Soweit ich sehe, gibt es hier zwei Fragen, denen sich alle Beiträge in der Regel zuordnen lassen:
1) Wer war die Plaza-Frau?
2) Mord oder Selbstmord?
Ich will hier nur zu 2) etwas sagen. Ehe man sich hier alle möglichen Merkwürdigkeiten, die zugegebenermaßen den Fall mysteriös machen, detailliert vor Augen hält, kommt man m.E. an der folgenden klipp und klar formulierbaren Grundfrage nicht vorbei:
War die Tür zum Zimmer der Toten, als man sie fand, auf eine Weise verschlossen, die nur von innen aus getätigt werden kann?Heißt die Antwort "ja", so ist die Antwort auf Frage 2) trivial: Es muß dann Selbstmord gewesen sein, weil aus der Antwort "ja" folgt, daß vom Eintritt des Todes bis zur Öffnung der Tür (von außen natürlich) niemand das Zimmer verlassen haben kann.
"When the security guard entered Room 2805 on Saturday night, the door had been double-locked from the inside. The police regarded the locking system information as credible, and it became a main argument for the suicide theory." (Zitat aus
https://www.vg.no/spesial/2017/plaza-english/) (Siehe hierzu auch den drittnächsten Absatz.) Sie kann sich dann also nur selbst erschossen haben - und alles, alles andere, was man dann eigenartig findet, muß sich dem fügen.
Dazu gehört dann auch, daß die Tote vor ihrer letzten Selbsteinschließung im Zimmer nur die Gegenstände hatte, die man nach der Öffnung dort vorfand. Wenn ich die Berichte richtig gelesen habe, hätte sie dann nicht einmal genug Kleidung gehabt, um ohne aufzufallen innerhalb des Hotels ihr Zimmer aufzusuchen. Entsprechend wurde ja auch schon vermutet, daß sich allenfalls der Großteil ihrer Kleidung (allgemeiner: ihres Gepäcks) in einem Zimmer in unmittelbarer Nähe befunden haben kann; dort müßte demnach eine Person einquartiert gewesen sein, zu der die Plaza-Frau ein enges persönliches Verhältnis hatte.
Die anderen Möglichkeiten sind, daß sie ihre Reisegegenstände jemandem aus ihrem Zimmer heraus übergab (ohne selbst ihr Zimmer zu verlassen) oder daß jemand sich zunächst mit ihr im Zimmer befand, der dieses mit diesen Gegenständen verließ. Jedenfalls wurde die Tür ihres Zimmers am 2.6.1995 um 11:03 Uhr letztmalig mit Karte geöffnet. Es könnten theoretisch von da an bis zum Abend des 3.6. immer sie und/oder eine zweite Person im Zimmer gewesen sein, so daß die Karte in dieser Zeit nie benutzt werden mußte.
Heißt die Antwort "nein", so hat das gravierende Konsequenzen:
Nach Aussage des Security-Chefs des Hotels (die ja von der Polizei für glaubhaft gehalten wurde, siehe Zitat oben) war der vorgefundene Doppelverschluß nur von innen aus vorzunehmen. Das klingt nach einem ausgeklügeltem System, und ich glaube tatsächlich nicht, daß ein Luxus-Hotel in einem seiner besten Korridore ein Sicherheitssystem mit gerade dieser Differenzierung verwendet, das sich dann mit einfachen Hausmitteln austricksen läßt - und dann auch noch so, daß der Security-Chef einen solchen Tatbestand nicht einmal durchschaute. Die Antwort "nein" impliziert also ungeschminkt, daß der Security-Chef des Hotels an dieser wichtigen Stelle die Unwahrheit gesagt haben müßte.
Wenn das aber so war (und er nicht einfach zu blöd für seinen Job war), so muß er ein Interesse an dieser Falschaussage gehabt haben. Dieses kann
a) persönlich
b) dienstlich
begründet gewesen sein. D.h., er war a) persönlich in den Todesfall involviert oder b) vertrat dabei die Interessen des Hauses; immerhin war er ja kein unabhängiger Security-Beauftragter, sondern der
des Hotels! Daß Hotels u.U. andere Prioritäten setzen als vor allem anderen die Aufklärung eines in ihren Räumlichkeiten passierten Todesfalles zu verfolgen, muß man sicherlich in Betracht ziehen. (Auch das unkooperative Verhalten der jetzigen Hotelleitung geht ja in diese Richtung.)
