Verschwinden und Tod von Gabby Petito

Grollie schrieb:Dass man in dem Alter, ohne verheiratet zu sein, davon ausgehen kann, dass es üblich war, dass er von ihrer Kreditkarte Geld abhob, erscheint mir auch eher zu seinen Gunsten konstruiert.

ist nicht von Bedeutung.

Eine leblose Gabby konnte ihrer Kreditkartennutzung durch Brian nicht zustimmen. Das ist die gesetzl Grundlage für den Haftbefehl.

alles was vorher stattfand, auch das er ihre Pin kannte bzw vielleicht öfter Geld abhob oder mit der KArte zahlte, ist nicht relevant.

@Grollie
Die Frage ist ja auch, ob dieses Geld nicht sogar schon in einer Flucht Absicht abgehoben wurde. Und ob nicht schon in den Tagen nachdem er zurückgekehrt war sorgfältig eingekauft worden ist. Das wissen wir eben alles nicht. Er könnte ja theoretisch mit einer Menge NotNahrung und Wasseraufbereitern unterwegs sein. Er ist ja anscheinend so ein naturbursche der Ahnung hat

Elli84 schrieb:Aber was Du völlig außer acht lässt, ist die Abhängigkeit in der sie sich befindet und auf die schon mehrfach hingewiesen wurde. Sie traut sich ja anscheinend tatsächlich nicht zu den Wagen über längere Strecken zu fahren. Das bedeutet eben auch, dass sie nicht einfach so die Polizei rufen den Schlüssel an sich nehmen und nach Hause fahren kann, weil sie sich eben genau das nicht zutraut. Sie ist also darauf angewiesen, dass letztlich brian ihr den Van wieder nach Hause fährt

Sie hatte Eltern, sogar zwei "Väter", die ihr sicher sofort helfend zugeeilt wären. Das ist ja genau das, was ihr Vater noch der Presse sagt, dass er die Dinge regelt für sie und sie das weiß.

Wäre BL mit dem Van weggefahren, hätte sie ihn direkt wegen Diebstahl anzeigen können und er hätte ein Riesenproblem gehabt.

Sie hatte über $ 1.000 auf ihrer Debit Karte (soviel zumindest, wie er später abhob), davon hätte sie easy in ein Hotel gekonnt und von da weiter sehen. Den Van hätte sie irgendwo abstellen können - vielleicht wäre eine Freundin mit ihr weiter auf den Trip gefahren.

Sie hatte ganz objektiv viele Möglichkeiten.

@Boho
Aber wir hatten doch jetzt schon mehrfach festgehalten, dass sie Ängste gehabt hat. Das hat sie ja nicht grundlos gesagt. Und wenn man in Ängsten verstrickt ist, dann ist das alles nicht mehr objektiv oder logisch. In dem Moment hat man einfach panische Angst allein stehen gelassen zu werden. Man fühlt sich hilflos, ob man es tatsächlich ist , ist völlig egal. durch die Angst wird es Realität.

Boho schrieb:Sie hatte ganz objektiv viele Möglichkeiten.

Objektiv und subjektiv sind halt zwei unterschiedliche Betrachtungsweisen. Nicht alle Menschen sind sehr selbstständig und finden sich alleine zurecht, je jünger und je unerfahrener, desto schwieriger dürfte es sein.
Amis sind in dieser Hinsicht im Schnitt vielleicht noch unerfahrener, weil viele von ihnen nie das eigene Land verlassen, während der durchschnittliche Europäer mit Anfang 20 schon öfter im Ausland war.

Auf einer einsamen Straße im Nirgendwo der USA ggf. ohne Handyempfang hätte ich als ü40 Mann vielleicht auch zumindest mulmiges Gefühl.

@Stan_Marsh
Korrekt und da ist nicht mit einbezogen, was die eigene Biografie natürlich noch dazu beiträgt und die Gene. Wenn man sowieso schon mit Angsterkrankung zu kämpfen hat oder zumindest mit Ängsten dann vielleicht noch entsprechende Erlebnisse gehabt hat...
Und dass ihre Väter ihr regelmäßig geholfen haben, könnte sie sogar noch unselbständiger gemacht haben könnte also noch mehr dazu beigetragen haben, dass sie sich ängstlich und hilflos fühlt, wenn kein Mann dabei iist,der sich um sie kümmert.

Für mich taten die 2 sich auf der Fahrt einfach nicht gut.
Schade drum, auch wegen schrecklichen Ausgang für Gabby
Glaub, so was kann man vorher auch nicht üben, streiten im Guten, Eskalation vorher erkennen und beidseitig abwehren ..
Geht das vorher, vor so einer Mammutfahrt abklären?

