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Leon (6) in Tiroler Ache ertrunken

4.347 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Kind, Österreich, 2022 ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Leon (6) in Tiroler Ache ertrunken

26.04.2024 um 11:28
Zitat von fischersfritzifischersfritzi schrieb:Wenn es eine durchgehende Bewegung gab, die am Mülleimer endete, liegt nahe, dass er selbst das Gerät in den Mülleimer geworfen hat.
Bei dem von ihm geschilderten Szenario hätte es eine Unterbrechung der Schritte geben müssen, in der Situation in der er niedergeschlagen worden sein soll.
Nach dieser Unterbrechung dann eine erneute Aufnahme der Schritte bis hin zum Mülleimer.
Dann hätte man davon ausgehen können, dass er tatsächlich niedergeschlagen wurde, jemand nach seinem Handy gesucht hat und es dann in den Müll verbracht hat.
Ja, genauso denke ich das auch. Wenn die Bewegung nahtlos den Weg entlang zum Mülleimer geht und der Vater ein Stück vor dem Mülleimer gelegen hat, dann ist klar, dass das Handy erst in den Mülleimer geworfen wurde und der Vater ein Stück zurückgegangen ist an die Stelle, an der er dann den Überfall vorgetäuscht hat.
Zitat von CapitanoCapitano schrieb:Ich zweifle stark dran dass der Vater seinen Sohn bewusst in dem Fluss versenkt hat. Gleichzeitig zweifle ich aber schon auch an seiner Geschichte. Nichts desto trotz, Krankheit hin, Überforderung her... Ich kenne auch Menschen die mit der Pflege von Angehörigen maßlos überfordert waren und sind, sowas bringt einen an seine Grenzen und darüber hinaus, doch in diesem Fall lag ja doch auch eine starke Bindung zum Kind vor und genau das ist der Punkt an dem ich hängen bleibe, da kann es noch soviele Ideen geben (Stichwort "vom Leid befreien") aber ich sehe einfach nicht wie jemand der wie gesagt wirklich eine enge Bindung zu seinem Kind hat, es über sich bringen würde dessen Tod auf diese Weise herbeizuführen.
Wir wissen nicht, wie stark die Bindung zu dem Kind war. Das was uns da in der Öffentlichkeit präsentiert wurde, war doch auch nur ein Bild, so wie es alle Influencer, Instagrammer, Blogger es uns von ihrem Leben zeigen. Natürlich wurde auf den Seiten von Leons Familie durchaus auch gezeigt, wie schwer das Leben mit dem Kind ist, was es da gilt zu meistern, und ehrlich gesagt auch viel über mangelnde Unterstützung geklagt. Aber am Ende war das Bild, das vermittelt wurde immer dass, dass die Eltern voller Kraft, Energie und Einsatz für den Kleinen da sind und er die beste Betreuung ever bekommt.
Der Vater war ein Sportinfluencer und Fitnesstrainer, der viel zum Thema Selbstdisziplin im Sport gepostet hat. Das passt es wohl kaum, dass man auf dem Familienkanal schreibt, man sei am Ende, man könne nicht mehr, man habe aufgegeben und den Jungen in Pflege gegeben.

Ich sage nicht, dass der Vater keine Bindung zu dem Jungen hatte, aber man darf dieses auf Social-Media vermittelte Bild der Friede-Freude-Eierkuchen-Familie auch nicht für bare Münze nehmen. Die Eltern waren beide selbstständig, es gab noch ein weiteres Kind.

Wer jemals ein Schreikind hatte, weiß, wie anstrengend das sein kann. Ich kenne einige Väter, die nachts mit ihren Kindern im Kinderwagen durch die Gegend gelaufen sind (manche auch mit dem Auto gefahren), damit die Mutter mal schlafen konnte, weil das Kleine sonst nicht zu beruhigen war. Das erzählen die heute noch gerne als Anekdote. Damals fanden sie es auch weder witzig noch entspannend, heute erinnern sie sich gerne daran zurück. Aber da ging es eben um eine Zeitspanne von ein paar Monaten.
Aber jetzt stelle man sich vor, dass man nicht, wie bei einem "normalen" Schreibaby die Aussicht hat, dass sich das nach einem halben oder einem Jahr auswachsen wird und man "nur" noch ein paar Monate durchhalten muss, sondern dass das schon seit Jahren so geht, dass das Kind mehrmals pro Nacht schreiend wach ist und man auch weiß, dass es jahrelang so weitergehen wird.
Und man stelle sich vor, dass man 5 oder mehr mal pro Nacht wach gemacht wird, und weiß, dass man am nächsten Morgen als "Personal Trainer" ausgeschlafen, fit und durchtrainiert wirken muss, um einem Kunden die nötige Motivation für seinen Dauerlauf zu geben.

Ich sage nicht, dass die Eltern Leon nicht geliebt haben und auch nicht, dass es keine Bindung zu dem Kind gab. Aber ich glaube, niemand, der in einer auch nur annähernd ähnlichen Situation war, kann sich vorstellen, wie belastend das für alle war. Und das besonders, weil man davon gelebt hat, anderen Leuten Fitness, Training, Fokussierung, Leistungsfähigkeit zu verkaufen und darzustellen.
Jeder Youtuber und Instagrammer hat seine Lows, die er auf SocialMedia nicht zeigen kann, weil es nicht zu seinem Image passt und das finden viele schon als belastend, weil es eben eine Diskrepant zwischen Schein und Sein gibt. Aber hier war das noch mal um einige Potenzen extremer und damit, so kann ich mir vorstellen, auch belastender.


