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Verschwinden und Tod von Gabby Petito

7.484 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: USA, Vermisst, September ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
Zu diesem Thema gibt es eine von Diskussionsteilnehmern erstellte Zusammenfassung im Themen-Wiki.
Themen-Wiki: Verschwinden und Tod von Gabby Petito

Verschwinden und Tod von Gabby Petito

05.10.2021 um 01:37
Zitat von BlutgräfinBlutgräfin schrieb:Ganz richtig, Ockham's Razor.
Allerdings übersiehst du dabei, dass eine Person hinterher tot und die andere auf der Flucht ist.
Und Beziehungstaten fallen nun mal selten aus einem Himmel voller Geigen, sie haben üblicherweise eine Vorgeschichte, die meist erahnen lässt, wer am Ende tot sein könnte und wer nicht.

Denn wir wollen doch nicht vergessen, dass es hier um eindeutig festgestellte Fremdeinwirkung bei einem Todesfall geht. Eindeutig festgestellt trotz wochenlanger Liegezeit des Leichnams, Elementen und Tieren ausgesetzt. Es kann sich also demzufolge um keine Verletzungen handeln, die ebenso von einem Unfall herrühren könnten, dann wäre die Ursache nämlich als unklar deklariert worden.
Ich hatte das schon mal erwähnt, aber ich denke, der Fehler den wir hier oft machen ist, dass wir in Kenntnis des Endpunktes (GP=tot) alle vorherigen uns bekannten Handlungen der Beteiligten als einen einzigen kausal verknüpften Handlungsstrang vorstellen (was er nicht ist!), und dabei verschiedenen kognitiven Bias erliegen.

Viele der Dinge, die wir aus dem Leben und insbesondere dem Trip von BL und GP kennen, haben aber sehr wahrscheinlich überhaupt nichts mit dem Endpunkt zu tun. Die Geschehnisse, Handlungen und Umstände, die wir kennen, sind zufälliges, fragmentarisches Wissen, und viele Details und ganze Handlungsabschnitte kennen wir gar nicht.

Da wir trotzdem die Gründe (und den Sinn) für den Endpunkt wissen wollen, sind wir anfällig dafür, alle uns bekannten Handlungen und Fakten oftmals aus einem Blickwinkel, der unserer voreingenommenen Sichtweise in Kenntnis des Endpunktes entspricht, zu interpretieren. Anders gesagt: wir bewerten alle uns bekannten Handlungen und Geschehnisse in dem Fall unter dem Blickwinkel "wie ist diese Handlung/Geschehnis mit dem Tod von GP verknüpft".

Dies führt dann dazu, dass diejenigen, die von BL's Schuld am Tod von GP ausgehen, jedes vorangegangen bekannten Geschehen so interpretieren, daß in diesem Geschehen BL's Tätereigenschaft schon sichtbar sein muss (und umgekehrt - aber es gibt ja eigentlich niemanden, der nicht von einer Beteiligung von BL ausgeht). BL's Verhalten im vorangegangenen Geschehen wird dann als negativ interpretiert. Im nächsten Schritt wird dann wiederum diese negative Bewertung von BL's vorangegangenem Verhalten als Bestätigung der eigenen Anfangshypothese ("BL ist schuldig") gesehen, da er in seiner Vergangenheit ja nun scheinbar schon negatives Verhalten gezeigt hat.

Diese Art von Denken führt zu mehreren kognitiven Bias (hier in der Diskussion zu beobachten u.A. Confirmation Bias, Belief Bias, illusorische Korrelation, Halo-Effekt, siehe Wikipedia: Liste kognitiver Verzerrungen) und ist daher analytisch nicht sauber, aber weit verbreitet (siehe z.B. diese interessante Meta-Studie: "Cognitive Biases in Criminal Case Evaluation: A Review of the Research" https://link.springer.com/article/10.1007/s11896-020-09425-8).

Lange Rede kurzer Sinn: es ist besser, jede uns bekannte Handlungen und Geschehnisse in einem Fall zuerst einzeln und ohne a priori angenommene Korrelation zu analysieren, und erst zuletzt auf Grundlage dieser Einzelanalysen Schlüsse zu ziehen, und nicht andersherum.


