"Snapchat-Killer" Mordfall Liberty German & Abby Williams

Natürlich gibt es jetzt viele Spekulationen, was diesen Fall angeht. Was man allerdings momentan ganz sicher sagen kann: Im Gegensatz zu diesem Vollidioten in Idaho hat RA noch Chancen da rauszukommen.
Im Fall von BK gibt es eine Menge an guten Hinweisen, die teils sehr eindeutig sind. Die Beweislage gegen Richard Allen hingegen ist aktuell eher mau und auch mit der Eindeutigkeit hapert es weitgehend.
Bevor nicht im Laufe der Verhandlung herauskommt, wie sie die gefundene Patrone RAs SiG-Sauer zugeordnet haben, muß man abwarten, ob diese Patrone hält was sie der Anklage verspricht. Wie hatten dies ja schon vor einigen Diskussionsseiten. Ganz so einfach ist eine unverschossene Patrone nicht einer bestimmten Waffe zuzuordnen, es sei denn es gäbe ein Individualmerkmal. Da müssen wir warten.

Dann das Video, das den Täter zeigt. Sollte die im obigen "Court-TV" Film genannte Größenanalyse stimmen, dann wäre die Verteidigung ein gutes Stück weiter. Laut dem Beitrag ist bekannt, daß die Brücke 10 Fuß, also rund 3,3m, breit ist und sie haben die Körpergröße von "Bridge Guy" auf rund 6 Fuß, was 1,83m entspricht, da es eine Schätzungsrechnung ist, sollte man sagen 1,80-1,85m, berechnet.
Richard Allen ist knapp 1,60m. Sollte Bridge Guy wirklich um die Einsachtzig groß sein, ist er nicht RA.

Der Court-TV Beitrag zeigt, daß es durchaus Zweifel gibt und die Experten des Senders nicht unbedingt von der Belastungsstärke der bislang vorliegenden Beweise überzeugt sind. Das ist definitiv ein spannender Fall!
Wahrscheinlich ist Richard Allen der Täter, aber ich komme nicht umhin zu erwähnen, daß über seiner Festnahme und Anklage doch ein Ruch von Hinterzimmeraktion schwebt. Das kommt im Beitrag, als auch unserer Diskussion öfters mal durch.

Diese Videos auf denen er ins Gerichtsgebäude geführt wird, bieten wirklich eine gute Vergleichsmöglichkeit mit Bridge Guy. Er ist gezwungen, langsam zu gehen, die Arme sind fixiert und er hält auch den Kopf gesenkt und blickt zu Boden, so dass man die Gesichtskonturen in dieser Kopfhaltung vergleichen kann.

Das fiel mir schon beim ersten Gerichtstermin auf. Von diesem ersten Video gibt es inzwischen ja auch viele Standbilder, wo man die Gesichtsform und Mundpartie gut mit der von Bridge Guy vergleichen kann (soweit es die Bildqualität zulässt).
Beim Gangbild finde ich, dass die Fußstellung ähnlich ist: dass er nach innen, über den großen Zeh abrollt.

Aber das sind halt alles trotzdem etwas hilflose, vage Vergleiche, wo man eben doch eine exaktere forensische Untersuchung und Vermessung vor allem auch der Körpergröße und -maße vornehmen müsste, um Fakten zu schaffen.

Rick_Blaine schrieb:Das ist interessant, ich hab mir das jetzt zig-mal angeschaut und verglichen. Und ja, erst sah ich keine Ähnlichkeit im Gang, aber bei genauerer Betrachtung kann es sein. Auf jeden Fall, denke ich, kann man nicht sagen, dass es ganz und gar unterschiedliche Typen sind. Insofern: ja, es ist durchaus möglich, dass beide Videos die gleiche Person zeigen.