Es gibt doch für so vieles Anleitung und Coaching.

Beide machten diese Art von Fahrt nicht zum ersten Mal, gemäß Aussage Eltern, bzw. Vater von Gabby.

Gruss

Wie waren sie eigentlich auf den anderen Touren unterwegs, bevor sie den Van gekauft haben? Die Reise war für Gabby kein Neuland.

Also ich kann Kaientan und Elli84 nur Recht geben, ich sehe es tatsächlich ebenso.

Und ich glaube auch nicht, dass er sie kaltblütig umgebracht hat, sondern dass es eine Tötung im Affekt war. Ich könnte mir tatsächlich auch eine psychotische Episode vorstellen, allein wegen der geschilderten Berichte über das Stimmen hören seinerseits.

Und tatsächlich spricht auch das Verhalten in dem TexMex nicht für Brian als friedlichen Menschen, der Konflikte eher aus dem Weg geht und so löst.

Ich mag mir garnicht vorstellen, in was für einem psychischen Zustand er gerade ist, wenn er noch lebt. Das muss auch ohne psychische Vorprobleme entsetzlich sein.

Nachwievor ist für mich das größte Rätsel hier das Verhalten der Eltern. Das gibt so einfach für mich überhaupt keinen Sinn.

Wenn man davon ausgeht, dass sie ihren Sohn lieben und sie Angst um ihn haben, dann hätten sie schon längst einen öffentlichen Aufruf an ihm machen müssen, sich zu stellen und sich nichts anzutun. So nach dem Motto: Komm heim, alles wird gut.

Die können doch nicht wollen, dass er jetzt sein Leben lang wie ein gehetztes Tier verbringen muss. Selbst wenn er im Ausland ist, ist dass doch keine Persektive…..er wird doch auch da erkannt werden früher oder später.

Elli84 schrieb:Bei diesen beiden aber vermutlich schon, zum einen, weil sie offensichtlich Ängste hatte allein zu sein, sie wollte ja auch nicht, dass die beiden getrennt werden als die Polizei dies anordnete

wobel schrieb:Ich hatte den Eindruck da ging's eher darum, dass sie nicht allein irgendwo in der Wildnis stehen gelassen werden wollte - also mehr um den Schlüssel für den "Van". Den hatte sie ja wohl dort am Spread Creek.

Grollie schrieb:wäre aufgrund der Beschreibungen von GP (ängstlich, will nicht alleine bleiben) aber- auch für ihn- vorhersehbar.

Meines Erachtens wird bei dieser Diskussion um die im Bodycam Video geäußerten Ängste, nicht allein im Van bleiben zu wollen oder den Van fahren zu wollen, zu wenig berücksichtigt, dass es sich auch um dynamische Prozesse handelt.

Das heißt: GP musste aufgrund der Anordnung der Polizisten sowohl den Van fahren und auch eine Nacht alleine im Van verbringen.
Beides hat sie offensichtlich erfolgreich absolviert.

Sie hatte also die Erfahrung gemacht, dass sie sowohl den Van alleine steuern kann (auch, wenn es wohl nur eine kurze, unkomplizierte Fahrt war, aber immerhin) und auch eine Nacht alleine im Van verbringen kann.

Durch diese Erfolgserlebnisse könnten sich ihre Ängste, was das Fahren und das allein Übernachten betrifft, abgemildert haben oder gar komplett verschwunden sein.

@Kreuzbergerin
Da kann ich erfahrungsgemäß nur sagen, eine Erfahrung macht das nicht alles zunichte. So funktioniert es leider nicht. Wenn, dann müssen es sehr viele positive Erfahrungen sein, um sich da um programmieren zu können.

Elli84 schrieb:Aber wir hatten doch jetzt schon mehrfach festgehalten, dass sie Ängste gehabt hat. Das hat sie ja nicht grundlos gesagt.

Dann ist mir aber unverständlich, warum sie sich keine ärztliche Hilfe geholt hat.
Wenn die Ängste so dramatisch waren, mussten doch beide gemerkt haben, dass etwas nicht stimmt!
Ob ich allein im Van in einer Kleinstadt auf der Strasse übernachten möchte, würde ich auch verneinen. Ist der Van nicht so hergerichtet, dass man die Strasse betreten muss, um vom Schlafplatz (wenn freigeräumt) zum Fahrersitz zu kommen? Und ein nächtlicher Gang zu einer öffentlichen? Toilette? Da hätte ich als Mädel auch Angst, allein klarkommen zu müssen. Wo war der Van während dieser Zwangspause geparkt?