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Leon (6) in Tiroler Ache ertrunken

26.04.2024 um 12:13
@Malli: sehr gut analysiert. Das sind auch meine Gedanken!

Zum Tracken/Handy/Mülleimer...da wäre noch wichtig, ob er eine Uhr trug, die die Schritte aufzeichnete oder nur das Handy mithilfe der Bewegung aufzeichnete. Die Uhr würde dann auch nahtlos aufzeichnen - auch vom Mülleimer bis zum Liegeort.


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26.04.2024 um 14:35
Zitat von cododerdrittecododerdritte schrieb:aber man darf dieses auf Social-Media vermittelte Bild der Friede-Freude-Eierkuchen-Familie auch nicht für bare Münze nehmen. Die Eltern waren beide selbstständig, es gab noch ein weiteres Kind.
Ich denke auch, dass die Präsentation des Social Media tauglichen Familienbildes, das es in der Realität vermutlich so nie gegeben hat, eine Rolle gespielt hat
Der Druck perfekt sein zu müssen war sicherlich ein Faktor, der die Belastung für den Kindesvater enorm erhöht hat.
So wie du es hier beschreibst, stelle ich mir das auch vor.
Zitat von cododerdrittecododerdritte schrieb:niemand, der in einer auch nur annähernd ähnlichen Situation war, kann sich vorstellen, wie belastend das für alle war. Und das besonders, weil man davon gelebt hat, anderen Leuten Fitness, Training, Fokussierung, Leistungsfähigkeit zu verkaufen und darzustellen.
Offenbar durfte es keine Risse in dem nach außen gezeigten Bild geben.
Das hat die Hürde, sich mehr Hilfe zu holen, anscheinend unüberwindbar gemacht.


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Leon (6) in Tiroler Ache ertrunken

26.04.2024 um 14:49
Zitat von cododerdrittecododerdritte schrieb:ber jetzt stelle man sich vor, dass man nicht, wie bei einem "normalen" Schreibaby die Aussicht hat, dass sich das nach einem halben oder einem Jahr auswachsen wird und man "nur" noch ein paar Monate durchhalten muss, sondern dass das schon seit Jahren so geht, dass das Kind mehrmals pro Nacht schreiend wach ist und man auch weiß, dass es jahrelang so weitergehen wird.
Und man stelle sich vor, dass man 5 oder mehr mal pro Nacht wach gemacht wird, und weiß, dass man am nächsten Morgen als "Personal Trainer" ausgeschlafen, fit und durchtrainiert wirken muss, um einem Kunden die nötige Motivation für seinen Dauerlauf zu geben.
Ich kann davon ein Lied singen. Ich habe ein Kind mit massiver Schlafstörung. Ansonsten zum Glück keine offensichtlichen Einschränkungen. Aber diese Schlafstörung bringt mich schon sehr oft an den Rand des Wahnsinns und weit über meine Grenzen hinaus. Und ich muss nicht den ganzen Apparat starten, den die Eltern des Kindes da veranstaltet haben um Hilfe zu bekommen. Und ich muss diese Nächte auch nicht alleine mit meinem Kind über mich bringen sondern habe Hilfe dabei. Im Gegensatz zu dem Vater, der ja nun leider alleine mit seinem Sohn wohnte. Das Konstrukt kann ich mir auch wirklich immer noch nicht erklären.
Und ich arbeite auch nicht noch als Personal Trainer und muss ständig fit und leistungsfähig wirken.

Ich sage sehr häufig zu Menschen, die mich danach fragen, dass sich NIEMAND vorstellen kann, wie Schlafmangel wirklich ist, solange man die Situation nicht kennt. Und ich spreche nicht von einer Nacht oder von ein paar Wochen oder Monaten beim Baby. Sondern von massivsten Schlafeinbußen über viele Jahre. Wenn das Gehirn einen im Stich lässt, wenn man seinen eigenen Körper kaum noch fühlt. Wenn man motorische Aussetzer hat. Wenn man wie ein Betrunkener durch den Tag geht ohne jemals was getrunken zu haben. Das ist mehr als "haha, ich hab mein Kind auch mal im Auto rumgefahren". Das ist ein Körper, der die Funktionen nach und nach einstellt.
Zitat von fischersfritzifischersfritzi schrieb:Offenbar durfte es keine Risse in dem nach außen gezeigten Bild geben.
Das hat die Hürde, sich mehr Hilfe zu holen, anscheinend unüberwindbar gemacht.
So wie ich das verstanden habe, haben sie Hilfe versucht zu holen, aber es war nicht das, was sie sich vorgestellt haben. Ich glaube auch, dass es schwer ist, professionelle Leistungen in Anspruch zu nehmen, wenn man einen sehr kritischen Blick darauf hat, ob das Kind auch genau so versorgt wird, wie man es sich vorstellt. Ich glaube und weiß aus meiner professionellen Erfahrung und aus den Berichten von Eltern von Kindern mit Beeinträchtigungen, dass Pflege von diesen Kindern oft nicht ganz das ist, was man sich als Eltern wünschen würde. Die Frage ist nur, in wie weit man dann über seine eigenen Grenzen hinaus geht und in welche mentalen Zustände einen das bringt, wenn man diese Hilfe ablehnt, weil man sich besseres fürs Kind wünscht.


