Rick_Blaine schrieb:Kommt es dann zu einem Freispruch im Verfahren, stelle ich fast immer eine totale Denkblockade bei den Ermittlern fest: "es war kein anderer! Wir haben den richtigen!" Vielleicht hält man die Jury für doof, den Richter für voreingenommen, den Staatsanwalt für zu zaghaft... der Gedanke, man lag falsch und ein anderer ist der Täter wird in der Regel ausgeblendet. Dementsprechend finden meist auch keine neuen Ermittlungen statt.
Das kann ich mir in diesem Fall sowohl bei einem Freispruch als auch bei einer hung jury nicht vorstellen. Dafür ist der soziale Druck zu hoch.
Einmal von den Opfer-Angehörigen, die mit ihrem jahrelangen "Today is the day" sehr großen Druck ausgeübt haben. Dann wie
@equinoxx schrieb, von den Anwohnern in Delphi wegen der Bedrohungslage. Es sei denn, dass das, was
@Rick_Blaine beschrieben hat, so auch den Familien kommuniziert wird. Denn die stehen in diesem Fall mit den Ermittlern schon sehr eng in Kontakt. Aber dass die Community das alles genauso glaubt, da bin ich schon skeptischer. Und manche hatten sich auch in den Medien, genauer: bei Court TV (nicht in social media!) skeptisch hinsichtlich der Schuld von Allen geäußert.
Vor allem aber auch wegen der enormen öffentlichen Diskussion, die schon der Pre trial
ausgelöst hat - der Hauptprozess jetzt aber erst recht. Und nicht zuletzt, wie
@equinoxx ebenfalls schrieb, wegen der
equinoxx schrieb:alternativen Theorien zum Tathergang.
, also der Annahme mehrerer Täter durch die Ermittler. Und besonders die "Gruppentheorie" der Verteidigung aus dem Pre trial. Ihr Ausschluss aus dem Verfahren steht, wenn auch neben vielem anderen, ganz besonders in der Kritik. Auch wenn für manche damit feststeht, dass das "Quatsch" war und dieser Richterspruch nur richtig sein kann, weil er ja von der Richterin kommt. Und weil der pensionierte Todd Click wie zum Beweis wegen eines früheren Verstoßes in seiner Amtszeit nun plötzlich verhaftet wurde und im Gefängnis sitzt.
Hier ein kurzes Video von Court TV, in dem
sowohl der Moderator als auch die Gäste sehr große Empörung über den Ausschluss dieser Indizien zum Ausdruck bringen.
Judge Bans Odinism & Cult Killings Defense for Richard Allen: Delphi Murders
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Dass dieser eigentlich wichtigste und Aufsehen erregende Teil der Indizien der Verteidigung damit jetzt vom Tisch und aus der Welt ist, darf man wohl bezweifeln. Vielmehr hat man damit eher einen "Streisand Effekt" erreicht. Sie haben den gesamten Prozess überschattet und waren allgegenwärtig.
Und warum? Wie schon gesagt, hauptsächlich geht es um den Tatort, dem Dreh- und Angelpunkt eines jeden Falls und mit dem der Prozess auch begonnen hat, und auf dem alles andere aufbaut.
Weil sie vieles am Tatort sehr gut erklären, was der Anklage von Allen als lange gesuchtem Einzeltäter und Bridge Guy alias Snapchat Killer nicht gelungen ist.
Und weil es überaus fraglich ist, ob das der Tatort Allens Handschrift trägt und ein Einzeltäter für so eine umfangreiche Tat samt Staging in Frage kommt. Noch dazu in zwanzig Minuten nach der Timeline des StA.
Die StA behauptet, die Beweislage sei mit der Patrone und dem Video auf Libbys Handy, die beide am Tatort gefunden wurden, eindeutig. Die Verteidiger von Allen sagen, sie ist äußerst dürftig. Denn außer der Patrone, die angeblich die Kratzspuren seiner Waffe trägt, weisen alle anderen Spuren am Tatort und das Profil der Tat in eine andere Richtung.