AlteTante schrieb:Natürlich hätte Leon sich niemals zu einem gesunden Jungen entwickeln können. Aber es hätte ja sein können, dass es irgendwann eine Behandlung gibt, dass die Epilepsieanfälle nur noch selten oder gar nicht mehr auftreten oder durch die er hin und wieder durchschläft, so dass auch seine Eltern mal zur Ruhe hätten kommen können. Das wäre sicher für alle eine große Erleichterung gewesen.
Schöne aussicht, in 10 Jahren endlich mal durchschlafen zu können, wenn auch nur hin und wieder, aber immerhin....
Ich will echt nicht zynisch klingen, aber findest Du dass das wirklich eine Perspektive ist, die einen überzeugt, dass man das noch 10 Jahr durchhalten kann und will?!
Der Vater hat als personal Fitnesstrainer gearbeitet. Er hat sich hier eine Ruf, ein (oder soger mehrere) Unternehmen aufgebaut und zahlreiche Zertifikate absolviert. Der Mann lebte davon, selber fit zu sein. Wer soll denn einen übermüdeten Fitnesstrainer buchen, der selber alles andere als fit zu sein scheint? Sicher verfallen diese Zertifikate nicht einfach, aber es erfordert schon einiges an ständigem Training, um die eingene körperliche Fitness aufrecht zu erhalten, gerade auf einem deutlich gehobenen Niveau.
Ich denke, dem Vater dürfte durchaus auch bewusst gewesen sein, dass er mit Ende 30 noch ein paar gute Jahre in der Branche vor sich haben kann, er aber alles, was er bisher aufgebaut und in was er viel Zeit, Aufwand, Kraft, Training und sicher auch Geld investiert hat, in die Tonne treten kann, wenn er es die nächsten 10 Jahre schleifen lassen muss und nicht mal halbherzig betreiben kann, weil ihm durch die familäre Situation dazu einfach die Kraft und die Zeit fehlten.
Wer mal eine Woche Schlafstörungen hatte, der weiß, dass man am nächsten Tag vielleicht gerade noch das nötigste an minimalem Pflichtprogramm - geistig wie körperlich - ableisten kann: sowas wie Kinder für die Schule fertig machen, Mittagessen aufwärmen und Waschmaschine leer räumen.
Jetzt multipliziere das ganze mit 52 ( = 1 Jahr) und 4 (= Leon war 6, die krankheit wurde nicht gleich bei der Geburt festgestellt) und stell Dir vor, Du sollst jetzt 4 Stunden anspruchtsvolles, forderndes körperliches Training machen. Nur um Deinen Status quo zu halten, da hast Du noch keinen Kunden tainiert, keine Buchhaltung gemacht und kannst auch noch keine Rechnung schreiben, weil Du ja noch nichts verkauft hast...
10 Jahre warten, bis man mal wieder "ab und zu durchschlafen kann", dann wäre der Vater Ende 40, Anfang 50, körperlich runtergewirtschaftet (zumindest in Relation zu seinem eigenen Anspruch an seine Fitness) und könnte die erworbenen Qualifikationen im Fitnessbereich wohl kaum mehr unternehmerisch nutzten, vielliecht noch als Trainer für die Herz-Kreislauf-Präventivgruppe der Ü70 in der Physio-Praxis seiner Frau, aber ganz sicher nicht als Promi-Personal-Fitnesscoach...
Das dürfte ihm durchaus bewusst gewesen sein. Anfang 40 ist für viele Menschen ein Punkt, an dem sie sich fragen, was sie bisher erreicht haben und was sie noch erreichen können und wollen. Wenn man da steht, gerade mit dem beruflichen Hintergrund, sich denkt, dass man vielleicht noch 10 oder max. 15 körperlich gute Jahre hat, aber jetzt erst mal 10 Jahre warten soll, bis man mal endlich wieder "ab und zu durchschlafen" kann, dann kann einem das schon gewaltige Zukunfsangst machen, denke ich.