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26.04.2024 um 15:27
Zitat von Kuno426Kuno426 schrieb:@Capitano
Auch mir stellt sich die Frage, wie der Junge in den Fluss gelangt sein könnte. Selbständig?
Warum nicht? Die Spuren aufgrund der Bodenbeschaffenheit die man in dem Fall an der Kleidung des Jungen hätte finden müssen, hätte man ja im anderen Fall sonst am Vater auch auffinden müssen. Also ausschließen möchte ich es zumindest nicht dass der da ohne Fremdeinwirkung rein ist.
Zitat von EdnaEdna schrieb:Das würde hier schon rauf und runter diskutiert.
Ich kann mir das durchaus vorstellen. Und nun? Wer von uns hat Recht? Wohlmöglich keiner. Aber ich denke, dass es nichts gibt, was es nicht gibt. Es gibt viele Dinge auf der Welt, die ich mir nicht vorstellen kann. Dennoch passieren sie. Und es gab schon vorher Fälle, in denen aus (oder trotz) Liebe getötet wurde.
Der eigene Tellerrand ist leider nicht der Maßstab der Realität, ansonsten würde es keine schrecklichen Taten geben.
Ja aus einer Emotion oder Überforderung heraus kann schon sehr vieles passieren, was man sich nicht vorstellen kann. Kaltblütig mit Vorsatz und von langer Hand geplant (Ohnmacht googeln - kann andere Gründe gehabt haben; Flasche organisieren; vehement leugnen im Nachgang) ist dann aber doch was anderes wo man in der Verzweiflung gerade wenn man einigermaßen in der Öffentlichkeit steht sicher andere Möglichkeiten hat auf eine Ausnahmesituation aufmerksam zu machen.
Zitat von EdnaEdna schrieb:Es ist trotzdem falsch und wenn es so war gehört der Vater verurteilt.
Das stelle ich auch sicher nicht in Abrede, wenn es so war muss er die volle Konsequenz tragen dafür da gibt es dann nichts zu beschönigen.
Zitat von MalliMalli schrieb:Anklage wird erst erhoben, wenn die Anklage Aussicht auf Erfolg hat. Und anscheinend reichen nun alle Beweise, dass dies der Fall sein könnte. Ich denke mal, dass die Ermittler relativ schnell den Kindsvater als Tatverdächtigen ausgemacht haben (schneller, als man über die Medien erfuhr), es aber die ganze Zeit für eine Anklage nicht ausreichte.
Und genau aus dem Grund eben meine Vermutung wie oben beschrieben, dass es wohl noch irgendwas gibt das die Öffentlichkeit noch nicht weiß. Das wäre ja nicht ungewöhnlich in solchen Fällen, wer weiß was die Polizei zB alles ermitteln konnte.

Zum Rest: Ja, Social Media bildet nicht die Realität ab, das ist denke ich eh jedem klar. Auf der anderen Seite behaupte ich jetzt mal, wenn alles so trist und aussichtslos ist, man hoffnungslos mit der Situation überfordert ist (was ich ja irgendwo nachvollziehen könnte) - warum tut man sich das dann noch an, ich meine den Aufwand um eine Homepage zu betreiben, Facebook Instagram, Medien Interviews was weiß ich, um dort dann noch ein Schauspiel zu veranstalten. Ein Unternehmen haben die Eltern btw auch noch nebenbei, da könnte man schon hinterfragen wo die Kapazitäten für einen "Öffentlichkeitsauftritt" dann herkommen. Ich behaupte das macht man wenn man es dann doch so einigermaßen im Griff hat die Situation, weil wenn ich von früh bis spät so massiv eingespannt bin dann tu ich mir so einen Affentanz doch nicht auch noch an zusätzlich.


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Leon (6) in Tiroler Ache ertrunken

26.04.2024 um 15:31
Zitat von CapitanoCapitano schrieb:warum tut man sich das dann noch an, ich meine den Aufwand um eine Homepage zu betreiben, Facebook Instagram, Medien Interviews was weiß ich, um dort dann noch ein Schauspiel zu veranstalten.
Weil es sehr schwer ist, aus diesem "Wir sind die starken Eltern und tun nun wirklich ALLES für unser Kind"-Bild wieder auszusteigen. Ich kenne privat Fälle, wo auch sehr viel Energie in so ein heiles Bild investiert wird und ich mich immer wieder frage, wozu das eigentlich dienen soll. Wenn man hinter die Kulissen blickt, sieht das wirklich ganz anders aus. Ich werde nie verstehen, wieso Menschen so ein Bild nach Außen so unglaublich wichtig ist.


