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Mord an Matthias H. in Magdeburg am Valentinstag 2006

1.432 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Mord, Messer, Sachsen-anhalt ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
Zu diesem Thema gibt es eine von Diskussionsteilnehmern erstellte Zusammenfassung im Themen-Wiki.
Themen-Wiki: Mord an Matthias H. in Magdeburg am Valentinstag 2006

Mord an Matthias H. in Magdeburg am Valentinstag 2006

21.09.2021 um 21:38
Zitat von PotomacRiverPotomacRiver schrieb:wollen Zeugen gegen 22:00 bemerkt haben, wie das Licht im Treppenhaus mehrmals an- und wieder ausgeschaltet worden ist.
Zitat von PotomacRiverPotomacRiver schrieb:dann muss mindestens einer der beiden Täter sogar nochmal an den Tatort zurückgekehrt sein…
Entweder einer der Täter kehrte noch einmal ins Haus zurück oder der zweite Täter hatte die Wohnung noch gar nicht verlassen!
Nach Einschalten des Treppenhauslichts könnte er zunächst abgewartet haben, ob im Haus alles ruhig blieb. Erst als er sich sicher war, dass das der Fall war und ihn niemand sehen würde, ging auch er die zwei Etagen durch das Treppenhaus hinunter nach draußen.


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Mord an Matthias H. in Magdeburg am Valentinstag 2006

21.09.2021 um 22:01
Wie kommt ihr jetzt auf Licht im Treppenhaus?
Zwischen 20.15 und 20.45 Uhr bemerkte eine Nachbarin, dass eine Person hastig die Treppe hinunterrannte. Kurz darauf wurde das Licht in Matthias' Wohnung ausgeschaltet.
Quelle: https://www.tag24.de/nachrichten/kripo-live-ungeklaerter-mord-magdeburg-matthias-h-kehle-durchgeschnitten-1049087

In anderen Artikeln wird zwar der Begriff "Flur" benutzt, aber sicher ist damit der Flur in MHs Wohnung gemeint und nicht der Hausflur.


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Mord an Matthias H. in Magdeburg am Valentinstag 2006

21.09.2021 um 23:54
Mich beschäftigt an unserem Fall auch noch, dass MH nach der Tat auf seinem Bett vorgefunden wurde:
Auf dem Bett liegt in einer großen Blutlache - völlig bekleidet und mit klaffender Halswunde - der Wohnungsinhaber.
Quelle: https://www.volksstimme.de/sachsen-anhalt/der-valentins-mord-von-magdeburg-426331

Es wurde ja bereits ausführlich darüber spekuliert, warum MH sich im Beisein eines Besuchers auf sein Bett gelegt haben sollte. Unter anderem hat der Auffindeort des Leichnams hier ja auch schon zu Vermutungen über Inanspruchnahme sexueller Dienstleistungen geführt.

Wenn ich aber an den Mord durch einen Stalker im Januar 2020 in Hannover an Sophie N. denke, kommt mir die Idee, dass der Täter sich ja auch bereits in der Wohnung befunden haben könnte. Vielleicht ebenfalls unter dem Bett?

Vielleicht hatte MH die Gewohnheit, sich abends nach den letzten Erledigungen für seinen Beruf (E-Mails, Telefonate) ein wenig hinzulegen, um sich entweder auszuruhen, ein Buch zu lesen oder auch ein kurzes Nickerchen zu halten, bevor der Fernsehabend anfängt. Dazu musste er sich ja auch nicht entkleidet haben, wenn er z.B. eine Tagesdecke auf dem Bett hatte.

Wenn der Täter just dann zugeschlagen hätte, als MH sich ein wenig hingelegt hatte?

Mit einem ungebetenen Gast unter seinem Bett rechnet jedenfalls niemand, das Überraschungsmoment wäre ganz auf Seiten des Täters gewesen, und er hätte zuvor allein in der fremden Wohnung genügend Zeit gehabt, das Tatwerkzeug in der Küche auszuwählen.

Andererseits: Wäre das der Spurensicherung verborgen geblieben? Was haltet ihr von dieser Hypothese?


