Hanna W. tot aus der Prien geborgen
14.10.2023 um 04:18
Zweiter Verhandlungstag.
Der Andrang hat ein bisschen nachgelassen, trotzdem war der Zuschauerbereich gut gefüllt.
Die Sitzung wurde eröffnet und es wurde die zweite Schwester und die Tante des Angeklagten reingebeten, die sich ebenfalls auf ihre Zeugnisverweigerungsrecht beriefen und von nun an der Verhandlung folgen wollen.
Nun sollten nacheinander die Mutter, Vater und der Bruder von Hanna aussagen.
Ich glaube zu den Aussagen muss ich nicht so viel schreiben, da viele Medien darüber berichtet haben. Grundsätzlich wurden alle drei, die gleichen Fragen gestellt. Was für ein Mensch war Hanna?, hatte sie einen festen Freund?, Wurde sie gestalkt und hätte sie es erzählt? Wie gestaltet sich das Vorglühen vor Partys? Kannte sie den Angeklagten und wie geht es der Familie psychisch nach dem Unglück und wie belastet sie der Prozess.
Die Geschädigte wurde wie bereits in den Medien als weltoffen, reiselustig und beliebt geschildert. Man hätte sich nicht mit ihr Streiten können und sie war jedem gegenüber hilfsbereit, war aber schon tough und war auch in der Lage den Ton unter Freunden anzugeben. Einen festen Freund hatte sie nicht,denn sie hat die Freiheit genossen. Jedoch hat der Vater schon mitbekommen, dass sie wohl sehr umgarnt wurde. Sie wollte da auf keinen Fall darauf eingehen, aber auch niemand vor den Kopf stoßen. Gestalkt wurde sie nicht und ich habe in Erinnerung, dass die Eltern gesagt haben, sie hätte es gesagt. Da bin ich mir aber nicht mehr ganz sicher. Auch der Bruder hätte nichts davon gewusst, dieser meinte sie hätte es ihm vllt erzählt, beziehungsweise er kann es nicht sagen.
Den Angeklagten kennt keiner aus der Familie und sie sind sich auch sicher, dass H. ihn nicht kannte. Nur die Mutter kennt die Mutter von T. vom Sehen am Wertstoffhof. Die Familie ist natürlich sehr belastet, lenkt sich aber in der Natur und mit Freunden ab. Sie erhoffen sich, dass im Prozess nun alles aufgeklärt wird.
Was ich nicht richtig einzuordnen wusste. Der Psychiatrische/Psycholgische Gutachter der den Angeklagten beurteilen soll, hat die Mutter von Hanna gefragt, ob sie jemals aufgrund ihrer Größe gehänselt wurde oder ob es schwierig für sie war. Die Mutter meinte zwar, manchmal war sie es leid aufzufallen, aber sie hat die Größe für sich genutzt und war manchmal als Model tätig. Kannte ich so wieder nicht.
Auch fand ich zwei weitere Sachen etwas ungewöhnlich. Der Bruder meinte, es gab praktisch nie Streitereien oder Gezanke unter ihnen. Es ist ihm nur eine Situation im Urlaub eingefallen, als diskutiert wurde wer abwaschen soll. Und als die Mutter gefragt wurde, ob sie Hanna mal schwanken gesehen hat, verneinte diese das klar, sie hätte sie höchstens lustig erlebt.
Ich will der Familie überhaupt nicht unterstellen die Unwahrheit zu sagen, auch meine ich es nicht despektierlich H. gegenüber, zumal ich beides nicht so genierlich finde. Aber ich finde es schon krass, wie man es sich schafft nie unter Geschwistern zu streiten. Und das mit der Alkoholisierung finde ich deswegen nicht uninteressant, um sich vorzustellen wie es dem Opfer auf dem Heimweg ging. Denn war das eine Ausnahme, muss sie wohl ziemlich gehandicapt gewesen sein, war sie es gewohnt, manchmal ausgelassener zu feiern, kann man es sich fast nicht vorstellen. Beziehungsweise vorstellen schon, weil man sich ja oft erst am nächsten Morgen begegnet, aber das habe ich mich halt gefragt.