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Leon (6) in Tiroler Ache ertrunken

26.04.2024 um 15:35
Sie haben über diese Online-Präsenzen ja auch Spendengelder gesammelt und gehofft, dass die Forschung hinsichtlich des Syndroms des Jungen etwas weiter voran kommt. Ging sich aber nicht aus und das letzte Projekt in Zusammenarbeit mit einer Uni wurde dann eingestellt.


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26.04.2024 um 16:00
Zitat von EdnaEdna schrieb:So wie ich das verstanden habe, haben sie Hilfe versucht zu holen, aber es war nicht das, was sie sich vorgestellt haben.
Ja, ich weiß
Aber selbst eine Hilfe, die nicht perfekt abdeckt, was man sich vorgestellt hat, ist im Zweifelsfall besser als sein Kind statt dessen zu töten.

Aber es geht ja nicht nur um die Hilfe für das Kind, sondern auch darum, dass er selbst Unterstützung gebraucht hätte.
Die Anklage geht davon aus, dass er die Tat geplant hat.
Es war also keine Impulstat, sondern die Spannung und die Tötungsphantasien haben sich über eine längere Zeit entwickelt.
Aus meiner Sicht wäre es dringend notwendig gewesen, dass er mit seiner Überforderung und den sich aufbauenden Aggressionen und Tötungsfantasien, Tötungswünschen, entsprechend umgegangen wäre und sich Hilfe für sich geholt hätte.
Er hat das ja gemerkt, dass sich das aufbaut. Und man kann davon ausgehen, dass er weiß, dass es nicht rechtmäßig ist, das eigene Kind umzubringen.
Und offenbar befindet er sich auch nicht in einer so derartigen psychotischen Situation, dass er ernsthaft die Tötung des Sohnes als eine Erlösung des Kindes empfindet. Denn er verteidigt nicht im Nachgang diese Tat, wie es jemand in einem psychotischen Wahn, der wirklich glaubt das Kind erlösen zu müssen tun würde.
Sondern er streitet die Tat ab. Das deutet aus meiner Sicht darauf hin, dass er im Hinblick auf Werte, Normen und gesetzliche Regeln vollständig orientiert ist.


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Leon (6) in Tiroler Ache ertrunken

26.04.2024 um 16:02
Zitat von EdnaEdna schrieb:So wie ich das verstanden habe, haben sie Hilfe versucht zu holen, aber es war nicht das, was sie sich vorgestellt haben. Ich glaube auch, dass es schwer ist, professionelle Leistungen in Anspruch zu nehmen, wenn man einen sehr kritischen Blick darauf hat, ob das Kind auch genau so versorgt wird, wie man es sich vorstellt. Ich glaube und weiß aus meiner professionellen Erfahrung und aus den Berichten von Eltern von Kindern mit Beeinträchtigungen, dass Pflege von diesen Kindern oft nicht ganz das ist, was man sich als Eltern wünschen würde. Die Frage ist nur, in wie weit man dann über seine eigenen Grenzen hinaus geht und in welche mentalen Zustände einen das bringt, wenn man diese Hilfe ablehnt, weil man sich besseres fürs Kind wünscht.
Für mich ist das ein bedeutender Aspekt in der Gesamtsituation. Das ist halt typisch für Perfektionisten, dass sie überzeugt sind, nur sie können etwas richtig machen. Sie haben sehr konkrete Vorstellungen, wie etwas erledigt werden muss, hier etwa, wie mit dem Kind, seinen Bedürfnissen, Ansprüchen, aber auch seinen Aggressionen umgegangen werden muss. Da andere Menschen eben oft eine andere Herangehensweise haben und gerade auch professionelle Pflegekräfte haben müssen, ist das dann nicht richtig, nicht gut genug, falsch... und dann macht man es lieber selber, obwohl man eigentlich gar nicht mehr kann.

Das ist nicht Böswilligkeit, sondern v.a. durch die Sorge um das Kind und darum, dass es optimal versorgt wird, begründet. Aber das beste wollen ist eben nicht immer das beste für alle Beteiligten.

Und wenn man vorher ständig nach außen funkt und sendet, dass das eigene Kind besonders gut versorgt, gefördert und unterstützt wird, dann wird es noch unmöglicher, eine - wohlgemerkt in den eigenen Augen - suboptimale Betreuung anzunehmen.
Ich sehe schon, dass sich die Situation in den Augen des Vaters als absolut aussichtslos dargestellt haben wird. Er kam da - zumindest ohne Gesichtsverlust und Eingeständnis des eigenen Versagens (in seinen Augen, nicht in meinen, in meinen Augen ist es das allergrößte und absolute Versagen, Hilfe im Interesse des Kindes nicht annehmen zu können und es stattdessen lieber in einen Fluss zu werfen!!!).


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Leon (6) in Tiroler Ache ertrunken

26.04.2024 um 17:03
Mich stört in der Diskussion etwas der Aspekt "die Kindseltern haben Hilfe abgelehnt" So einfach ist das nicht. Ich glaube schon, dass sie einiges in Anspruch genommen haben und auch vieles abgeklopft haben. Aber in dem speziellen Fall von Leon wäre es doch naiv zu glauben, dass sich rund um die Uhr irgendwer mit sorgt und kümmert und einem die Grosslast abnimmt. Diese Behinderung ist speziell und mit vielen anderen nicht vergleichbar. Dem muss auch erst mal jemand gewachsen sein. Ein Patz in einer Pflegeeinrichtung oder ähnlichem wäre für die Eltern undenkbar gewesen....Moment, DIE Eltern? Ja, es wird auch immer vergessen, dass es sich um ZWEI Elternteile handelt. Die Mutter möchte das Kind auf keinen Fall anderen überlassen und es scheint, als wäre sie diesen Weg weiter gegangen. Aber der KV muss einfach irgendwann den Entschluss gefasst haben, da auszusteigen, OHNE das Gesicht vor seiner Frau und Familie zu verlieren.....

