@fassbinder1925 Auch von mir ein herzliches Dankeschön für den umfassenden Bericht, da ist ja ein regelrechtes Spektakel geboten worden.
Erstmal etwas allgemeines zu dem Schwesternpaar R.: das Gericht scheint sich aus meiner Sicht keinen Gefallen damit zu machen, die beiden immer und immer wieder in den Zeugenstand zu berufen; allem Anschein nach können sich die zwei nicht mehr an die exakten zeitlichen Abläufe rundum das Wochenende erinnern. Die Aussagen sind weder in sich schlüssig noch im Gesamtkontext aller Ermittlungsergebnisse und anderer Zeugenaussagen. Da aber sonst nichts gegen den Angeklagten vorliegt, ist man wohl für eine Verurteilung zwingend auf die Aussagen der Schwestern angewiesen. Wenn ich mir aber folgende Aussage ansehe, habe ich massive Zweifel, dass das über diesen Weg erfolgreich sein wird:
fassbinder1925 schrieb:Während dieser Runde soll der Angeklagte gefragt haben „Habt ihr schon gehört, in Aschau wurde ein Mädchen umgebracht.“
Die Zeugin ist sich sicher es gehört zu haben, bei den Anderen Beiden ist sie sich nicht sicher.
Da muss sie doch selbst merken, dass es sich so wohl kaum ereignet haben kann: zu viert um eine Tischtennisplatte stehen und dann soll von drei Personen nur eine die Frage von Sebastian T., ob sie von der Ermordeten aus Aschau etwas gehört hätten, vernommen haben; und sie selbst reagierte darauf nicht sondern spielte munter weiter. Diese "Geschichte" konnte von der Verteidigung durch eine Rekonstruktion zum Glück recht unkompliziert entkräftet werden.
Was mich wieder regelrecht sprachlos gemacht hat, ist aber folgendes:
fassbinder1925 schrieb:Zum Schluss willigt die Zeugin ein ihr Handy auslesen zu lassen. Wenn es sich auch ein bisschen zart angehört hat. Sie wird jetzt ein paar Wochen ohne auskommen müssen.
Wie kann es sein, dass die Handydaten einer Belastungszeugin erst ein Jahr später in den Fokus der Ermittler geraten? Für mich wirkt das so, als ob man sich auch bei Lea R. nicht ausreichend genug mit der Plausibilität ihrer Aussage beschäftigt hätte.
Oder mal anders gefragt: welchen Sinn hat es 800 Eiskeller-Gäste zu einem Verhör-Marathon ins Präsidium einzuladen, dabei Fotos der Zeugen und Zeuginnen in der Partykluft zu machen und zusätzlich noch DNA-Proben zu nehmen, wenn man es zeitgleich nicht für notwendig erachtet grundlegende Sachverhalte zu überprüfen?
fassbinder1925 schrieb:Da brüllt der Statsanwalt dazwischen, dass er es sehr wohl gesagt hat, er wirft einen erneuten Falschen Vorhalt vor. „Frechheit“ hallt es durch den Saal. Dabei fliegen ein paar Akten aufs Pult.
Was sacht 'n Psychiater Dr. Huppert zu diesem Verhalten?