Die Vorsitzende hat finde ich eine sehr angenehme und professionelle Verhandlungsführung. Wenn es nicht so tragisch wäre, wäre es manchmal fast zünftig, wie bei den alten Gerichtskomödien im BR. Immer wenn der Angeklagte bei den Angehörigen mit Fragen dran war, hat sie immer laut gesagt „Angeklagter, schauens mi moi an.“ Da er natürlich sich nicht direkt unvorbereitet an sie wenden soll. Aber er hatte ohnehin keine.
Nun war die Polizistin im Zeugenstand, die T. zweimal als Zeuge verhört hat. Sie erzählte wie sie die Mutter telefonisch verhört hatte, da sie oft zeitliche Schwierigkeiten aufgrund der Arbeit hat. Auch der Angeklagte musste arbeiten, so machte sie mit ihm aus, er soll nach der Arbeit ins Präsidium kommen. Sie sah ihn im Eingangsbereich sitzen und er sei wohl der zusammengesunken gewesen und bei jedem Geräusch hochgeschreckt. Das war die Ende Oktober.
Er sollte dann die Route anzeigen, wie er gejoggt ist. Das war aber wohl auf der schlechten Karte nicht gut möglich. Auch wurde er gefragt, warum er nicht am Eiskeller vorbei ist, sondern den Anderen Weg genommen hat. Er sagte, dass er nicht wollte, dass die Leute ihn für blöd halten. Meinte dann aber wieder er sei die Kampenwandstraße entlang gelaufen in der Hoffnung Freunde zu treffen. Er wurde dann gefragt, wen er hoffte konkret zu treffen. T. überlegte lange und er sagte dann einen Namen von einem, mit dem er Bergtouren macht und der in der Kampenwandstraße wohnt. Dieser Widerspruch wurde natürlich angesprochen und die Beamtin meinte, dass sie das damals wohl nicht so direkt gesehen hat, aber eigentlich schon einer ist. Wobei man jetzt natürlich auch sagen, der wusste ja vllt schon, dass er das macht.
Weiter sagte er aus, dass er H. nicht kannte und selbst nur ab und zu in den Eiskeller geht. Als er Joggte sei ihm erst ein Mädchen über den Weg gelaufen, wobei er nicht sagen kann, ob das Hanna war. Weiter sei er an zwei Autos mit Licht vorbei am Parkplatz, wo er aber nur Gestalten erkennen konnte. Er wurde auch gefragt, mit welcher Kleidung er läuft. Er meinte, er trägt immer schwarze lange Jogger. Die Beamtin sagte, dass ein Jogger mit kurzen Hosen beschrieben wurde und ob vllt noch ein Anderer unterwegs gewesen sei. Das verneinte er und sagte es muss schon er gewesen sein. Er sei auch sehr blass im Verhör gewesen und die Polizistin fragte, ob es ihm gut geht. Dies bejahte er. Auf Nachfrage meinte sie, sie hat eher gesundheitliche Probleme vermutet und wollte eher wissen, ob man was für ihn tun kann.
Er wurde dann nochmal im November einbestellt. Da war auch der Kommissar von gestern wohl anwesend. T. kam anscheinend mit einem Sack Sportkleidung an, die er in der Tatnacht getragen haben will. Aber er hat wohl eine Lange mitgebracht, aber dem Teil konnte ich nicht recht folgen. Sie haben ihn gefragt, ob er den Fall verfolgt hat. Er sagte er hat nur ein Tiktok Video mit Zeugenaufruf von einer Freundin zugeschickt bekommen, auf ro24 was dazu gelesen und bei der Aktenzeichen Xy Sendung habe er sich neben seinem Vater gesetzt, der gerade schaute als T. nach Hause gekommen ist.