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Verschwinden und Tod von Gabby Petito

05.10.2021 um 01:44
Ergänzung:

Zitat aus der Studie:
(...) police officers’ initial beliefs about the innocence or guilt of a suspect in a fictional criminal case predicted their evaluation of subsequent ambiguous evidence, which in turn predicted their final beliefs about the suspect’s innocence or guilt.
Quelle: https://link.springer.com/article/10.1007/s11896-020-09425-8

Das bring es auf den Punkt.


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Verschwinden und Tod von Gabby Petito

05.10.2021 um 01:56
Zitat von incognitusincognitus schrieb:Lange Rede kurzer Sinn: es ist besser, jede uns bekannte Handlungen und Geschehnisse in einem Fall zuerst einzeln und ohne a priori angenommene Korrelation zu analysieren, und erst zuletzt auf Grundlage dieser Einzelanalysen Schlüsse zu ziehen, und nicht andersherum.
Widerspricht dies nicht dem Bufferly-effect?


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Verschwinden und Tod von Gabby Petito

05.10.2021 um 02:00
Zitat von topscorertopscorer schrieb:Widerspricht dies nicht dem Bufferly-effect?
Was genau meinst Du? Ich kenne den Butterfly Effect nur aus der deterministischen nichtlinearen Dynamik, nicht aus der Kognitionspsychologie bzw. Logik.


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Verschwinden und Tod von Gabby Petito

05.10.2021 um 06:09
Zitat von incognitusincognitus schrieb:und umgekehrt - aber es gibt ja eigentlich niemanden, der nicht von einer Beteiligung von BL ausgeht).
Aber es gibt viele, die von einem 'Versehen' ausgehen, weil Brian ja eigentlich ein voll netter Typ ist. Und die krampfhaft versuchen, jede auch noch so schäbige Aktion von Brian (er ruft nicht die Polizei, er sucht Gabby nicht, er klaut ihren Van, er holt Geld von ihrem Konto, er lässt Gabbys Eltern auflaufen) mit irgendwelchen absurden Alternativerklärungen umzusetzen.
Zitat von incognitusincognitus schrieb:Lange Rede kurzer Sinn: es ist besser, jede uns bekannte Handlungen und Geschehnisse in einem Fall zuerst einzeln und ohne a priori angenommene Korrelation zu analysieren, und erst zuletzt auf Grundlage dieser Einzelanalysen Schlüsse zu ziehen, und nicht andersherum.
Da widerspreche ich Dir (und Ockham auch). Gerade dieses Verhalten, alles in Einzelteile zu zerlegen und sich für jedes Einzelteil eine (mehr oder weniger) plausible Alternativerklärung einfallen zu lassen, führt doch zu einer in der Gesamtansicht komplett unwahrscheinlichen Geschichte.
Wenn wir für 5 fragwürdige Verhalten von Brian 5 harmlose Alternativerklärungen suchen und jede dieser harmlosen Alternativen hat eine Wahrscheinlichkeit von 10%, dann hat die gesamte Erzählung eine Wahrscheinlichkeit von 0,001%.


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Verschwinden und Tod von Gabby Petito

05.10.2021 um 07:22
Zitat von incognitusincognitus schrieb:Ich hatte das schon mal erwähnt, aber ich denke, der Fehler den wir hier oft machen ist, dass wir in Kenntnis des Endpunktes (GP=tot) alle vorherigen uns bekannten Handlungen der Beteiligten als einen einzigen kausal verknüpften Handlungsstrang vorstellen (was er nicht ist!), und dabei verschiedenen kognitiven Bias erliegen.

