Prozess in Avignon über die Massenvergewaltigung in Mazan

CharliesEngel schrieb:Das Gesicht von Gisèle Pélicot ist auf dem aktuellen Cover der deutschen Vogue, vom November 2024 ... Smile. Siehe ca. Minute 3:05

Dann hat damit also der Angeklagte, der das gesagt hat von wegen "hätte ich eine hübschere genommen" jetzt eine Erklärung?
Ist doch klasse dass Gisèle auf dem Cover ist - so oft gibt's das ja nicht bei der Vogue dass sie berühmte Frauen aufs Cover nehmen, schon garnicht wenn's politisch auch noch brisant ist.

CharliesEngel schrieb:Es ist ihre Aufgabe.

Ich nehme noch mal kurz Bezug auf mein Zitat. Es ging mir dabei nicht um die Aufgabe, DP zu vertreten, sondern um den Berufsstand allgemein.
Wer diesen Beruf wählt, der weiß, auf was er sich einlässt und dass er an Grenzen kommt - auch moralische.
Welche cleveren Schachzüge, Appelle an die Gefühle oder das Verständnis der Angehörigen, um DP als Mensch darzustellen und nicht als Monster oder sonstige Argumente angeführt werden, die in irgendeiner Weise Strafminderung (sie glaubt wohl auch nicht mehr dran) oder sogar appellieren an den Umgang "miteinander" nach Haftantritt (so erscheint es mir) steht auf einem anderen Blatt.
Man kann natürlich eintauchen in die Beweggründe, in die Person Me Zavarro an sich - aber das ist mit zu müßig.

Malli schrieb:Wer diesen Beruf wählt, der weiß, auf was er sich einlässt und dass er an Grenzen kommt - auch moralische.
Welche cleveren Schachzüge, Appelle an die Gefühle oder das Verständnis der Angehörigen, um DP als Mensch darzustellen und nicht als Monster oder sonstige Argumente angeführt werden, die in irgendeiner Weise Strafminderung (sie glaubt wohl auch nicht mehr dran) oder sogar appellieren an den Umgang "miteinander" nach Haftantritt (so erscheint es mir) steht auf einem anderen Blatt.
Man kann natürlich eintauchen in die Beweggründe, in die Person Me Zavarro an sich - aber das ist mit zu müßig.

Wieso stehen die "cleveren Schachzüge" auf einem anderen Blatt? Das tun sie nicht - genau DAS ist ja der Job.
Die Beweggründe sind ebenfalls genau DAS - der Job.
Ich finde es nicht gut wenn jetzt die Moral der Verteidiger in den Dreck gezerrt wird - und damit das komplette Rechtssystem.
Jeder Mensch soll seine Verteidigung bekommen! Und es steht absolut niemand zu deshalb die Moral derjenigen anzuzweifeln die diesen Job übernehmen! Die Un-Moral liegt bei den Angeklagten, und nicht bei deren Rechtsvertretern!

Bitte hört auf auf den Verteidiger*innen herumzuhacken!
Ausnahmslos jede*r von uns könnte in eine Situation kommen in der er*sie auf deren Hilfe angewiesen ist!

Malli schrieb:Ich nehme noch mal kurz Bezug auf mein Zitat. Es ging mir dabei nicht um die Aufgabe, DP zu vertreten, sondern um den Berufsstand allgemein.
Wer diesen Beruf wählt, der weiß, auf was er sich einlässt und dass er an Grenzen kommt - auch moralische.

In vielen Berufen können ihre Ausführenden an moralische Grenzen stoßen, im Management, im Bankwesen, im Finanzwesen, in der Lebensmittelindustrie, in der Textilindustrie, im Journalismus und und und. Diese Gefahr ist nicht exclusiv bei Juristen.

Der Punkt ist nicht die potenzielle Berührung mit einer moralischen Grenze. Der Punkt ist, wird vorher gestoppt. Der Punkt ist, wird mit Gewissen und im Rahmen des Berufsethos gehandelt.

Wenn es dir nicht um die Verteidigungsarbeit der Anwältin von DP ging, nicht in deinem ersten Beitrag und nicht in deinem jetzigen, klarstellenden Beitrag, wieso dann deine erneuten Anwürfe gegen die Anwältin von DP?

Malli schrieb:Welche cleveren Schachzüge, Appelle an die Gefühle oder das Verständnis der Angehörigen, um DP als Mensch darzustellen und nicht als Monster oder sonstige Argumente angeführt werden, die in irgendeiner Weise Strafminderung (sie glaubt wohl auch nicht mehr dran) oder sogar appellieren an den Umgang "miteinander" nach Haftantritt (so erscheint es mir) steht auf einem anderen Blatt.