@Rick_Blaine
Hier wurde schon mal eine Laufsequenz verlinkt.
Ihr dürft nicht vergessen, dass man automatisch tapsig und schwerfällig geht, wenn man Fußfesseln trägt.
Und wenn man eskortiert wird. Man kann nicht seine Schrittlänge gehen, und läuft auch anders, mit der Kette.
Da ist sicher Angst im Körper, zu stolpern.
Wenn Forensiker den Angeklagten mit den Videoaufnahmen vergleichen, werden
sie ihn ohne Fussfesseln sehen. So wie der Typ auf der Brücke auch frei gelaufen ist.
Und bei einem Vergleich müsste eben auch die Gehunterlage (die Holzbalken) berücksichtigt
werden.
Für mich haben diese Videos überhaupt keine Aussagekraft. Ich sehe einen mittelalten, stark
übergewichtigen und unsportlichen Mann, der behäbig tapst. Davon gibt es in den USA Millionen.

Das heisst jetzt nicht, dass ich die Videos unähnlich finde.
Nur ein Abgleich ist unseriös. Wenn man will, erkennt man ihn. Aber das ist zu wenig.

@frauZimt
Das ist ja auch nur das, was wir zur Verfügung haben.
Die Juristen drüben werden sich schon ein Bild vom "echten" Laufverhalten von dem Kerl machen.

Ich finde es ein wenig heftig, wie R.A. gefesselt, mit vielen Beamten um sich rum, der Öffentlichkeit regelrecht präsentiert und vorgeführt wird.

Das scheint mir ein wenig zu viel bei Jemandem, wo die Unschuldsvermutung zählt, dessen Schuld nicht bewiesen, eher warscheinlich ist.

@borabora
Und mich wundert das gar nicht. Ganz zu Anfang im Video hört man ja so einen Typen zig mal „shame on you RA“ brüllen.
Bevor der TV wirklich verurteilt wurde ist das klar schwierig, aber selbst FALLS RA entlastet werden kann (halte ich für unwahrscheinlich, Ockhams Rasiermesser) ist sein Ruf in den Fritten.
Und dass zig Jahre nach so einem Verbrechen jemand als TV präsentiert werden kann ist auch für die Behörden wichtig. Da haben x Leute jahrelang dran gesessen, natürlich ist man froh endlich jemanden präsentieren zu können.

Du hast vollkommen Recht, Unschuldsvermutung! Aber die Allgemeinheit ist (vll sehr wahrscheinlich) eh schon von seiner Schuld überzeugt. Dann beruhigt sowas die Massen eventuell.

@frauZimt

frauZimt schrieb:So wie der Typ auf der Brücke auch frei gelaufen ist.

Der Mann auf der Brücke hatte ebenfalls mit Einschränkungen zu kämpfen. Zwar nicht mit Fesseln aber er konnte sich nicht frei bewegen. Da war zunächst die Brücke ohne Geländer, was einen vorsichtig gehen lässt. Dann noch der schlechte Zustand, er musste jeden Schritt bewusst setzen. Große zügige Schritte, also ein normaler Gang, war dort nicht möglich.

Höhenburg schrieb:Laut dem Beitrag ist bekannt, daß die Brücke 10 Fuß, also rund 3,3m, breit ist und sie haben die Körpergröße von "Bridge Guy" auf rund 6 Fuß, was 1,83m entspricht, da es eine Schätzungsrechnung ist, sollte man sagen 1,80-1,85m, berechnet.

Ok, aber das betrifft die Breite. Nach der Strahlensatzformel müsste man allerdings nach Objekten im Hintergrund (z.B. Bäumen) die Höhe bemessen. Ich frage mich, ob man RA hat über die Brücke laufen lassen und versucht hat, ein Video aus ähnlicher Position wie das von Abbys Handy aufgenommene aufzunehmen - ich könnte es mir sehr gut vorstellen und vermute es sogar.

Höhenburg schrieb:Der Court-TV Beitrag zeigt, daß es durchaus Zweifel gibt und die Experten des Senders nicht unbedingt von der Belastungsstärke der bislang vorliegenden Beweise überzeugt sind. Das ist definitiv ein spannender Fall!