Viele der Dinge, die wir aus dem Leben und insbesondere dem Trip von BL und GP kennen, haben aber sehr wahrscheinlich überhaupt nichts mit dem Endpunkt zu tun. Die Geschehnisse, Handlungen und Umstände, die wir kennen, sind zufälliges, fragmentarisches Wissen, und viele Details und ganze Handlungsabschnitte kennen wir gar nicht.
Im Prinzip richtig. In diesem Fall hast du allerdings in dem Zeitraum rund um den Mord nur begrenzt viele Freiheitsgrade. Sie hielten sich nicht in einer Millionenstadt sondern auf einem abgelegenen Camground am Popo der Welt auf, es gibt ein recht eng umrissenenes Zeitfenster in dem er spätestens nach Florida losgefahren sein muss. Es gibt nicht viele, aber immerhin enige Sichtungen und Kontakte. Das alles schränkt das, was passiert sein kann, schon ziemlich ein.
Zitat von incognitusincognitus schrieb:Dies führt dann dazu, dass diejenigen, die von BL's Schuld am Tod von GP ausgehen, jedes vorangegangen bekannten Geschehen so interpretieren, daß in diesem Geschehen BL's Tätereigenschaft schon sichtbar sein muss (und umgekehrt - aber es gibt ja eigentlich niemanden, der nicht von einer Beteiligung von BL ausgeht). BL's Verhalten im vorangegangenen Geschehen wird dann als negativ interpretiert.
Sie waren seit fast 3 Monaten zu zweit unterwegs. Über die Hälfte der Frauen in den USA wird Opfer einer Beziehungstat und ein signifikanter Teil von denen nach Streitereien im Vorfeld. Es wäre vollkommen abstrus, eine Tatbeteiligung von ihm nicht priorisiert zu untersuchen. Und wenn man das tut, dann geht man natürlich im Rahmen dieses Szenarios davon aus, dass er Täter war und checkt, welche Fakten ins Bild passen und welche nicht. Wie soll das denn sonst funktionieren?
Zitat von incognitusincognitus schrieb:Lange Rede kurzer Sinn: es ist besser, jede uns bekannte Handlungen und Geschehnisse in einem Fall zuerst einzeln und ohne a priori angenommene Korrelation zu analysieren, und erst zuletzt auf Grundlage dieser Einzelanalysen Schlüsse zu ziehen, und nicht andersherum.
Was machen die Ermittlungsbehörden? Warum beginnt bei Morden die Polizei fast immer mit ihren Ermittlungen im aktuell engsten Beziehungskreis? Gehen sie damit völlig offen an die Sache heran, oder checken sie nicht zunächst exakt das ab, was in der Mehrheit der Fälle vorliegt, nämlich eine Beziehungstat, weil ein solcher Bias in über der Hälfte der Fälle sehr schnell zum richtigen Ergebnis führt?

Aber davon kann man sich lösen. Mach ein Gedankenexperiment. Dreh in diesem Fall doch einfach den Spiess um. Schliesse kategorisch aus, dass er es war und konstruiere einen Case, der alle bekannten Fakten rund um die vermutete Tatzeit, seine Rückfahrt, Kommunikationsverhalten und Verschwinden unter einen Hut bringt. Dann unterstellst du, dass er es eben nicht war und machst bzgl. der Einordnung genau das Gegenteil von dem, was du den meisten hier zuschreibst. Bei welchem Szenario endest du dann? Bitte beschreiben.


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05.10.2021 um 07:27
Brians Schwester hat sich in einem Video erneut öffentlich dem Sender NewsNation zur Rede gestellt .

Sie hat ihren Bruder seit seiner Rückkehr am 1.09. nicht alleine gesehen - Er kam am 1.09. in Begleitung der Eltern mit dem Mustang zu Besuch .Sie wusste nicht das er den Van mit nach Hause gebracht hat. Das Labor Day Treffen auf dem Campingplatz war dann am 6.09. und dauerte nur ein paar Stunden und auch hier gab es wohl keinen Anlass für sie zu denken das etwas im Argen ist.

Auch sie merkte erst am 11.9. das da etwas nicht stimmt. Gabbys Familie hatte bei ihr wohl auch nicht angerufen .

Sie weiß nichts und ihre Eltern reden nicht mit ihr darüber.