In dem Verhör sagte er aber wiederum auch, dass er wohl doch nur zweimal im Eiskeller bisher zugegen war. Mit einem Arbeitskollegen und dessen Freundin.
Sie fragten ihn nochmal nach dem Zeitraum, wo er unterwegs war. Er berichtete dass er 6-7 Kilometer gelaufen ist und dafür eine Stunde gebraucht hat. Da er davor sagte, er würde für einen Halbmarathon trainieren, war das eine seltsame Zeit. Aber er meinte er sei gemütlich gelaufen.
Auch haben sie ihn gefragt, ob er eine Idee hat, was mit H. passiert ist. Er mutmaßte, dass sie vllt in einem Auto mitgenommen wurde, sie dann vllt zu was gezwungen wurde, sie aussteigen wollte, der Fahrer das aber nicht wollte und ihr dann was auf den Kopf gehauen hat. Die Ermittler fragten ihn was das gewesen könnte. Es könnte ein Stein gewesen sein, sagt T. Sie fragten ihn, ob er denke dass das gereicht um sie zu töten. Er sagte „Nein“
Was interessiert war und ich glaube nicht, dass ich das falsch verstanden habe, hat die Zeugin, als sie gefragt wurde, ob sie da schon einen Verdacht hatten, es klar verneint. Sie haben sich halt die Fragen gestellt. Und nicht nur kein Beschuldigter sondern auch nicht mehr. Finde ich schon seltsam, denn sie wird der Richterin da ja nichts falsches erzählen, aber die Kripo holt sich doch keine Ideen bei irgendwelchen Zeugen.
Zum Schluss wurde sie gefragt, ob sie den Angeklagten wiedererkannt hat. Das verneinte sie, sie hätte auch gestern schon im Internet nachgeschaut und er sei jetzt viel kräftiger. Es sollten dann die Bilder von ihm zur Tatzeit gezeigt werden. Leider waren am Computer nur Schwarz-Weiße, deshalb meinte die Vorsitzende es könne ja für die Allgemeinheit nachgeholt werden. Sie holte dann die Beteiligten nach vorne. Die Richterin kommentierte mit „mager“ und „auch ein bissl verwahrlost.“
Der nächste Zeuge war auch ein Ermittler, der die Hausdurchsuchung gemacht hat. Das Zimmer von T. wurde gezeigt. Es standen viele Kisten rum und es waren Essensreste neben dem Bett. Es wurde über Kleidung und Blutanhaftung geredet. Leider konnte ich nicht verstehen, ob gesagt wurde, das wurde gesehen oder man hat danach geschaut. Indizien für Drogen- und übermäßigen Alkoholkonsum gab es nicht. Eine Packung Kondome wurde gefunden. Auch hier habe ich blöderweise nicht verstanden, ob der Polizist „unbenutzt“ oder „benutzt“ gesagt hat. Glaube aber fast letzteres.
Die Vorsitzende wendete sich dann an T. und fragte, ob er was dazu sagen will und erklären will, weshalb das Zimmer in dem Zustand war. Da ging aber der Anwalt dazwischen und meinte sein Mandant äußert sich bis Dato nicht zur Sache.
Zum Schluss des Tages, wurden die Videos aus dem Eingangsbereich des Eiskellers gesichtet. Man hat sie reingehen sehen und einmal die Treppe hochlaufen, wie sie beständig ihre Hose festhielt.
Am Dienstag geht es weiter mit Vernehmungen. Konnte mit den Namen aber nichts anfangen. Ich hatte eigentlich vor, auch wieder da zu sein. Es fühlt sich aber so an, als hätte ich jetzt eine ordentliche Mittelohrentzündung bekommen, deshalb sehe ich mich da nicht. Auch habe ich natürlich andere Verpflichtungen, aber werde auf jeden Fall schauen, dass ich noch einiges mitnehmen kann.