Badewannenunfall von Rottach-Egern

Fridolin31 schrieb:Egal wie, aber irgendwie muss Herr G das halt in 11 Minuten geschafft haben, ohne dass wir das Szenario minutiös nachstellen müssen (bestimmt war MG in seiner Jugend mehrfacher Titelträger bei den mecklenburgischen Hochlandspielen)

Es geht um 13 Minuten, und die beginnen erst mit den Anrufen bei Dr. W, nachdem LK schon bewusslos war. Wir haben schon erörtert, was er danach noch machen musste, wobei durchaus in Betracht kommt, dass er nicht wartete, bis die Wanne gefüllt war. Und die kürzlich diskutierten Örtlichkeiten zeigen, wie nahe die Tiefgarage zur Wohnung war. Da musste man nicht meilenweit laufen, sondern bloß ein paar Treppen, eine Sache von Sekunden für einen gesunden Menschen.

Stefan1477 schrieb:Okay, das steht Dir frei, aber laut den Nachrichten soll es das Gericht so festgestellt haben. Aber natürlich in Verbindung damit, dass jetzt ein Unfall an sich auch sehr wahrscheinlich ist (der verlorene Pantoffel, nur DNA von LK und das neue Gutachten).

Wie gesagt, durch die neuen Gutachten, vor allem das Sturzgutachten, wo es wohl keine wesentlichen Beanstandungen gab, ist die Logik der Urteile aus 2010/2012 in sich zusammengebrochen. Ich bin beruhigt, dass heute ein Freispruch ergangen ist.

Man muss auch sehen, dass LK viele Krankheiten hatte, was Prof. Püschel im 3 Teiler von ARD Crime Time benannte. Und dann auszuschließen, die Frau könne nicht gestürzt sein, war seinerzeit befremdlich von den Gerichten.
Sie neigte zu regelmäßigen Stürzen und sie war massiv auf Hilfe angewiesen, dies steht vielmehr fest und macht mit den neuen Gutachten nur möglich: Sie ist gestürzt und zwar ohne Eingriff eines anderen.

Der zitierte Beitrag von Palio wurde gelöscht. Begründung: Haltlose Mutmaßung

Ich glaube nicht, dass die Verteidigung überhaupt mit so einem klaren Freispruch heute gerechnet hat.
Im Fall Rupp trat das Landgericht z. B. damals noch nach mir der Aussage, einer der Angeklagten hätte, wie auch immer, eine Ursache für den Tod des Bauern Rupp gesetzt. Und im Fall Mollath blieb man dabei, er habe die Autoreifen der Frau zerstochen, wofür es keine Beweise gab.
Deswegen finde ich es toll und vorbildlich, dass das Gericht und auch die Staatsanwaltschaft in diesem 3. Verfahren wirklich nochmal bei Null begonnen haben und ganz unabhängig an die Sache dran sind mit dem Wollen, die wirkliche Wahrheit herauszufinden.

Andante schrieb:s geht um 13 Minuten, und die beginnen erst mit den Anrufen bei Dr. W, nachdem LK schon bewusslos war. Wir haben schon erörtert, was er danach noch machen musste, wobei durchaus in Betracht kommt, dass er nicht wartete, bis die Wanne gefüllt war. Und die kürzlich diskutierten Örtlichkeiten zeigen, wie nahe die Tiefgarage zur Wohnung war. Da musste man nicht meilenweit laufen, sondern bloß ein paar Treppen, eine Sache von Sekunden für einen gesunden Menschen.

selbst wenn es um 15 Minuten gehen sollte, warum wurde dieses nicht durch eine Nachstellung überprüft? Es wurde alles angenommen, aber nichts überprüft bzw. erwiesen. Und du verteidigst so eine Vorgehensweise noch, finde ich ehrlich gesagt unglaublich.

@Andante
jetzt nochmal zu der Zeitangabe von 13 Minuten laut Urteil [

Nachdem er um 14.57 Uhr zweimal in einem zeitlichen Abstand von 14 Sekunden die Telefonnummer des Ärztezentrums in R.

