Photographer73 schrieb:Und das sollte man nicht aus den Augen verlieren, egal wie aussagekräftig die von der Verteidigung nun aufgeführten Punkte auch auf den ersten Blick erscheinen mögen. RA soll aus dem Fokus genommen werden. Und um das zu erreichen, wird auf über 100 Seiten alles ausführlich aufgeführt und eine Interpretationsrichtung vorgegeben, damit irgendwann der Wald vor lauter Bäumen nicht mehr gesehen wird, mMn.
Ja, ich sehe das auch so.
Die meisten Verschwörungstheorien haben ja einen wahren Kern, irgendeine offensichtliche Tatsache, die jeder sehen und erkennen kann.
Dann wird darum etwas herumgebaut, immer mehr hinzugefügt und miteinander verbunden, so dass sich die Thesen gegenseitig bestätigen, unterstützen, verstärken.
Viele der drumherum gebauten Thesen sind tatsächlich auch wahr, offensichtlich und überprüfbar, aber der Zusammenhang ist konstruiert und Interpretationssache. Wenn jemand versucht, die so entstandene Theorie zu überprüfen, findet er die Thesen, die der Überprüfung stand halten und alles erscheint, als würde es lückenlos und absolut logisch zusammenpassen.
Das macht diese Gespinste ja gerade so gefährlich, dass es sehr schwer ist, die Schwachpunkte zu finden und zu erkennen, was daran wahr und was subjektive Interpretation, Phantasie oder sogar Lüge ist.
Wobei ich mir sicher bin, dass die Verteidiger an keiner Stelle lügen. Der Angeklagte kann natürlich lügen, die Verteidiger dürfen das aber nicht. Es wäre auch viel zu riskant, denn es würde die Glaubwürdigkeit untergraben, wenn sie einer bewussten Lüge überführt würden. Und in den US-amerikanischen Prozessen hängt sehr viel von der Glaubwürdigkeit der verschiedenen Seiten ab, letztendlich geht es darum, eine Jury zu überzeugen, dass der Angeklagte die Tat begangen hat oder eben nicht.
Und unter diesem Gesichtspunkt ist das, was die Verteidiger da aufgefahren haben, schon ein starkes Geschoss. Sie haben da unvorstellbar viel Arbeit reingesteckt, müssen echt diese Aktenberge von oben bis unten durchgewälzt haben, um all diese Dinge zusammenzutragen und logisch zu verbinden. Ich denke nicht, dass ihnen das entgegen gesprungen ist, sondern da steckt wahnsinnig viel Recherchearbeit drin! Die Staatsanwaltschaft kostet es vielleicht nicht ganz so viel Arbeit, Gegenargumente zusammen zu tragen, denn die kennt einerseits die Akten und muss andererseits nur gezielt auf bestimmte vorliegende Thesen eingehen, so dass klar ist, wo man Gegenargumente suchen und finden kann. Trotzdem dürfte es auch für den Staatsanwalt eine Mamutaufgabe sein, darauf zu reagieren.
Nach wie vor muss ich wieder sagen: ich weiß nicht, was ich davon halten soll! Viele Dinge finde ich sehr erschrecken, v.a. wenn sie sich als wahr herausstellen sollten. Viele behauptete Dinge aus dem Memorandum kann (und will) ich mir nicht vorstellen. Wenn Ermittler Zeugenaussagen manipulieren, begeben sie sich auf ganz dünnes Eis, denn die Zeugen können ja jederzeit protestieren und klarstellen, dass sie etwas anderes ausgesagt haben.
Und je mehr Beteiligte in so eine Manipulation eingebunden sind, desto unsicherer wird das ganze. Man kann nicht davon ausgehen, dass jemand, auch wenn er ein Kultbruder oder guter Freund ist, angesichts eines Doppelmordes an zwei jungen Mädchen und angesichts der Tatsache, dass ein unschuldiger im Gefängnis sitzt, dessen Leben und Familie offensichtlich zerstört wird un der offensichtlich extrem unter der Haft leidet (das ist denke ich unbestreitbar, wenn man die Bilder von ihm sieht), die Lügen jahrelang deckt und mitträgt.
Und einige Dinge halte ich für relativ großzügige, einseitige Auslegungen und Interpretation in Kombination mit suggestiven Andeutungen.