Es gibt eine ganze Reihe von Artikeln über Béatrice Zavarro, die frei zugänglich sind, beispielsweise ein Porträt auf france24. Da heißt es gleich zu Beginn, dass sie im Gegensatz zu anderen Verteidigern einen nüchternen Stil gepflegt habe.

Über das Urteil macht sie sich keine Illusion.

Mit sanfter Stimme und lebhaftem Blick macht sich die Anwältin aus Marseille, 55, kaum Illusionen über das Urteil: „Es bleiben Pelicot und ich gegen die ganze Welt.“ Am Montag beantragte der Staatsanwalt gegen ihren Mandanten die Höchststrafe von 20 Jahren. „Der Grundgedanke meiner Argumentation besteht darin, dass es trotz der sehr dunklen Seite von Dominique Pelicot noch ein wenig Licht gibt. Ich meine, dass für diesen Mann noch nichts verloren ist“, erklärt Béatrice Zavarro, die in einem Bistro unweit davon sitzt Gericht von Avignon.

Voix douce et regard vif, l'avocate marseillaise, 55 ans, ne se fait que peu d'illusion sur le verdict : "Ça reste Pelicot et moi contre le monde entier." Lundi, le ministère public a requis la peine maximale, 20 ans de réclusion criminelle, contre son client. "L'état d'esprit de ma plaidoirie c'est de dire qu'il reste un peu de lumière malgré le côté très sombre de Dominique Pelicot. Je veux dire que rien n'est encore perdu pour cet homme-là", explique Béatrice Zavarro, attablée dans un bistrot à quelques encablures du tribunal judiciaire d'Avignon.

Sie betreut DP als Mandanten seit seiner Festnahme wegen des Upskirtings im Einkaufzentrum. Ein anderer Häftling hatte sie DP empfohlen.

Ihr Treffen mit Dominique Pelicot geht auf März 2021 zurück. Damals verbüßte der Siebzigjährige eine achtmonatige Haftstrafe in Beaumettes, weil er in einem Supermarkt in Carpentras Frauen unter ihren Röcken gefilmt hatte. Ein anderer Insasse steckt ihm den Namen Béatrice Zavarro zu. „Er erklärt mir die Fakten, ich finde ihn ziemlich ungewöhnlich und ich finde es interessant, dorthin zu gehen.“

Die Anwältin mit der roten Brille erklärt sich sofort bereit, ihn zu verteidigen. Die Affäre nahm erst einige Monate später eine weitere Wendung. Drei Jahre lang stattete Béatrice Zavarro dem Besucherraum zahlreiche Besuche ab, insgesamt hundert, um die Fäden dieser weitläufigen Affäre zu entwirren: „Wie kann mir ein Mann sagen, dass er seine Frau bewundert und sie zutiefst respektiert?“ und andererseits, sie so beschmutzt und betrogen zu haben? Es ist diese Dichotomie, die mir interessant erschien.

Sa rencontre avec Dominique Pelicot remonte à mars 2021. À l'époque, le septuagénaire purge une peine de 8 mois de prison aux Beaumettes pour avoir filmé des femmes sous leur jupe dans un supermarché de Carpentras. Un autre détenu lui glisse le nom de Béatrice Zavarro. "Il m'explique les faits, j'estime qu'ils sont assez singuliers et je trouve que c'est intéressant d'y aller".

L'avocate aux lunettes rouges accepte immédiatement de le défendre. L'affaire ne prendra une autre tournure que plusieurs mois après. Pendant trois ans, Béatrice Zavarro multiplie les visites au parloir, une centaine au total, pour démêler les fils de cette affaire tentaculaire : "Comment un homme peut-il me dire qu'il est en admiration devant sa femme et qu'il la respecte profondément, et d'un autre côté l'avoir à ce point souillée et trahie ? C'est cette dichotomie qui m'a parue intéressante".

Der Artikel beschreibt auch ihren Werdegang.

Béatrice Zavarro ist die Tochter von Kaufleuten spanischer Herkunft, darunter einem Vater, der von der Justiz fasziniert war, Ursprünglich war sie für eine Karriere als Richterin vorgesehen. Ein Praktikum bei Les Beaumettes während ihrer Anwaltszeit brachte sie dazu, ihre Meinung zu ändern: „Ich entdeckte, dass es kein typisches Profil von Inhaftierten gab, sondern vor allem, dass es sehr komplizierte Lebenswege gab, welche die Tat erklären konnten. Ich kam zu dem Schluss, dass meine Position als Anwaltin interessanter wäre als die einer Richterin.

