Hanna W. tot aus der Prien geborgen
18.10.2023 um 07:31Rick_Blaine schrieb:In den allermeisten anderen Fällen scheint mir bei Richtern immer der Gedanke vorzuherrschen, morgen könnte ja ein noch schlimmerer Fall hereinspazieren, und der hat dann das Maximum verdient, dann bleibe ich heute ein wenig unter dem Maximum.Selten einen so zutreffenden Satz zum Thema gehört. Chapeau. Allerdings hat man jüngst im Fall der Tötung eines gleichaltrigen Mitschülers beim Strafmaß in die Vollen gegriffen:
Weil er seinen Mitschüler tötete, hat das Landgericht Hannover am Montag einen 15-Jährigen zu zehn Jahren Jugendstrafe verurteilt.Quelle: https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/hannover_weser-leinegebiet/Mord-an-14-Jaehrigem-in-Wunstorf-Hoechststrafe-fuer-jugendlichen-Taeter,wunstorf730.html
Man erfährt auch vom Grund für das Höchstmaß im geschilderten Fall:
"Er hatte Schwierigkeiten, sich so zu öffnen, wie es das Gericht von einem Angeklagten erwartet hatte", sagte der Verteidiger weiter. Er zeige Reue und habe sich für die Tat entschuldigt, "aber nicht in dem Umfang, in dem es das Gericht erwartet hätte".Quelle: ebda.
Und an dieser Stelle sehe ich eben ganz klar den Bezug zu und die Relevanz für den Fall Hanna, über den wir hier diskutieren. Sollte das Jugendstrafrecht zur Anwendung kommen, von dem hier schon gesagt wurde, dass dies auch in Bayern eher die Regel denn die Ausnahme sei, so zeigt der zitierte Fall aus dem Norden ganz klar, dass der Angeklagte Sebastian T. gut beraten wäre, die Zähne auseinander zu bekommen.
Natürlich besorgen die Gerichte, indem sie nahezu nie das Höchstmaß des Strafrahmens ausschöpfen, auch so etwas wie ein teils ungerechtfertigtes automatisches Anwaltslob ("das Gericht blieb unter der Forderung des Staatsanwalts"), aber im vorliegenden Fall könnte die Weigerung, sich einsichtig und reuig zu zeigen, durchaus auch im Zuschnitt des Angeklagten liegen.
Wir hörten, dass er sich sowohl vor der Verhaftung, als auch in U-Haft, mit der Tat gebrüstet haben soll. Er scheint sich für die Verhandlung körperlich 'aufgepumpt' zu haben. Er verdeckt sein Gesicht gegenüber den Fotografen nicht, wie üblich.
Mal sehen, wie es weitergeht.