Und auch keine Ängste mehr von der Fahrt da sein.
Und kein mulmiges Gefühl wegen ihm.
Vertrauen in sich.
( ‚ich schaff das, kann das‘).

Zuversicht und Kraft.
Diese Kraft, hatte sie da vielleicht nicht mehr.
Verbraucht, verpufft - auch wegen sinnlosen Aufreiben.

Elli84 schrieb:Da kann ich erfahrungsgemäß nur sagen,

Es ist immer schwierig, aus eigenen Erfahrungen und anhand eines Videos auf die Gefühlswelt anderer Menschen schließen zu wollen.

Ergänzend zu meinen Beitrag von vorhin möchte ich auch noch erwähnen, dass GP einige Nächte im Hotel weit von der Heimat entfernt, ganz allein verbracht hat.

Auch wenn es sich dabei um einen Aufenthalt im Hotel handelte, hat sie offenbar keine Probleme damit gehabt, ein paar Tage und Nächte allein zu verbringen.

@Kuno426
Man holt sich doch deshalb nicht direkt Hilfe. Machen übrigens sehr viele Menschen nicht. Ist auch nicht immer sehr einfach, schon gar nicht auf so einer Reise nehme ich an.

Kreuzbergerin schrieb:Auch wenn es sich dabei um einen Aufenthalt im Hotel handelte, hat sie offenbar keine Probleme damit gehabt, ein paar Tage und Nächte allein zu verbringen.

Allein, aber in einem "privaten" Bereich (den sie vllt nicht mal zum Essenholen verlassen musste)!
Wie ich gerade schrieb, ist das doch komfortabler, als wenn man nachts die Hecktür öffnen muss - und nicht mal rausschauen kann, ob sich jemand davor aufhält - um als Mädel mal in die Büsche zu verschwinden. Allein im Hotelzimmer ist doch was anderes als allein (fast) auf der Strasse in einer fremden Stadt.
Wobei ich auch ein alleiniges Übernachten im Nirgendwo für Gabby als bedrohlich empfinden würde - falls Brian eine mehrtägige Wanderung unternommen hätte. Allein im Nirgendwo im Zelt geht gar nicht! Dafür braucht es keine gesundheitlichen Gründe, finde ich.

Kaietan schrieb:Es gibt keinen Supermarkt an der Stelle, an der der Zeuge die Beobachtung machte

Die Szene fand buchstäblich vor einem Supermarkt statt. https://moonflower.coop/about/

Kaietan schrieb:Nun, das Problem rund um sein Telefon hätte er ja locker lösen können, da er ja im Besitz der Schlüssel war. Irgendwelche Ängste, ohne Telefon stehen gelasssen zu werden, hätte er doch ganz leicht beheben können, indem er das Auto öffnet und sein Telefon herausnimmt, wenn er es denn wirklich nicht am Mann hatte

Ja... falls das Telefon geladen war (GP findet es sehr wichtig, BL am Ende des ersten Bodycam-Videos über den Polizisten mitteilen zu lassen, dass er unbedingt an sein Ladegerät für das Handy denken soll - warum wohl?). Und falls er eine eignen Mobil-Vertrag hatte.

Kaietan schrieb:Der Aufenthalt im Cafe war ihm zu lang. Er wollte Dinge für die kommenden Tage organisieren, Wasser kaufen. Sie hat unterm Strich nicht so funktioniert, wie er es wollte, und das hat er dann entsprechend sanktioniert.

So beschreibt GP selber den Verlauf:

- I was just really stressed this morning trying to get a lot of work done.
- I had thrown a bunch of stuff in the back because all of our bags were back there.
- I was apologising "I am sorry that I am getting so stressed out" because I have OCD and I am just organising something sometimes
- I just have a mean attitude but I'm not trying to be mean, about trying to straighten things up and stuff
- I was just apologizing but I guess I said it in like a mean tone, and he got really frustrated with me and he walked me out of the car and told be to go take a breather
- But I did not want to take a breather because I wanted to get going, we are out of water (...)