Quelle: https://openjur.de/u/2453664.html][/quote]

Daraufhin habe der Verurteilte die Wohnung verlassen, habe um 15.09 Uhr mit seinem Mobiltelefon die Auskunft angerufen und sich mit dem Festnetzanschluss des Pflegedienstes verbinden lassen

Um die Zeit war er bereits schon in der Tiefgarage gewesen, also passt die Angabe von 11 Minuten, wenn man den Weg zur Tiefgarage mit einrechnet und 1 Minute dafür abzieht. Wobei er nach alledem wahrscheinlich ziemlich außer Atem gewesen sein müsste.

Im Pressebericht des OLG München steht übrigens:

Der Angeklagte habe insbesondere für den wahrscheinlichen Todeszeitraum der Verstorbenen – der anhand neuer Methoden neu berechnet wurde – ein Alibi.

Quelle: https://www.justiz.bayern.de/gerichte-und-behoerden/oberlandesgerichte/muenchen/presse/2023/43.php

Vermutlich ist mit diesem "wahrscheinlichen Todeszeitraum" die in der Presse zitierten 16:30-18:00 Uhr gemeint.

https://www.uni-stuttgart.de/universitaet/aktuelles/meldungen/Badewannen-Mord-Freispruch-nach-Gutachten-von-Simulationsforschern/

Mithilfe der biologischen Daten der verstorbenen Frau wie Größe, Gewicht, der spezifischen Gewichtsverteilung bei älteren Personen und der Knochenlänge entwarfen die Wissenschaftler*innen ein personen-spezifisches Modell und rekonstruierten den Vorgang. Die Frage war, ob ein Sturzgeschehen ohne Fremdeinwirkung aus einer Anfangssituation – Frau vor der Badewanne stehend – zu einer Endlage führen kann, die mit dem vorgefundenen Endzustand übereinstimmt. Mit Endzustand ist die Leiche gemeint, wie sie in der Badewanne lag, mit zwei Hämatomen am Kopf, die Schuhe und der Stock der Toten vor der Wanne.

hier noch ein Link bezüglich der Genauigkeit der Simulation die Herrn G. letztlich zum Wiederaufnahmeverfahren und Freispruch verhalf.

Ich gehöre auch zu denen, die quasi ab Seite 1 der Meinung waren, dass Manfred Genditzki niemals hätte verurteilt werden dürfen.
Und mich hat es oft entsetzt, mit welchem Belastungseifer sich in den fast 5 Jahren seit Threaderstellung einige User hier die Finger wundgeschrieben und andere niedergemacht haben.
Von daher freue ich mich, dass dieser unermüdliche Kampf heute in einem Freispruch mündete.

Hier noch ein paar Impressionen mit kurzen Statements von MG, seiner Anwältin auf dem Pressesprecher:

Nach 13 Jahren Haft – Freispruch im Prozess um Badewannen-Mord

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muscaria schrieb:Ich gehöre auch zu denen, die quasi ab Seite 1 der Meinung waren, dass Manfred Genditzki niemals hätte verurteilt werden dürfen.

Ich auch. In dubio usw.

D. h. aber überhaupt nicht, dass ich von der Unschuld überzeugt war.

Das sind zwei Paar Stiefel. Beweisbarkeit und Unschuld. Meistens wird da von Laien aber nicht getrennt. Das ist schade.

Der heutige 07.07.2023 ist nicht nur ein wichtiger Tag für Manfred Genditzki sondern auch für die Wahrheit, Gerechtigkeit und den Rechtsfrieden! Bedauerlich nur das es mehr als 13,5 Jahre benötigte damit Wahrheit, Gerechtigkeit und der damit verbundene Rechtsfrieden sich endlich durchsetzen konnten. Aber wie heißt es so schön besser spät als nie und doch bleibt wie bei allen anderen Justizirrtümern ein schaler Nachgeschmack übrig denn niemand kann Manfred Genditzki die verlorene Zeit zurückgeben. Und das alles nur weil man auf Biegen und Brechen ein Verbrechen sehen wollte obwohl von Anfang an zweifelhaft war das überhaupt eines stattgefunden hat.