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Mord an Matthias H. in Magdeburg am Valentinstag 2006

21.09.2021 um 23:56
Zitat von jule78jule78 schrieb:Wie kommt ihr jetzt auf Licht im Treppenhaus?
In den wenigen Zeitungsartikeln, von denen nicht mehr alle aufrufbar sind, wurde sowohl vom abdrehen des Lichts in MHs Wohnung zu einem früheren Zeitpunkt, als auch von einem mehrmaligen auf - und abdrehen des Lichts im Treppenhaus zu einem späteren Zeitpunkt gesprochen.
WENN es so war und beide Beobachtungen tatsächlich mit der Tat in Verbindung stehen, dann ist das alles schon ein bisschen komisch.

Diverse Bewohner scheinen ja durchaus einige Beobachtungen gemacht zu haben. Auch Schreie hat man gehört und wenn man dem FF bei XY so halbwegs glauben darf, dann hingen die Bewohner auch am Fenster rum - ich denke, dass das durchaus so gewesen sein könnte. Anscheinend war da etwas lautes, ungewöhnliches passiert und die Leute waren besorgt oder neugierig. Eigentlich macht alles Sinn, bis auf die Tatsache, dass trotz allem keiner jemanden aus dem Wohnhaus kommen sah…


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Mord an Matthias H. in Magdeburg am Valentinstag 2006

22.09.2021 um 00:25
Zitat von sallomaeandersallomaeander schrieb:Mit einem ungebetenen Gast unter seinem Bett rechnet jedenfalls niemand, das Überraschungsmoment wäre ganz auf Seiten des Täters gewesen, und er hätte zuvor allein in der fremden Wohnung genügend Zeit gehabt, das Tatwerkzeug in der Küche auszuwählen.

Andererseits: Wäre das der Spurensicherung verborgen geblieben? Was haltet ihr von dieser Hypothese?
Es ist ja bekanntlich nichts unmöglich, aber das würde dann ganz gezielt darauf hindeuten, dass die Tötungsabsicht im Vordergrund stand und daran habe ich Zweifel. Ich bin nicht überzeugt, dass es dem oder den Tätern von Anfang an klar war, dass MH sterben muss.
Selbst wenn, so scheint das Opfer viel unterwegs gewesen zu sein und ich könnte mir vorstellen, dass man ihn einfacher irgendwo hätte überwältigen und töten können, als vorher noch in die Wohnung einzubrechen und sich unterm Bett zu verstecken.

Das Schlafzimmer kann reiner Zufall gewesen sein, oder dem Layout der Wohnung geschuldet (erster oder letzter Raum) oder, am häufigsten vorkommend, weil das Opfer sich dorthin flüchtete, weil man sich dort generell am sichersten fühlt. Auch bei einer Flucht in ein anderes Zimmer müssen nicht zwangsläufig Gegenstände zu Bruch gehen oder eine Spur der Verwüstung hinterlassen.


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Mord an Matthias H. in Magdeburg am Valentinstag 2006

22.09.2021 um 09:49
Zitat von sallomaeandersallomaeander schrieb:Andererseits: Wäre das der Spurensicherung verborgen geblieben? Was haltet ihr von dieser Hypothese?
Es gab keinen Einbruch. Interessant bleibt für mich: Nachbarn bemerken laute Schritte im Treppenhaus, sie sehen auch wie das Licht in der Wohnung aus geht, hören aber oben kein Klingeln oder ob das Opfer für jenanden die Wohnungstür öffnete.


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Mord an Matthias H. in Magdeburg am Valentinstag 2006

22.09.2021 um 10:58
Zitat von Enterprise1701Enterprise1701 schrieb:Es gab keinen Einbruch.
Genau. Von einem Einbruch war nie die Rede.

"Täter hielt sich in der Wohung versteckt" würde aber zu meiner Theorie passen, die ich hier schon einmal angesprochen habe: Analog einem Trickbetrug lenkt ein Täter den Wohnungsinhaber ab, während der andere unbemerkt in die Wohnung huscht.

Um sich längere Zeit in der Wohung verborgen zu halten?


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Mord an Matthias H. in Magdeburg am Valentinstag 2006

22.09.2021 um 11:00
Jou wie kommt er in die Wohnung?


