musikengel schrieb:auch bei großen Hotels und viel Betrieb, und viel Hektik, fallen Menschen anderen Menschen auf. Aus welchen Gründen auch immer. (...) Es muss Leute geben die sie gesehen haben von denen wir noch nichts wissen.
Natürlich gab es Menschen, denen sie begegnet sein muß. Im Hotel selbst, außerhalb des Hotels sowieso. Im Hotel hat sie -mit Ausnahme der Rezeption- typische "Ballungsräume" vermieden und war mutmaßlich bei Anwesendheit auch durchgehend in ihrem oder vlt. sogar einem anderen Zimmer. Wenn man als Gast eines so großen Hotels irgendwo im Flur oder im Aufzug einem anderen Gast begegnet, wird man sie/ihn für gewöhnlich nicht genau wahrnehmen/beachten, sofern er eher unauffällig aussieht und sich auch nicht auffällig verhält. In Aufzügen wird aufgrund der von vielen Menschen als unangenehm empfundenen Nähe i.d.R. Blickkontakt zu anderen Passagieren vermieden. So wundert es mich wenig, dass sich bislang kein Zeuge gemeldet hat.
überführtes schrieb:(...) Vorliegend wissen wir nicht, wie viel, wann und ob etappenweise JF gegessen hat. Ferner: Wegen möglicherweise gesteigerter Sympathikus-Aktivität - sei es aus Stress, sei es wegen irgendwelcher Mittel - könnte die Verdauungsaktivität nahezu zum Erliegen gekommen sein.
Danke für den externen Link ! Genau das hatte ich versucht, in meinen Beiträgen als Argument anzuführen. Ohne zusätzliche Informationen ist der Mageninhalt allein mMn eben nur ein Faktor, jedoch kein Beweis. Zur Bestimmung des Todeszeitpunktes also ungeeignet.
Nepeta schrieb: (...) Es kann schlicht sein, dass sie den "Magen zu" hat (Kummer, Stress) und nun auch noch eine "ungenießbare" Bratwurst essen soll. Das geht wohl nur mit seeehr viel Senf und Ketchup. (...)
Es gibt so viele Möglichkeiten, weshalb sie die Mahlzeit nicht vollständig gegessen haben könnte. Störung beim Essen, Essen schmeckt nicht, Stress, Panik, Angst, Übelkeit, Nervosität usw. usf. Im Zweifel könnte sie den Hotbite sogar für eine andere anwesende Person bestellt haben. Als diese dann doch nicht essen wollte oder nicht konnte/weg mußte, könnte sie ein Stück probiert haben. Also da ist viel zu viel denkbar, als das man sich da festlegen könnte.
musikengel schrieb:richtig...die Dessous dass passt nicht....
wenn sie etwas kräftiger war. musst du diese Bustier unter dem Busen erst einmal wieder zubekommen. Luft anhalten ?
so wie die Bilder aussehen, sind die für eine sehr schlanke Frau mit wenig "oben rum"...
und alle Kleidung ist dunkel, gedeckte Farben..und dann weiße Dessous ? (...)
Die Kleidung ist so ein Mysterium für sich. Ein Teil davon wurde mutmaßlich aus dem Zimmer entfernt, da es Zeugen gibt, die das Opfer sowohl mit nicht aufgefundener Kleidung gesehen haben, als auch Kleidung im Zimmer gesehen wurde, die ebenfalls nicht bei Fund der Leiche vorhanden war. Interessant ist dabei jedoch nicht unbedingt nur die Frage, was verschwunden ist, sondern auch was zurückblieb und warum. Unabhängig davon, ob hier ein Suizid oder Kapitalverbrechen vorliegt, ist die Zusammenstellung der gefundenen Kleidung ziemlich merkwürdig. Während -mit Ausnahme der vom Opfer getragenen Unterwäsche- kein Slip oder Unterhose aufgefunden werden konnte, sind gleich mehrere Stücke für "oben rum" vorhanden. Die Oberbekleidung ist ebenfalls merkwürdig und nur noch spärlich vorhanden. Die Farbauswahl hingegen, ist schlicht und unauffällig. Schwarz als auch weiß sind Standartfarben bei Dessous, von daher passt das mMn.