Youtube: Brian Laundrie's sister: Watch the full interview with Cassie Laundrie
Brian Laundrie's sister: Watch the full interview with Cassie Laundrie
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Verschwinden und Tod von Gabby Petito

05.10.2021 um 07:28
Zitat von SeidenraupeSeidenraupe schrieb:ist egal
Nach ihrem Tod konnte sie keine wirksame Einwilligung zu einer Kontonutzung geben und es tritt mit dem Tod eines Menschen nunmal auch die gesetzliche Erbfolge ein
Darum ging es mir zwar gar nicht, aber nun gut.
Mir ging es darum, dass ich mir vorstellen könnte, dass der Haftbefehl wegen des Kontos nur ausgestellt wurde, damit man überhaupt einen Haftbefehl hat. Das der Aufwand der betrieben wird in keiner Relation zu dem Grund des Haftbefehls steht.


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Verschwinden und Tod von Gabby Petito

05.10.2021 um 07:36
Zitat von amsel_1402amsel_1402 schrieb:Aber es gibt viele, die von einem 'Versehen' ausgehen, weil Brian ja eigentlich ein voll netter Typ ist. Und die krampfhaft versuchen, jede auch noch so schäbige Aktion von Brian (er ruft nicht die Polizei, er sucht Gabby nicht, er klaut ihren Van, er holt Geld von ihrem Konto, er lässt Gabbys Eltern auflaufen) mit irgendwelchen absurden Alternativerklärungen umzusetzen.
Das sehe ich anders als du, ich sehe hier viele, die behaupten das BL der schuldig ist und dies mit selbst konstruierten Aussagen belegen wollen. Es gibt aber keine Beweise für diese Behauptungen.

Beispiele:

Behauptung 1: Er misshandelt sie körperlich und seelisch

Kein Beweis dafür, sondern nur ein Vorfall der sich wie folgt darstellte

Zeuge sieht kompletten Streit, und sagt aus:Diskussion, sie schlägt ihn, er wehrt sich und geht in den Van, sie klettert über das Fenster und ihn in den Van.
911-Zeuge sieht nur Teil, ab da wo er sich wehrt und sagt aus er schlägt sie, er geht in den Van und sie steigt über Fenster und ihn ins den Van.
BL und GP sagen beide aus: Streit, er schlägt vor das beide entgegengesetzt eine Runde laufen um runter zu kommen, was sie nicht will, sie schlägt ihn er wehrt sich, sie steigt ins Auto und sie fahren los

Für mich kein Beweis einer dauerhaften Misshandlung, sondern eine aus der Situation entstande Begebenheit, wo von beiden Seiten Fehler gemacht wurden.

Behauptung 2: Streitsucht von BL

Disput im texmex, hier von Wissen wir aber rein garnicht ausser das er wohl stattfand.

Aber nicht den Auslöser, und da könnte es verschiedene geben. Er is gereizt und lässt es am Personal aus oder GP sagte etwas, das Personal wird unflätig ihr gegenüber und er spring für sie ein und verteidigt sie

Beides könnte auch mit ihrer späteren Entschuldigung, die ihr wohl wichtig war zusammen passen.

Also kein Beweis, der Behauptung.

Behauptung 3: Kontrolle über sie

Keiner ausser der Freundin hat so etwas je gesagt und vermutet

Dagegen spricht allerdings auf den ersten Blick, mehr haben wir ja nicht:

- Fahrzeug auf sie zugelassen (Käufer/Eigentümer unbekannt)
- Der Blogg ist ihr Wunsch
- Geld auf ihren Karten (ob das Geld ihres oder von beiden unbekannt)
- der großteil der Tour auf ihre Bedürfnisse abgestellt (Reiseziele, Fotos, Videos, Arbeitszeit) er scheint nur als Fahrer zu fungieren
- er will laut Freundin Aussage verhindern, daß die beiden Kontakt haben....aber seltsamer Weise soll es ein Treffen mit ihr im yellowstone geben, wo die Freundin den Zeitpunkt bestimmt

Für mich sehen diese Punkte nicht nach, er hat das sagen und die Kontrolle aus.
Kein Beweis

Daher sage ich in diesem Fall ist überhaupt garnichts wirklich gesichert, ausser das GP jetzt leider Tot ist und keiner weiss was geschehen ist.


