LARA43 schrieb:So eine wilde Theorie würde doch ein Anwalt niemals aufstellen, wenn es nicht wahr wäre oder?
Damit macht er sein Ansehen bzw. sein Job komplett kaputt.
Würde man das als Anwalt riskieren?
Was ist deine Meinung als Anwalt dazu?
Genau. Freilich kann ein Anwalt nie genau wissen, was wahr ist und was nicht, denn er war nicht bei der Tat dabei, aber als Anwalt werde ich mich hüten irgendeine wilde Geschichte vorzubringen, zu der ich keinerlei Beweise habe und die tatsächlich meine Reputation vernichten könnte. Soviel kann ein Mandant mir nie bezahlen
:)Nein, das ist eben was hier auffällt: es werden eben nicht nur einfach Dinge in den Raum gestellt, sondern zu jeder Behauptung werden Bezüge zu den vorliegenden oder neuen Beweismitteln gebracht. Und dann liest sich das alles schon so, dass man zumindest sagen kann: es könnte was dran sein.
Und juristisch gesehen geht es im Moment nur darum: darzustellen, dass in dem Antrag zum Durchsuchungsbeschluss der Angeklagte fälschlich als einziger Verdächtiger dargestellt wurde.
Beweispflichtig ist nun einmal immer nur die Staatsanwaltschaft. Die Verteidigung braucht nur "vernünftige Zweifel" zu säen. In der Hauptverhandlung vor allem. Aber auch in solchen Voranträgen kann man durchaus argumentieren, dass der Richter, hätte er all das gewusst, den Durchsuchungsbeschluss nicht erlassen hätte.
Ob das so ist, muss das Gericht entscheiden. Und freilich, das hat natürlich ganz entscheidende Konsequenzen: denn soweit man informiert ist, ist es bisher mehr oder weniger allein die Patrone, die den Angeklagten mit der Tat anscheinend eindeutig in Verbindung bringt. Fliegt die raus, dann verliert die Anklage hier ihr wichtigstes Beweismittel. Und dann kann man kaum noch leugnen, dass sich durchaus Zweifel an der Schuld einstellen.
Ein durchaus bemerkenswerter Vorgang. Ich habe schon oft Mandanten gehabt, die mangels anderer Erklärungen wollten, dass ich die "es muss ein anderer gewesen sein" Theorie doch bitte vorbringen sollte. In der Regel schiesse ich das gleich ab, weil es nicht einen Hauch eines Beweises dafür gibt. Hier aber scheint schon mehr daran zu sein.
Selbst wenn man mal die ganze Odinisten story beseite legt, was ich an sich schon bemerkenswert finde ist, dass die Aussagen der Augenzeugen zu Aussehen, Kleidung und Fahrzeug des vermutlichen Täters nicht nur voneinander abweichen, sondern eben auch von der "offiziellen Version." Das war mir schon vor Monaten aufgefallen, als bekannt wurde, wie die eine Zeugin das geparkte Auto beschrieb, das auch mir keineswegs als ein Ford Focus -das Auto von RA- erschien. Dazu die offensichtlichen Unterschiede der verschiedenen Phantombilder.
Auch die "blutgetränkte" Jacke kam mir seltsam vor, da halbwegs eingetrocknetes Blut auf einer Jacke, im Vorbeifahren gesehen, m.E. leicht mit einer einfach verschmutzten Jacke verwechselt werden kann. So hat es die Zeugin wohl auch nur gesagt - wer weiss, wer daraus "blutgetränkt" gemacht hat. Usw.