Fille de commerçants d'origine espagnole, dont un père fasciné par la justice, Béatrice Zavarro se destine d'abord à une carrière de magistrate. Un stage aux Beaumettes lors de ses années de droit la fait changer d'avis : "J'ai découvert qu'il n'y avait pas un profil type des gens incarcérés, mais surtout qu'il y avait des parcours de vie très compliqués qui pouvaient expliquer le passage à l'acte. J'en ai conclu que ma place d'avocate serait plus intéressante que celle de magistrate."

Ihr nüchterner Stil unterscheidet sie von anderen Verteidigern in diesem Prozess.

Im Gegensatz zu bestimmten Verteidigern, die die Exzesse seit Beginn des Prozesses verstärkt haben, wie Guillaume de Palma, der ungeschickt versuchte, „Vergewaltigung und Vergewaltigung“ zu unterscheiden, oder gar Nadia El Bouroumi, die sich beim Tanzen zu „Wake Me Up Before You Go-Go “ filmte. In Bezug auf die chemische Unterwerfung wählt Béatrice Zavarro einen nüchternen Stil.

„Sie hat verhindert, dass die Debatte völlig untergeht“, sagte Blandine Deverlanges, Präsidentin des radikal-feministischen Kollektivs Les Amazones d’Avignon, das die zahlreichen Collagen in der Stadt ins Leben gerufen hat. „Sie war in der Lage, ihren Mandanten ohne Ausreden zu verteidigen. Sie sprach das Opfer mit großer Würde an. Es wäre leicht gewesen, den Anwalt eines Vergewaltigers zu hassen, aber das ist bei ihr nicht der Fall.“

À la différence de certains avocats de la défense qui ont multiplié les outrances depuis le début du procès, comme Guillaume de Palma qui a maladroitement tenté de distinguer "viol et viol" ou encore Nadia El Bouroumi qui s'est filmée en dansant sur "Wake Me Up Before You Go-Go" en référence à la soumission chimique, Béatrice Zavarro adopte un style sobre.

"Elle a évité que le débat ne sombre totalement", estime Blandine Deverlanges, présidente du collectif féministe radical Les Amazones d'Avignon, à l'origine des nombreux collages dans la ville. "Elle a su défendre son client sans lui chercher d'excuses. Elle s'est adressée à la victime avec beaucoup de dignité. Il aurait été facile de détester l'avocate d'un violeur, mais ce n'est pas le cas avec elle".

Sie wird DP auch in den anderen Prozessen, die ihm noch bevorstehen, verteidigen.

Weniger als einen Monat vor der Urteilsverkündung (spätestens am 20. Dezember) ist Béatrice Zavarro bestrebt, ein „wenig Anonymität“ wiederzuerlangen, insbesondere weil die Feiertage zum Jahresende näher rücken. Aber die Atempause könnte nur von kurzer Dauer sein. Seit 2022 steht Dominique Pelicot in zwei weiteren Fällen wegen versuchter Vergewaltigung und Mordes unter Anklage, denen eine Vergewaltigung in den 1990er Jahren vorausging, als er noch als Immobilienmakler tätig war. Der „Teufel“ von Mazan hat noch nicht genug über sich reden gemacht.

À moins d'un mois du verdict (le 20 décembre au plus tard), Béatrice Zavarro a hâte de retrouver son "petit anonymat", surtout à l'approche des fêtes de fin d'année. Mais le répit pourrait être de courte durée. Depuis 2022, Dominique Pelicot est mis en examen dans deux autres affaires de tentative de viol et de meurtre précédé d'un viol commis dans les années 1990, lorsqu'il était encore agent immobilier. Le "diable" de Mazan n'a pas fini de faire parler de lui.

Quelle: https://www.france24.com/fr/france/20241127-proc%C3%A8s-des-viols-de-mazan-b%C3%A9atrice-zavarro-la-discr%C3%A8te-avocate-de-dominique-pelicot

In einem Artikel von RTL wird erwähnt, dass der Ehemann der Anwältin jeden Tag vor Gericht zu ihrer Unterstützung anwesend ist.

die Anwältin ist nicht bei ihrem ersten Medienprozess“, betont ihr Ehemann Edouard, der jeden Tag bei der Anhörung anwesend ist, um sie zu unterstützen.