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05.10.2021 um 07:48
Zitat von AVIOLIAVIOLI schrieb:Sie weiß nichts und ihre Eltern reden nicht mit ihr darüber.
Mit dem Interview kann man dann ja wohl auch die wüsten Spekulationen, er wäre gar nicht zurück nach Florida geflogen, ad acta legen. Ab 8:50: Er kam am 17. sie hat ihn getroffen, sie hat in der Zeit vor seinem Rückflug ein Face-time mit Gabby gehabt. Also war Gabby in der Zeit am Airport in Salt Lake City, da er ja dorthin zurückkam. Checkout war am 24., das hat ihr Vater gesagt.


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Verschwinden und Tod von Gabby Petito

05.10.2021 um 07:52
Zitat von blacklady2309blacklady2309 schrieb:Für mich sehen diese Punkte nicht nach, er hat das sagen und die Kontrolle aus.
Kein Beweis
Und wer genau führt jetzt diese von Dir genannten Beispiele als Beweis an? Das sind doch alles nur Nebenschauplätze, die mit der Beweislage nicht viel zu tun haben und die auch vor Gericht wohl kaum für die Frage nach Schuld oder nicht-Schuld relevant wären, sondern höchstens für die Frage nach der angemessenen Strafe.

Relevant für die Schuldfrage sind folgende Fakten:
Er war mit ihr alleine unterwegs. Während dieser Reise haben sie sich in einem solchen Ausmaß gestritten, dass die Polizei gerufen wurde. Ebenfalls während dieser Reise ist sie zu Tode gekommen, und zwar erwiesenermaßen durch Fremdeinwirkung. Er ist ohne sie mit ihrem Van zurückgekommen und hat ihr (bzw. korrekterweise ihren Erben) Geld gestohlen. Er hat nicht nach ihr gesucht, er hat weder ihre Eltern noch die Polizei über ihr Verschwinden informiert, auch nicht auf Nachfrage. Jetzt ist er auf der Flucht.

Bei dieser Faktenlage brauche ich Spekulationen über vorangegangene Misshandlungen, Streitsucht oder Kontrollsucht gar nicht.


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Palio ehemaliges Mitglied

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Verschwinden und Tod von Gabby Petito

05.10.2021 um 08:01
Zitat von margarethamargaretha schrieb:homicide ist in meinem verlinkten Beitrag erklärt worden
Rick_Blaine schrieb am 24.09.2021:
"Tod durch Fremdeinwirkung"
kann damit neben Mord ja auch Totschlag und sofern im US-Gesetz vorhanden "fahrlässige Tötung", "Tod durch Unterlassen" bedeuten.
Du vermischst immer noch die rechtsmedizinische/biomechanische Einschätzung mit der juristischen.

Tod durch Fremdeinwirkung heißt, dass der Leichenbeschauer durch die Leichenschau rückschließen kann, welche Handlung/Aktion/Einwirkung zum Tode führte:
Unfall, Suizid, Homozid, so wird es in den USA unterteilt.
Es geht nicht um die juristische Bewertung.
Zitat von margarethamargaretha schrieb:Das Wort „Unfall“ im Bezug auf die Todesart sollte man nicht wörtlich nehmen oder auslegen, ich glaube da handelte es sich um ein Missverständnis
Doch, den Begriff sollte man wörtlich nehmen. Es geht (noch) nicht um Vorsatz oder Fahrlässigkeit, sondern nur um Feststellbarkeit der (menschlichen) Fremdeinwirkung.

Diese war hier nach der ersten Leichenschau gegeben, zum Beispiel durch nicht selbst beigebrachte Schusswunden, Stangulationsnachweis, Stichverletzungen oder ein Erschlagen (zu differenzieren vom Sturz).
Zitat von margarethamargaretha schrieb:Nahezu allen hier ist klar, daß damit kein Unfall im eigentlichen Sinne, sondern eine ungeplante und nicht beabsichtigte Tötung von GP durch BL gemeint ist-sofern er der Täter war!
Beispiele für ungeplante und nicht beabsichtigte Tötung (fälschlich als Unfall verstanden)
Ich weiß nicht, wem klar ist, was gemeint ist, wenn etwas falsch bezeichnet wird. Ich bin für eindeutige Definition.
Vermutungen zum Tötungsvorsatz (der ist erst später, nach festgestellter Fremdeinwirkung zu beurteilen) sollte man mit der Unterscheidung der bloßen Einwirkungszeichen am Leichnam nicht vermischen.