Der Fall Genditzki reiht sich damit in eine inzwischen beachtliche Reihe erwiesener Justizirrtümer ein siehe z. B. die Fälle Mollath, Kaufmann, Rupp, Kulac und alle haben gemeinsam das sie in Bayern geschehen sind. Und zu diesen erwiesenen Irrtümern könnten noch zwei weitere potenzielle Fälle hinzukommen nämlich die von Mazurek und Toth, weil auch dort ist die letzte Messe noch lange nicht gelesen! In jedem Fall aber zeigt es wie fatal die Auswirkungen sind wenn man sich vorschnell auf einen vermeintlichen Täter festlegt, Ermittlungen nicht richtig führt oder an angeblichen Tathergängen festhält. Es ist dringend geboten dass ein Umdenken in der Justiz einsetzt und die Entwicklungen im Fall Genditzki & Co. zeigen das man wohl so langsam aufzuwachen beginnt, zwar nur sehr langsam aber immerhin.

Große Anerkennung verdient an dieser Stelle auch vor allem Genditzkis Anwältin Regina Rick denn ohne ihre Hartnäckigkeit, Kampfeswillen, Einsatzbereitschaft und festen Glauben an die Unschuld ihres Mandanten wäre der Fall schon längst als vermeintlich erwiesener Mord zu den Akten gelegt worden. Und es ist ja nicht das erste Mal – schon im Fall Rupp hat Regina Rick gezeigt das die Justiz gravierende Fehler begangen hat. Wie man an beiden Fällen sehen kann sind es gerade Rechtsanwälte wie sie welche die Gesellschaft dringend benötigt denn der Weg der Wahrheit und Gerechtigkeit ist oftmals lange und beschwerlich und erfordert engagierte und überzeugte Personen die sich bedingungslos dafür einsetzen!

Mauser schrieb:Der Fall Genditzki reiht sich damit in eine inzwischen beachtliche Reihe erwiesener Justizirrtümer ein siehe z. B. die Fälle Mollath, Kaufmann, Rupp, Kulac und alle haben gemeinsam das sie in Bayern geschehen sind. Und zu diesen erwiesenen Irrtümern könnten noch zwei weitere potenzielle Fälle hinzukommen nämlich die von Mazurek und Toth, weil auch dort ist die letzte Messe noch lange nicht gelesen! In jedem Fall aber zeigt es wie fatal die Auswirkungen sind wenn man sich vorschnell auf einen vermeintlichen Täter festlegt, Ermittlungen nicht richtig führt oder an angeblichen Tathergängen festhält. Es ist dringend geboten dass ein Umdenken in der Justiz einsetzt und die Entwicklungen im Fall Genditzki & Co. zeigen das man wohl so langsam aufzuwachen beginnt, zwar nur sehr langsam aber immerhin.

Ja, dann leg Dich mal ins Zeug und weise den Justizirrtum in Sachen Mazurek und Toth nach.


Nach Deiner Theorie kann jeder Täter mit fortwährendem Abstreiten, er sei es nicht gewesen und mit Hilfe der Tatsache, dass keiner bei der Tat mit der Kamera dabei gewesen ist, einen Justizirrtum für sich reklamieren.

Mauser schrieb:Der Fall Genditzki reiht sich damit in eine inzwischen beachtliche Reihe erwiesener Justizirrtümer ein siehe z. B. die Fälle Mollath, Kaufmann, Rupp, Kulac und alle haben gemeinsam das sie in Bayern geschehen sind. Und zu diesen erwiesenen Irrtümern könnten noch zwei weitere potenzielle Fälle hinzukommen nämlich die von Mazurek und Toth, weil auch dort ist die letzte Messe noch lange nicht gelesen!

Davon gehe ich auch aus.
Allerdings dürfte es in diesen Fällen (Mazurek/Toth) noch deutlich schwieriger werden, eine erfolgreiche WA herbeizuführen. Aber auch die Fälle sind nicht abgehakt auf Seiten der Verteidiger.
Es ist sowohl zum Fall Ursula Herrmann wohl eine Doku seitens der ARD geplant und bei Sky wird im Herbst der Fall der Charlotte Böhringer neu aufgegriffen.

Grundsätzlich muss man sagen, dass es eben leider bisher keine verlässlichen Statistiken gibt, die Fehlurteile erfassen. Bekannt ist aber, dass Bayern die höchsten Entschädigungssummen in Sachen Haft zahlt. Was schon zeigt, dass man sich in Bayern eben gerne zu vorschnell festlegt und dann das Verfahren vor sich her treibt als Staatsanwalt, in dem man alles von der Polizei einfach mal als richtig ansieht. Ich gehe aber davon aus, dass ein Staatsanwalt wirklich das Ermittlungsverfahren leitet und zu jedem Zeitpunkt des Verfahrens die richtigen Schlüsse zieht. Dies geschah im Fall Genditzki leider nicht.
Ich hoffe, dass auch das Justizministerium selbst mal genau hinsieht künftig.