„Unser Sohn war noch sehr klein, er stand mit seinem Kuscheltier unter dem Arm, dem Schnuller im Mund vor dem Fernseher und sagte zu mir ‚Papa, es ist Mama‘, es war während des Prozesses um die Elfaffäre “, sagt er.

l'avocate n'en est pas à son premier procès médiatique, souligne son mari Edouard qui est là tous les jours à l'audience pour la soutenir.

"Notre fils était tout petit, il était debout devant la télé avec son doudou sous le bras, la sucette dans la bouche et il me disait 'Papa, c'est maman', c'était lors du procès de l'affaire Elf", raconte-t-il.

Ihre Nüchternheit wird sogar von GPs Anwälten gelobt.

Als die Strafverteidigerin sich bereit erklärte, Dominique Pelicot zu verteidigen, warnte sie ihn: „Sie und ich werden gegen den Rest der Welt antreten.“ Denn vor ihnen stehen diese fünfzig anderen Angeklagten, die diesen Mann hassen und entschlossen sind, ihn mit sich in die Tiefe zu ziehen. Der Zavarro-Stil, weit entfernt von den Exzessen einiger in dieser Angelegenheit, wird von den Anwälten von Gisèle Pelicot gelobt.

Quand la pénaliste a accepté de défendre Dominique Pelicot, elle l'a prévenu : "Ce sera vous et moi contre le reste du monde." Car face à eux, il y a ces cinquante autres accusés qui haïssent cet homme déterminé à les entraîner dans sa chute. Le style Zavarro, loin des outrances de certains dans cette affaire, est salué par les avocats de Gisèle Pelicot.

Quelle: https://www.rtl.fr/actu/justice-faits-divers/proces-mazan-qui-est-maitre-beatrice-zavarro-l-avocate-de-dominique-pelicot-7900444873

Großen Dank an dich @Misetra für deine gute Arbeit der Recherche und Übersetzung.

Misetra schrieb:In einem Artikel von RTL wird erwähnt, dass der Ehemann der Anwältin jeden Tag vor Gericht zu ihrer Unterstützung anwesend ist.

Ich freue mich unendlich, dies zu erfahren, Me Zavarro ist also keine Einzelkämpferin. Sie sind zu zweit, sie hat ihren Ehemann beruflich im Gerichtssaal, beobachtend, stärkend, reflektierend dabei, den Menschen, dem sie vertraut. Wie im Artikel beschrieben, supportet ihr Ehemann sie in herausfordernden Prozessen, in großen Prozessen, medial präsenten Prozessen. Es tut so gut, das zu lesen.

Misetra schrieb:Sie wird DP auch in den anderen Prozessen, die ihm noch bevorstehen, verteidigen.

Sie scheint keine Rosinenpickerin zu sein, sie steht ihrem Mandanten in Kontinuität bei. Auch das wird keine schöne Aufgabe werden, aber eine erforderliche.

CharliesEngel schrieb:Ich freue mich unendlich, dies zu erfahren, Me Zavarro ist also keine Einzelkämpferin. Sie sind zu zweit, sie hat ihren Ehemann beruflich im Gerichtssaal, beobachtend, stärkend, reflektierend dabei, den Menschen, dem sie vertraut. Wie im Artikel beschrieben, supportet ihr Ehemann sie in herausfordernden Prozessen, in großen Prozessen, medial präsenten Prozessen. Es tut so gut, das zu lesen.

Ist der Ehemann denn auch Anwalt? Weil Du schreibst "sie hat ihren Ehemann beruflich im Gerichtssaal"?
Oder ist er ein Mitarbeiter in ihrer Kanzlei?

Wie kam DP zu so einer guten Anwältin, die für das Richteramt befähigt und in Ausbildung war und sich dann für die Seite der Strafverteidigung entschied?

Misetra schrieb:Sie betreut DP als Mandanten seit seiner Festnahme wegen des Upskirtings im Einkaufzentrum. Ein anderer Häftling hatte sie DP empfohlen.

War das so oder wurde DP im Prozess zum upskirting von einem anderen Anwalt verteidigt? Zum Zeitpunkt des Tipps befand DP sich wohl schon in seiner ersten Strafhaft im Gefängnis Marseille-Beaumettes, acht Monate für das upskirting.