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Mord an Matthias H. in Magdeburg am Valentinstag 2006

22.09.2021 um 11:04
Zitat von Enterprise1701Enterprise1701 schrieb:MH führte danach aber auch noch ein Telefonat. Ist eigentlich bekannt mit wem ?
Nur zur Klärung: Vermutlich ist ein Handytelefonat als "letztes Lebenszeichen" eine Falschinformation aus dem alten Bericht der "Volksstimme" vom Juli 2011. Darin heißt es:
"Dort [in seiner Wohnung] erledigte der Kosmetikvertreter noch einige dienstliche Geschäfte und führte vom Handy ein Gespräch. Das letzte Lebenszeichen Hummels." (1)

In dem neueren Bericht von "Kripo live" vom April 2019 dagegen wird gesagt:
"Um 19:24 Uhr schreibt er eine E-Mail an seinen Chef. Das letzte nachweisbare Lebenszeichen des 36-Jährigen." (2)

Auch in dem neuesten Bericht von "Az. XY" vom August 2021 wird der Ablauf so dargestellt:
"Um 19:24 Uhr verschickt Matthias Horn eine letzte dienstliche Nachricht an seine Firma." (3) Von einem späteren Anruf ist auch hier keine Rede.

Deshalb kann man wohl davon ausgehen, dass es nach der E-Mail von 19:24 Uhr keinen Anruf und auch sonst kein Lebenszeichen von MH mehr gab.


Um noch einmal auf den Laptop von MH zurückzukommen, den der Täter mitnahm:

Bei XY sagt Rudi Cerne zum Laptop nur, MH habe das Gerät ausschließlich dienstlich genutzt, und brisante Daten dürften keine darauf gewesen sein. (4)
Dann stellt sich natürlich erst recht die Frage, warum der Laptop für den Täter so interessant war, dass er gerade ihn mitnahm, während er das in der Wohnung vorhandene Bargeld liegen ließ. Auf dem Laptop gab es keine für das Unternehmen L'Oreal brisanten Daten, vielleicht vermutete der Täter dort aber Daten, die für ihn persönlich brisant waren?

Nur mal ein angenommenes Szenario, als rein fiktives Beispiel:

Der Täter war ein Mitarbeiter von MH. Dieser Mitarbeiter hatte sich dienstlich irgendetwas zuschulden kommen lassen (vielleicht Unterschlagung, Diebstahl o.a.). Es wusste niemand davon, aber MH hatte es bemerkt oder ahnte es zumindest. MH fühlte sich unwohl dabei, weil er als freundlicher und hilfsbereiter Mensch niemanden in Schwierigkeiten bringen wollte. Aber als Vorgesetzter konnte er ein solches Verhalten nicht dulden, wenn er sich nicht mitschuldig machen wollte. MH hatte den betreffenden Mitarbeiter auch schon einmal unter vier Augen vorsichtig darauf angesprochen, um ihn zu warnen. Der Mitarbeiter wusste also, dass MH über Informationen verfügte, die ihm (dem Mitarbeiter) sehr schaden würden, sollten sie bekannt werden.

Eines Abends (es war der Valentinstag) wollte der Mitarbeiter endlich klären, was MH über ihn wusste und ggf. gegen ihn unternehmen wollte, und ging zur Wohnung MHs. MH war überrascht über den Besuch, ließ seinen Mitarbeiter aber natürlich ein. Als MH begriff, um was es ging, und den Brass des Mitarbeiters bemerkte, versuchte er ihn zu beruhigen und zu beschwichtigen. Der Mitarbeiter aber fühlte sich abgeblockt und wurde immer aggressiver, bis er schließlich völlig die Kontrolle verlor und MH mit dem Messer attackierte.

Der Mitarbeiter nahm an, dass sich die Informationen, die MH über ihn besaß, auf dem Dienstlaptop befanden. Das muss tatsächlich nicht so gewesen sein, entscheidend ist, dass der Täter es vermutete. Deshalb nahm er den Laptop an sich. Für den Täter ging es nicht um Geld, sondern er wollte unbedingt verhindern, dass MH kompromittierende Infos, die ihn (den Täter) beruflich hätten erledigen oder evtl. sogar ins Gefängnis hätten bringen können, möglicherweise an seinen Chef bzw. an die Polizei weitergab. MHs EC-Karte nahm der Täter dann evtl. nur mit, weil er vom Laptop ablenken und einen Raubmord vortäuschen wollte.

