Fridolin31 schrieb:Das ist eine interessante Frage, weil diese beiden Fälle auf den ersten Blick so gar nichts miteinander zu tun haben, aber trotzdem (auch von mir) gerne hinsichtlich des Bildens einer Indizienkette herangezogen werden.
Durch das Urteil gegen B.Toth mag der richtige Täter verurteilt worden sein, ich weiß es nicht. Der Teil innerhalb des Urteils, der angesichts der Tatsache, dass er zum fraglichen Zeitpunkt nicht in Tatortnähe gesichtet wurde, überhaupt nicht überzeugt, ist die doch recht stiefmütterliche Abhandlung hinsichtlich möglicher Alternativtäter mit vergleichbarer Interessenslage und deren Alibis.
Im Fall ST haben wir dieses "Geständnis", ein insgesamt auffälliges Sozialverhalten nach dem Tattag und die Besonderheit, dass es nicht nur "Mord oder nichts" gibt, sondern Varianten bei der Urteilsbegründung zu Ungunsten des Angeklagten denkbar sind, bei denen sich das Gericht nicht eingehend mit einem Tatmotiv befassen müsste.
Zum Vergleich der Indizienketten: Bei B.Toth hatte die Kette einige recht stabile Glieder, aber auch ein sehr rostiges, das alles zum Wanken hätte bringen können. Bei ST sind die einzelnen Glieder vielleicht nicht ganz so stabil, aber doch allesamt solide und im Gegensatz zu B.Toth gibt es eine Art Bewegungsprofil rund um den Tatort.
Nach meiner derzeitigen Einschätzung könnte das Gericht ST verurteilen, jedoch eher nicht wegen Mordes, das dürfte schwer nachweisbar sein.
Interessante Einschätzung. Ich habe es natürlich nicht ganz umsonst aufgegriffen und es hat mich deswegen interessiert wie Andere darüber denken, weil sich bei mir immer dieser Vergleich aufdrängt. Eigentlich nicht nur der sondern auch die typischen Fälle Schemmer und wie sie alle heißen.
Und bei mir fällt immer dieser Vergleich so aus, dass ich mir denke wie dünn alles ist.
Denen glaube ich irgendwie immer kein Wort wenn sie sich erklären. Nun muss natürlich fairerweise sagen, dass sich T. gar nicht erklärt.
Aber bei denen gibt es wirklich Nachtatverhalten im eigentlichen Sinne, so dass man weiß, was die gemacht haben werden. Bei T. kann man sich schon drum streiten, ob eine zu stark gewaschene Short und ein Messer an den Hals von V. halten, es damit aufnehmen können.
Ich finde man sieht es allein schon dran, dass man hier ja ständig schon darüber streitet, ob was überhaupt ein Indiz ist und nicht nur wie man es auslegt. Natürlich denkt jeder seine Einstellung dazu ist die Richtige.
Aber dass es ja teilweise drauf ankommt, ob nun Frauen auf der Straße ansprechen und ein Gewaltvideos anschauen normal ist oder eine starke Untermauerung eines sexuellen Motivs, da wird man sich nicht einig.
Überhaupt dass sich eigentlich fast alle Indizien nur um Täterwissen und Persönlichkeit drehen, finde ich speziell. Bei Toth war das gar nicht so notwendig. Wobei du natürlich Recht hast, dass bei CB vielleicht noch mehr Leute ein Motiv haben.
Aber selbst in Schwierigen Indizienprozessen hat man doch Leichte Spuren, entweder genetisch oder als Gegenstände oder im Fall Schemmer und Toth diese „Zuspitzung“. In diesem ist mir alles zu fragil und zu viele moralische Fragen und Interpretationen.
Und natürlich wenn die Anklage Recht hat, ist es natürlich schwierig, weil es wahrscheinlich nicht geplant war, die Anderen Taten schon.