Sa rencontre avec Dominique Pelicot remonte à mars 2021. À l'époque, le septuagénaire purge une peine de 8 mois de prison aux Beaumettes pour avoir filmé des femmes sous leur jupe dans un supermarché de Carpentras. Un autre détenu lui glisse le nom de Béatrice Zavarro.

Quelle: https://www.france24.com/fr/france/20241127-proc%C3%A8s-des-viols-de-mazan-b%C3%A9atrice-zavarro-la-discr%C3%A8te-avocate-de-dominique-pelicot

Übersetzung von @Misetra übernommenen:

Misetra schrieb:Ihr Treffen mit Dominique Pelicot geht auf März 2021 zurück. Damals verbüßte der Siebzigjährige eine achtmonatige Haftstrafe in Beaumettes, weil er in einem Supermarkt in Carpentras Frauen unter ihren Röcken gefilmt hatte. Ein anderer Insasse steckt ihm den Namen Béatrice Zavarro zu.

Für mich schaut es so aus, dass Me Béatrice Zavarro das Mandat zum Zeitpunkt der zu erwartenden Anklage der Massenvergewaltigung übernahm, was sich im März 2021 schon abzeichnete, die Ermittlungen dauerten an, währenddessen wird Me Zavarro DP als Rechtsbeistand beraten haben, im Juli 2023 lag die Anklage vor, wie die Ermittlungsrichterin Gwenola Journot berichtete.

Überhaupt, dass das upskirting abgeurteilt wurde, erfahre ich hier zum ersten Mal. Acht Monate Strafhaft für insgesamt vier mal upskirting bei vier Frauen, Unterschreiten der Abstandsregel in der Corona-Zeit, ohne Vorstrafen, nur eine Spende von 100 Euro für das upskirting in 2010: keine Bewährung. - Was hätte Mann in Deutschland zu erwarten?

Die anderen, schwerwiegenden Anklagen gegen DP in Sichtweite in der Pipeline dürfen doch keinen Einfluss auf das Urteil des upskirting nehmen, oder?

CharliesEngel schrieb:Wie kam DP zu so einer guten Anwältin, die für das Richteramt befähigt und in Ausbildung war und sich dann für die Seite der Strafverteidigung entschied?

Muß man sich in Frankreich als Jurist da irgendwann für eine "Seite" entscheiden? Und kann man sich da von sich aus für das Richteramt entscheiden? War da nicht was von wegen man muß dafür berufen werden (und zwar eben nicht nur sich "berufen fühlen")?
Und was heißt hier eigentlich "Seite" - es gibt Richter, Ankläger und Verteidiger. Der*die Richter*in MUSS ZWINGEND neutral sein, DARF sich nicht auf eine "Seite" schlagen!

CharliesEngel schrieb:Unterschreiten der Abstandsregel in der Corona-Zeit

Das wurde in Frankreich ernsthaft strafrechtlich verfolgt?
In Deutschland lief das ja als "Ordnungswidrigkeit" und nicht als Straftat. Und obwohl ich wirklich zig Fälle kenne die sich da nicht korrekt verhalten haben und dabei auch "erwischt" wurden (inklusive Zeugen und Bildmaterial) bekam meines Wissens nicht ein einziger davon auch nur ein Knöllchen...

wobel schrieb:Ist der Ehemann denn auch Anwalt? Weil Du schreibst "sie hat ihren Ehemann beruflich im Gerichtssaal"?
Oder ist er ein Mitarbeiter in ihrer Kanzlei?

Naja, privat oder hobbymäßig sitzt ihr Ehemann wohl nicht täglich über bislang drei Monate im Gerichtssaal in Avignon. Über seine Profession steht nichts im Artikel. Keine Ahnung, wie seine Arbeit entlohnt wird. Die Homepage der Kanzlei von Me Béatrice Zavarro ist aktuell nicht zu finden bzw. ich fand sie vor ein paar Tagen nicht, während die Kanzleien der zwei Rechtsanwälte von Gisèle Pélicot sofort auftauchen. Hier liest man ja, Zavarro möchte mehr Anonymität für sich.

CharliesEngel schrieb:Naja, privat oder hobbymäßig sitzt ihr Ehemann wohl nicht täglich über bislang drei Monate im Gerichtssaal in Avignon.

