frauZimt schrieb:Du hast aber gepostet:
Die Staatsanwaltschaft hat aber ein Statement abgegeben, dass sie ausdrücklich keine solchen Vereinbahrungen mit Keagan Kline getroffen hat.
Also hat der Staatsanwalt nicht? Gibt es doch einen Prozess?
Nein, die Staatsanewaltschaft hat keine Vereinbarung mit ihm getroffen.
Tatsächlich werden in den USA über 90% der Strafverfahren nicht durch einen Prozess, sondern durch "plea deals" abgeschlossen. Das ist also eine durchaus gängige Praxis.
Das Argument dafür ist, dass beide Seiten sich auf eine Art Kompromiss einlassen, weil beide Seiten Vorteile durch die Vereinbarung haben. Ein Angeklagter kann dadurch erreichen, dass eine ihm drohende Haftstrafe verkürzt wird oder dass die Anklage wegen einzelner Unterpunkte fallengelassen wird. Gleichzeitig verzichtet er damit natürlich andererseits auf die Chance eines Freispruchs.
Die Anklägerseite kann erreichen, dass allen beteiligten ein langwieriger und teurer Prozess erspart wird und dass es sicher zu einer Verurteilung kommt, worüber sie sich, wenn es zu einem Prozess mit Jury kommt, ja nie 100% sicher sein kann.
Letztendlich müssen beide Seiten einverstanden sein, was nur passiert, wenn beide Seiten sich von dem Deal einen im Vergleich zu dem Kompromiss den sie eingehen, einen angemessenen Vorteil versprechen.
So wird ein Angeklagter, der sich sicher ist, die Jury von seiner Unschuld überzeugen zu können, sicher kein Schuldanerkenntnis abgeben und sich auf einen plea deal mit der Staatsanwaltschaft einlassen.
Aber es gibt auch andere Gründe, für einen Angeklagten auf schuldig zu plädieren. In einigen Staaten ist z.B. die Maximalstrafe bei nur einen lebenslange Haftstrafe, statt einer drohenden Todesstrafe.
Wenn die Beweise, die die Ermittler zusammen getragen haben, erdrückend sind, kann sich eine Angeklagter durch ein Schuldanerkenntnis einen langen und ggfls. peinlichen Prozess ersparen.
Genau das, wird allgemein von Journalisten vermutet, dürfte auch der Beweggrund bei bei Keagan Kline, auf schuldig zu plädieren. Auf der Zeugenliste der Staatsanwaltschaft standen eine Reihe Familienangehöriger, denen er jetzt erspart, vor den Augen der Öffentlichkeit unangenehme Fragen beantworten zu müssen. Zudem würden wahrscheinlich sein Sexualverhalten, sein Pornokonsum, seine sexuelle Präferenz für Kinder und seine psychische Gesundheit ein großes Thema in einem Prozess spielen.
Das besondere an dem Fall im Vergleich zu anderen Fällen mit ähnlichen angeklagten Straftaten ist halt das riesige öffentliche Interesse an dem Fall. Er muss damit rechnen, dass die Details aus dem Prozess nicht nicht nur lokal oder regional berichtet werden, sondern Landes-, bestimmte Aspekte sogar weltweit. (Immerhin sitzen wir gerade in Deutschland und schreiben über diese Person...), was an der vermuteten Verbindung zu den Delphi-Morden liegt.
Es geht in dem Prozess ja vor allem um digitale Spuren und Dateien, ich denke also zudem dass die Beweise der Staatsanwaltschaft für die ihm vorgeworfenen Taten sehr stichhaltig sind. Immerhin wird er "NUR" in 25 Punkten angeklagt, ob wohl er sich wohl schon jahrelang an junge Mädchen herangemacht hat. D.h. die Punkte, die zur Anklage gekommen sind, werden mit ziemlich wasserdichten Beweisen untermauert sein. Ihm dürfte es also klar sein, dass es für seine Verteidigung schwer werde würde, überzeugende Gegenargumente zu finden und dass die Aussicht auf einen Freispruch deshalb sehr gering sein dürften.
So gesehen hat er durchaus große Vorteile durch das abgegebene Schuldeingeständnis, ohne dass die Staatsanwaltschaft auf einen Kompromiss zu seinen Gunsten eingegangen ist.