hopkirk schrieb:Es wurde zwar schon endlos durchgekaut, aber so lange hier immer wieder das Wort "erlösen" fällt, so lange werde ich auch dazwischen grätschen. Bei Leon gab es nichts zu erlösen. Er hat sein Leben geliebt, das ist in den Videos ganz offensichtlich. Und es gibt unzählige Eltern behinderter Kinder, die vermutlich ihr letztes Hemd dafür geben würden, wäre ihr Kind auf dem Stand von Leon zum Zeitpunkt seines Todes. Für viele Eltern wäre es ein Traum, wenn ihr Kind selbstständig sitzen könnte, von laufen ganz zu schweigen. Wenn der Tatverdächtige jemand erlösen wollte, dann sich selbst von der Belastung, als die er Leon offenbar empfand. Also aus rein egoistischen Gründen.
Ich gebe Dir in allen Punkten recht.
Allerdings stammt die Formulierung ja nicht von Leuten hier aus dem Thread, sondern es handelt sich um die Wortwahl des Verteidigers des Vaters.
Der wird z.B. hier zitiert:
Darin heißt es: „Mein Mandant weist die Behauptung der Polizei, er habe seinen Sohn in die hochwasserführende Kitzbühler-Ache geworfen, um ihn von seiner Krankheit zu erlösen, entschieden und als völlig absurd zurück.“ Es gebe keine Beweise für seine Schuld, sondern ausschließlich Indizien, die nicht tragfähig seien. „Mein Mandant ist schockiert und zutiefst bestürzt [...].“
Quelle:
https://www.rtl.de/cms/nach-leons-6-tod-in-kitzbueheler-ache-vater-gilt-als-mordverdaechtiger-so-kam-die-polizei-auf-ihn-15032413.htmlEs geht dem Verteidiger darum, die Vorwürfe der Ermittler und Staatsanwaltschaft als möglichst "absurd" darzustellen. Deshalb bin ich nicht sicher, ob dieses "Erlösen-wollen" tatsächlich von den Ermittlern als Motiv des Vaters angesehen wurde oder ob das nicht eine eher freie Interpretation des Verteidigers ist. Eben weil dieser Vorwurf, gerade vor dem Bild, dass der TV von sich und seinem Umgang mit dem Sohn in der Öffentlichkeit aufgebaut hat, "absurd" wirkt.
Vielleicht steht in dem Haftbefehl als Motiv etwas wie: "wollte nicht mehr jeden Tag mit der Erkrankung, Hilfsbedürftigkeit und dem Ausbleiben des von ihm erhofften Verbesserung des Entwicklungsstandes des Kindes konfrontiert werden". Daraus kann man eine sehr große Bandbreite an dahinterstehenden Emotionen und Motiven ablesen: von "die tägliche Pflege des Kindes war im lästig" bis "er wollte das Kind nicht mehr täglich leiden sehen".
Das ist natürlich nur Spekulation, wir kennen den Wortlaut nicht und wissen deshalb auch nicht, welches Motiv die Ermittler beim Vater vermuten.
Aber ich will damit nur davor warnen, sich zu sehr auf die Formulieren des "Erlösen-wollens" festzubeißen. Meiner Meinung nach ist das eine sehr bewusst getroffene Wortwahl von der Verteidiger- und nicht von der Ankläger-Seite.