Warum sollte er das denn nicht tun? Könnte ja auch sein dass ihn das einfach interessiert und er live Daumendrücken will oder sowas in der Art? Es gibt ja auch andere Privatleute die täglich beim Prozess sind?
Du schreibst halt sie hätte ihn BERUFLICH da sitzen, das klingt so als sei er ein juristischer Mitarbeiter.

wobel schrieb:Muß man sich in Frankreich als Jurist da irgendwann für eine "Seite" entscheiden? Und kann man sich da von sich aus für das Richteramt entscheiden? War da nicht was von wegen man muß dafür berufen werden (und zwar eben nicht nur sich "berufen fühlen")?
Und was heißt hier eigentlich "Seite" - es gibt Richter, Ankläger und Verteidiger. Der*die Richter*in MUSS ZWINGEND neutral sein, DARF sich nicht auf eine "Seite" schlagen!

Ein Strafverteidiger sollte parteiisch sein. Deshalb meine Wortwahl "Seite".

Details zur Richterausbildung in Frankreich kenne ich nicht,,vermute nur, dass dazu die jeweils Besten im Studium ausgewählt bzw. genommen werden. In vielen Fällen ist Frankreich ja auch bekannt für seine anspruchsvollen Auswahlverfahren. Me Zavarro befand sich wohl in der Ausbildung zur Richterin, in einem Praktikum im Gefängnis.

wobel schrieb:Warum sollte er das denn nicht tun? Könnte ja auch sein dass ihn das einfach interessiert und er live Daumendrücken will oder sowas in der Art? Es gibt ja auch andere Privatleute die täglich beim Prozess sind?
Du schreibst halt sie hätte ihn BERUFLICH da sitzen, das klingt so als sei er ein juristischer Mitarbeiter.

Für mich ist das Support im beruflichen Sinn, was der Ehemann da leistet, er begleitet sie ja nicht zum Shoppen. Sein Rat, seine Einschätzungen fließen in die Qualität der Verteidigungsarbeit seiner Frau sicher positiv und von ihr geschätzt ein, sonst wäre er nicht dabei. Organisatorisch muss ja auch sichergestellt sein, dass er einen ständigen Platz im Gerichtssaal hat, denke nicht, dass er im Zuschauerraum platziert wird. So alles meine Vermutung.

Mich rührt der persönliche background von Me Béatrice Zavarro sehr an, jetzt da sie porträtiert wird. Es ist immer der Mensch, der den Unterschied macht.

In einem Artikel von 20minutes.fr wird auf die Unterschiede in den von den Staatsanwälten geforderten Strafen eingegangen.

Die Generalstaatsanwälte berücksichtigten die Besonderheiten jedes Falles: Sie forderten etwas niedrigere Strafen gegen Männer, die die Tatsachen zugaben oder nie verurteilt wurden. Sie forderten dreizehn bis vierzehn Jahre Haft gegen diejenigen, die zweimal nach Mazan kamen, und sechzehn bis achtzehn Jahre Haft gegen die vier Männer, die sechsmal zum Pelicot-Haus kamen. Gegen diejenigen, die ebenfalls wegen des Besitzes von Kindesmissbrauchsbildern vor Gericht standen, verlangten sie ebenfalls eine durchschnittliche Freiheitsstrafe von vierzehn Jahren.

Les avocats généraux ont tenu compte des spécificités de chaque dossier : ils ont réclamé des peines légèrement inférieures à l’encontre des hommes qui ont reconnu les faits ou ceux qui n’ont jamais été condamnés. Ils ont requis treize à quatorze ans contre ceux qui se rendus deux fois à Mazan, et seize à dix-huit ans de réclusion contre les quatre hommes venus à six reprises au domicile des Pelicot. De même, contre ceux qui étaient également jugés pour détention d’images pédocriminelles, ils ont réclamé en moyenne quatorze ans.

Nun stellt sich die Frage, ob die Richter dem folgen werden. Wären denn auch Freisprüche möglich?

Werden die fünf Richter, aus denen das Strafgericht besteht, diesen Forderungen Folge leisten? Nichts zwingt sie dazu. Einige Verteidiger haben keinen Hehl daraus gemacht, dass sie den Freispruch ihres Mandanten fordern wollen. Sie sollten sich insbesondere auf eine Änderung des Urteilsvermögens und eine Form der Kontrolle von Dominique Pelicot berufen. Könnte das Gericht beschließen, ihnen zu folgen? Theoretisch ist dies durchaus möglich, wenn sie für ihre Argumente sensibel waren oder nicht vollständig von ihrer Schuld überzeugt sind, da Zweifel immer dem Angeklagten zugute kommen.