Im übrigen denke ich, dass das dokumentieren über die sozialen Medien etc. den Zustand der Eltern mit dieser Situation irgendwie aushaltbarer gemacht hat: geteiltes Leid ist halbes Leid? Ich schaue in die Zukunft...... irgendwann schleift sich das ab. Noch verfolgen und verfolgten ja alle den Zustand des kleine Leon. Was aber in 5 oder 10 Jahren? Dann sind alle Möglichkeiten, den Zustand zu ändern ausgereizt. Dann ist er erwachsen, die Probleme immer noch da und sogar evtl. viel größer. Ich denke nicht, dass er in der Lage wäre, in einer Behinderteneinrichtung aktiv werden zu können, dafür sind die Defizite zu groß. Und immer weniger Menschen verfolgen das Schicksal.....er ist nicht mehr der kleine niedliche Leon. So ist es ja leider oft in der Gesellschaft.
Was ich damit sagen will: Am Ende sind die Eltern doch immer wieder alleine mit diesem Kind, was sie lieben (das spreche ich beiden nicht ab!), aber was das Zusammenleben immer düsterer erscheinen lässt, zumindest für den Vater. Vielleicht wollte "sie" sich der Herausforderung stellen, wie Mütter so sind. Man liebt sein Kind über alles und tut alles. Andere Gedanken haben gar keinen Platz.
"Er" aber sah für sich keinen Ausweg. Wollte das so auch nicht mehr, grade im Hinblick auf die Zukunft, konnte dies aber so seiner Frau nie vermitteln bzw. hätte das nie in Erwägung gezogen. Dann wäre alles zusammengebrochen. Für ihn war wahrscheinlich der Tod von Leon die einfachere Alternative (?), sein Gesicht zu waren vor seiner Familie und der Gesellschaft .....puh, klingt schlimm. Aber es würde zu all dem passen, was die ganze Zeit über Jahre familiär nach außen getragen wurde. Ja, und letztendlich kann man so sein "altes Leben" wieder aufnehmen. Aber egoistische Motive hätte ihm die Kindsmutter wohl nie verziehen, könnte ich mir vorstellen.

Der KV wird wahrscheinlich weiterhin mauern und nichts zugeben. Nur SO hat er zumindest auch in Haft die Chance, die Zuneigung seiner Familie zu behalten. In ihren Augen könnte er dann immer noch unschuldig sein. Sollte er aber diese Tat zugeben, müssten sich alle abwenden, wenn sie gesellschaftlich nicht ihr Gesicht verlieren wollen. Wie soll man das auch vor Leons Schwester erklären?
Das wird also eine spannende Sache. Dass sie einfach nur traurig ist, hänge ich dennoch nochmal dran.


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Leon (6) in Tiroler Ache ertrunken

26.04.2024 um 17:15
@cododerdritte
@fischersfritzi
ich stimme voll und ganz mit euren Aussagen überein.

Natürlich ist es besser, sich Hilfe zu holen, die man selbst vielleicht suboptimal findet, als das Kind zu töten. Ich sage damit ja auch nicht, dass ich das verstehen kann. Ich selbst kann das für mich null nachvollziehen. Und ich bin selbst Mutter eines verhaltensauffälligen Kindes. Ich weiß aber, dass es genau so eine Denkweise sehr oft gibt. "keiner macht es richtig, nur ich weiß, wie ich mit meinem Kind umgehen muss, alle anderen machen es falsch". Die Mutter hatte sogar in einem online Artikel einen Arzt scharf kritisiert, weil dieser sich nicht auf einer Rolltreppe mit ihr treffen wollte, um mit ihr zu sprechen. Da kann man sich vorstellen, wie das gelaufen ist, wenn jemand tatsächlich am Kind arbeiten wollte.


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Leon (6) in Tiroler Ache ertrunken

26.04.2024 um 17:42
Zitat von MalliMalli schrieb:Mich stört in der Diskussion etwas der Aspekt "die Kindseltern haben Hilfe abgelehnt"
In der Form hat das niemand geschrieben.