Angenommen, die Leiche weist tödliche Schlussverletzungen auf. Der Leichenbeschauer soll nun nur beurteilen, ob der Tote selbst geschossen hat oder ein Fremder. Er wird nicht beurteilen, ob der Täter in Tötungsabsicht schoss oder eigentlich einen Bären erlegen wollte. Das ermitteln die Kriminalisten.

Zu GP - Der Arzt sah hier nur: Diesen Tod hat ein anderer Mensch herbeigeführt, nicht das Opfer selbst. Der Tod wurde auch nicht durch physikalische Kräfte ohne die Anwesenheit und Handlungen eines anderen Menschen herbeigeführt.

Nochmal: Unfall und Homicide müssen unterscheidbar sein, sonst ist die Todesart "unklar".
Wenn wir nun dazu passend Szenarien entwerfen, dann entfällt alles, wo der Leichnam doppeldeutige Befunde aufweist. Also entfällt zum Beispiel ein Schubs mit unglücklichem Stürzen. Eine Affekttat kann es dennoch sein.
Zitat von amsel_1402amsel_1402 schrieb:Wenn wir für 5 fragwürdige Verhalten von Brian 5 harmlose Alternativerklärungen suchen und jede dieser harmlosen Alternativen hat eine Wahrscheinlichkeit von 10%, dann hat die gesamte Erzählung eine Wahrscheinlichkeit von 0,001%.
Hier sollte man unterscheiden:
Ein geschlossener Handlungsstrang oder ein konkret umrissener Sachverhalt können viele Hinweise haben, die auf das Ergebnis deuten. Da wäre es falsch, das Gesamtbild aus Hinweisen (den Indizienring) in Einzelteile zu zerlegen und jede mögliche Erklärung gleichwertig zu betrachten.

Die Lebenswirklichkeit eines Menschen ist jedoch zu komplex, um eine bestimmte Abfolge zu unterstellen mit nur einem möglichen Ziel. Es gibt bei Tötungsdelikten eine Vielzahl von Ursachen und kein typisches Muster oder einen bestimmten Tätertyp.

Daher muss man BLs Verhalten kurz zuvor retrospektiv nicht zwangsläufig in eine Richtung interpretieren (die man sich selbst vorgegeben hat). Er kann sich nach außen normal verhalten haben und trotzdem die Tat begangen haben. Er wird als Täter nicht wahrscheinlicher, wenn er bereits im Vorfeld als aggressiver Provokateur oder jähzorniger Schläger aufgefallen ist. Es gibt Statistiken, wonach ein Tötungsdelikt in einer Gewaltbeziehung erstaunlicherweise selten vorkommt. Bei Tötungsdelikten ohne Gewaltvorgeschichte sind häufig Lebenskrisen (u. a. Trennungssituation) ausschlaggebend.

Man kann natürlich, wenn man möchte, die These aufstellen, dass man aus den bekanntgewordenen Informationen über Streitigkeiten eine bestimmte Persönlichkeit oder ein Beziehungsmuster herausliest, welche den Tod von Gabby vorhersehbar machen, es ist jedoch schwer, das mit den dürftigen Informationen überzeugend zu begründen.

Ist ja ganz interessant, wie einige hier ihre eigenen Erfahrungen widergespiegelt sehen oder wie verschieden Handlungen und Verhaltensweisen interpretiert werden.
Daran sieht man sehr schön die große Bandbreite der Norm und wo man sich selbst befindet.
Ist so ein Streit, wie ihn GP und BL hatten, völlig im normalen Rahmen oder nicht mehr normal? Ist Streiten ein Kennzeichen einer "toxischen Beziehung"? Wann ist eine Beziehung "toxisch"? Jeder denkt anders darüber - das ist ganz spannend.