Die Besonderheit dieses Falles basiert jedoch auf den materiellen Elementen, die alle diese Videos in den Computern von Dominique Pelicot entdeckt haben. Wir sehen, wie der Angeklagte sexuelle Beziehungen zum Opfer unterhält, träge und unfähig, der geringsten Handlung zuzustimmen. Darüber hinaus bedeutet der in diesem Fall verwendete erschwerende Umstand der „Gruppenvergewaltigung“, dass Dominique Pelicot, wenn er vor den Augen eines Angeklagten eine Vergewaltigung begeht, unabhängig davon, ob dieser seinerseits vergewaltigt hat oder nicht, als Mittäter gilt. Kurz gesagt: Es handelt sich um einen Umstand, der die gesamte Szene umfasst.

Les cinq magistrats qui composent la cour criminelle suivront-ils ces réquisitions ? Rien ne les y oblige. Certains avocats de la défense n’ont pas caché leur intention de réclamer l’acquittement de leur client. Ils devraient notamment plaider l’altération du discernement et une forme d’emprise de Dominique Pelicot. La cour pourrait-elle décider de les suivre ? Théoriquement, c’est tout à fait possible, s’ils ont été sensibles à leurs arguments ou s’ils ne sont pas pleinement convaincus de leur culpabilité, puisque le doute profite toujours à l’accusé.

Toutefois, la spécificité de ce dossier repose sur les éléments matériels, toutes ces vidéos découvertes dans les ordinateurs de Dominique Pelicot. On y voit les accusés avoir des relations sexuelles avec la victime, inerte, incapable de consentir au moindre acte. Par ailleurs, la circonstance aggravante de « viol en réunion » retenue dans ce dossier signifie que si Dominique Pelicot a commis un viol devant un accusé, que ce dernier ait ou non violé à son tour, il est considéré comme co-auteur. En clair : c’est une circonstance qui englobe toute la scène.

Quelle: https://www.20minutes.fr/justice/4123653-20241128-proces-viols-mazan-pourquoi-tous-accuses-condamnes-peine

Die Angeklagten, von denen viele ja noch in Freiheit sind, würden bei einer Verurteilung direkt verhaftet werden, wenn den Forderungen der Staatsanwälte gefolgt wird, berichtet francetvinfo.fr

Wenn diese Anordnungen von den fünf Berufsrichtern des Strafgerichts von Vaucluse befolgt werden, sollten alle Angeklagten am Tag der Urteilsverkündung, die um den 20. Dezember herum erwartet wird, ins Gefängnis kommen, da die Generalstaatsanwälte systematisch einen Haftbefehl beantragt haben. "Ich halte das für völlig unverhältnismäßige Forderungen", bedauert Louis-Alain Lemaire, der Anwalt von vier Angeklagten.

Si ces réquisitions sont suivies par les cinq magistrats professionnels de la cour criminelle du Vaucluse, l'ensemble des accusés devrait aller en prison le jour du verdict, attendu autour du 20 décembre, puisque les avocats généraux ont systématiquement requis du mandat de dépôt. "Je considère que ce sont des réquisitions totalement disproportionnées", déplore Louis-Alain Lemaire, l'avocat de quatre accusés.

Quelle: https://www.francetvinfo.fr/faits-divers/affaire-des-viols-de-mazan/proces-des-viols-de-mazan-des-peines-de-4-a-20-ans-de-prison-requises-contre-les-51-accuses_6922172.html

In diesem Artikel von sudinfo.be sind am Ende des Artikels alle Angeklagten aufgelistet, und es ist vermerkt, wer bereits inhaftiert ist.
https://www.sudinfo.be/id920248/article/2024-11-26/proces-des-viols-de-mazan-voici-les-peines-requises-contre-les-47-premiers

Misetra schrieb:In diesem Artikel von sudinfo.be sind am Ende des Artikels alle Angeklagten aufgelistet, und es ist vermerkt, wer bereits inhaftiert ist.

https://www.sudinfo.be/id920248/article/2024-11-26/proces-des-viols-de-mazan-voici-les-peines-requises-contre-les-47-premiers

Ja, da steht inhaftiert hinter einigen Namen. Ob es sich um U-Haft handelt oder um Strafhaft aus einem vorherigen Urteil, erinnere das bei zweien, wird nicht unterschieden. Es sind wohl die 18 Angeklagten inkl. DP, die dem Prozess von der Box aus folgen müssen.
Es gab ja auch mindestens einmal die Situation der Aussetzung der U-Haft nach zwei Jahren unter Auflagen (contrôle judiciaire), dies wird dort nicht erwähnt.

