Wo ist Rebecca Reusch?
06.03.2024 um 00:25abgelenkt schrieb:In allen anderen Fällen, wo es um ein Tötungsdelikt ohne Leiche ging, hatte man im Anklagezeitpunkt jedenfalls ein klareres Motiv oder mehr Erkenntnis zum eigentlichen Tatgeschehen oder?Der Fall Annette L ist interessant. Sie verschwand 2010 spurlos. Schnell richtete sich der Verdacht auf ihren Ehemann, einen Polizisten. Die Ermittler schlossen sowohl Selbstmord als auch die Möglichkeit, dass sie ihre Familie verlassen hatte, aus. Auffällig war, dass Matratzen aus dem gemeinsamen Ehebett verbrannt und der gemeinsame Van der Familie ausgebrannt in einem Wald gefunden wurden. Der Ehemann hatte zudem eine Affäre, die von ihm schwanger war. Die Ermittler deckten ein Netz aus Lügen auf, die den Verdacht gegen ihn erhärteten. Die Staatsanwaltschaft sprach damals von einer Beweislage die ziemlich erdrückend sei.
Für eine Anklage wegen Mordes oder Totschlags reichten die Indizien nicht aus, die Ermittlungen wurden schließlich 2014 eingestellt.
[...] Hunderte von Polizisten waren seinerzeit im Einsatz, Reiterstaffeln, Hubschrauber. Spürhunde, die auf menschliches Blut und Leichengeruch abgerichtet sind, schlugen an den blauen Abdeckplanen im Gartenhaus der Familie an. Und auch im Elternschlafzimmer. Später wurde der schwarze Van, den Annette L. immer fuhr, im Wald gefunden, abgefackelt. Und Reste von Matratzen auf einem Brachgelände. Die Spurensicherung wies nach, dass sie aus dem Ehebett von Annette und Frank L. stammten.[1] Quelle: https://www.rtl.de/cms/rebecca-reusch-aus-berlin-vermisst-staatsanwalt-das-ist-alles-andere-als-ein-cold-case-4325834.html
Eine Anklage ohne Leiche ist ein juristischer Drahtseilakt. Eine Tat, Mord oder Totschlag, muss allein mit Indizien ohne ein Geständnis – der Verdächtige schweigt – nachgewiesen werden und die Beweiskette muss vor einem Richter stand halten. Und grotesk mutet geradezu an: Die Staatsanwaltschaft müsste nachweisen, dass das mutmaßliche Opfer auch tot ist. „Das ist das Entscheidende“, weiß auch der Staatsanwalt.[2] Quelle: https://www.waz.de/staedte/gelsenkirchen/die-leiche-fehlt-und-damit-der-beweis-fuer-mord-id3935753.html
Im genannten Fall erwähnte der leitende Staatsanwalt die Herausforderung, mit "200 Aktenordnern" und einer "komplizierten Beweisführung" umzugehen. Er betonte die Wichtigkeit, jedes Detail und jede Nuance sorgfältig zu beachten, und dass die Ermittlungsakten weiterhin gründlich durchgearbeitet werden müssen. Er sei vorsichtig in seinen Äußerungen.
Übertragen auf diesen Fall: Auch wenn die Kette der Indizien in diesem Fall vielleicht lang ist, fehlt doch das letzte Puzzlestück – und damit der endgültige Beweis für die Schuld des Hauptverdächtigen.
Auch schon damals sprach Presseprecher Martin Steltner davon:
"Wir haben Beweisanzeichen, wir haben Indizien, die ganz klar in eine Richtung hindeuten, aber die Gesamtheit der Indizienlage - wir haben Rebecca bislang nicht gefunden - reicht zu diesem Zeitpunkt nicht aus, einen dringenden Tatverdacht zu begründen."Quelle: Transkript Statements General-StA Berlin, OStA & Pressesprecher Martin Steltner vom 22.03.19