Ich persönlich finde lediglich sein Nachtatverhalten so auffällig, dass es wenig Spielraum für andere Erklärungen zulässt.
Zitat von amsel_1402amsel_1402 schrieb:Bei dieser Faktenlage brauche ich Spekulationen über vorangegangene Misshandlungen, Streitsucht oder Kontrollsucht gar nicht.
Das sehe ich auch so.


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Verschwinden und Tod von Gabby Petito

05.10.2021 um 08:03
@Kaietan

Ja das in Frage stellen des Heimfluges kann man wohl ad acta legen ( verstehe aber auch nicht wer das warum in Frage gestellt hatte ) . Auch das das 1. Interview womöglich in Absprache mit dem Familienanwalt stattgefunden hat sich für mich erledigt . Sie sagt ganz klar das sie nicht von diesem Anwalt vertreten wird und selbst auch keinen Anwalt in der Sache beauftragt hat.


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Verschwinden und Tod von Gabby Petito

05.10.2021 um 08:03
Zitat von amsel_1402amsel_1402 schrieb:Bei dieser Faktenlage brauche ich Spekulationen über vorangegangene Misshandlungen, Streitsucht oder Kontrollsucht gar nicht.
Sie dienen eher einer Untermauerung, wie es dazu kommen konnte. Aber im Grundsatz hast du völlig recht. Eigentlich ist das total unnötig. Die Fakten sind so wie sie sind und es kann nur eine recht überschaubare Anzahl von Szenarios geben, auf die diese Fakten zutreffen. Ob es Umstände gab, die retrospektiv darauf hindeuten könnten, dass er zu so einer Tat fähig wäre, spielt angesichts der Gesamtsituation eigentlich überhaupt keine Rolle.


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05.10.2021 um 08:06
Zitat von amsel_1402amsel_1402 schrieb:Relevant für die Schuldfrage sind folgende Fakten:
Er war mit ihr alleine unterwegs. Während dieser Reise haben sie sich in einem solchen Ausmaß gestritten, dass die Polizei gerufen wurde. Ebenfalls während dieser Reise ist sie zu Tode gekommen, und zwar erwiesenermaßen durch Fremdeinwirkung. Er ist ohne sie mit ihrem Van zurückgekommen und hat ihr (bzw. korrekterweise ihren Erben) Geld gestohlen. Er hat nicht nach ihr gesucht, er hat weder ihre Eltern noch die Polizei über ihr Verschwinden informiert, auch nicht auf Nachfrage. Jetzt ist er auf der Flucht.
Und wieder dieses Behauptung als Beweis hingestellt.

Du weisst nicht ob sie allein waren als passierte, du weisst nichtmal ob er da war.

Ob es ihr Van war weisst du auch nicht, er kann auch ihm gehört haben und war nur aus steuerlichen Gründen auf sie angemeldet oder fals bereits in Vorbereitung auf die bloggerkarriere Firma gegründet auf diese angemeldet.

Ob er Geld gestohlen hat weisst du auch nicht, ja es gibt den Haftbefehl, aber kein Urteil. Wenn auch sein Geld nachweislich auf dem Konto war, kann er sogar freigesprochen werden, wenn er nur seine Anteil abhob. Zumal noch nichtmal klar ist ob er von ihrem Tod wusste, dies müsste erst ein Gericht klären


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05.10.2021 um 08:09
Zitat von amsel_1402amsel_1402 schrieb:Relevant für die Schuldfrage sind folgende Fakten:
Er war mit ihr alleine unterwegs. Während dieser Reise haben sie sich in einem solchen Ausmaß gestritten, dass die Polizei gerufen wurde. Ebenfalls während dieser Reise ist sie zu Tode gekommen, und zwar erwiesenermaßen durch Fremdeinwirkung. Er ist ohne sie mit ihrem Van zurückgekommen und hat ihr (bzw. korrekterweise ihren Erben) Geld gestohlen. Er hat nicht nach ihr gesucht, er hat weder ihre Eltern noch die Polizei über ihr Verschwinden informiert, auch nicht auf Nachfrage. Jetzt ist er auf der Flucht.