Es sind sich aber wohl alle einig, dass es andere Möglichkeiten gegeben hätte, die Situation bzw die Überlastung des Kindes Vaters zu lösen.
Und dafür hätte es ein offenes Zugehen auf Unterstützungsangebote gebraucht. Sowohl im Hinblick auf die Versorgung des Kindes als auch im Hinblick auf die psychische Belastung des Kindesvaters.
Zitat von MalliMalli schrieb:Aber in dem speziellen Fall von Leon wäre es doch naiv zu glauben, dass sich rund um die Uhr irgendwer mit sorgt und kümmert und einem die Grosslast abnimmt.
Es gibt stationäre Einrichtungen ebenso, wie teilstationäre Einrichtungen.
Zitat von MalliMalli schrieb:Ein Patz in einer Pflegeeinrichtung oder ähnlichem wäre für die Eltern undenkbar gewesen.
Ich schreibe jetzt mal etwas provokativ, für andere Eltern wäre es undenkbar gewesen ihr Kind in die Ache zu werfen.
Jede noch so defizitäre Lösung ist doch wohl besser als ein totes Kind.
Zitat von MalliMalli schrieb:Aber der KV muss einfach irgendwann den Entschluss gefasst haben, da auszusteigen, OHNE das Gesicht vor seiner Frau und Familie zu verlieren.....
Ja genau, es war ihm wichtiger, sein Gesicht zu wahren, als eine gute Lösung für seine gesamte Familie zu finden.
Zitat von MalliMalli schrieb:das spreche ich beiden nicht ab!),
Ich sehe bei einem Vater der sein Kind in einen Fluss wirft, um es zu töten und damit seine eigenen Probleme, nicht die das Kindes (!), zu lösen, keine Liebe.
Zitat von MalliMalli schrieb:Für ihn war wahrscheinlich der Tod von Leon die einfachere Alternative (?), sein Gesicht zu waren vor seiner Familie und der Gesellschaf
Wo ist da Liebe zum Kind?
Zitat von MalliMalli schrieb:Aber egoistische Motive hätte ihm die Kindsmutter wohl nie verziehen, könnte ich mir vorstellen.
Er hat mutmaßlich sein Kind aus egoistischen Motiven getötet.
Das wird ihm die Mutter wohl auch nicht verzeihen können, wenn es jemals soweit kommt, dass sie diese Tatsache (sofern sich bei Gericht herausstellt, dass es eine Tatsache ist) an sich heran lässt.
Zitat von EdnaEdna schrieb:Ich sage damit ja auch nicht, dass ich das verstehen kann.
Das hatte ich auch nicht gemeint bzw hatte ich gar nicht aus deinem Text heraus gelesen.


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Leon (6) in Tiroler Ache ertrunken

26.04.2024 um 17:54
Ich würde hier mal vermuten, dass es ein Ungleichgewicht gab zwischen der Einstellung der Mutter und der des Vaters zum Thema professionelle Versorgung (insbesondere stationär oder teilstationär) des Kindes.


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26.04.2024 um 18:07
Zitat von MalliMalli schrieb:Aber in dem speziellen Fall von Leon wäre es doch naiv zu glauben, dass sich rund um die Uhr irgendwer mit sorgt und kümmert und einem die Grosslast abnimmt. Diese Behinderung ist speziell und mit vielen anderen nicht vergleichbar. Dem muss auch erst mal jemand gewachsen sein. Ein Patz in einer Pflegeeinrichtung oder ähnlichem wäre für die Eltern undenkbar gewesen....
Da muss ich widersprechen und zwar entschieden.

Ja, es stimmt, das Leon unter einer sehr speziellen und v.a. sehr seltenen Erkrankung litt. Aber es handelt sich um eine Erkrankung, die durch einen Gendefekt hervorgerufen ist, und die somit nicht behandel- und v.a. nicht heilbar ist. Hier braucht man Fachärzte und Spezialisten für die Diagnose.

Was in Leons Fall aber eben nicht besonders war, waren die Ausprägungen dieser Erkrankung. Er zeigts Symptome, die regelmäßig einzeln und auch in der Kombination auch bei anderen Erkrankungen vorkommen. Und da die Erkrankung wie gesagt nicht heilbar ist, geht es bei der Betreuung des Kindes v.a. um die Behandlung der Symptome (z.B. der Schlafstörungen, der epileptischen Anfälle, der eingeschränkten Mobilität, der eingeschränkten Sprachentwicklung etc.). Dazu braucht es weder Ärzte noch Pflege- oder Förderkräfte, die auf Syngap-Patienten spezialisiert sind, die gibt es schlichtweg nicht, nicht in Österreich und wahrscheinlich nicht mal einen auf der ganzen Welt, weil dieser Mensch aufgrund der geringen Patientenzahl wenig zu tun hätte.
Sondern es braucht eben Ärzte und Pflege- und Förderkräfte die sich mit der Behandlung neurologischer, motorischer und logopädischer Symptome auskennen. Und davon gibt es genug, auch in Österreich und auch in der österreichischen Provinz.
Für mich war dieses "Leon ist so speziell, dass wir keine ausreichend qualifizierte Unterstützung für ihn finden" ein wesentlicher Bestandteil des Problems der Eltern. Durch ihre Brille war das so.
Aber die Eltern waren zunächst auch nicht auf die Betreuung von Syngap-Patienten spezialisiert und sind als Laien im Laufe der Zeit in diese Aufgabe hereingewachsen (zumindest technisch, mental gesehen ja offenbar nicht). Das gleiche hätte auch für jeder Betreuungskraft gegolten, die zudem ja durch ihre Ausbildung und Qualifikation sogar eine viel bessere Ausgangsbasis gehabt hätte, um sich Spezialkenntnisse und Betreuungs-, Pflege- und Fördertechniken anzueignen, die es für Leons Bedürfnisse gebraucht hätte.