VanDusen schrieb:Der Gedanke, dass sich JF mit dem mutmaßlichen Journalisten Monsieur F in dem Hotel verabredet haben könnte, hat etwas, denn als er auf den Fall angesprochen wird, widerspricht er sich: Einerseits behauptet er, der Vorfall sei keine große Sache für ihn gewesen, andererseits weiß er nach mehr als zwanzig Jahren noch ohne nachzudenken, wann genau er aus dem Hotel abgereist ist
So sehe ich das auch. Es ist auf jeden Fall bemerkenswert. Dazu kommt noch, dass er zum Thema eigentlich garnichts sagen wollte. Mehrfach lehnt er ein Gespräch oder Antworten ab. Warum ? Wenn er mit dem Ableben des Opfers, mit der ganzen Geschichte nichts zu tun hat, er weder etwas gesehen noch wahrgenommen hat, gibt es ja eigentlich keinen Grund für die Ablehnung.
VanDusen schrieb:Allerdings habe ich mit diesem Szenario ein paar grundsätzliche Probleme: 1. Die (zugegeben wenigen) investigativen Journalisten, die ich so kenne, sind allesamt extrem abgebrüht und würden sich lieber ein Personenschutzkommando stellen lassen, als eine Story einfach so zu begraben.
Spätestens seit der Geiselnahme von Gladbeck wissen wir, dass von einer Lebensstory "angefixte" Journalisten unter Adrenalin so ziemlich jedes Gesundheits- und Todesrisiko in Kauf nehmen, ohne lang nachzudenken. Gesetzt den Fall, JF hätte tatsächlich z.B. einen großen, internationalen Skandal mit Verwicklungen der höchsten Kreise und enormer Tragweite aufdecken können, hätte der Journalist vermutlich ALLES getan, um an dieses Wissen zu kommen. ABER: Wenn ich nun spekulativ unterstelle, dass ihm die Informantin quasi unter seinen Augen ermordet wurde, dann wäre ich an seiner Stelle auch schnellstens verschwunden. Die Story war ohne die Aussage JF´s gegebenenfalls ohnehin für ihn erstmal weg. Da war er gut beraten, die Beine in die Hand zu nehmen. Er scheint ja sogar bis heute Angst zu haben, wenn man sich die Wehemenz ansieht, mit dem er zunöchst ablehnend auf die Anfragen reagierte. Zumindest scheint es so.
VanDusen schrieb:2. Das Verhalten von JF vor ihrem Tod war extrem seltsam, diese fast mönchische Abgeschiedenheit, ihr geringer Appetit, das Heraustrennen der Etiketten aus ihrer Kleidung … All dies könnte als das Verhalten einer Frau interpretiert werden, die auf einem brisanten Geheimnis saß, das sie mit einem Journalisten teilen wollte. Viel, viel wahrscheinlicher jedoch ist, dass es sich um das Verhalten einer jungen Frau in einer akuten psychotischen Phase handelte.
