mit ihren 26 Jahren, als sie Klaus kennenlernte, der sicher charmant war, aber im Bett die Neigung hatte zu schlagen, und sie es nicht besser wusste, dass Schlagen nicht allgemein üblich ist beim Sex - heute 14-jährige Mädchen denken wegen der Pornofilme, dass Schlagen quasi zum Vorspiel beim Sex gehört und haben deshalb Angst vor Sex, fanden Wissenschaftler heraus - mag sie auf die Idee gekommen sein, dass sie Klaus etwas anritzen wollte, damit er merkt, sie findet es nicht gut.

Es ist keine Frage des Alters, wie erfahren ein Mensch bezüglich Sex ist und was er für üblich oder weit verbreitet hält. Einen lieben Klaus, der einfühlsam ist und über Psychologie spricht, der aber manchmal beim Sex austickt, konnte Andrea vielleicht überhaupt nicht einordnen. Es gab kein Internet, das sie hätte schlauer machen können. Sie hatte eine Freundin, aber ob sie mit ihr über Sex sprach, weiß nur die Polizei.

Es könnte auch sein, dass Andrea Klaus sagte, dass sie schlagen nicht gut findet ohne zu sagen, was sie mit ihm ihrerseits machen würde, falls er austickt. Und wen wundert es, Klaus hatte genug von Andrea und Tom konnte es mal mit ihr versuchen. Dazu passt dann, dass sie geschlagen wurde, bevor es mit den Messern losging.

Alles sind nur Spekulationen, ich weiß es.


1x zitiertmelden

Mord an Andrea Weltzer in Köln-Lindenthal (1992)

gestern um 14:52
Zitat von SkyLSkyL schrieb:Sie war auch nicht 18 sondern 28 und dann ein erstes Abenteuer in dieser Szene? Ich weiß nicht.
Sollten die Eltern wirklich so sein, wie in XY dargestellt, bzw. es hier größere Probleme gab, dann kann ich mir gut vorstellen, dass AW kaum bis gar keine (rebellische) Pubertät/Jugend hatte, weil dann sofort eingeschritten wurde, um ihr das zu untersagen.

XY wird die Eltern ja nicht aus Freude am Filmchen drehen so dargestellt haben, sondern ob eines realen Hintergrundes.

Manche können erst spät ausbrechen. Erst, wenn sie ein Bewusstsein dafür entwickeln, dass die Eltern nicht mehr den Zugriff auf sie bzw. die Kontrolle über sie haben, den/die diese bisher ausgelebt haben.
Nicht jeder hatte das Glück seine Jugend ausleben zu können, erste Abnabelungsprozesse in Gang zu setzen, sich klar zu werden, was man überhaupt will usw.
Und so, wie man den Vater in XY gezeichnet hat (unabhängig davon, ob es nun wirklich ein cholerischer Polterer war oder ein stiller leiser “ich bin enttäuscht von dir”-Vorwürfler) kann das, gerade für eine Tochter sehr schwierig sein; erst recht, wenn sie dich auf den Rückhalt der Mutter nicht verlassen kann oder eben weiß, dass diese niemals gegen den Vater aktiv würde.

Es dauert, auch wenn man ausgezogen ist und sich damit dem Zugriff/Eingriff der Eltern entzog hat, bei solchen eher toxischen Eltern-Kind-Beziehungen, bei Kindern oft lange, dass sie ihre Freiheit verstehen.
Wenn es jedoch soweit ist, dann ist eine Entfremdung von der Herkunftsfamilie nicht selten, weil man seine Familie mittlerweile ganz anders definiert.


3x zitiertmelden

Mord an Andrea Weltzer in Köln-Lindenthal (1992)

gestern um 15:40
Zitat von musikengelmusikengel schrieb am 15.11.2024:Hier ist das Foto der Kleidung die Andrea zuletzt getragen hat da der Fall in der ZDF Mediathek nicht mehr abrufbar ist.
Ich habe eben die Kleidung genau angesehen.

Diese rote Jacke schien einen SexySchnitt zu haben; es schien wie ein Busen-Abnäher, der den Busen zur Geltung bringt.

Fand ich seltsam, denn das macht man nicht bei Strickwaren. Außerdem erschien die Jacke als Schlabberjacke bei AZxy.

Es ist denn auch kein Abnäher.

Der Täter hat das Küchenmesser einmal quer über die Brust gezogen, wobei er der Rundung der Brust folgte! Widerlich! Man sieht den Schnitt des Messers; die auseinander klaffenden Teile mussten wieder zusammengefügt werden. Deshalb gibt es diesen „Abnäher“, der gar nicht an die Jacke gehört.

