burnonedown schrieb:Wie belastbar ist das Gesamtbild, wenn so ziemlich jeder einzelne Punkt auch irgendwie anders interpretiert werden kann? Oder einfach nicht nachgewiesen werden kann?
Das sehe ich anders: selbst wenn einzelne Punkte angezweifelt werden könnten, ändert sich am Gesamtbild nichts, weil nur ein unglaublicher Zufall bewirkt haben könnte, dass eine Frau an Bord der Nautilus auf solche Weise starb und dann genau so verletzt und verstümmelt wurde, wie es auf den Videos und Chats vorgegeben wurde, als hätte Madsen den grausamen Mord samt Vertuschung nachstellen wollen, den er leugnet.
burnonedown schrieb:irgendwie ist es aber von Anfang an dieses in sich geschlossene System, das nicht so richtig fest verankert ist.
Es ist anders herum: Das System ist fest verankert, weil es in sich geschlossen ist.
;)burnonedown schrieb: irgendwie habe ich aber das berüchtigte Bauchgefühl, dass die Geschichte nicht vollständig ist.
Das ist sie tatsächlich nicht und die Staatsanwaltschaft leugnet das nicht.
Alle hätten sich sicher eine eindeutigere Aufklärung gewünscht.
Aber auch wenn der genaue Tathergang und die Todesursache nicht nachgewiesen werden können, ist der Mord nachgewiesen.
Diese Einschätzung, die ich vorgestern schrieb, hat sich nun bestätigt.
Was ich unterschätzte: Mir wurde im Plädoyer zu wenig hervorgehoben, dass Madsens Version schon darum nicht stimmen kann, weil er meinte, Kims Körper sei noch intakt gewesen, als er anfing sie zu zerteilen.
Ein Gericht ist aber nicht "Publikum" und gewichtet ganz anders, da stehen solche scheinbar nebensächlichen Fakten gleichwertig neben solchen, die lang und breit erörtert wurden.
Ich verstehe überhaupt nicht, warum hier gleich unterstellt wurde, dass Madsen nach 12 Jahren frei kommen würde... jemand, der einstimmig zur Höchststrafe verurteilt wurde, wird nicht auf Anhieb in den Genuss der ersten Begnadigungs-Möglicheit kommen und wenn Madsen vor der Verhandlung die Psychologen nicht täuschen konnte, dann kann er es in 12 Jahren auch nicht.
suki04 schrieb:Pier Hinrichs ist der Reporter der Welt vor Ort die ganze Zeit und betont die Transparenz
der Untersuchung mit umfangreichen Einblick in die Unterlagen.
Peter Madsen sagt er bestätigt durch sein Auftreten das egomanisch ist das Gutachten.
Das wurde hier im Thread auch zu wenig beachtet: Es war seit Madsens erster Aussage klar, dass er immer noch lügt. Er hat die um den Todeszeitpunkt herum zugefügten Verletzungen einfach geleugnet und dann muss man nicht mehr minutiös nachvollziehen können, ob die Frau noch lebte und bei Bewusstsein war, als er ihr das antat, oder schon bewusstlos war und leblos schien... dass jemand überhaupt zu so etwas in der Lage ist, lässt darauf schließen, dass ihm ihr Leben oder Tod vollkommen egal war. Er wollte ihr diese Verletzungen zufügen, hatte die Werkzeuge dazu dabei, hat sie getötet und hat dann versucht, alles zu vertuschen.
Seine Unfallversion war unglaubwürdig, eben weil er meinte, dass es eine ähnliche Situation schonmal gab. Er war mehrfach alleine mit der Nautilus unterwegs und hat sich nie selbst ausgesperrt... aber ausgerechnet an dem Abend passiert ihm das, nachdem er das Video angesehen und die Werkzeuge an Bord gebracht hat?
In der Urteilsbegründung wird darauf eingegangen, ob der Schraubenzieher zu einem anderen Zweck an Bord gebracht wurde.... aber um zur Markierung bei Tauchgängen zu dienen, hätte man ihn nicht anspitzen müssen.