Sind die anderen zurzeit freien und für die die Staatsanwaltschaft mindestens zehn Jahre fordert, alle infolge hoher Kaution frei oder wie wird zu diesem Zeitpunkt die Fluchtgefahr verhindert? Könnte da zu diesem Zeitpunkt nicht nachjustiert werden?

CharliesEngel schrieb:Sind die anderen zurzeit freien und für die die Staatsanwaltschaft mindestens zehn Jahre fordert, alle infolge hoher Kaution frei oder wie wird zu diesem Zeitpunkt die Fluchtgefahr verhindert? Könnte da zu diesem Zeitpunkt nicht nachjustiert werden?

Da sind mir keine Informationen bekannt, auch nicht, ob irgend jemand eine Kaution hinterlegt hat. Die drei möglichen Haftgründe für Untersuchungshaft sind nach deutschem Recht Flucht oder Fluchtgefahr, Verdunkelungsgefahr und die Gefahr weiterer Straftaten. Ich kann mir vorstellen, dass alle drei Gründe unter diesen Angeklagten vertreten sind. Bei 10 Jahre Haftstrafe oder mehr würde ich mir evtl. auch ein Absetzen ins Ausland überlegen. Einer der Angeklagten hat es ja bereits getan und hat wohl auch nicht vor zurückzukehren, wie ich in einem Artikel gelesen habe. Vermutlich werden diejenigen, die (noch) in Freiheit sind, genau überwacht und ggfs. auch vorzeitig inhaftiert, falls sich Verdachtsgründe ergeben, aber ein gewisses Risiko, dass der eine oder andere noch entschwindet, besteht bestimmt.

Zudem empfinde ich die Liste in sudinfo.be in dem Sinn verfälschend, da nur die Anzahl der Besuche vermerkt ist, so ungefähr einmal besucht, zack zehn Jahre.

Es wird nicht darüber informiert, wie lange die Vergewaltigungen in Summe andauerten bei einem Besuch, wie oft penetriert wurde, ob mit oder ohne Kondom, ob DP penetriert hat oder nicht und andere wichtige Aspekte für plädiert auf "einmal besucht, zehn Jahre".

Der Fall "Mazan" ist zu komplex für nur eine Liste, wie diese.

Kleiner Nachtrag zu Me Zavarro:

Ihre Verteidigungsarbeit wird vom Staat bezahlt, eine Justizhilfe, ein finanzieller Mechanismus, von dem jeder Inhaftierte profitieren kann. DP bat sie um ihre juristische Vertretung und trug ihr sein Vertrauen an, so die Anwältin, die den medialen impact des Prozesses unterschätzt hat, nach eigener Aussage.

"J'ai décidé de défendre Dominique Pelicot parce qu'il me l'a demandé. Il m'a accordé sa confiance", a expliqué l'avocate, payée via l'aide juridictionnelle - un mécanisme financé par l'État dont peut bénéficier chaque détenu, reconnaissant cependant avoir "sous-estimé l'impact médiatique" de ce procès au retentissement mondial.

Quelle: https://www.martinique.franceantilles.fr/actualite/sante/beatrice-zavarro-avocate-de-pelicot-seule-face-au-monde-mais-sereine-1013268.php

wobel schrieb:Und was heißt hier eigentlich "Seite" - es gibt Richter, Ankläger und Verteidiger. Der*die Richter*in MUSS ZWINGEND neutral sein, DARF sich nicht auf eine "Seite" schlagen!

Meine Verwendung des Wortes "Seite", weil die Verteidigung an einer Seite des Gerichtssaals platziert ist, meist mit Blick aus dem Fenster des Saals, also in Deutschland. Und die Staatsanwaltschaft mit der Nebenklage an der Fensterseite, mit der Sonne im Rücken - wie ich hier im Thread aus Traunstein gelernt habe. Dies die zwei Seiten, die zwei Parteien des Prozesses, mit der Richterkammer in der Mitte, deren Neutralität symbolisierend, wie du richtig beschrieben hast.

Deshalb lautet das Credo von Gisèle Pélicot ja auch "Die Scham muss die Seite wechseln" - von der Seite, wo das Opfer sitzt zur Seite gegenüber, zum Platz des Angeklagten. Ihr Credo versinnbildlicht sich aus der Sitzordnung im Gerichtssaal. - Ok, zugegeben, im Gerichtssaal in Avignon ist die Sitzordnung nicht eingehalten, zu viele Angeklagte, zu kleiner Saal.