equinoxx schrieb:Kommt halt alles sehr abgehoben und nicht von dieser Welt rüber, dabei ist diese Art religiöse Aneignung durch Rassisten eigentlich extrem primitiv und von niederer Gesinnung geprägt.
Zumal viele dieser Menschen sich nicht wirklich eingehend mit z.B. in diesem Fall "nordische Mythologie" beschäftigen, sondern ein sehr oberflächliches Cherry-Picking betreiben, sich z.B. also diese Runen rauspicken weil sie sie "cool" und geheimnisvoll finden und sie sozusagen eine Art Geheimzeichen darstellen. Mag auch sein, dass sie die Bedeutung einzelner Runen kennen, aber eben nicht den gesamten Hintergrund und alle Zusammenhänge, weil sie das gar nicht wirklich interessiert. Hauptsache es wirkt irgendwie geheimnisvoll, abgehoben, vielleicht auch ein bisschen elitär und eben wie eine Gemeinsprache...
Was mich an dieser Theorie aber stört, ist dass weder die Opfer noch der angeblich von den Odinisten ausgesuchte Sündenbock RA dazu passen. Hätte mir jemand erzählt, die Odinisten seien die Täter im Fall der Flora Four würde mich das sehr viel mehr überzeugen, als in diesem Fall.
Ich weiß, dass man als Erklärung für die Auswahl der Opfer anführt, dass Abbys Mutter eine Beziehung zu jemandem hatte, der nicht ihrer "Rasse" entsprach. Das ist für mich aber sehr weit hergeholt. Ich denke, an würde ihm Leben jeder Person Handlungen, Entscheidungen oder Äußerungen finden, von denen man sagen könnte, dass sie einem Rassisten nicht in den Kram passen würden. Aber das als Motiv für den rassistisch motivierten Ritualmord an zwei jungen, weißen Mädchen heranzuziehen, ist in meinen Augen viel zu weit hergeholt.
Es ist der Kern von Verschwörungstheorien, dass man oft einen Kern hat, der die Basis für die Theorie ist und in den Außenbereichen pappt man da dann Dinge ran, die man mit diesem Kern erklärt. Wenn der Kern erst mal in sich schlüssig erscheint, dann kann man für die weiter außen gelegenen Informationen auch durchaus "Belege" und Indizien von weiter weg heranziehen, das Gesamtkonstrukt scheint trotzdem immer noch stimmig.
Ich bin sicher, dass man auch in RAs Leben irgendeine Tatsache finden würde, mit der man begründen könnte, warum er - der als weißer Man ein ganz normales amerikanisches Mittelstandsleben mit Ehefrau und Tochter im eigenen, ordentlichen Haus und festem Job führt - es in den Augen der Odinisten trotzdem verdient hat, den Kopf für etwas hinhalten zu müssen, was er nicht getan hat. Vielleicht hat er mal in irgendeiner Kneipe etwas tolerantes, liberales Gesagt, vielleicht hatte er in seiner Jugend Kumpels, die nicht seiner "Rasse entsprachen" oder er hat an der Kasse des CVS einen schwarze Kundin, die es gerade eilig hatte, gegenüber einer weißen vorgezogen. Irgendeine Banalität würde man sicherlich finden und damit scheinbar das erklären können, was ganz offensichtlich eigentlich überhaupt nicht zu dieser Theorie passt.
Für mich ist das das gefährliche an Verschwörungstheorien, dass man alles so hinbasteln kann, dass es in sich vollkommen schlüssig und logisch erklärbar wirkt und dann eben leicht übersieht, dass alles auch ganz anders gewesen sein kann und es für jedes einzelne Detail auch ganz andere Erklärungen gibt, die für sich alleine genommen auch viel logischer erscheinen. Unser Gehirn hat zudem eben lieber eine große, logisch zusammenhängende Idee als einen Haufen erst mal nicht erklärbarer Einzelfakten.
Insgesamt bin ich unschlüssig, ob ich der Geschichte, die die Verteidiger da aufgetischt haben, glauben soll. An eine riesige Verschwörung aus Tätern, Ermittlern, Richtern, Gefängniswärtern etc. glaube ich aber nicht. An den Ermittlungen warn viel zu viele Personen beteiligt und der ganze Fall steht viel zu sehr im Fokus der Öffentlichkeit, als dass da jemand bisher fast unbemerkt solche Manipulationen hätte vornehmen können.