Nie werden Abnäher in dieser Art genäht. Schon gar nicht bei Strickwaren!


melden

Mord an Andrea Weltzer in Köln-Lindenthal (1992)

gestern um 15:43
[
Zitat von CaiaLiaCaiaLia schrieb:Sollten die Eltern wirklich so sein, wie in XY dargestellt, bzw. es hier größere Probleme gab, dann kann ich mir gut vorstellen, dass AW kaum bis gar keine (rebellische) Pubertät/Jugend hatte, weil dann sofort eingeschritten wurde, um ihr das zu untersagen.
Ja, da hast du Recht und ich kenne das aus meinem Bekanntenkreis. Aber der Sprung von Null in die Hausbesetzer Szene ist doch sehr krass.
Anders wäre es, wenn sie viel in Discos, Bars etc. gegangen wäre.


3x zitiertmelden

Mord an Andrea Weltzer in Köln-Lindenthal (1992)

gestern um 15:54
Zitat von SkyLSkyL schrieb:Aber der Sprung von Null in die Hausbesetzer Szene ist doch sehr krass.
Nein, ist er überhaupt nicht. @CaiaLia hat das mMn sehr zutreffend beschrieben. In der umrissenen Familiensituation (mglw. keine bzw. unterdrückte Pubertät) ist nicht nur ein Kontaktabbruch häufig, sondern auch Dinge wie Drogen, Prostitution, Suizid können (nicht: müssen) die Folge einer solchen Kind-Eltern-Konstellation sein, wie sie Regie des Filmfalles zumindest denen naheliegt, die selbst, oder in ihrem Umfeld, ähnliches kennengelernt haben.

Man kann das "Küchenpsychologie" nennen, aber die Fälle bei XY sind oft psychologisch sehr ausgefeilt dargestellt, und manches lässt sich auf verschiedenen Ebenen wahrnehmen.

Manche Hinweise und Andeutungen erschließen sich nur Eingeweihten.


melden

Mord an Andrea Weltzer in Köln-Lindenthal (1992)

gestern um 15:55
Zitat von SkyLSkyL schrieb:Anders wäre es, wenn sie viel in Discos, Bars etc. gegangen wäre.
Wenn sie eher in der Mauwall unterwegs war, war das auch mehr 'ausgehen und tanzen", als die 'raue Szene':
1990 wurde in Köln das bereits seit längerem besetzte Haus "Mauritiuswall" um eine Konzerthalle erweitert.
Die Gruppe "Pack of Six" übernahm nach Absprache mit den Hausbesetzern einen Raum einer angrenzenden Parkgarage und bastelte diese in mühevoller Kleinarbeit zu einer Konzerthalle mit allen Schikanen aus. Später sollte diese Location unter dem Namen "Mauwall" deutschlandweite Bekanntheit erlangen.
In gut 2 Jahren vom Start bis zur endgültigen Räumung im Jahre 1992 erlebte der Mauwall über 100 Konzerte mit bekannten und unbekannten Bands, diverse Veranstaltungen und unzählige Besucher aus aller Welt.
Quelle:
http://mauwall.blogspot.com/1989/02/vor-gut-20-jahren-wurde-in-koln-ein.html
Zitat von SkyLSkyL schrieb:Und Hausbesetzer mögen die Polizei meist nicht. Aber bei vielen von ihnen würde ein Mord doch eine Zusammenarbeit ermöglichen. Das lässt auch diese Szene nicht kalt. Aber es gab ja keinerlei Aussage aus der Szene, wenn ich das richtig verstanden habe. War sie den Bewohnern vllt gar nicht bekannt?
Das denke ich auch. Wenn es um Mord geht und man etwas hilfreiches sagen koennte, wuerde man das doch auch als Hausbesetzer tun. Allerspaetesns jetzt, nach gut 30 Jahren.
Ich glaube auch, dass weder Andrea noch Tommi zum engen Kern der Hausbesetzerszene gewesen sind.


melden

Mord an Andrea Weltzer in Köln-Lindenthal (1992)

gestern um 16:58
Zitat von SkyLSkyL schrieb:Ja, da hast du Recht und ich kenne das aus meinem Bekanntenkreis. Aber der Sprung von Null in die Hausbesetzer Szene ist doch sehr krass.
Anders wäre es, wenn sie viel in Discos, Bars etc. gegangen wäre.
Mh…das sehe ich persönlich anders. Allerdings aus eigener Erfahrung, also vollkommen subjektiv.
Wenn sich der Schalter umgelegt hat und man versteht, dass man eben (im Rahmen seiner Möglichkeiten) Freiheit hat, wird man das nutzen. Auch entgegen der Meinung/der indoktrinierten Strukturen der Eltern.

Und sicherlich auch dann mit dem Hintergedanken „Jetzt mach‘ ich genau das, was ihr (die Eltern) scheisse findet.“ - Rebellion im Kleinen. Wenn man dann mal daheim ist und die Eltern wieder darüber schimpfen und sich auslassen, kann man sich insgeheim ins Fäustchen lachen und sich denken „Wenn ihr nur wüsstet…“.