Quelle (ab 2:22):

RAW VIDEO: Second Bodycam Video of Gabby Petito & Brian Laundrie in Moab, Utah

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Beide wollen also schnell los, sie räumt die Einkäufe bzw. "stuff" noch hinten ein, ihm ging das Einräumen zu langsam, es gab deswegen Streit - wobei GP selber beschreibt, dass sie dabei "gemein" zu ihm war. Ich denke, wir kennen alle die Situation, wo man sich wegen eigentlich gar nichts mit seinem Partner streitet, ich denke dies war so eine Situation. BL möchte, dass sie vor der Weiterfahrt erst einmal die aufgeladene Stimmung loswerden ("take a breather"), sie will das nicht ("I wanted to get going"), und es kommt zu der unschönen Szene, wo Brian versucht, den Van abzuschliessen, um so eine Pause zum Runterkommen zu erzwingen, bevor er weiterfährt.

Ein kontrollierendes Szenario, in dem BL GP "bestraft", weil sie nicht "funktioniert", kann ich hier eher nicht erkennen.

Laut GP (selbe Quelle wie oben) geht es dann so weiter:

- He walked away to take his own "breather", but I wanted to sit in the car, because all my stuff was in the car
- I was working on something at the moment, in the car.
- He told me to just relax for a second. I did't want to relax, so I feel mad...I mean I don't mean to be mad

GP wollte also nicht runterkommen, sie beschreibt sich selber so, dass sie ziemlich aufgebracht ("mad") war. Für mich sieht das so aus, als wenn BL in diesem Zustand einfach nicht mit ihr auf der Strasse sein wollte.

Unabhängig davon, dass BL nicht das Recht hat, sie aus ihrem eigenen Van auszusperren, und diese Art der Problemlösung ziemlich ungesund und unreif erscheint, ist dieses Geschehen für mich zumindest nachvollziehbar.

luftschlange schrieb:Gleiches gilt für mich für das Geld von der Karte - vermutlich war es halt Gang und Gäbe, dass er Geld von ihrem Konto nimmt. Sie waren verlobt, wollten heiraten nach Corona, es war ihr gemeinsamer Trip. Und auch da glaube ich kaum, dass er plötzlich dachte "Oh, sie ist tot, jetzt dürfte ich eigentlich das Geld nicht mehr abheben, obwohl ich das immer und mit ihrem Einverständnis so gemacht habe".

Ist das wirklich normal? Ich frag jetzt mal so blöd weil ich das nicht kenne, in 16 Jahren Beziehung hat mein Partner noch nie meine Karte benutzt, kennt auch die PIN nicht (genauso wenig wie die vom Handy oder sonst irgendwelche Codes, Passwörter etc.).
Ich finde das NICHT normal.

Kuno426 schrieb:Wie ich gerade schrieb, ist das doch komfortabler, als wenn man nachts die Hecktür öffnen muss - und nicht mal rausschauen kann, ob sich jemand davor aufhält - um als Mädel mal in die Büsche zu verschwinden. Allein im Hotelzimmer ist doch was anderes als allein (fast) auf der Strasse in einer fremden Stadt.

Natürlich ist es ein großer Unterschied.
Ich wollte allerdings darauf hinaus, dass es offenbar kein grundsätzliches Problem war allein zu übernachten. Es gibt ja durchaus Menschen, die damit ein grundsätzliches Problem haben.

Kuno426 schrieb:Wobei ich auch ein alleiniges Übernachten im Nirgendwo für Gabby als bedrohlich empfinden würde - falls Brian eine mehrtägige Wanderung unternommen hätte.

Das Problem sehe ich allerdings auch. BL gab gegenüber den Autofahrern an, ein paar Tage unterwegs gewesen zu sein, währenddessen seine Verlobte am Van an ihrer Website arbeitete.
Diese Vorstellung fällt mir ein bisschen schwer.

Daher finde ich folgende Überlegung als plausible Möglichkeit:

IreneAdler schrieb:er zu ihr sagt: weißte was, dazu brauchst du mich nicht - ich geh ein bißchen in die Natur. Würde zeitlich passen, er war auch um die 5-6 Stunden wandern, genauso lang wie auch die Arbeit im Café in Moab gedauert hat. Vielleicht war das ja so ein Erfahrungswert, den die beiden schon hatten. Die Hektik beim zurücktrampen kann ja daher kommen, dass er z.B. vor Einbruch der Dunkelheit zurück sein wollte, damit sie sich nicht allein da fürchtet oder so.

Eventuell war er wirklich ein paar Tage wandern, währenddessen sie am Van an der Website bastelte, aber er kam jeden Abend wieder und sie verbrachten die Nacht auf dem Spread Creek Dispersed Camping zusammen.
Dass er sich beeilen wollte, um vor Einbruch der Dämmerung wieder zurück zu sein, finde ich sehr nachvollziehbar.