Mauser schrieb:Mazurek und Toth, weil auch dort ist die letzte Messe noch lange nicht gelesen! In

Also das mit toth ist ja wohl lächerlich!

Genau,schemer und darsow sitzen auch unschuldig im knast!

Justizirtümer kommen definitiv vor!
Vielleicht auch mehr als wir erfahren
Auch die "arroganz" der gerichte und richter und dessen fast uantastbarkeit geht mir gehörig auf den senkel und das schlampige/voreingenommene und offensichtlich falsch entscheiden richter und gutachter nicht immer zu verantwortung gezogen werden.
Genauso wie bei den politikern und polizisten!

Diese Instanzen und Behörden und Personen müssten deutlich transparenter und für fehltritte haftbar gemacht werden.

ABER im grossen und ganzen funktioniert die Rechtsstaatlichkeit in De ganz gut,da brauchst dir auch nichts vormachen wegen den relativ leider nicht zu vermeidenden irtümern.
Irren ist nunmal Menschlich aber haftbar gemacht werden auch!

Freigeist38 schrieb:Also das mit toth ist ja wohl lächerlich!

Es beginnt alles mit den massiven Zweifeln an einem Urteil. Und auch im Fall Böhringer und Herrmann gibt's keine eindeutigen Spuren, auch keine DNA, die die Verurteilten eindeutig als Täter überführten. In beiden Fällen haben wir keine Zeugen und keine direkten Sachbeweise.
Und im Fall Herrmann wurde sich hauptsächlich seinerzeit auf ein Tonbandgutachten einer BLKA Phonetikerin gestützt (also wieder die Stützung auf ein Gutachten wie im Fall Genditzki), das nachweislich falsch war.
Ein neues Tonband Gutachten aus Zürich ergab, dass auch jedes andere Gerät Verwendung hätte gefunden haben können.
Die Indizien im Fall Ursula Herrmann gegen Mazurek sind mehr als dünn.
Das Gericht in Augsburg sah in Mazurek den Täter zentral auf Grund seiner Persönlichkeit. Er bot sich optimal an, ihn für dieses Verbrechen verantwortlich zu machen.

Stefan1477 schrieb:Und auch im Fall Böhringer und Herrmann gibt's keine eindeutigen Spuren, auch keine DNA, die die Verurteilten eindeutig als Täter überführten

Junge! Aber 10 indizien die als kette die Schuld sehr wahrscheinlich machen..
Vom nachtatverhalten bis zum motiv
Dna spuren testament
Geklautes geld
KEIN ALIBI
Zeitungen und und und...denk doch mal nach bevor du laberst oder lies dir das akribisch akkurate Urteil durch...nicht zu vergleichen mit den schlamperein im falle M.g aus rottach!

Ich habe den Fall die letzten Jahre lose hier begleitet, eine abschließende, persönliche Meinung habe ich mir bislang noch nicht gebildet.

Ich hatte all die Jahre aber immer den Eindruck dass der heute Freigesprochene mit Fr. Rick eine sehr fähige Verteidgerin an der Seite hatte. In ihren öffentlichen Auftritten hat sie immer souverän und auch sehr klar kommuniziert und rückte, zumindest in meiner Wahrnehmung, auch nie von ihrem Mandaten ab.

Irgendwie gönne ich es auch ihr, dass heute dieser Freispruch erfolgte.

Wie habt ihr sie in diesem Fall wahrgenommen!?

Mauser schrieb:beachtliche Reihe erwiesener Justizirrtümer ein siehe z. B. die Fälle Mollath, Kaufmann, Rupp, Kulac und alle haben gemeinsam das sie in Bayern geschehen sind. Und zu diesen erwiesenen Irrtümern könnten noch zwei weitere

Dass Ulvi Kulac im Fall Peggy unschuldig ist, ist meines Erachtens nach nie wirklich klar geworden. Das nur am Rande.