AusLeipzig schrieb:Das verstehe ich nicht ganz. Er dachte quasi, "ja die wissen ja dass ich BG bin" und hat dann deswegen seine Kleidung so beschrieben als wäre er BG und dann gemeint "jetzt behaupte ich aber dass ich nicht zur passenden Zeit an der Brücke war, damit sie nicht denken ich wäre BG, aber meine Kleidung beschreibe ich genau so als wäre ich BG weil sie wissen ja was ich an hatte weil sie haben ja das Bild von BG." Kann schon sein, aber so zwingend und logisch ist das jetzt auch nicht, oder?
Nein, er denkt nicht, dass die wissen, dass er BG ist, sonst macht es ja keinen Sinn, dass er das im weiteren Verlauf des Gesprächs abstreitet.
Aber die wissen, dass er an dem Tag zu der Zeit dort war und dass er die Mädchengruppe getroffen hat.
Und er weiß, dass er schon damals Dulin erzählt hat, dass er den Mädchen begegnet ist und dass die Mädchen wahrscheinlich als Zeuginnen gefunden und befragt wurden und beschrieben haben, was er anhatte.
Er wollte nur das zugeben, was die Polizei eh schon wusste und was er eigentlich nicht mehr abstreite konnte. Aber natürlich wollte er nicht zugeben, dass er BG ist und schon gar nicht, dass er der Mörder der Mädchen ist.
AusLeipzig schrieb:Es ist der facto für ihn als Täter genauso dumm (oder schlau) seine Kleidung (einigermaßen) richtig zu beschreiben wie seine Route. Weiß nicht genau ob er in seiner ersten Befragung bereits sehr genau seine Kleidung beschrieb, dann wäre das vielleicht ein Punkt. Aber bei den Zeiten hat ihn das ja auch nicht gehindert.
In der ersten Befragung, also bei Dulin in 2017 hat er nichts zu der Kleidung gesagt, zumindest steht davon nichts in Dulins Report. Zum einen wundert es mich, warum Dulin ihn dazu nicht befragt hat, zum anderen entlastet das in meinen Augen Dulin auch ein bisschen, denn die Frage, warum bei ihm nicht die Alarmglocken geleutet haben (direkt beim Gespräch oder irgendwann in den folgenden, Tagen, Wochen, Monaten oder Jahren) müsste man sich ja noch mal mit viel mehr Nachdruck stellen, wenn RA ihm damals auch noch berichtet hätte, dass er bei seinem angeblichen Spaziergang die gleiche Kleidung wie BG anhatte.
Ich denke, Dulin hat seine Rolle tatsächlich als Hilfspolizist gesehen, der für diesen einen Fall mal ein paar Tage aushilft und den Erstkontakt zu Personen macht, die als Zeuge in Frage kommen. Er wird sich drauf verlassen haben, dass sein Protokoll beim richtigen auf den Tisch gelandet ist und dass der die Spur RA zu Ende verfolgt hat und sie bis zum Ende abgearbeitet hat. Er hat mitbekommen, dass weiter mit Hochdruck nach BG gesucht wurde, also war für ihn klar, dass der nette Familienvater und Drogeriemitarbeiter, mit dem er kurz auf einem Supermarktparkplatz gesprochen hat, zwar zur Tatzeit in dem Areal unterwegs war, aber nicht BG sein konnte.
Die pychologische Gutachterin hat RA bescheinigt, dass er nicht grad die hellste Kerze auf dem Kuchen ist und dass er dazu neigt, sich gedanklich an bestimmten Problemen oder Fragestellungen festzubeißen. Man kann seine also seine Strategie, was er in dem Verhör zugibt und was nicht, also vielleicht nicht unbedingt mit Logik erklären.
Er wusste ja z.B. auch, dass BB ihn an der Brücke gesehen hat. Die Begegnung hat er aber nie zugegeben, während er die Begegnung mit den Mädchen von sich aus bei Dulin eingeräumt hat.
Er konnte aber z.B. nicht wissen, dass die Begegnung mit den Mädchen für die Polizei fast auf die Minute genau nachvollziehbar war, weil die Mädchen kurz vorher ein Foto gemacht hatten und man darüber einen Zeitstempel hatte. Er konnte auch nicht wissen, dass sein Auto am CPS zwei Zeugen aufgefallen war, weil es dort komisch eingeparkt war und er konnte nicht wissen, dass sein Auto von der Kamera am HHS gefilmt worden war und auch darüber ein Zeitstempel für seine Ankunft vorlag.
Insofern sehe ich das als Versuch, das zuzugeben, von dem er denkt, dass es die Polizei eh weiß. Denn wenn er das falsch sagen würde, würde ihn das verdächtig machen. Und das abzustreiten, von dem er denkt, dass man es ihm eh nicht nachweisen kann.
Und man darf nicht vergessen, dass er wusste, dass in einem Nebenraum parallel seine Frau vernommen wird, sowohl bei der ersten als auch bei der zweiten Vernehmung.
