Rick_Blaine schrieb:Also was das Abhören von Gesprächen angeht, ja, jedem Inhaftierten sollte das klar sein, dass das Telefon ausser bei Gesprächen mit seinem Anwalt abgehört werden kann und das Gleiche gilt für Briefe. Genauso dass jedes persönliche Gespräch mit irgendjemandem in der Anstalt außer seinem Verteidiger Basis einer Zeugenaussage gegen ihn sein kann.
Bei den meisten Inhaftierten dürfte ja auch nicht jedes Gespräch mitgehört werden; viele von den Verurteilten sitzen ja einige Jahre ab und wenn jemand erst mal rechtskräftig verurteilt ist, dürften die Behörden ja eher ein sehr geringes Interesse an den Information zu seinem tristen Leben hinter Gittern haben, die er mit Angehörigen oder Freunden austauscht.
Aber bei Personen in Untersuchungshaft sieht das natürlich anders aus. Da wird in der Regel sehr genau aufgepasst, was sie mit wem besprechen und welche weiteren Infos sie z.B. über Briefe austauschen.
Es geht dabei ja zum einen darum, weitere belastende Indizien für den Prozess zu bekommen, z.B. durch ein Geständnis oder durch Preisgabe von Täterwissen durch den Beschuldigten. Zum anderen aber natürlich auch darum, dass der Beschuldigte mögliche Zeugen nicht beeinflussen darf, indem er ihnen Ansagen macht, was sie im Prozess aussagen sollen.
swinedog schrieb:Das ist sch... einsam im Knast. Wenn du jemanden zum Reden hast, kommst du ins Quatschen.
Ich störe mich ein bisschen an der Formulierung "ins Quatschen kommen". Das klingt ein bisschen so, als könnten die Inhaftieren jeden Tag beliebig lang am Telefon plaudern. Das ist aber nicht so. Sie haben nur eine beschränktes Kontingent an Telefonzeit pro Monat und können, wie Rick Blaine dargelegt hat, auch nicht beliebig viele Personen kontaktieren.
swinedog schrieb:Manchen Inhaftierten ist wahrscheinlich auch alles egal und sie haben sich schon aufgegeben. Aber ja, auch psychische Probleme könnten eine Erklärung sein. Meine Einschätzung zum konkreten Fall ist, dass RA ganz genau weiß, dass er aufgeflogen ist, verurteilt werden und sein restliches Leben im Gefängnis verbringen wird. Und dieses Leben im Gefängnis wird furchtbar werden für einen zweifachen Kindermörder. Jeder kennt ihn. Klar macht ihm das schon jetzt zu schaffen.
Vor allem kennt er, im Gegensatz zu uns, ja die Beweislage gegen ihn. Seine Anwälte spielen dies öffentlich zwar als völlig nichtig herunter, aber ihm werden sie schon eine ehrliche Einschätzung abgegeben haben, wie wahrscheinlich eine Verurteilung in ihren Augen ist.
Und wenn er tatsächlich diese üblen Haftbedingungen hat, wie von den Anwälten behauptet (Einzelhaft in einer winzigen Zelle, Schlafen auf dem Betonfussboden, Duschen und Kleiderwechsel nur ein- oder zweimal pro Woche...), die für ihn ja so etwas wie ein Vorgeschmack auf den Rest seines Lebens sind, dann dürfte er nicht gerade positiv in seine nahe und ferne Zukunft schauen....
Ich denke schon, dass so etwas massiv auf die Seele drückt. Gerade in Kombination mit einem fast völlig fehlenden Austausch mit anderen Menschen und wenn dann fast ausschließlich mit fremden Personen. Die Anwälte sprechen zwar immer ganz vertraulich von "Rick", aber auch wenn die Verteidiger für ihn Vertrauenspersonen sind, so sind es für ihn aber doch eigentlich immer noch völlig fremde Menschen, die er vor der Inhaftierung noch nie gesehen hatte und auch die haben eher wenig persönlichen Kontakt zu ihm.