Da MH mit sonst niemandem über seine Beobachtungen zu dem Mitarbeiter gesprochen hatte, erfuhren auch die Ermittler später nichts davon. Vielleicht durchsuchte der Täter den Laptop auch gar nicht erst nach Daten, sondern wollte ihn nur schnell vernichten. Da der Täter ansonsten nicht straffälllig wurde, wurde auch seine DNA nie erfasst, und so blieb er bis heute unbekannt.–

Könnte sich die Tat so oder ähnlich zugetragen haben? Vielleicht hat der Laptop dabei doch eine größere Rolle gespielt, als es zunächst aussieht?

________________

(1) https://www.volksstimme.de/sachsen-anhalt/der-valentins-mord-von-magdeburg-426331 (Archiv-Version vom 25.10.2021)

(2) Beitrag von Kielius (Seite 1) , Min. 7:09

(3) https://www.dailymotion.com/video/x83isp1, Min. 11:00

(4) https://www.dailymotion.com/video/x83isp1, Min. 19:55


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Mord an Matthias H. in Magdeburg am Valentinstag 2006

22.09.2021 um 11:11
Wir wohnen in einem Haus ähnlicher Bauart und Bauzeit - mit verglasten Fenstern zum Treppenhaus hin, relativ hellhörig und mit einer Zeitschaltuhr im Treppenhaus (letzteres weiß ich natürlich nicht, ob es dort auch so war, aber ist bei Mehrparteienhäusern eigentlich üblich, dass man nur einschalten muss, dass Licht aber von selbst nach ein paar Minuten wieder ausgeht).

- man hört, wenn die Eingangstür geht und man nimmt war, wenn das Licht im Treppenhaus an ist
- auch Schritte nimmt man natürlich war, da es sich um Holztreppen handelt, die entsprechend knarzen und laut sind, wobei ich bei uns nicht sagen kann, ob jemand nach oben oder nach unten geht, ich kann aber hören, ob die Tür der Wohnung über oder unter uns geöffnet/geschlossen wird
- man hört tatsächlich auch Klingeln - sowohl unten an der Haustür als auch an den Wohnungstüren
- und natürlich hört man Stimmen im Treppenhaus (und wenn sie lauter sind, auch in den Wohnungen).

Für all das muss man überhaupt nicht an der Tür lauern, das nimmt man einfach wahr, wenn man in seiner Wohnung ist. Ich kann mir vorstellen, dass es in Magdeburg auch so war. Das mehrfache An- und Ausschalten kann auch mit der Zeitschaltuhr zusammenhängen. Wenn ich nicht so schnell bin, geht bei uns das Licht manchmal aus, bevor ich ganz unten bin und ich muss es dann auf einer Zwischenetage einschalten.

Was ich mir vorstellen könnte, wäre, dass sich jemand auf dem Dachboden oder im Keller verborgen hat (1. Schritte, die eben nicht nach unten, sondern nach oben führten) und dann später erst das Haus verlassen hat (Licht an und aus in der Wohnung) und möglicherweise dann noch bis ca. 3 Uhr dort versteckt blieb. Diese alten Häuser haben meist große Speicher und Keller mit offenen Kellerabteilen, teils auch Ausgängen über die Keller (frühere Kohleschütten/Kartoffelkeller), so dass man das Haus unbemerkt später hätte verlassen können. Bei uns auf dem Dachboden könnte sich jedenfalls unproblematisch jemand verstecken, er ist groß und unübersichtlich und die Wahrscheinlichkeit, dass dort jemand nachts hoch geht, ist ja doch sehr gering.