Ich habe zeitweise darüber nachgedacht, ob die Stiche um die Vagina beim Zerteilen passiert sein könnten (würde man die Einblutungen ignorieren), aber man zerteilt einen Körper nicht mit einer Stichwaffe, sondern mit einem Messer oder einer Säge, und dann sehen die Verletzungen ganz anders aus. Auch das wurde hier viel zu wenig beachtet: Nicht nur das Werkzeug, sondern auch die Stich- oder Schnittführung sagt etwas darüber aus, wozu die Verletzung zugefügt wurde.
Und es gibt nur sehr wenige Möglichkeiten, zu erklären, warum jemand auf die Genitalien einer gerade sterbenden oder tot erscheinenden Person einsticht. Um genau zu sein: Eine, und der ist das Gericht gefolgt.
EDGARallanPOE schrieb:Das interessante an diesem Artikel ist, dass die genannte Rechnung hinten und vorne nicht stimmen kann.
Rechnet man sie nämlich mit der Bevölkerung von Deutschland durch (80 Millionen) erhält man 24000 Psychopathen die aufgrund eines Triggers eine gefährliche Straftat begehen. ( Ich habe von 2 bis 4 Prozent, die Mitte 3 als Rechenfaktor gewählt)
Du rechnest die gesamte Bevölkerung von der Geburt bis zum Tod in die Kriminalstatistik ein?
Maxi05 schrieb:Ich hoffe, dass die Revision für PM ein Eigentor wird. Nicht selten wird daraufhin die Strafe sogar erhöht!
Nicht, wenn die Verteidigung Revisionsantrag stellt.
Ebba11 schrieb:Eine Sicherheitsverwahrung wäre ein Vabanquespiel geworden, auch wenn das Gericht bei einer Sicherheitsverwahrung schlussendlich die Freilassung aussprechen muss, stützt sie sich dabei auf psychologische Gutachten und davon kann man halten was man will, aber wenn PM sich fünf Jahre lieb und nett verhält, wäre er ggf. früher rausgekommen.
Das halte ich zwar für nicht möglich, aber im Prinzip hast Du recht: Die Sicherungsverwahrung hätte nicht garantiert, dass Madsen länger in Haft geblieben wäre.
Maxi05 schrieb:Jetzt bleibt noch zu hoffen, dass die Nautilus geschreddert wird. Erstens, um sicher zu gehen, dass dort keine Speicherkarte mehr drin sein kann und zweitens, um sein Lebenswerk zu vernichten.
Nein.
Die Nautilus wird verschrottet, weil die Eigentümer auch keine andere Verwendung mehr darin sehen. Vermutlich wird durch den Antrag der Staatsanwaltschaft nur sicher gestellt, dass den Eigentümern keine weiteren Kosten entstehen.
frauZimt schrieb:Man sollte das Boot schreddern, wenn eine minimale Chance besteht, die Speicherkarte zu finden.
(Obwohl ich die komlett abgehakt habe. Wäre zum Filmen auch nicht nötig gewesen)
Vor allem um zu verhindern, dass dieses Boot (das ja ein Tatort ist), zur pilgerstätte wird.
Herrgottnochmal... wird denn jeder Tatort zur "Pilgerstätte"?
Und wer sollte das betreiben? Die frustrierten Mitarbeiter, die sich von ihm abgewendet haben, oder die anderen, die ihn immer noch für unschuldig halten?
MysteryGuy schrieb:Weiß denn hier jemand, wie das nun WIRKLICH mit der lebenslangen Strafe ist? Bei ZEIT Online bzw. der dpa Pressemitteilung lautet es nämlich...
Eine lebenslange Freiheitsstrafe bedeutet in Dänemark im Durchschnitt rund 15 Jahre Gefängnis. Nach 12 Jahren kann bei der Königin eine Begnadigung beantragt werden. Nur wenige Gefangene bleiben tatsächlich bis zum Ende ihres Lebens hinter Gittern.
Also mit Glück ist er in 12 Jahren, aber spätestens in ca. 15 Jahren wieder draußen... (?)
Du müsstest nur mal lesen, was Du selbst zitierst:
im Durchschnitt rund 15 Jahre Gefängnis.
Ich finde das wirklich ärgerlich, wie ohne Sinn und Verstand irgend ein Unfug gepostet wird, der einem spontan zu dem Urteil in den Sinn kommt.
Was hindert einen daran, erstmal zu überlegen was das alles bedeuten könnte?