Bei dieser Faktenlage brauche ich Spekulationen über vorangegangene Misshandlungen, Streitsucht oder Kontrollsucht gar nicht.
Ich messe da ehrlich gesagt mit zweierlei Maß. Die Öffentlichkeit kann sich die Spekulationen ertstmal sparen, denn sie sind Sache der Staatsanwaltschaft. Bei dem oben beschriebenen Szenario könnte der mutmaßliche Täter, sofern man seiner habhaft wird, behaupten, seine Freundin sei eines Morgens einfach weg gewesen und aufgrund der vorangegangenen Streitigkeiten hätte er sich gedacht "sch... drauf, dann ist es halt aus." Als Verteidigungsstrategie könnte er auf alle Vorwürfe (Verschwinden nicht gemeldet, Geld abgehoben, Flucht etc.) antworten "na und, war nicht nett, aber war mir egal". Nichts davon überführt ihn eines Mordes, es sind allenfalls Indizien zu möglichem Nachtatverhalten. Ein Ankläger wird also sehr wohl jede SMS und jedes Foto und jede Zeugenaussage der Familie nach Hinweisen "aus dem Nähkästchen" durchwühlen, um ein glaubhaftes Motiv konstruieren zu können.


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05.10.2021 um 08:09
Zitat von blacklady2309blacklady2309 schrieb:Und wieder dieses Behauptung als Beweis hingestellt.
Du weisst nicht ob sie allein waren als passierte, du weisst nichtmal ob er da war.
Ob es ihr Van war weisst du auch nicht...
Ob er Geld gestohlen hat weisst du auch nicht,
Erleuchte uns doch, da hier ja so viel Unwissen preisgegeben wird. Was ist deiner Meinung nach passiert und wieso reagierte er deiner Meinung nach so wie er reagiert hat? Danke!


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05.10.2021 um 08:10
Zitat von MailaikaMailaika schrieb:Mir ging es darum, dass ich mir vorstellen könnte, dass der Haftbefehl wegen des Kontos nur ausgestellt wurde, damit man überhaupt einen Haftbefehl hat. Das der Aufwand der betrieben wird in keiner Relation zu dem Grund des Haftbefehls steht.
Das ist richtig und nicht weit hergeholt. Ich hatte das ja schon am Tag, als der Haftbefehl und die Anklage bekannt wurden geschrieben. Dies ist ein strategisch geschickter Schachzug der Bundesanwaltschaft, um einerseits BL habhaft zu werden und andererseits Ermittlungsergebnisse nicht öffentlich zu machen und damit weitere Ermittlungen nicht zu behindern. Das geschieht durchaus immer mal, ist rechtlich OK, soweit es eine tatsächliche Grundlage für die Anklage gibt aber ist vermutlich nicht das eigentliche Ziel der Bundesanwaltschaft.

Würde er nur für diese Tat verurteilt werden, ohne dass er irgendwelche Vorstrafen hat, wovon hier nichts bekannt ist, usw. wäre die höchste zu erwartende Strafe 6 Monate, und als Ersttäter mit ziemlicher Sicherheit ohne jede abzusitzende Zeit (nach USSC offense level 6). Dafür würden die Bundesbehörden kaum diesen Aufwand machen, das kann ich aus meiner Erfahrung bestätigen. Es ist m.E. eindeutig, dass sie hier wegen schlimmerem ermitteln und diesen strategischen Weg eingeschlagen haben, um die Ermittlungen möglichst ohne äussere Einflüsse zu ermöglichen. Wie gesagt, das ist meine persönliche Einschätzung, auf Erfahrung beruhend.

Man darf freilich auch nicht vergessen, dass selbst eine solche Anklage, sollte sie mal vor Gericht kommen, bewiesen werden muss. Dass BL tatsächlich Gabbys Debitkarte widerrechtlich genutzt hat ist bisher nur angeklagt, noch nicht bewiesen. Aber es gibt offensichtlich einen begründeten Tatverdacht, welcher den Richter soweit überzeugt hat.


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05.10.2021 um 08:24
@Rick_Blaine

Welche Vorraussetzungen sind in den USA notwendig um so etwas wie eine " Funkzellenabfrage "zu beantragen.

Ist das dann ein Geofence - Warrant ?


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