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Mord an Matthias H. in Magdeburg am Valentinstag 2006

22.09.2021 um 11:46
Zitat von rattichrattich schrieb:Der Täter war ein Mitarbeiter von MH. Dieser Mitarbeiter hatte sich dienstlich irgendetwas zuschulden kommen lassen (vielleicht Unterschlagung, Diebstahl o.a.). Es wusste niemand davon, aber MH hatte es bemerkt oder ahnte es zumindest.
Was könnte das konkret gewesen sein, das sich der Mitarbeiter hätte zuschulden kommen lassen? Es müsste sich ja um etwas handeln, das für den Täter attraktiv, für die Firma schädlich und dieser dennoch nicht bekannt war. Es hätte sich also um etwas im Binnenverhältnis zwischen Täter und MH handeln müssen, das dennoch für die Firma relevant war.

Wenn ich mir das anschaue, was hier bislang über die Tätigkeit von MH bekannt ist, hat er vermutlich kein Inkasso von Zahlungen vorgenommen- er könnte allerdings Ware zu den Kunden mitgebracht und dort platziert haben. Oder Mitarbeiter könnten dies für ihn besorgt haben.

Bei Kosmetika handelt es sich um Waren mit einem relativ hohen Verkaufspreis - wenn der Mitarbeiter davon etwas unterschlagen hätte, hätte er MH geschadet, da dieser sie bei l'Oréal abrechnen musste. In Zusammenhang mit einem Mordfall hätten solche Machenschaften aber doch im Nachhinein auffallen müssen. Und hätte MH, nettter Mensch hin oder her, sich beklauen lassen und dann noch versucht, das mit einem Gespräch zu klären? Da ist doch das Tischtuch bereits zerschnitten. Da kann der Mitarbeiter doch froh sein, wenn er nur rausfliegt und nicht noch angezeigt wird.
Zitat von rattichrattich schrieb:Da MH mit sonst niemandem über seine Beobachtungen zu dem Mitarbeiter gesprochen hatte, erfuhren auch die Ermittler später nichts davon.
Aber nicht abgerechnete bzw. verschwundene Ware, um beim Beispiel zu bleiben, rückt einen Mitarbeiter doch sofort in den Kreis der Verdächtigen. Und das nähere Umfeld wurde ja, davon unabhängig, vermutlich als erstes durchleuchtet.

Wäre da zum anderen eine größere Sache am Laufen gewesen, hätte das dem Unternehmen doch auffallen müssen. L'Oréal ist ja keine kleine Klitsche, da wird über Zahlungen sowie Warenein- und Ausgänge genauestens Buch geführt.


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Mord an Matthias H. in Magdeburg am Valentinstag 2006

22.09.2021 um 12:20
Zitat von sallomaeandersallomaeander schrieb:Was könnte das konkret gewesen sein, das sich der Mitarbeiter hätte zuschulden kommen lassen? Es müsste sich ja um etwas handeln, das für den Täter attraktiv, für die Firma schädlich und dieser dennoch nicht bekannt war. Es hätte sich also um etwas im Binnenverhältnis zwischen Täter und MH handeln müssen, das dennoch für die Firma relevant war.
Welcher Art die möglichen Verfehlungen des Mitarbeiters gewesen sein könnten, kann ich so konkret nicht sagen, ich kenne mich in der Kosmetikbranche auch nicht aus. Aber es könnte doch sein, dass es irgendwelche Unregelmäßigkeiten gab, vielleicht noch nicht lange, so dass sie bis dahin auch noch nicht aufgefallen waren. Nur MH als direkter Vorgesetzter hätte sie bemerkt. Sie wären aber sicher irgendwann entdeckt worden, und natürlich hätten sie dann auch MH geschadet. Deshalb stand er ja vielleicht auch im Zwiespalt – er wollte niemanden hinhängen, durfte als Vorgesetzter aber natürlich kein geschäftsschädigendes oder kriminelles Verhalten dulden.