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Leon (6) in Tiroler Ache ertrunken

26.04.2024 um 18:17
Zitat von fischersfritzifischersfritzi schrieb:Ich sehe bei einem Vater der sein Kind in einen Fluss wirft, um es zu töten und damit seine eigenen Probleme, nicht die das Kindes (!), zu lösen, keine Liebe.
Besser kann man diesen Fall nicht umschreiben. Dieses "wollte Leon nicht länger leiden lassen" und "erlösen", wie es jetzt wieder in vielen Kommentaren (nicht in diesem Forum) geäußert wird, kotzt mich dermaßen an. Denen, die so argumentieren, geht es nicht um Leon und sein vermeintliches Leid, sondern fußt auf einer Denkweise, dass Leons Leben nichts wert war. Dieses Wort "erlösen" versucht in diesem Fall, einen Mord als Handlung der Gnade hochzujubeln. Dafür habe ich 0,0 Verständnis.


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Leon (6) in Tiroler Ache ertrunken

26.04.2024 um 19:18
Zitat von fischersfritzifischersfritzi schrieb:Ich sehe bei einem Vater der sein Kind in einen Fluss wirft, um es zu töten und damit seine eigenen Probleme, nicht die das Kindes (!), zu lösen, keine Liebe.
Ich auch nicht. Das ist nichts anderes als Egoismus. Ich glaube, dass niemand hier bestreiten kann, dass man mit einem solchen Kind an und über seine Grenzen kommt und die Verzweiflung manchmal riesengroß ist. Aber sollte sich alles so abgespielt haben, wie es vermutet wird, so ging es dem Vater um nichts anderes als um sich selbst, seine Zukunft und ein vermeintlich friedliches Leben mit seiner Familie und seinem Job.
Hätte er sein Kind geliebt, hätte er andere Wege gefunden- nur kollidierten die mit seiner Vorstellung. Eigene Bedürfnisse zurück stellen, grundlegende Dinge und Strukturen ändern oder dem schönen Schein einen Dämpfer zu verpassen, gehörte anscheinend nicht dazu.
Vermutlich gingen da auch, wie einige schon schrieben, die Meinungen der Eltern auseinander. Es hätte nicht gereicht, wenn nur einer der beiden sich für ein Pflegeheim hätte entscheiden wollen.
Dass der Vater eine solche Tat als einzige Lösung sah, ist wohl allen unbegreiflich. Die Frage ist ja schließlich auch- wie und welchem Gewissen lebt man dann weiter?
Zitat von hopkirkhopkirk schrieb:Denen, die so argumentieren, geht es nicht um Leon und sein vermeintliches Leid, sondern fußt auf einer Denkweise, dass Leons Leben nichts wert war. Dieses Wort "erlösen" versucht in diesem Fall, einen Mord als Handlung der Gnade hochzujubeln. Dafür habe ich 0,0 Verständnis.
Dem kann ich nichts hinzufügen.
Zitat von cododerdrittecododerdritte schrieb:Für mich war dieses "Leon ist so speziell, dass wir keine ausreichend qualifizierte Unterstützung für ihn finden" ein wesentlicher Bestandteil des Problems der Eltern. Durch ihre Brille war das so.
Mit Leons Schicksal konnten sie sich nicht abfinden. Menschlich völlig verständlich. Ich stimme dir zu - wahrscheinlich haben sie etwas erwartet, dass es so nicht gibt, nicht möglich ist. Und ließen sich auf das, was angeboten wurde, evtl nicht richtig ein.


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Leon (6) in Tiroler Ache ertrunken

26.04.2024 um 20:10
Nun ja, ich glaube manche urteilen arg von oben herab und haben noch nie gepflegt. Wenn man sich jahrelang aufopfert, ist irgendwann nichts mehr von einem selbst übrig. Man ist dann auch nicht mehr fähig Hilfe zu holen oder rational zu denken.
Das soll das Verhalten des Vaters nicht entschuldigen, aber ich glaube nicht, dass er so überlegt heimtückisch rangegangen ist, wie hier geschildert wird. Der Mann kann genauso gut komplett am Ende gewesen sein. Wenn man 10 Jahre in Sorge um sein Kind ist, noch dazu die Aussicht dass es immer schlimmer und weniger kontrollierbar wird, dann funktioniert es im Kopf nicht mehr richtig.
Die gesamte Familie kann einem da schon sehr leid tun.


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Leon (6) in Tiroler Ache ertrunken

26.04.2024 um 20:35
@Emsig
Alles schön und gut, aber muss man dann das Kind gleich töten, falls es der Fall war?
Und muss man dann so eine Geschichte auftischen?
Ich kann verstehen, das man verzweifelt und müde ist und große Zukunftsängste hat, aber das gibt einem dennoch nicht das Recht über Leben und Tod zu entscheiden.
Leon wurde nicht abgetrieben und ist geboren worden, also sollte man nicht darüber entscheiden dürfen, ob der Tod eine bessere Lösung wäre.
Das natürlich unter der Voraussetzung, das der Vater Leon hat sterben lassen.