Wenn ich überlege, was ich alles getan habe, nachdem ich (sehr spät) mich aus den Fängen meiner Mutter befreien konnte…
Dinge, die für andere schon in der Jugend normal waren. In meiner ersten eigenen Wohnung habe ich alle Wände knallbunt angemalt; weil ich das unter der Herrschaft meiner Mutter nicht durfte. Das nur als Beispiel. Die Wohnung war mein erstes und bisher einziges Zuhause und ich vermisse sie sehr.

Aber daher kann ich mir eben gut vorstellen, dass AW absolut ausgebrochen ist. Eben nicht 40 Jahre in einem Betrieb zu arbeiten, sondern Abi nachholen, studieren…sie hatte Ziele. Und das hat den Eltern/dem Vater schon missfallen, obwohl er sich eher freuen müsste, wenn das Kind „etwas aus seinem Leben machen will“, einen höheren Bildungsabschluss anstrebt etc.
Daher ist es für mich nicht ungewöhnlich, dass AW gleich in die Vollen geht und eben, wie hier, sich der anarchischen Hausbesetzerszene annähert.

Die beiden Partner, sofern existent, wären den Eltern sicher auch nicht recht gewesen. Fraglich, ob das überhaupt je ein Partner von ihr hätte sein können oder ob sie oder der Vater an jedem etwas gefunden hätte/-n, was ihnen/ihm missfällt.

Ich verstehe, an der Darstellung von XY gemessen, AWs Verhalten sehr gut und die Entfremdung von der Herkunftsfamilie erst recht.
Irgendwann fragt man sich/fragt sich das Kind, ob das alles so stimmt und für einen wirklich gut ist, was einem die Eltern so vorleben oder indoktrinieren. Ob das wirklich alles nur zum eigenen Besten ist, wie die Eltern das so gerne verpacken oder ob sie vielleicht nicht doch eher ihr eigenes Bestes im Sinn haben.
Im Fall von AW waren die Antworten wohl eindeutig.

Traurigerweise schaffen viele diesen Sprung nicht.

Dass es im Fall von Andrea so eine unfassbar tragische Wendung genommen hat, ist erschütternd. Sie wollte nur frei sein.


1x zitiertmelden

Mord an Andrea Weltzer in Köln-Lindenthal (1992)

gestern um 17:15
Zitat von CaiaLiaCaiaLia schrieb:Manche können erst spät ausbrechen. Erst, wenn sie ein Bewusstsein dafür entwickeln, dass die Eltern nicht mehr den Zugriff auf sie bzw. die Kontrolle über sie haben, den/die diese bisher ausgelebt haben.
Dafuer sehe ich hier keine Anzeichen.
Andrea hat nach der Realschule eine Lehre bei der Post gemacht. Dann ist sie irgendwann zur Telekom gewechselt und irgendwann (einige Jahre bevor sie mit dem Fachabi angefangen hat) nach Koeln in ihre eigene Wohnung gezogen.
Bei den Eltern hat sie eher selten vorbeigeschaut.
Fuer mich klingt das bis dahin total normal.

Dann beschliesst Andrea, Psychologie zu studieren. Dafuer laesst sie sich von ihrer Arbeit beurlauben (fuer mich klingt das auch nach Beamtenstatus; vielleicht hat sie deshalb auch erst mit 28 mit dem Fachabi angefangen, um den Beamtenstatus noch zu sichern).
Soweit, so gut.
Zitat von CaiaLiaCaiaLia schrieb:Und das hat den Eltern/dem Vater schon missfallen, obwohl er sich eher freuen müsste, wenn das Kind „etwas aus seinem Leben machen will“, einen höheren Bildungsabschluss anstrebt etc.
Warum sollte er sich freuen?
Andrea hatte doch schon einiges erreicht in ihrem Leben - einen Job bei der damals sehr angesehenen Telekom, vtl. auch einen Beamtenstatus.
Man sollte so einen 'hoeheren Bildungsabschluss' nicht ueberbewerten, zudem Psychologen weder so hoch angesehen sind (wie z.B. Aerzte, Rechtsanwaelte) noch so gut bezahlt sind.
Dazu haette es bei der Telekom sicherlich auch Weiterbildungs- und/oder Aufstiegsmoeglichkeiten gegeben.
Statt dessen entscheidet sich Andrea fuer die naechsten rund 7 Jahre aus dem Arbeitsleben herauszugehen und dies - vermutlich - mit einem Kredit (etwas anderes ist Bafoeg ja nicht) zu finanzieren.
Mit ca. 35 koennte sie dann wieder ins Berufsleben einsteigen. Wenn sie Kinder haben wollte, muesste das auch noch zeitlich irgendwo rein.
Die Eltern stehen Andreas Plaenen kritisch gegenueber (verstaendlich, aus meiner Sicht). Andrea zieht aber trotzdem durch.
Ich sehe da kein Abnablungsproblem.


2x zitiertmelden