Es ging mir vor allem um eine mögliche Antwort auf die Frage, was den Täter so gegen den friedlichen MH aufgebracht haben könnte, dass er ihn umbrachte, und warum der Täter dann ausgerechnet den uninteressanten Dienstlaptop mitnahm, obwohl in der Wohnung z.B. reichlich Bargeld vorhanden war. Dafür muss es einen Grund geben, und der ist m.E. in der Person des Täters und seinem (möglicherweise beruflichen) Verhältnis zu MH zu suchen.
Zitat von sallomaeandersallomaeander schrieb:Und hätte MH, nettter Mensch hin oder her, sich beklauen lassen und dann noch versucht, das mit einem Gespräch zu klären? Da ist doch das Tischtuch bereits zerschnitten.
Wenn MH ein lieber, sozialer, hilfsbereiter und harmoniebedürftiger Mensch war, halte ich es für sehr gut möglich, dass er zunächst abwarten wollte, ob der Mitarbeiter vielleicht von selbst alles wieder ins Reine bringen würde. MH hätte wahrscheinlich nur sehr ungern seinen Chef eingeweiht, die Polizei benachrichtigt und gegen seinen Mitarbeiter ausgesagt. Deshalb hätte MH den Mitarbeiter zunächst vielleicht wirklich nur gewarnt und gehofft, alles würde sich wieder einrenken, ohne intern oder sogar öffentlich bekannt zu werden. So hätte sicher nicht jeder Vorgesetzte gehandelt, aber menschlich würde es zu MH, so wie er beschrieben wird, passen, und es würde in meinen Augen auch für ihn als Person sprechen, wenn er einem Mitarbeiter die Chance gibt, einen Fehler wieder in Ordnung zu bringen, ohne gleich das Unternehmen oder die Polizei einzuschalten.


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Mord an Matthias H. in Magdeburg am Valentinstag 2006

22.09.2021 um 13:19
Zitat von rattichrattich schrieb:und es würde in meinen Augen auch für ihn als Person sprechen, wenn er einem Mitarbeiter die Chance gibt, einen Fehler wieder in Ordnung zu bringen, ohne gleich das Unternehmen oder die Polizei einzuschalten.
Eine Lässlichkeit oder geringfügige Verfehlung mit einem Gespräch aus der Welt zu schaffen und Gelegenheit zur Wiedergutmachung und Bewährung zu geben - d'accord. Da müsste sich der Mitarbeiter aber ansonsten tadellos geführt haben und eher dankbar sein, auf Gnade und Goodwill zu stoßen.

Leider sind Eigentumsdelikte jeder Art im Handel immer zu befürchten - entsprechend schnell ist jemand seinen Job los, da derartige Praktiken das Betriebsklima vergiften, Existenzen gefährden und last but not least einen enormen Vertrauensschaden bei Mitarbeitern, Kunden, Lieferanten usw. verursachen. Aus den genannten Gründen schaltet man allerdings auch nur ungern die Polizei ein. Da trennt man sich eher "einvernehmlich". Oder fristlos.

Einen Gewaltausbruch wie bei unserem Fall kann ich persönlich da schwer unterbringen. Vielleicht wird jemand ungehalten, schreit jemanden an, schmeißt den Betreffenden raus- mehr wird da normalerweise nicht passieren.


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Mord an Matthias H. in Magdeburg am Valentinstag 2006

22.09.2021 um 14:32
Zitat von sallomaeandersallomaeander schrieb:Einen Gewaltausbruch wie bei unserem Fall kann ich persönlich da schwer unterbringen.
Einen tödlichen Gewaltausbruch des Täters hat es aber doch offensichtlich gegeben. Ein sanftmütiger oder ausgesprochen rationaler Mensch dürfte er demnach eher nicht gewesen sein.

MH aber soll freundlich und friedfertig und hilfsbereit gewesen sein, vielleicht war er ja auch (zu) gutgläubig, und von seinem eigenen Naturell ausgehend, hat er sein Gegenüber, wer immer es war, vermutlich fatal falsch eingeschätzt. Der Täter war offenbar durchaus gewaltbereit und skrupellos, wenn er meinte, dass irgendetwas gegen seine Interessen ging.

Vielleicht hat ja umgekehrt auch der Täter, ebenfalls von sich selbst oder seinen eigenen Erfahrungen ausgehend, MH falsch eingeschätzt. Evtl. nahm er an, sein Vorgesetzter (um einmal beim oben angenommenen Beispiel zu bleiben) würde ihn selbstverständlich in Kürze entlassen und evtl. auch vor Gericht bringen, und seine berufliche und soziale Existenz wäre ruiniert. MH wollte das vielleicht tatsächlich nicht, zumindest nicht, solange er noch irgendeine andere Möglichkeit sah, aber der Täter könnte Beschwichtigungsversuche MHs als Ablenkung und Hinhalten gedeutet haben und darüber in maßlose Wut geraten sein.