Das sehe ich entschieden anders. JF wirkte auf niemanden der/die sich an die Frau erinnern konnte bzw. Kontakt hatte verhaltensauffällig. Es wird allgemein oft bei zunächst unerklärlichem Verhalten die "akute Psychose" als Universalerklärung herangezogen. Tatsächlich aber sind akute Psychosen nicht die Regel bei potenziell lebensbedrohlichen Situationen, sondern seltenere Ausnahmen. Klar, ausschließen kann man es nicht. Aber Psychosen haben zumeist eine längere Vorgeschichte von Verhaltensauffälligkeit, Behandlungen, verschriebenen Medikamenten usw. In diesem Fall würde ich es nicht als "in besonderem Maße" wahrscheinlich erachten, dass JF psychotisch handelte. Zumal das Heraustrennen von Wäscheschildern -so wie ich aus Kommentaren in diesem Thread gelernt habe- doch nicht so ungewöhlich ist, wie ich es zunächst auch angenommen hatte. Die Isolation, welcher JF sich aussetzte, ist meiner persönlichen Meinung nach eher wahrscheinlich als Schutzmaßnahme bzw. als aus der Not geboren anzusehen. Wenn sie etwas wirklich brisantes preisgeben wollte, sich ggf. bewusst einer Lebensgefahr aussetzte, war unauffälliges Verhalten und Kontaktvermeidung doch nicht ungewöhnlich, sondern im Gegeteil, eher ratsam. Das sich Appetit in dieser Stresssituation verringert oder sogar zum Erliegen kommt, kennt jeder, der z.B. vor einer wichtigen Prüfung gestanden hat. Erst nachdem die Spannung abfällt, kommt der Appetit zurück. Das ist alles mMn kein klares Indiz für eine Psychose.
VanDusen schrieb: 3. Nehmen wir einmal an, irgendwer hätte einen (oder mehrere) Killer auf JF angesetzt. Die Maßgabe, ihren Tod möglichst nicht als Mord erkennbar werden zu lassen, sondern ihn bestenfalls wie einen Unfalltod oder Suizid aussehen zu lassen, schränkt jedoch den potentiellen Kreis von entsprechenden Dienstleistern schon arg ein. Es gibt leider keinen Mangel an Leuten, die x-beliebige Personen für kleines Geld erschießen oder erstechen. Fingierte Unfalltode oder Selbstmorde dagegen sind einigen wenigen Virtuosen vorbehalten, und denen würden sicherlich subtilere, plausibler wirkende Methoden einfallen (...)
Das hängt von den Umständen ab, insbesondere sei da der Faktor "Zeit" genannt. Mal spekulativ angenommen, JF hätte erst kurzfristig Kontakt zu z.B. einem Journalisten aufgenommen und wäre genauso kurz entschlossen nach Oslo gereist. Weiter spekuliert, z.B. ein Gehimdienst oder eine andere "Organisation" z.B. organisiertes Verbrechen, hätte diesen Informationsaustausch schnellstmöglich unterbinden wollen. Dann blieb für die Organisation einer gekonnt inszinierten "Neutralisierung" getarnt als Suizid schlicht keine ausreichende Zeit. In so einer Situation wird schnellstmöglich gehandelt. Der/die Täter neutralisierten das Opfer und improvisierten den Rest möglichst rasch. Deshalb eine Schusswaffe zur Tatausführung, die dem Opfer in die Hand gegeben wird. Es ist so ziemlich die "älteste" Art, einen Suizid zu inszinieren. Gibt es keine weiteren Anhaltpunkte für ein Kapitaldelikt, reagiert die Polizei so wie wir es in Oslo sahen. Sie ermitteln vermutlich einseitig in Richtung Suizid des Opfers.
VanDusen schrieb:4. Zum Erreichen des gewünschten Effekts (Einschüchterung von Mr F) hätte es auch gereicht, JF einfach spurlos verschwinden zu lassen. Lupara bianca, das Opfer wird Fischfutter. Stattdessen hätte man hier (hypothetisch) einen Weg gewählt, bei dem allerhand schiefgehen konnte. Dass die Seriennummer auf dem Lauf der Pistole wirklich zuverlässig gelöscht war, hätten der oder die hypothetische Täter nur mittels eines eigenen forensischen Labors feststellen können.
Für eine Entführung hätte es Mannstärke, einen Plan und Organisation gebraucht. Dies war in Teilen oder ganz ggf. nicht der Fall. Außerdem könnten der/die Täter darauf spekuliert haben, dass die Polizei den Fall schnell als Suizid abschließen wird, da es bzgl. des Opfers keine offensichtlichen Erkenntnisse in Richtung eines Motives für ein Kapitalverbrechen gab.