Wir dürfen nicht vergessen, dass eine "gag order" auferlegt wurde und dass das, was im Video gesagt wird, in etwa genauso Spekulationen sind, die auf dem was durchsickert beruhen, wie wir sie hier zur Grundlage nehmen. Der aktuelle Stand ist nach aktuellen forensischen Analysen möglicherweise ein anderer.

borabora schrieb:Ich finde es ein wenig heftig, wie R.A. gefesselt, mit vielen Beamten um sich rum, der Öffentlichkeit regelrecht präsentiert und vorgeführt wird.

Das scheint mir ein wenig zu viel bei Jemandem, wo die Unschuldsvermutung zählt, dessen Schuld nicht bewiesen, eher warscheinlich ist.

Daher denke ich, dass man aktuellere Erkenntnisse und somit gute Gründe dafür hat, hoffentlich.

jaska schrieb:Der Mann auf der Brücke hatte ebenfalls mit Einschränkungen zu kämpfen. Zwar nicht mit Fesseln aber er konnte sich nicht frei bewegen.

Ganz genau!
Und bei beiden Videos fällt mir das Knie und die Kürze der Unterschenkel auf.

Und noch etwas:
Sowohl der Bridgeguy und RA machen nach meinem Empfinden mit dem linken Bein größere Schritte, wobei der linke Fuß im Gegensatz zum rechten eher nach außen gedreht wird, was auch ein wenig die Bewegung des Oberkörpers beeinflusst.

Rotkäppchen schrieb:Ok, aber das betrifft die Breite. Nach der Strahlensatzformel müsste man allerdings nach Objekten im Hintergrund (z.B. Bäumen) die Höhe bemessen. Ich frage mich, ob man RA hat über die Brücke laufen lassen und versucht hat, ein Video aus ähnlicher Position wie das von Abbys Handy aufgenommene aufzunehmen - ich könnte es mir sehr gut vorstellen und vermute es sogar.

Ich muss mich korrigieren und kann leider nicht mehr editieren. Natürlich hast du recht, dass man die Breite zugrunde legen kann, sorry. Allerdings verzerren Handykameras oftmals.

nskandal schrieb:Bevor der TV wirklich verurteilt wurde ist das klar schwierig, aber selbst FALLS RA entlastet werden kann (halte ich für unwahrscheinlich, Ockhams Rasiermesser) ist sein Ruf in den Fritten.

Halte ich eher auch für unwahrscheinlich.
Diesmal scheint alles zu passen, auch seine Statur passt.. rein "zufällig" mit dem Bildern des Mannes überein, der über die Brücke schritt.

Rotkäppchen schrieb:Daher denke ich, dass man aktuellere Erkenntnisse und somit gute Gründe dafür hat, hoffentlich.

Ja, das wäre eine Erklärung.

Rotkäppchen schrieb:Ich muss mich korrigieren und kann leider nicht mehr editieren. Natürlich hast du recht, dass man die Breite zugrunde legen kann, sorry. Allerdings verzerren Handykameras oftmals.

Das Handykameras verzerren können und es auch öfters tun, ist richtig. Allerdings reden wir hier von einem berechneten Größenunterschied BG - RA von 20+cm. Das ist schon ein bißchen arg viel für mögliche Kameraverzerrung. Zudem werden sich die Experten eines spezialisierten Spartensenders kaum die Blöße geben, dermaßen weit daneben zu liegen.

Ich denke auch eher, daß sie den Richtigen haben, aber wirklich überzeugend, was bisher nach draußen gesickert ist, ist das nicht. Vieles kann sein, muß aber nicht so sein. Das ist ein deutlicher Gegensatz zu dem anderen aktuell massiv verfolgten Fall in den USA, dem Vierfachmord in Idaho. Gegen den dort Verdächtigen BK liegen viele, gute und eindeutige Hinweise vor. Von der Messerscheide, über Handydaten, Müllentsorgung bis hin zum Auto.
Selbst da ist ein Unterschied zu sehen. In Idaho fährt der Verdächtige einen Wagen des gesuchten Typs, Richard Allens Ford Focus hat mit den von Zeugen gesehenen 2 möglichen Autotypen wenig bis gar keine Ähnlichkeit.