Auch wenn das Motiv des Täters evtl. nicht beruflicher, sondern persönlicher Art gewesen sein sollte: an einer vernünftigen Klärung des Problems, das er mit MH hatte, kann er nicht wirklich interessiert gewesen sein, oder er war nicht dazu fähig, sonst wäre es nicht zu diesem destruktiven Ende gekommen.


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Mord an Matthias H. in Magdeburg am Valentinstag 2006

22.09.2021 um 15:24
Zitat von sallomaeandersallomaeander schrieb:Leider sind Eigentumsdelikte jeder Art im Handel immer zu befürchten - entsprechend schnell ist jemand seinen Job los, da derartige Praktiken das Betriebsklima vergiften, Existenzen gefährden und last but not least einen enormen Vertrauensschaden bei Mitarbeitern, Kunden, Lieferanten usw. verursachen. Aus den genannten Gründen schaltet man allerdings auch nur ungern die Polizei ein. Da trennt man sich eher "einvernehmlich". Oder fristlos.
Andererseits kann man aber auch davon ausgehen, dass solche Firmen, eben weil die Versuchung groß ist, auch darauf achten, dass es entsprechende Sicherheitsmechanismen gibt. Dass also ein Mitarbeiter nicht einfach mal ein paar Paletten Ware verschwinden lassen oder mehrere Tausend Euro auf sein Privatkonto umleiten kann. Natürlich kann man so etwas nie ganz ausschließen, aber es passiert eben auch nicht täglich.

Eine andere Frage: Hatte MH überhaupt Mitarbeiter, deren Tätigkeit er überprüfen musste oder die ihm untergeordnet waren? Ich hatte das so verstanden, dass er einen bestimmten Bezirk zugeteilt hatte und diesen alleine "bearbeitete".


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Mord an Matthias H. in Magdeburg am Valentinstag 2006

22.09.2021 um 15:25
Zitat von rattichrattich schrieb:Aber es könnte doch sein, dass es irgendwelche Unregelmäßigkeiten gab, vielleicht noch nicht lange, so dass sie bis dahin auch noch nicht aufgefallen waren. Nur MH als direkter Vorgesetzter hätte sie bemerkt.
Einen beruflichen Hintergrund kann ich mir nach wie vor auch sehr gut vorstellen. Dass es eine konkrete Unregelmäßigkeit gab, von der MH Kenntnis erlangte, halte ich als Tathintergrund allerdings für weniger wahrscheinlich. Wenn es irgendwo eine Verfehlung in seinem Arbeitsumfeld gegeben hätte, denke ich, dass das nach der Tat ermittelt worden wäre und man alle Beteiligten ziemlich genau unter die Lupe genommen hätte.
Falls der Täter im beruflichen Bereich zu finden ist, kann ich mir deshalb eher ein "weicheres" und somit schwerer zu erkennendes und nachzuweisendes Tatmotiv vorstellen.
Woran ich da unter anderem denke, hatte ich weiter oben schon einmal ausführlicher beschrieben. Deshalb gebe ich hier nur einen Link zum damaligen Beitrag an.
Beitrag von Kielius (Seite 29)


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Mord an Matthias H. in Magdeburg am Valentinstag 2006

22.09.2021 um 15:41
Zitat von brigittschebrigittsche schrieb:Hatte MH überhaupt Mitarbeiter, deren Tätigkeit er überprüfen musste oder die ihm untergeordnet waren? Ich hatte das so verstanden, dass er einen bestimmten Bezirk zugeteilt hatte und diesen alleine "bearbeitete".
Darüber habe ich in den Quellen auch nichts Näheres gefunden. Meine Vermutung weiter oben war folgende:

"Da würde ich fast mal von ausgehen, dass er ein Vertriebsgebiet, das Sachsen-Anhalt und Teile Niedersachsens umfasste, nicht allein betreute, und dass es dafür weitere Mitarbeiter gab, mit denen er zumindest eng zusammenarbeitete oder die er als Gebietsleiter sogar anweisen konnte."
Quelle: Beitrag von Kielius (Seite 48)


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Mord an Matthias H. in Magdeburg am Valentinstag 2006

22.09.2021 um 16:11
@Kielius

Habe gerade nochmal Deinen oben verlinkten Beitrag nachgelesen. Ja, natürlich, man könnte den "Mitarbeiter" in meinem Beispiel auch ersetzen durch z.B. einen Konkurrenten im eigenen Unternehmen.

