Ich werfe mal ein ganz wildes neues Szenario in den Raum, dass im Detai leider auch noch große Lücken aufweist, aber vielleicht dennoch wert ist, darüber nachzudenken:
Wir wissen, dass Madsen mit Kim Wall gegen 20:30 in Richtung Middelgrunden aufgebrochen ist. Ganze drei Stunden später wird er nur weniger als 6 Seemeilen südlich davon wieder an der Öresund-Brücke gesichtet. Die drei Stunden sind bisher ungeklärt und wir haben hier unterschiedliche Vermutungen angestellt, was in der Zeit passiert ist und warum es so lange gedauert hat, bis er sich nach Süden aufmacht. Die Polizei gibt zwar an, die komplette Route der Nautilus zu kennen, hat diese aber (noch) nicht veröffentilcht, sodass wir hier jedenfalls, was diese drei Stunden angeht noch im Dunkeln tappen.
Daher die Frage: wäre es nicht möglich, dass Madsen in dieser Zeit tatsächlich nach Refhaleoen zurückgekehrt ist?
Es heißt hier ja immer, die Nautilus könne beim Tauchen nicht fahren. Streng genommen ist das aber, wenn ich es richtig verstanden habe, falsch. Sie könnte auch unter Wasser fahren, man sieht nur nicht, wo man hinfährt, sodass die Gefahr einer Kollision mit Hindernissen besteht. Dennoch müsste es in dem Fall doch möglich sein, auf Periskop-Tiefe, also mit Sicht zumindest der Dinge über Wasser, zu fahren. In dem Fall wäre die Nautilus nichts anderes als ein Schiff mit relativ großem Tiefgang. Da es sich bei der Gegend um Middelgrundsfortet und Refshaleoen aber um einen gut ausgebauten Hafen handelt, in dem auch große Schiffe fahren, ist das Wasser dort eigentlich zuverlässig tief, sodass dort für die Nautilus bei einer Fahrt auf Periskoptiefe quasi kaum ein Risiko besteht, sie aber gleichzeitig für das bloße Auge und wahrscheinlich sogar für Radar unsichtbar wäre, sodass eine solche Fahrt, zumal bei Nacht, von niemandem beobachtet werden würde.
Es stellt sich dann die Frage, warum Madsen das denn getan haben sollte.
Nehmen wir an, er sitzt auf einmal, nicht später als 21:00 nach diesem Szenario, mit der von ihm fahrlässig oder im Affekt getöteten Leiche von Kim Wall da. Halb Kopenhagen hat ihn vorher zusammen mit ihr auf seinem U-Boot gesehen, also weiß er, das der Verdacht sofort massiv auf ihn fallen wird. Was kann er tun, um als unschuldig dazustehen? So tun, als ob sie lebt, kann er nicht, da sie logischereise nie mehr irgendwo lebendig auftauchen wird. Also denkt er, dass er die Situation so fingieren muss, dass Kim Wall zwar als tot gilt, die Schuld aber auf einen anderen fällt. Zum Beispiel, weil er sie an einer abgelegenen Stelle nachts auf Refhaleoen wieder abgesetzt hat, von der aus sie einen langen Fußweg durch dunkles, verlassenes Hafengelände zurückzulegen gehabt hätte, um wieder zur Austernbar oder sonstwie in die Zivilisation zurückzugelangen. Dort fällt sie dann dem Ripper in die Hände, der vor 30 Jahren schon einmal eine Japanerin dort im Hafen zerlegt hat, wie er sich erinnert (Danke für diese Anregung an
@passato). Er denkt irrtümlich, dass würde den Verdacht weitestmöglich von ihm weglenken, denn er ist schließlich Peter Madsen, den jeder seit vielen Jahren kennt und den deshalb niemand mit so etwas Unerhörtem wie dem Zerteilen einer Leiche in Verbindung bringen würde.
Um diese Geschichte glaubhaft zu machen und die Parallelität zur Japanerin herzustellen, muss er die Leiche aber wohl oder übel trotzdem selbst zerteilen. Er macht das. Die fünf Schnitte an Armen, Beinen und Kopf bekommt er in max. 30 Minuten mit entsprechendem Werkzeug hin. Dann fährt er die kurze Strecke zurück auf die Westseite von Refhaleoen, taucht soweit auf, dass gerade der obere Rand des Turmes aus dem Wasser ragt, damit ihn niemand sieht und entsorgt dort die Körperteile, jedoch nicht den Torso im Wasser, davon überzeugt, dass diese irgendwann entweder auf der Westseite von Refhaleoen oder dem gegenüberliegenden Hafenufer angespült werden und somit die Theorie, dass Kim Wall nachts auf Refhaleoen irgendeinem Jack the Ripper zum Opfer gefallen ist, zu stützen. Aus irgendwelchen strömungstechnischen Gründen ist das bis heute aber noch nicht passiert, sondern sie sind sonstwohin getrieben.
Den Torso fährt er dann in die Köge-Bucht, weil dieser aus irgendwelchen Gründen nicht gefunden werden darf. Dort beschwert er ihn mit einer Metallkette und entsorgt ihn auch. Ärgerlichweise wird er auf dem Weg dorthin entgegen seinem Plan gesichtet. Außerdem gibt es zeitliche Vertögerungen wegen Problemen mit dem Boot oder so, die dazu führen, dass er es nicht schafft, bis zum Morgengrauen wieder im Hafen zurück zu sein und seine ursprünglich geplante Geschichte fällt damit auseinander und er muss improvisieren, was ihm angesichts der Umstände nicht gut gelingt.
Ich habe noch keine Idee, warum der Torso in diesem Szenario im Gegensatz zu den anderen Körperteilen nicht gefunden werden durfte. Vielleicht fällt irgendjemand dazu ja etwas ein. Wiegesagt, alles noch ausgesprochen unausgegoren, aber mir gefällt die Idee, dass Madsen eigentlich keine andere Chance sehen konnte, als zu versuchen, den Tod von Kim Wall jemand anderem in die Schuhe zu schieben, wenn er möglichst unbelastet aus der Sache herauskommen wollte und da macht das "Irgendein-Ripper-hat ihr-beim-Rückweg-auf-Refhaleoen-im-Dunkeln-aufgelauert"-Szenario aus seiner Sicht durchaus Sinn.