Rotkäppchen schrieb:Daher denke ich, dass man aktuellere Erkenntnisse und somit gute Gründe dafür hat, hoffentlich.

Bei solchen Vorführungen in den USA ist auch viel Show dabei (gerade wenn Fernsehsender anwesend sind), um zu zeigen, daß man den richtigen TV hat. Ob das jetzt stimmt oder nicht. Sowas kann aber auch nach hinten los gehen.

Sollte RA mal rein hypothetisch freigesprochen werden, könnt ihr euch vorstellen, was dann in Delphi los wäre? Der Typ ist doch schon weitgehend vorverurteilt. Bei all dem, was bislang in diesem Fall passiert bzw. nicht passiert ist, können sich die Behörden keinen Fehlschlag erlauben.

Höhenburg schrieb:und sie haben die Körpergröße von "Bridge Guy" auf rund 6 Fuß, was 1,83m entspricht, da es eine Schätzungsrechnung ist, sollte man sagen 1,80-1,85m, berechnet.
Richard Allen ist knapp 1,60m.

Das irritiert mich jetzt massiv - und zeigt, wie wichtig die Unschuldsvermutung ist…

1986born schrieb:Das irritiert mich jetzt massiv - und zeigt, wie wichtig die Unschuldsvermutung ist…

Soweit ich das richtig verstanden habe, ist das auch nur eine Schätzung des privaten Ermittlers, keine Analyse einer mit dem gesamten Fall vertrauten Fachperson, welche ein Gutachten verfasst.

eiieu schrieb:Soweit ich das richtig verstanden habe, ist das auch nur eine Schätzung des privaten Ermittlers, keine Analyse einer mit dem gesamten Fall vertrauten Fachperson, welche ein Gutachten verfasst.

Ah, in Ordnung - danke für die Information… :-)

Bin dann mal auf die Beurteilung des eigentlichen Gutachters gespannt…

1986born schrieb:Das irritiert mich jetzt massiv - und zeigt, wie wichtig die Unschuldsvermutung ist…

Sehr richtig. Gut, wir wissen nicht, wie genau und mit welcher Methode sie diese Berechnung anhand der Videos angestellt haben. Aber ein Spartensender kann sich kaum viele Riesenböcke seiner Experten erlauben.
Sollte sich diese Berechnung als zumindest weitgehend korrekt (also nicht mehr als 5-6cm Abweichung durch Bildqualität) herausstellen, wird es interessant. Dann kann Allen, trotz Ähnlichkeiten im Aussehen und der Bekleidung, nicht der "Bridge Guy" sein. Da steht ganz sicher eine Schlacht der Experten beider Seiten im Gerichtssaal an.

eiieu schrieb:Soweit ich das richtig verstanden habe, ist das auch nur eine Schätzung des privaten Ermittlers, keine Analyse einer mit dem gesamten Fall vertrauten Fachperson, welche ein Gutachten verfasst.

Ja, da muß man vorsichtig sein, was ich auch erwähnte. Aber Einerseits wird dieser Privatermittler, der als Experte zugeschaltet wurde, nicht allzu oft Böcke schießen können und zum Anderen ist der geschätzte Größenunterschied doch recht groß. 20+ Zentimeter ist schon eine Marke. Deswegen sagt ja auch dieser Privatermittler, er wird sehr gerne sich anschauen, was Anklage und Verteidigung als Größe von BG berechnet haben, eben weil er das seltsam findet.

Es wird schon Beweise geben.
Die Polizei hat ja auch Dinge aus dem Haus / Garten mitgenommen.
Zumal die bereits bemannten Tatsachen (Kugel am Tatort, RA zur Tatzeit am Tatort) recht vielversprechend sind.