Bei der Mitarbeiter-Hypothese hatte ich gar nicht an eine leicht nachweisbare Verfehlung gedacht. Meiner Erfahrung nach (nicht im Kosmetikbereich) sind die Kontrollen in Unternehmen selten so lückenlos, dass sich da bei genauer Kenntnis der Prozesse keine Schlupflöcher finden ließen. Aber wir wissen ja nicht, wie das speziell bei L'Oreal war, und es sollte auch nur ein Beispiel für ein mögliches Tatmotiv aus dem beruflichen Umfeld sein.

Es könnte natürlich auch gut sein, dass sich z.B. ein (Ex-)Kollege MHs durch MHs Aufstieg persönlich zurückgesetzt oder angegriffen fühlte, wie Du oben schriebst. Vermutlich kam MH durch sein freundliches Wesen wirklich gut bei Kunden an und hatte auch entsprechende Umsatz-Erfolge, weswegen er bei der Besetzung seiner Gebietsleiter(?)-Stelle vielleicht anderen Kollegen vorgezogen wurde. Sollte es so gewesen sein, halte ich es für ohne Weiteres möglich, dass es MH gar nicht bewusst war, welche Missgunst und starke Wut seine Stellenübernahme da bei jemandem ausgelöst hatte, dem er persönlich sicher nichts getan hatte. Deswegen wäre MH vermutlich auch arglos gewesen, als der Kollege auf einmal vor der Tür stand, und hätte ihn freundlich hineingebeten. Mit so großer Wut und vor allem diesem Gewaltausbruch hätte MH sicher niemals gerechnet.

In diesem Zusammenhang könnte man die spätere Mitnahme von MHs Dienstlaptop durch den Täter vielleicht auch als eine Art symbolische Wieder-Aneignung sehen, von etwas, das der Täter als in Wahrheit ihm selbst zustehend empfand.


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22.09.2021 um 17:25
Die unterschiedlichen Sachverhalte in der Berichterstattung insbesondere die aktuellen verwirren und tragen nicht dazu bei zu unterstützen. Es macht einen erheblichen Unterschied ob das Opfer nach der Mail noch telefonierte. Spekulationen darüber ob er es nicht tat oder ob es nicht erwähnt wird führt zu falschen Annahmen. 2006 wurde es erwähnt. Das kann auch zu der Annahme führen , die Polizei hat schlampig ermittelt. Die Flasche Wein wurde auch nicht mehr erwähnt. Weil belanglos oder einfach vergessen? Einfach nur ärgerlich


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Mord an Matthias H. in Magdeburg am Valentinstag 2006

22.09.2021 um 17:31
Zitat von PotomacRiverPotomacRiver schrieb:Das Schlafzimmer kann reiner Zufall gewesen sein, oder dem Layout der Wohnung geschuldet (erster oder letzter Raum) oder, am häufigsten vorkommend, weil das Opfer sich dorthin flüchtete, weil man sich dort generell am sichersten fühlt. Auch bei einer Flucht in ein anderes Zimmer müssen nicht zwangsläufig Gegenstände zu Bruch gehen oder eine Spur der Verwüstung hinterlassen.
Die Frage, warum die Bluttat im Schlafzimmer erfolgte, habe ich mir auch gestellt. Ich teile deine Überlegungen dazu. Der Täter könnte das Opfer unter vorgehaltenem Messer auch einfach gezwungen haben, mit ihm in das Schlafzimmer zu gehen und sich dort auf das Bett zu begeben. Vielleicht lag der Raum im hinteren Teil der Wohnung oder weiter entfernt von der Wohnungstür. Vielleicht war der Raum gut gegen Blicke von außen geschützt. Jedenfalls gehe ich auch nicht davon aus, dass das Schlafzimmer als Tatort irgendeine darüber hinausgehende Bedeutung hatte.


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