sooma schrieb:Du hättest mich in dieser Sache gern eines Besseren belehren können - nur ein dummer Spruch reicht da aber nicht aus.
Na ja, Du hast Dir ja auch nicht gerade viel Mühe gegeben, deine Behauptung näher zu erläutern oder zu begründen....
Juristisch ist der Ort der Tat jeder Ort, "an dem der Täter gehandelt hat oder im Falle des Unterlassens hätte handeln müssen oder an dem der zum Tatbestand gehörende Erfolg eingetreten ist oder nach der Vorstellung des Täters eintreten sollte."
StGB §9 (1)Und kriminalistisch ist es auch nicht so einfach, wie Du es darstellst. Zum einen wissen Kriminaltechniker und Ermittler zu Beginn ihrer Arbeit oft gar nicht, ob es sich z.B. um den Ort handelt, an dem eine Leiche nur gefunden wurde oder ob die Person dort auch getötet wurde. Das stellt sich oft erst durch die Ergebnisse verschiedener Untersuchungen heraus.
Zum anderen ist das für die Behandlung des kriminaltechnisch und kriminalistisch zu untersuchenden Ortes auch relativ irrelevant, das er eh in seiner Gänze erfasst werden muss.
Und dann kommt hinzu, dass kriminaltechnisch ja gar nicht beurteilt wird, welche Tat aus juristischer Sicht überhaupt stattgefunden hat. Ein drastisches Beispiel, nur um den Sachverhalt zu verdeutlichen:
A und B streiten sich, dabei sticht A auf B ein, B erleidet schwere Verletzungen, verliert Blut, stirbt aber nicht. Aus Angst vor Ärger entschließt sich der Mitbewohner der beiden C, der eine Stunde später nach Hause kommt und die Tat entdeckt, den wehr- und hilflosen B in sein Auto zu packen, fährt ihn in die Pampa und setzt ihn dort nachts bei -2 °C auf einen Bank.
Der unbeteiligte D kommt um 3 Uhr nachts an der Parkbank vorbei, sieht B dort sitzen, der lallt aber nur, weil er durch den Blutverlust in der Wohnung und die Kälte so geschwächt ist und D hat es eilig. Er will nicht erst warten, bis der Rettungswagen, den er rufen könnte, da ist, deshalb geht er einfach weiter.
B stirbt und wird am nächsten Morgen tot auf der Parkbank sitzend gefunden.
A hat B mit einem Messer verletzt. Tatort war die Wohnung.
C hat B keine Hilfe geleistet und ihn in einer hilflosen Lage ausgesetzt. Tatort der unterlassenen Hilfeleistung war die Wohnung, das Auto und die Parkbank, Tatort der Aussetzung die Parkbank.
D hat B nicht geholfen und sich vielleicht der unterlassenen Hilfeleistung schuldig gemacht. Tatort war die Parkbank.
Die Kriminaltechniker finden eine Leiche mit Stichverletzung auf einer Parkbank sitzend vor, aber keine Blutlache. Tatsächlich war die Parkbank aber ja durchaus ein Tatort, nämlich z.B. der der Tat der unterlassenen Hilfeleistung.
Welche Tat überhaupt vorliegt, wird zum einen erst die rechtsmedizinische Untersuchung klären, bei der festgestellt wird, ob B an der Stichverletzung gestorben ist oder an Unterkühlung; und auch die Frage, ob er an der Stichverletzung auch gestorben wäre, wenn C eine Stunde nach der Tat einen Rettungswagen gerufen hätte, anstatt ihn auf die Bank zu setzen, muss medizinisch geklärt werden.
Und welchen Straftatbestand die Handlungen der Beteiligten erfüllen - schwere Körperverletzung, Körperverletzung mit Todesfolge, Totschlag, Mord, unterlassene Hilfeleistung - wird erst im Gerichtsprozess geklärt werden, das können die ermittelnden Beamten und die Kriminaltechniker vorab gar nicht wissen und deshalb auch nicht wissen, ob die Bank "nur" ein Fundort war oder eben der oder zumindest ein Tatort.
Und damit das ganze jetzt nicht so völlig off topic ausartet noch mal zurück zum vorliegenden Fall:
Richard Allen wird vorgeworfen, einen zweifachen Mord entsprechend Indiana Code 35-42-1-1 begangen zu haben. Dieser Code stand schon in der APC zu der Hausdurchsuchung bei Ron Logan. Es ist in der Presse sehr viel spekuliert worden, welche konkrete Handlung des Täters in diesem Fall zu dem Vorwurf es Mordes nach Indiana Code 35-42-1-1 geführt hat.
In Indiana wird bei der Tötung eines Menschen unterschieden zwischen Murder, Voluntary Manslaughter, Reckless Homicide und Involuntary Manslaughter. Man kann diese Klassifikation ganz grob mit dem deutschen Rechtssystem vergleichen, in dem es ja auch sehr verschiedene Straftatbestände für die Tötung eines Menschen gibt (s.o.). Tatsächlich ist das aber nur sehr grob vergleichbar und jeder Bundesstaat in den USA hat eigene Gesetze und Definitionen.
Mittlerweile ist klar, dass es um Kidnapping als die der Tötung der beiden Mädchen zugrunde liegende Tat geht (alternativ wurde auch über Vergewaltigung oder Kindesmissbrauch spekuliert).
Damit ist klar, dass die Tat "Mord in Zusammenhang mit Entführung" am Ende der Brücke begann und damit sogar schon diese Stelle eben ein Teil des Tatortes ist.
Wir wissen fast nichts über den Ablauf der Tat und das Tatmotiv. Es wäre durchaus denkbar, dass der Täter die Mädchen an einer Stelle getötet hat, die Leichen dann zu einer anderen Stelle geschleppt hat und sich dann dort an einer oder beiden Leichen vergangen hat. Auch dann wäre der Fundort gleichzeitig ein Tatort.
Meinst Du immer noch, dass das so eindeutig ist, wie Du es hingestellt hast?