Man muß sich im klaren darüber sein, daß die ganzen Überlegungen, wie es hier zu einer
Ermordung kommen konnte, zunächst einmal voraussetzen, daß die Aussage über den Doppelverschluß falsch war, entgegen der Annahme der Hotel- und Ermittlerseite!
Es müßten schon sehr viele vertuschend unter einer Decke stecken, wenn der Tod tatsächlich schon am 2.6. eingetreten sein sollte und der 3.6. nur der Öffentlichkeit "verkauft" wurde. Dafür sprechen würde die nur teilweise verzehrte Mahlzeit und das Ergebnis der Analyse des Mageninhalts. Denn, in der Tat, am 2.6. abends einen eher kioskartigen Imbiß aufs Zimmer zu bestellen und mit überschwenglichem Trinkgeld zu quittieren, diesen dann aber einen Tag herumstehen lassen und dann teilweise zu verzehren - das ist doch sehr eigenartig... Viel verständlicher wäre es, das Bestellte nach Lieferung auch zu essen - dabei aber eventuell durch einen plötzlichen Besucher unterbrochen zu werden, der sich später als Mörder erweist. Wäre nicht auch so das Rätsel lösbar, wieso ein Hotelgast von einem Todesfall im Hotel zu einem Zeitpunkt gehört haben will, zu dem noch gar nichts dergleichen passiert war? Ob es nicht vielleicht doch schon passiert war und irgendwo eine Indiskretion gegeben hatte?! Allerdings müßte man dann davon ausgehen, daß das Datum der Tat vom 2.6 auf den 3.6. "frisiert" wurde. "Tat" sage ich, weil man in dem Fall wohl nicht von Selbstmord ausgehen kann: Sonst hätte die Plaza-Frau sich einen Imbiß bestellt, diesen angefangen zu essen und, bevor der Teller leer war, sich erst mal aufs Bett gelegt und erschossen. Alles was recht ist... [Soo schlecht kann es doch nun auch wieder nicht geschmeckt haben!]
Für das Szenario eines Suizids am 3.6. (so ja bislang die offizielle Version) spricht vieles, aber eben nicht alles. Für mich sähe das so aus: Die Frau kannte jemand in Oslo, mit dem sie sich treffen wollte, und buchte dazu einen Aufenthalt in dem Hotel. Wohl erst danach besprach man, daß der beste Treffpunkt im Hotel selbst sei. Die Plaza-Frau verstand das so, daß sie ihre Bekanntschaft in ihr Hotelzimmer mit einquartieren sollte. Das hatte diese aber nicht gemeint, sondern es war der Bekanntschaft gelungen, sich selbst - möglicherweise auf demselben Flur - dort einzuquartieren. So kam es dazu, daß der zweite Bettbezug in ihrem Zimmer ungenutzt blieb und sie selbst in der Nacht von Donnerstag auf Freitag ihr Zimmer gar nicht nutzte, weil sie die Nacht in jenem anderen Zimmer verbrachte. Dann würde sich auch erklären, daß sie zu recht früher Stunde (8:50 Uhr) am Freitag morgen ihr Zimmer aufsuchte. (Wäre sie in der Nacht irgendwo in Oslo, nicht im Hotel, gewesen, erschiene mir dieser Zeitpunkt nämlich wenig einleuchtend früh!). Sie muß sich dann aber in einer psychisch verzweifelten Verfassung befunden haben. Vom späteren Vormittag an das Zimmer nicht mehr zu verlassen, fast nichts zu sich zu nehmen, etwas zu essen zu bestellen aber nicht anzurühren, sich auch am Sonnabend nicht sehen zu lassen, schließlich vom Hunger übermannt doch etwas von dem Abgestandenen zu essen, das aber gleich wieder abzubrechen - so ein Verhalten kann ich mir durchaus bei jemand vorstellen, der mit Selbstmordgedanken ringt.
Aber wie ein anderer Gast im voraus ein entsprechendes Gerücht aufgeschnappt haben soll, wie die Haltung der Pistole in unblutiger Hand, das Verschwinden der Wäsche usw. dazu passen soll, bleibt dann schon einigermaßen rätselhaft.
Von entscheidender Bedeutung ist für mich die Antwort auf die oben formulierte Grundfrage. Alles übrige ergibt sich erst danach.