Tatum schrieb:Entscheidend ist letztlich die Beurteilung der Kopfverletzungen und ob diese zwingend einen Angreifer erfordern. Dass die Schulterdachbrüche von einem Angriff stammen kann ich mir nicht vorstellen, da müsste man schon absichtlich versuchen diese Knochen zu brechen. Ein Unfallszenario kann man durchaus konstruieren.
Auf Deinen -wie ich finde- sehr lesenswerten Beitrag ist noch nicht in angemessener Art und Weise eingegangen worden, was ich gerne nachholen möchte.
Die einzigen objektiven Fakten, die auf ein Verbrechen hindeuten sind die Kopfverletzungen und die Schulterdachbrüche. Beide Verletzungsmuster werden von den Rechtsmedizinern einerseits als
unwahrscheinliche Treibverletzungen eingestuft, andererseits kann die Ursache nicht näher bestimmt werden; die Brüche
könnten durch Knien oder Springen entstanden sein, als Tatwaffe für die Kopfverletzungen
könnte ein Stein in Frage gekommen sein. Alles sehr unpräzise und wenig aussagekräftig.
Bei einer Leiche -egal ob Mann oder Frau-, die nach einer Partynacht mit 2 Promille aus einem Gewässer gefischt wird, ist meiner Meinung nach
immer auch ein Unfallgeschehen in Erwägung zu ziehen; außer es liegen Stich- oder Schussverletzungen vor, das war hier aber nicht der Fall. Ich habe Zweifel, dass man nach der ersten Inaugenscheinnahme des Leichnams -bei dem unerklärlicherweise die Hose fehlte und Platzwunden am Kopf festgestellt worden sind- überhaupt noch die Möglichkeit eines Unfalls überprüft hat. Dass der Drohnenflug über die Prien jetzt erst durch einen Antrag der Verteidigung durchgeführt wird, erhärtet meinen Verdacht, dass das Unfallszenario nicht die höchste Priorität in den Ermittlungen gehabt haben dürfte.
Für mich stellt es sich mittlerweile wie folgt dar:
Bei den Ermittlungen stößt die Kripo auf einen Jogger, der als Schlüsselzeuge gesucht wird. Seine Mutter erkennt ihn in der Beschreibung und meldet ihn der Polizei. Der junge Mann, der sonst so alltägliche Dinge wie einen Arztbesuch in Begleitung von Familienangehörigen unternimmt- ist mit der für ihn ungewohnten Situation im Polizeirevier überfordert, gibt das an, was die Polizistin aus seiner Sicht hören möchte und verstrickt sich dabei in Widersprüche.
Nachdem die Ermittler die priorisierten Personen nach und nach ausschließen können, rückt der Jogger wieder in den Fokus. Eine weitere Befragung und Überprüfung seines persönlichen Umfelds später wird er zum Tatverdächtigen. Die bis weit nach der Verhaftung andauernden Ermittlungen ergeben jedoch keine weiteren Verdachtsmomente gegen ihn.
Für die Annahme eines Verbrechen fehlen mir mittlerweile einfach Tatmotiv, Tatort, Tatrekonstruktion und Tatwaffe. Entweder ist es nicht vorhanden (wie die Tatwaffe) oder es wirkt komplett realitätsfern (wie die Tatrekonstruktion).