BoobSinclar schrieb:Und das sollte nicht möglichst zeitnah nach dem Verschwinden erfolgen?
Du überschätzt die Möglichkeiten der Polizei. Und die rechtlichen Anforderungen z.B. an eine Hausdurchsuchung. Zudem gibt es keine unmittelbare rechtliche Handhabe gegen Google. Die irischen Behörden müssen mit eingebunden werden.
Stattdessen tat man erst einmal, was das Naheliegende war: R zu suchen.
BoobSinclar schrieb:Aber hier handelt es sich um einen - nach meiner Auffassung - unzulässigen Zirkelschluss.
Würde F. von einem Gericht bei der heute bekannten (oder berichteten) Beweislage verurteilt werden, wäre es zwar kein Zirkelschluss (freie richterliche Beweiswürdigung + Überzeugung + keine vernünftigen Zweifel), aber es müssten Annahmen aus Annahmen geschlossen werden. Auch das ist nicht per se unzulässig (siehe Fall Gendetzki, der BGH hatte nicht mal ein LG-Urteil, das fast nur aus Annahmen ohne konkrete Indizien bestand, nicht beanstandet).
Und ohne Annahmen geht es nicht, z.B. wenn ein Motiv ermittelt werden muss. Niemand kann in den Kopf des Täters sehen, erst recht, wenn der schweigt. Also bedarf es objektiver Umstände, die auf ein Motiv schließen lassen.
Noch mal: Es gibt ein kaum widerlegbares Indiz für den "digitalen Tod" R.s im Haus. Nimmt man an, F. könnte der Täter sein, stellt sich die Frage nach einem Motiv. Und dann werden die Pornos eben auch ein Indiz, genauso wie Alkohol- und Drogenkonsum (verminderte Steuerungsfähigkeit). Ich kann den Pornokonsum nicht einfach hinwegdenken oder "neutralisieren", wenn es darum geht WARUM R. sterben musste (wieder eine Annahme, die darauf gründet, dass R. nie wieder aufgetaucht ist). Und da kann die Abwesenheit von Spuren eben auch ein belastendes Indiz darstellen. Erst wenn sich R. aus Bali meldet, würden all diese Annahmen ihren Beweiswert verlieren.
BoobSinclar schrieb:Die Vermutung, für die es keine Indizien gibt, ist also die Bestätigung für die Vermutung, für die es keine Indizien gibt.
Falsch. Gleiches gilt für das konkrete Tatgeschehen. Wurde R. erschossen, erstochen oder erwürgt/erdrosselt? Ein verschwundener Gürtel kann sehr wohl zu einem Indiz werden, wenn Letzteres angenommen wird. Eine Annahme, die darauf beruht, dass im Haus kaum konkrete Spuren für ein Tatgeschehen gefunden wurden. Also ein Tatgeschehen wahrscheinlich ist, das nahezu spurenlos erfolgte. Und man sollte nicht denken, jede Tötung hinterließe ein Schlachtfeld.
Kurz und gut, all diese (mutmaßlichen) Bauklötze sind geeignet, in einen Prozess als Beweismittel gegen F. eingeführt zu werden. Und gegen ihn verwendet zu werden. Es fehlt nur der entscheidende Bauklotz: Die Leiche oder ein Geständnis des F. Alle anderen Indizien reichen wohl im Ergebnis noch nicht aus. Aber sie wären Indizien im Prozess, völlig klar. Und das ist intuitiv auch dem BILD oder BZ-Leser klar, weswegen er die entsprechende Berichterstattung gerne konsumiert.