Wir wissen, dass KA ausgesagt hat, dass RA immer noch eine blaue Carhartt-Jacke besitzt, denn das steht in der PCA, die kurz nach dieser Befragung für die Durchsuchung seines Hauses ausgestellt wurde. Die Kleidung war ja ein Grund, warum das Haus durchsucht wurde.
Ich denke - und das ist meine Spekulation oder Ansicht, nenn es wie Du willst - dass RA damals kurz nach der Tat mit seiner Frau über seinen "Ausflug" zu den Trails gesprochen hat. Das schließe ich daraus, dass sie ihm in der Holeman-Vernehmung vorwirft, dass er ihr damals versichert habe, nicht auf der Brück gewesen zu sein. Er wird ihr also berichtet haben, dass er an dem Tag, als er frei hatte, einen Ausflug zu den Trail gemacht hat. Sie wird ihn dann, als bekannt wurde, dass die Mädchen genau dort verschwunden sind, darauf angesprochen haben. Niemand auf dieser Welt kann mir erzählen, dass sie ihn nicht auf dem BG-Bild erkannt hat, allein schon an den Klamotten. Sie wird ihn also konfrontiert haben und ihm gesagt haben: "Guck mal Ricky, das bist doch Du! Du in Deiner blauen Carhartt-Jacke! Die suchen Dich, Du musst Dich als Zeuge melden!" Ich glaube, dass sie wirklich geglaubt hat, dass es nur um die Suche nach einem Zeugen geht. Er wird ihr in dem Moment entweder gesagt haben, dass er das nicht sein kann, weil er eben die Brücke nicht betreten hat. Und er wird sich, auf ihr Drängen, bei der Polizei gemeldet haben und ihr nach dem Gespräch mit Dulin gesagt haben, er habe mit der Polizei gesprochen, gesagt was er zu sagen hatte, er habe ja eh nichts auffälliges gesehen und damit sei die Sache erledigt.
Er wusste also, dass sie wusste, in welchen Klamotten er damals unterwegs war und konnte sich selbst als "slow thinker" an drei Fingern abzählen, dass sie sie danach fragen würden. Insofern kann auch das ein Grund sein, warum er zugegeben hat, an dem Tag die gleiche Kleidung wie BG getragen zu haben.
Rotkäppchen schrieb:Ich denke, dass alle Personen, die RA während des Prozesses begleitet haben, ihn in einer ganz anderen emotionalen Situation erlebt haben, als BG (sei dahingestellt ob es RA war oder nicht) zu dem Zeitpunkt der Aufnahme war.
Seine Verteidiger und auch die Gegeseite, sind vermutlich eh rechtlich nicht befugt, dies zu beurteilen, so dass es für den Prozess relevant wäre.
Die uns bekannten Zeugen kannten ihn entweder nicht oder waren, wie oben beschrieben, nicht unvoreingenommen.
Also in dem ganzen Prozess hat er kein Wort gesagt, ich denke auf Anraten seiner Anwälte. Und wahrscheinlich durchaus auch, weil die Stimme eben ein wichtiges Wiedererkennungsmerkmal gewesen wäre. Wäre seine Stimme eindeutig nicht die von BG, bin ich mir sicher, dass die Anwälte ihn hätten irgendwas sprechen lassen.
Die Juroren und Zuschauer kennen seine Stimme also auch nur von den Aufzeichnungen der Verhöre und seiner Telefongeständnisse.
Das erste und einzige Mal in dem Prozess hat er gesprochen, als er in der Anhörung vor der Urteilsverkündung angeben musste, dass er keine Plädoyer für sich halten will, was ihm zugestanden hätte und worauf er aber in eigenen Worten verzichten musste.
Ich kenne nur die Aussage von den Hosts des Murdersheet-Podcast und da hat die Frau gesagt, dass es für sie in dem Moment klar war, als sie die Tonbandansage vor seinen Telefonaten gehört hat, dass es die gleiche Stimme ist. Vor den Anrufen aus dem Knast läuft wohl sie eine Ansage wie auf einer Mailbox, die in etwas sop was wie "Dies ist ein Anruf von ...." sagt, damit der angerufene weiß, dass das ein Anruf aus dem Knast ist. Bei den drei Punkten spricht der Einsitzende dann seinen NAmen auf, so wie bei der Begrüßungsnachricht einer Mailbox. Und sie sagte, dass dieses "Rick" oder "Ricky" für sie 100% wie BG klang.
Toim Webster hat meine ich in seinem letzen Live gesagt, dass ihn die Stimme gar nicht überzeugt hat, dass RA BG ist. Er meint aber prinzipiell auch, dass RA = BG ist. Dass er es nicht ist, hat die Stimme für ihn also auch nicht gezeigt.
Ich denke, dass nicht jeder im Gerichtssaal die Stimme gut hören konnte, die Akkustik soll ziemlich schlecht gewesen sein. Und ich denke, dass wir das erst beurteilen können, wenn die Aufnahmen der Verhöre und der Telefonate veröffentlicht werden.