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Leon (6) in Tiroler Ache ertrunken

26.04.2024 um 20:51
Zitat von EmsigEmsig schrieb:Nun ja, ich glaube manche urteilen arg von oben herab und haben noch nie gepflegt. Wenn man sich jahrelang aufopfert, ist irgendwann nichts mehr von einem selbst übrig. Man ist dann auch nicht mehr fähig Hilfe zu holen oder rational zu denken.
Das soll das Verhalten des Vaters nicht entschuldigen, aber ich glaube nicht, dass er so überlegt heimtückisch rangegangen ist, wie hier geschildert wird. Der Mann kann genauso gut komplett am Ende gewesen sein. Wenn man 10 Jahre in Sorge um sein Kind ist, noch dazu die Aussicht dass es immer schlimmer und weniger kontrollierbar wird, dann funktioniert es im Kopf nicht mehr richtig.
Die gesamte Familie kann einem da schon sehr leid tun.
Das sehe ich zumindest ein Stück weit so. Allerdings denke ich, dass sich "Am Ende sein und eine Tat heimtückisch planen" nicht ausschließen.
Für ihn war es so, als stände er mit dem Rücken zur Wand (in jedweder Hinsicht) und sah keinen Ausweg.

Allgemein:
Und damit meine ich nicht, dass es aus MEINER Sicht nicht Alternativen gegeben hätte, sondern anscheinend aus SEINER nicht mehr. (das wird manchmal schnell verwechselt) Schließlich diskutieren wir hier, um erklärliche Gründe zu finden, warum ein Mord/Totschlag vorliegen könnte oder eben nicht/was dafür spricht und was nicht usw. Deshalb finde ich ständige Hinweise darauf, dass man das Problem mit Leon anders hätte lösen können, einfach nur müßig. Es führt ja 1. zu nichts mehr und 2. ist es als Außenstehender immer einfach gesagt.


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Leon (6) in Tiroler Ache ertrunken

26.04.2024 um 20:52
Zitat von EmsigEmsig schrieb:Nun ja, ich glaube manche urteilen arg von oben herab und haben noch nie gepflegt. Wenn man sich jahrelang aufopfert, ist irgendwann nichts mehr von einem selbst übrig. Man ist dann auch nicht mehr fähig Hilfe zu holen oder rational zu denken.
Das soll das Verhalten des Vaters nicht entschuldigen, aber ich glaube nicht, dass er so überlegt heimtückisch rangegangen ist, wie hier geschildert wird. Der Mann kann genauso gut komplett am Ende gewesen sein. Wenn man 10 Jahre in Sorge um sein Kind ist, noch dazu die Aussicht dass es immer schlimmer und weniger kontrollierbar wird, dann funktioniert es im Kopf nicht mehr richtig.
Die gesamte Familie kann einem da schon sehr leid tun.
Solange es noch gereicht hat, mehrere Instagram-Profile zu bespielen, eine Physio-Praxis zu betreiben und neben dem Personal-Trainer-Geschäft auch noch ein Sportalm-Hotel zu eröffnen, würde ich mal davon ausgehen, dass es in den Wochen vor Leons Tod physisch, geistig und mental auch noch hätte reichen können, sich Hilfe von außen zu holen und eine andere Lösung als ein totes Kind zu suchen und zu finden.
Hier wird immer so getan, als hätte es bei Leon nur Alles oder Nichts gegeben: sich selber 24/7/365 um den Jungen kümmern oder ihn in ein Heim geben, wo er mit Medikamenten ruhig gestellt und mit Stricken ans Bett gefesselt worden wäre.
In der Realität gibt es aber sehr vielfältige und vielstufige Hilfsangebote und manchmal sind es schon kleine Änderungen, die durchaus große Auswirkungen haben können. Aber man muss bereit sein, sich erst mal drauf einzulassen und sie anzunehmen.
Die Eltern waren beide "normale", wahrscheinlich sogar eher überdurchschnittlich intelligente Menschen, die als Geschäftsleute tätig waren und in diesen Bereichen regelmäßig auch lang- bis mittelfristige Entscheidungen, sicher auch mit weitreichenden finanziellen und persönlichen Folgen treffen mussten.
Ein 6jähriges Kind, noch dazu mit solchen Einschränkungen wie Leon ist auf Gedeih und Verderb darauf angewiesen, dass seine Eltern für es die richtigen, oder zumindest gute Entscheidungen treffen. Als Eltern ist man nicht nur dafür verantwortlich, dass das Kind täglich zu essen bekommt, gewindelt wird und seine Medikamente einnimmt, sondern auch, dass man mit seinen eigenen Ressourcen verantwortungsvoll so umgeht, dass man die Betreuung dauerhaft leisten kann.
Natürlich ist man beim eigenen Kind anders emotional eingebunden, als bei einer Geschäftsentscheidung, und natürlich ist es schwerer, einen Weitblick zu behalten, wenn man mitten in der Situation steckt.

In meinen Augen hat das ganze auch sehr viel mit dem Setzen von Prioritäten zu tun. Einem erwachsenen Menschen sollte wohl bewusst sein, dass sei ein Almsporthotel nicht ganz so nebenbei aufbauen und führen lässt, v.a. wenn man wegen der familiären Situation eigentlich eh schon am Limit ist und nur noch für die Kamera entspannt lächeln kann.


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